Neuer Weg, 1971. április (23. évfolyam, 6811-6836. szám)
1971-04-08 / 6817. szám
Die Zeitung erscheint täglich' (ausser Montag). Abonnements I einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 96 Lei, — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zeitungsverteilern entgegengenommen 23. Jahrgang j Nr. 6817, Tagung des Ar ader Kreisrates der Werktätigen deutscher Nationalität Durch gemeinsame Arbeit zu grösseren Leistungen Aktive Teilnahme der deutschen Bevölkerung am gesamten sozial-kulturellen Leben des Kreises / Deutschunterricht mehr beachten Von unserem Korrespondenten Martin Schmidt Arad. — In Anwesenheit von Genossen ANDREI CERVENCOVICI, Mitglied des ZK der RKP. Erster Sekretär des Kreisparteikomitecs und Vorsitzender des Kreisvolksrates Arad, fand Dienstag nachmittag die Plenartagung des Kreisrates der Werktätigen deutscher Nationalität statt. Auf dem Plenum kamen eine Reihe von spezifischen Kragen der deutschen Bevölkerung dieses Gebiets zur Sprache, wobei auch auf den wertvollen Beitrag der deutschen Bevölkerung zur Erfüllung der grossen Aufgaben im vergangenen Fünfjahrplan hingewiesen wurde. Sowohl im Bericht des Büros des Kreisrates als auch in den Diskussionen der Kreisratsmitglieder wurde unterstrichen, dass die deutsche Bevölkerung aktiv am sozialistischen Aufbau und am sozial-kulturellen Leben des Kreises Arad teilnehmen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat die Kulturtätigkeit in deutscher Sprache in den letzten Monaten einen grossen Aufschwung genommen. Es gibt heute im Kreis kaum eine Ortschaft oder ein Dorf mit deutscher Bevölkerung ohne eine oder mehrere deutsche Kulturformationen. Unter anderem sind im Kreis Arad 20 Theatergruppen, vier Chöre, acht Blaskapellen und drei Singgruppen tätig, die Programme (Fortsetzung auf Seite 6) Rumänische Chemie stellt in Tokio aus Grosse Messebeteiligung in diesem Jahr Bukarest. — Die rumänische Chemieindustrie wird sich an der in Kürze veranstalteten bekannten Internationalen Messe van Tokio beteiligen. Damit wird dieser Industriezweig seine in nächster Zeit grosse Beteiligung bei Ausstellungen im Ausland weiter fortsetzen. Allein in diesem Jahr wurden Erzeugnisse unserer Chemieindustrie an den internationalen Messen von Tripolis, Kairo und Leipzig gezeigt. Ausser Tokio will sich die rumänische Chemie in den nächsten drei Monaten auch an den Messen und Ausstellungen von Mailand. Barcelona. Budapest und Poznan beteiligen. Die Aussenhandelsunternehmen „Chimimport“, „Imeco“, Fibrex“, „Danubiana“, Azoexport“, „Cölor“, ..Romchim“ werden hier vor allem Kunstdünger, Insektizide und Biostimulantien, Polymere und Hilfsstoffe sowie Gegenstände aus Plast. Autoreifen, Kunstfasern und -game, Medikamente, Farbstoffe, Farben und Lacke. Kautschuk und Chemieanlagen ausstellen. Igor Strawinski gestorben New York. — Am 6. April schied der weltberühmte Komponist Igor Strawinski im Alter von 80 Jahren in einer New- Yorker Klinik infolge einer Herzattacke aus dem Leben. Strawinski, 1882 bei Petersburg (heute Leningrad) geboren, lebte seit 1914 in der französischen Schweiz, übersiedelte 1920 nach Paris und 1939 in die USA, Strawinski, der bei Rimski-Korssakow Komposition studierte, gilt als einer der bedeutendsten Musiker der ersten Hälfte. des 20. Jahrhunderts, der die wuchtigsten Entwicklungsetappen der Musik in diesem Jahrhundert nicht nur mitgemacht, sondern