Neue Zeitung, 2002 (46. évfolyam, 1-52. szám)
2002-01-04 / 1. szám
Neue Zeitung UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 46. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 56 Ft Budapest, 4. Jänner 2002 Wünsche statt Wunschträume Schnell ist das Jahr 2001 vergangen, und wir haben uns langsam daran gewöhnt, daß wir im 21. Jahrhundert leben. Der Jahresanfang verpflichtet uns, Bilanz zu ziehen und uns auf die bevorstehenden wichtigsten Aufgaben und Ereignisse des neuen Jahres vorzubereiten. Wir haben ein Jahr mit vielen Widersprüchen hinter uns gelassen. Vor allem für das Schulwesen konnten wichtige Zeichen gesetzt werden. Nicht nur die Ergebnisse sind dabei von Bedeutung, sondern auch der Weg, der zu diesen Ergebnissen geführt hat. Bei der Vorbereitung der neuen Rahmenlehrpläne, während der Erstellung der Lehrerhandreichung „Geschichte und Gegenwart, Brauchtum und Sprache“, beim Werkstattgespräch über ein neues Lehrbuch zur Geschichte der Ungamdeutschen wurde erneut unter Beweis gestellt, daß wir viele ausgezeichnete Fachleute haben, die fähig und bereit sind, sich für die Erneuerung und qualitative Verbesserung des Nationalitätenunterrichts einzusetzen. Ihnen und durch sie allen unseren engagierten Pädagogen muß ein besonderes Dankeschön für ihre Arbeit ausgesprochen werden. Gute Entwicklungen konnten auch in der Kulturarbeit verbucht werden. Zum ungamdeutschen Kindertanzfestival haben sich dreimal soviel Gruppen gemeldet als zwei Jahre zuvor. Die Programme des Budapester Hauses der Ungamdeutschen haben gezeigt, daß es ein Interesse an jgamdeutscher Literatur und biljnder Kunst gibt. Die Veranstaltunen des Landesrates Ungamdeut;her Chöre, Kapellen und Tanzoippen konnten eine beachtenswer-Qualitätssteigerung aufweisen. Durch Fortbildungsangebote, Inirmationsveranstaltungen und Hűin des deutschen Innenministeriums it die LdU einen Beitrag dazu leien können, daß in Altentagesstätn, Altenheimen und Krankenhäu;m eine bessere Versorgung angeoten wird. Nicht verbessert werden konnten ie rechtlichen und finanziellen Rahtenbedingungen unserer Arbeit. Das dinderheitengesetz und das Wahlge:etz ist trotz unseres Drängens, trotz rnserer Vorschläge nicht geändert worden. So bleibt unsere Kulturautonomie, die Aufrechterhaltung eigener Bildungs- und Kultureinrichtungen, weiterhin ein Wunschtraum. Schritte, die wir in diese Richtung unternommen haben und auch 2002 unternehmen werden - z. B. die Errichtung eines Schülerheims in Fünfkirchen - sind dennoch nötig. Sie sind wichtig für unsere gesicherte Zukunft in diesem Lande. Sie sind Lebenszeichen von uns. Sie appellieren an das Gewissen der politischen Entscheidungsträger. Es sind kleine Schritte - und wir wünschen uns ein schnelleres Vorankommen. Aber es ist kein Stillstand! Das Jahr 2002 wird ein wichtiges Jahr werden und innenpolitisch im Zeichen der Wahlen stehen. Wir wählen ein neues Parlament, neue Bürgermeister und kommunale Selbstverwaltungen. Und nicht zuletzt wählen wir unsere eigenen Vertreter. Jeder Ungamdeutsche trägt dabei eine Verantwortung! Ein jeder ist dafür mitverantwortlich, daß Abgeordnete ins Parlament kommen, die - wenn wir uns schon unsere eigenen Parlamentarier nicht wählen dürfen - bereit sind, auch unsere Interessen als Nationalität zu verstehen und zu vertreten. Daß in den kommunalen Parlamenten auch wir mitbestimmen können. Und jeder Ungamdeutsche ist — mehr als vor acht oder vor vier Jahren - dafür verantwortlich, daß in unsere Selbstverwaltungen unsere Leute gewählt werden! Die Landesselbstverwaltung der Ungamdeutschen wird dafür ihr Bestes tun. Wir werden die Minderheitenselbstverwaltungen und Vereine mit Informationsmaterialien versorgen, ihnen Fortbildungen anbieten und dabei auch die modemen Möglichkeiten des Internet nutzen. Unsere Vollversammlung hat sich mit einer Empfehlung an die örtlichen Minderheitenselbstverwaltungen und an die ungamdeutschen Vereine gewandt (die ungarische Version können Sie in der Beilage „Budapesti Hírlevél“ lesen). Wir haben unsere Erwartungen vom neuen Parlament und von der neuen Regierang in einem Programm formuliert: Das in sechs Punkten zusammengefaßte Programm fordert die Schaffung einer wahren Kulturautonomie, die