Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-07-24 / 59. szám

Siebzehnter Jahrgang. —«88»-----­ÉS44. Pesth und Ofen, Mittwoch, 24 Suli. 59» DER SPIEGEL für Si s$ as ft, VlKDsrssz as aa b Mv ^ e. Redakteur: Sam. Nofenthal. Verleger: Fr. Wiesens SBitttoe und S. Nosenthal. D i e Taubstumme. (Fortsczung.) ähnliche Diskurse deS OheimS Giraud brachten vorübergehend ihrer ko­mischen Wirkung wegen den Herrn von ArciS seiner Gattin näher. Beide konnten fich nicht enthalten, über diese herzliche Gutmüthigkeit zu lä­cheln, die, obwohl in etwas rauher Form, doch achtungSwerth und be­sonders wohlthuend war, weil fie nach keiner Seite hin ein Uebel ge­wahren ließ. Aber das Uebel war da; alle Uebrigen von der Familie betrachteten mit Furcht und Neugier ein so seltenes Unglük. Wenn diese braven Leute angezogen kamen, so sezten sie sich vor Tisch im Kreise umher, raisonnirten und untersuchten mit Bliken voll Theilnahme, mach­ten bedenkliche Gesichter, berlethen sich leise um sich zu verständigen, waS sie laut sagen wollten, und machten dann oft die wichtigsten Bemerkungen über die un­bedeutendsten Dinge, um nicht ihre Hauptgedanken zu verrathen. Die Mutter saß mit ihrem Kinde an der Brust still unter ihnen, und wäre Raphael von der Familie gewesen, so hätte er sein Modell zu der Madonna della sedia in ihr sehen können. DaS kleine Mädchen wurde groß; die Natur erfüllte mit Trauer, aber getreulich ihre Aufgabe. Camilla hatte nur die Augen zum Dienste ihres GeisteS; ihre ersten Geberden wa­ren, wie ihre ersten Blike, nach dem Lichte gerichtet. Der schwächste Sonnenstrahl veranlaßte sie zu Freudenäußerungen. Als sie anfing zu laufen, untersuchte und berührte sie aus sehr bemerkbarer Neugier alle Gegenstände, die sie umgaben, jedoch mit einer auS Furcht und Ver­gnügen gemischten Empfindsamkeit, welche die Lebhaftigkeit deS Kindes, doch auch schon die Schamhaftigkeit der Frau auSdrükte. Eie wollte auf Alles, waS ihr neu schien, zulaufen, um es zu ergreifen und fich seiner zu bemächtigen, allein auf halbem Wege hielt sie still und sah ihre Mutter an, gleichsam um ihren Rath zu erbitten. Frau von ArciS verließ ihre Toch­ter nicht; sie beobachtete mit Angst die geringsten Handlungen, die unbedeutendsten Lebenszei­chen CamillenS. Wie groß wäre ihre Freude gewesen, wenn sie hätte ahnen können, daß bald der Abbe de l'Epee kommen würde, um daS Licht in die dunkle Region zu tragen! Allein sie konnte eS nicht, und verharrte machtlos gegen ein Uebel deS Zufalls, das der Muth und die Frömmigkeit eines Menschen zerstören sollte. Als die kleinen Gespielinen CamillenS, Kinder auS der Nachbarschaft, in daS Alter kamen, um den ersten Unterricht einer Lehrerin zu empfangen, äußerte das arme Kind eine entschiedene Traurigkeit, daß man sie nicht be­handle wie die andern. Bei einem Nachbar lehrte eine alte Engländerin mit großer Mühe ein Kind buchstabiren und behandelte eS streng. Camilla wohnte dem Unterricht bei, betrach­tete staunend ihre kleine Kameradin, folgte mit den Augen ihren Anstrengungen und suchte ihr so zu sagen beizustehen: fie weinte mit ihr, wenn dieselbe geschmält worden war. Sie beob­achtete die äußeren Erscheinungen der Dinge und erinnerte sich ihrer wie andere Kinder. Wenn sie diese aber mit dem Finger auf dieselben Gegenstände deuten sah und bemerkte, wie fie da­bei unter sich ihre Lippen bewegten, waS ihr unbegreiflich war, dann hatte sie Kummer. Sie zog fich in eine Ecke zurük und zeichnete fast maschinenartig im Sande mit einem Steine oder Hölzchen irgend einen großen Buchstaben, den sie von Andern gesehen hatte und den sie auf­

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