auch wesentlich mitbestimmt hat. Seine Entwicklung reicht von den noch unter dem Ejnfluss seines Lehrers stehenden Anfängen über eine expressionistische Etappe („Le sacre du printemps“, (1913) zu der als neoklassizistisch bezeichneten Periode („Apollon musagéte“, 1928) und endet mit Werken, die Mittel der reihentechnischen Komposition genial verwenden. Tagesspiegel „Tag der Gesundheit“ Bukarest. — Im ganzen Land ist gestern der „Tag der Gesundheit“ begangen worden, der in Rumänien mit dem „Welttag der Gesundheit“ zusammenfällt. In einem Interview aus diesem Anlass erklärte Gesundheitsminister Dr. Dan Enächescu, dass zwischen 1966 und 1970 der Wert der ärztlichen Fürsorge je Einwohner von 265 auf 347 Lei angestiegen ist. Während 1966 dafür im Gesamtmassstab 5,07 Milliarden Lei aufgewendet wurden, waren es 1970 bereits 7 Milliarden Lei. Argentinien wertet ab Buenos Aires. - Die argentinische Regierung hat eine neue Abwertung der Landeswährung bekanntgegeben. Laut neuem Kurs hat nun der argentinische Peso einen 4,04-Wert zum Dollar. Diese Massnahme wurde, laut Regierungsbekanntgabe, vor allem darum getroffen, um eine massive Abwertung wie die im Juni 1970 (14,3 Prozent) zu vermeiden. Revolte im Gefängnis New York. — In einem New-Yorker Gefängnis haben Häftlinge zwei Stockwerke in ihre Gewalt gebracht. Fünf Personen, darunter ein Wärter, wurden gezwungen, sich in einer Zelle einzuschliessen. Die Gefängnisleitung hat starke Polizeieinheiten angefordert. Jeder zweite nimmt Drogen Frankfurt. — Etwa die Hälfte aller Abiturienten in der Bundesrepublik Deutschland verfügt über Drogenerfahrungen. Mehrere Untersuchungen in Bonn. Kiel und Frankfurt hätten dies eindeutig ergeben, berichtete der Leiter der „Arbeitsgemeinschaft für Drogenprobleme“. Dr. Peter Schönhöfer. Der Rauschgift-Experte wandte sich allerdings gegen die Behauptung. etwa 30 Prozent stiegen mit der Zeit auf „härtere Drogen“ um. „Nur vier Prozent greifen zu Opiaten.“ Bombe für Peggy March München. — Die in München lebende amerikanische Schlagersängerin Peggy March erhielt per Post, ein Sprengstoffpaket. Es wurde von der Sängerin, der die Drähte der Verpackung verdächtig vorkamen, der Polizei übergeben und von Sprengstoffspezialisten untersucht. Das Paket. dessen Absender von der Polizei bisher nicht festg estelit werden konnte. war der Schlagersängerin gegen Mittag in ihrer Wohnung im Münchner Künstlerviertel Schwabing zugestellt worden. Als Inhalt des Päfcchens fand man eine schwarzpulverähnliche Masse. Nepela und Schuba nach Japan Prag. — Der tschechoslowakische Weltmeister im Eiskunstläufen Ondrej Nepela wird sich in Tokio für die Olympischen Spiele von Sapporo vorbereiten. Zusammen mit ihm ist auch die österreichische Weltmeisterin Beatrix Schuba nach Japan äbgereist. Wie wird das Wetter? Die letzten 48 Stunden: in den meisten Teilen des Landes -wechselhaftes und feuchtes Wetter. Regenschauer und Gewitter in der Dobrudscha und in der Moldau. Massige, dann auffrischende Winde aus Richtung Ost. Nächtliche Tiefstwerte zwischen null Grad (Miercurea Ciuc) und io Grad (Berzasca). Tageswerte zwischen 7 Grad (Mangalia) und 15 Grad (Bistritz). Mittagstemperaturen in Bukarest bei 9 Grad. Weiterentwicklung : Nach einer vorübergehenden Aufheiterung wieder überwiegend bewölkt und feucht. Anfangs in der Maramureş und in der Nordmoldau örtliche Regenfäile und Gewitterbildungen, dann