Entwicklung des Unterrichtswesens in Richtung Zweisprachigkeit und muttersprachlichen Unterricht, die Lösung unserer Parlamentsvertretung, eine unserem gesellschaftlichen Gewicht entsprechende Behandlung auf allen Verwaltungsebenen, die Stärkung der Kompetenzen des Minderheitenombudsmanns und eine angemessene Präsenz in den öffentlich-rechtlichen Medien. Unsere Erfahrungen der letzten Jahre, aber auch unsere Überzeugung berechtigen uns zu der Feststellung, daß die Zeit reif, ja überreif ist, um die Politik bezüglich der Minderheiten neu zu formulieren. Die Kluft zwischen der Behandlung und Förderung der einheimischen Nationalitäten und der ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern ist in den vergangenen Jahren immer breiter geworden. Wir halten es für legitim, wenn sich das Mutterland um seine Minderheiten kümmert. Aber wir haben genauso ein Recht darauf, daß wir von unserem Heimatland ernst genommen werden. Ernster als bisher! Das wünschen, hoffen und erwarten wir vom neuen Jahr. Und dafür werden wir uns nach wie vor einsetzen. „Wünschen ist ein Anzeichen von Genesung oder Besserung“, schreibt Friedrich Nietsche. In diesem Sinne wünsche ich allen Ungarndeutschen und unseren Freunden in Ungarn und in aller Welt ein gutes Jahr 2002! Otto Heinek Vorsitzender der Landes Selbstverwaltung der Ungamdeutschen Parlamentsförderung für Zivilvereine Auf der letzten Plenarsitzung des Parlamentes am 18. Dezember wurde über den Vorschlag des Ausschusses für Menschenrechte, Minderheiten- und Kirchenfragen zur Förderung der Zivilvereine und -Organisationen der Volksgruppen abgestimmt. Die Vorlage zur Deckung der Betriebskosten wurde mit 325 Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen angenommen. Gegenstimmen gab es keine. Es ging um die Verteilung von insgesamt 110 Mio. Ft. Die Zahl der geförderten ungamdeutschen Anträge liegt bei 62. Der Höchstsatz von 3,5 Mio Ft. wurde dem Landesrat der Ungamdeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen gebilligt. Die Gemeinschaft Junger Ungamdeutscher (GJU) erhielt 2,1 Mio. Ft. Der Lenau-Verein und der Verband Ungarndeutscher Künstler und Autoren (VUdAK) bekommen je 1,1 Million. Dem Blaskapellenverein von Moor steht eine Million Ft ins Haus. Die weiteren Förderbeträge liegen zwischen 150.000 und 700.000 Ft. Das Sankt Gerhards-Werk Ungarn wurde mit 400.000 Ft bedacht. Die Summen werden vom Finanzministerium bis zum 31. März 2002 überwiesen. Der Landesrat der Chöre bekommt den Betrag in zwei Raten. Eine Summe unter drei Millionen Ft wird auf einmal überwiesen. Die Verwendung des Geldes muß bis zum 31. Januar 2003 nachgewiesen werden. Lukács Aus dem Inhalt Mit den Beilagen Ungamdeutsche Christliche Nachrichten und Ofen-Pesther Nachrichten/Budapesti Hírlevél Bisher keine minderheitenbezogenen Ergebnisse der Volkszählung Elf Prozent der Erhebungsdaten der diesjährigen Volkszählung mit dem Stand 1. Februar wurden bereits im Statistischen Zentralamt (KSH) bearbeitet. Die Schnelligkeit bezieht sich allerdings keineswegs auf Daten der ungarländischen Minderheiten. Minderheitenbezogene Ergebnisse werden erst etwa Ende 2002 bzw. Anfang 2003 präsentiert.“ Seite 2 Novellierungsanträge zu spät eingereicht? Auf die Anfrage von NZ, warum die zwei Anträge auf Novellierung des Minderheitengesetzes und der Regeln zur Wahl der Selbstverwaltungen der Minderheiten nicht auf die Tagesordnung gesetzt wurde, erklärte Parlamentspräsident János Ader wortwörtlich: „Die Anträge wurden Mitte Dezember eingereicht. Es wurde auch nicht um ein Dringlichkeitsverfahren gebeten. Deswegen konnten sie nicht behandelt werden.“ Seite 2 Fünfkirchen fordert Minderheiten Mit insgesamt 18 Millionen Forint unterstützt Fünfkirchen die in der Stadt tätigen Minderheitenselbstverwaltungen. Die Fördersumme für die Deutsche Selbstverwaltung wird 3,4 Millionen Forint betragen, erfuhr NZ von Adam Kaltenbach, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums, der die Urkunde deutscherseits Unterzeichnete. Diese Summe ist um 300 000 Forint größer als im vergangenen Jahr. Seite 3 Márton Kalász: Dezimierungszettel (2. Fortsetzung) Seite 5 Ausschreibung des Ministeriums des Nationalen Kulturerbes Seite 16 770415 304345 02001