auch im Westen des Landes. Schwache bis massige Winde. Nächtliche Tiefstwerte zwischen l und 11 Grad, Tageswerte 10 bis 20 Grad. Gebirge : Wechselhaftes Wetter bei überwiegend bewölktem Himmel. Schwache Regenfälle. Die Schneedecke : Omul — 82 cm, Scmenik — 19, Ţarcu — 49, Sinaia — 38, Rarău — 38. l*"*— i"VMlSV"V032Onfligl N euer Wen Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien Bukarest, Donnerstag, 8. April 1971 a! s Proletarier alter Ländervereinigt Redaktion und Verwaltung î Bukarest, Piaţa Scînteii, Telefon : 17 60 10, 17 60 29 (Zentrale), 18 12 17 (Redaktion), 18 16 9J (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen in Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Anlässlich der Teilnahme am XXIV, Parteitag der KPdSU RKP-Delegation besucht Aserbaidshanische SSR Moskau. — Die Delegation der Rumänischen Kommunistischen Partei unter Leitung von Genossen Nicolae Ceauşescu, Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei, die am XXIV. Parteitag der KPdSU teilnimmt, traf Diens-tag náchmittag zu einem Besuch in der Aserbaidshanischen SSR ein. Die Delegation wird begleitet von G. Alijevv, Erster Sekretär des ZK der KP Aserbaidshans, M. A. Lessetsehko, Mitglied des ZK der KPdSU, Stellvertretender Vorsitzender des Mi-nisteraUes. der -UdSSR, W. M. Buschujew, Abteilungsleiter beim ZK der KPdSU, und W. I. Drosdenko, Botschafter der UdSSR in Rumänien. Auf dem Flughafen in Baku, der Hauptstadt der Aserbaidshanischen SSR, wurden die Sendboten des rumänischen Volkes, mit Genossen Nicolae Ceauşescu an der Spitze, empfangen von : G. Ibragimow, G. Seidow, D. Gulijew, Sekretäre des ZK der KP Aserbaidshans, S. Raschidsade, Erster Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates der- Aserbai-dshanischen SSR, von anderen stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates, Ministern und Vertretern der gesellschaftlichen Organisationen. Eine Gruppe Pioniere überreichte Genossen Nicolae Ceauşescu und den Delegationsmitgliedern Blumen. An der ganzen Trasse vom Flughafen bis in die Stadt grüssten zahlreiche Einwohner herzlich die Vertreter des rumänischen Volkes mit Genossen Nicolae Ceauşescu an der Spitze. Am selben Tag hatte die Delegation der Rumänischen Kommunistischen Partei beim Sitz des ZK der KP Aserbaidshans eine Zusammenkunft, an der Genosse G. Alijew, Erster Sekretär des ZK der KP Aserbaidshans, Sekretäre des Zentralkomitees sowie Mitglieder der Regierung dieser Republik teilnahmen. Genosse G. Alijew sprach kurz über die Geschichte des aserbaidshanischen Volkes, über die Erfolge dieser Republik auf ökonomischem, sozialem und kulturellem Gebiet sowie über die Entschlossenheit der Werktätigen, das Programm zu verwirkli-. ehen, das vom XXIV. Parteitag der KPdSU gebilligt werden wird. Genosse Nicolae Ceauşescu Informierte die Gastgeber über die Leistungen der Werktätigen unseres Landes bei der Entwicklung der Wirtschaft, dei> Kultur und Wissenschaft sowie bei der Hebung des Lebensstandes, über die schwungvolle Arbeit des ganzen Volkes für die Erfüllung der vom X. Parteitag der Rumänischen Kommunistischen Partei gewiesenen Aufgaben. Die Gäste wurden dann eingeladen, die Stadt zu besichtigen. Der Eingang in den Kirow-Park, die grösste Anhöhe ln der aserbaidshanischen Hauptstadt, war märchenhaft beleuchtet und von den Flaggen Rumäniens sowie der Aserbaidshanischen SSR beherrscht. In rumänischer und aserbaidshanischer Sprache stand zu lesen : „Willkommen, liebe Gäste“. Genosse Nicolae Ceauşescu und die Delegationsmitglieder bewunderten von diesem Hügel aus das Panorama der Stadt. Danach fuhr die Wagenkolonne durch mehrere Magistralen der Stadt. Der Besuch der Delegation der Rumänischen Kommunistischen Partei in der Aserbaidshanischen SSR dauert an. Psycholinguistik-Labor an der Universität Bukarest Bukarest. ■—■ An der Bukarester Universität ist vor kurzem ein Laboratorium für psycholinguistische Forschungen eingerichtet worden. Es handelt sich dabei um die zweite Einrichtung dieser Art in Europa. Das Labor ist Mit einer Reihe von Originalapparaten eingerichtet, von denen zwei von Prof. Dr. habil. Tatiana Slama-Cazacu entwickelte elektronische Geräte eben patentiert werden sollen. Das Forschungskollektiv, das sich vor allem aus jungen Forschem zusammensetzt, steht unter der Leitung von Prof. Slama-Cazacu, die die ersten Forschungsergebnisse bereits in nächster Zeit auf einem Psycholinguistik-Kolloquium in Paris vorlegen will. Weitere Forschungsergebnisse des Laboratoriums sollen auch auf dem Internationalen Kongress für angewandte Psycholinguistik in Lüttich (Belgien) vorgelegt werden. Prof. Tatiana Slama-Cazacu wurde eingeladen, beide Veranstaltungen zu organisieren und zu präsidieren. Der Vorsitzende des Ministerrates, Ion Gheorghe Maurer, empfing den Minister für Landwirtschaft und Agrarreform Marokkos Der Vorsitzende des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Ion Gheorghe Maurer, empfing Dienstag mittag den Minister für Landwirtschaft und Agrarreform Marokkos, Achmed Lasky. Am Empfang, der in einer herzlichen, freundschaftlichen Atmosphäre verlief, nahmen Angelo Miculescu, Minister- Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie, Forstwesen und Wasserwirtschaft, sowie die Sachverständigen teil,- die den marokkanischen Minister bei seinem Besuch in unserem Land begleiten. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer Erörterung von Fragen des Ausbaus der Beziehungen zwischen Rumänien und Marokko, der Zusammenarbeit und Kooperation beider Länder in der Landwirtschaft sowie auf anderen ökonomischen Getíieten. den Gouverneur der Bank von Finnland Der Vorsitzende des Ministerrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Ion Gheorghe Maurer, empfing Dienstag nachmittag den Gouverneur der Bank von Finnland, Mauno Koivisto, der unserem Land einen Besuch abstattet. Der Zusammenkunft, die in herzlicher, freundschaftlicher Atmosphäre vor sich ging, wohnte Akad. Vasile Malinschi, Gouverneur der Nationalbank der Sozialistischen Republik Rumänien, bei. Ein Sieg der Hermannstädter Metallarbeiter ^ Erinnerungen von Desiderius Lindner, 1 ehemaliges Leitungsmitglied des Hermannstädter Gewerkschaftsverbandes der Eisen- und Metallarbeiter Die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der dreissiger Jahre und die damit im Zusammenhang stehenden Tendenzen zu einer strafferen Organisation der Arbeiter unseres Landes veranlasste auch uns Hermannstädter Werktätige, kampffähigere Gewerkschaftsverbände zu gründen. So entstand in Hermannstadt, unabhängig von den bereits vorhandenen sozialdemokratischen Berufsvertretungen, eine Gewerkschaftsorganisation, die unmittelbar von der damals illegalen Rumänischen Kommunistischen Partei angeleitet wurde. Dadurch erhielt unsere Gewerkschaft einen betont politischen Charakter. Erst als 1936 durch eine starke Verhaftungswelle dem Hermannstädter Gewerkschaftsverband der Eisen- und Metallarbeiter die Auflösung drohte, sahen wir uns gezwungen, den Anschluss an die sozial-demokratischen Berufsvertretungen zu verlangen. Trotz aller Verfolgungen ist es uns aber gelungen, nicht nur in die Leitungsorgane unserer Gewerkschaften, sondern auch in die der Textil-, Leder- und Holzarbeiter Kommunisten hineinzubringen. Dadurch wurde der Einfluss der Partei in der Ausrichtung und Tätigkeit dieser Gewerkschaftsverbände gesichert. Wie wichtig dies für unsere gesamte weitere Tätigkeit war,' zeigte sich bereits , ini Herbst desselben Jahres, als sich die ersten Anzeichen einer neuen allgemeinen Wirtschaftskrise bemerkbar machten. Die Hermannstädter Maschinenbaufirma „Rieger“, schon zu jener Zeit einer der grössten metallverarbeitenden Betriebe Hermannstadts, arbeitete im Herbst 1936 fast ausschliesslich für die Generaldirektion der Rumänischen Eisenbahngesellschaft. Als die Wirtschaftskrise hereinbrach, zog die Generaldirektion der Eisenbahngesellschaft kurzerhand ihre Aufträge bei Rieger zurück. Richard Rieger entliess daraufhin zwei Drittel seiner Belegschaft. Unsere Gewerkschaft widersetzte sich dieser Entlassung mit aller Entschlossenheit. Wir stellten sofort ein Kampfprogramm auf und forderten nicht nur die sofortige Wiedereinstellüng sämtlicher entlassenen Arbeiter, sondern auch die Fortsetzung der Produktion, und zwar unter besseren Arbeitsbedingungen. Auf unseren Aufruf hin besetzten alle Arbeiter, einschliesslich der entlassenen, die Werkstätten und traten gleichzeitig in Streik. Unter dem Druck der Massen sah sich die Betriebsleitung gezwungen, Mit den Streikenden Verhandlungen aufzunehmen. Die Gewerkschaftsvertretung legte die Forderungen vor. Eingeschüchtert durch die Entschlossenheit der Arbeiter gab Rieger nach. Und da die Firma seitens des Staates eine Bestellung für Landwirtschaftsmaschinen erhalten hatte, konnte die Arbeit wiederaufgenommen werden, ja sogar die Löhne wurden um 15 Prozent aufgebessert. Dieser Erfolg unserer Gewerkschaft dauerte allerdings nur vier Monate an. Im April 1937 kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Belegschaft und Betriebsleitung. Diesmal war es der Generalverband der Industriellen, der im Auftrag der Regierung über die Hermannstädter Präfektur der Rieger-Belegschaft bekanntgeben liess, dass die Herstellung der Landwirtschaftsmaschinen in Hermannstadt eingestellt sei und Rieger seine Tore schliessen werde. Das hiess mit anderen Worten die fristlose Entlassung der gesamten Belegschaft. Doch auch diesmal rief die Gewerkschaft der Eisenund Metallarbeiter, unter Anleitung der Rumänischen Kommunistischen Partei, zum Streik auf. Hunderte Werktätige stürmten die geschlossenen Tore, besetzten die Werkstätten und liessen zum Zeichen des Protestes sämtliche Maschinen leer laufen. Uber den Dächern der Altstadt erklang an diesem Morgen zum Zeichen des ausgebrochenen Streikes Sirenengeheul. In der Dreherei des Betriebes trat der Gewerkschaftsausschuss zu einer Beratung zusammen. Ein neuer Aktionsplan wurde festgelegt, mit dem Ziel, die Regierung mit allen Mitteln zu zwingen, ihre Aufträge bei Rieger aufrechtzuerhalten. Die Generalversammlung der Rieger- Belegschaft beschloss, einen Protestmarsch durch Hermannstadt zu veranstalten. Weder Polizei noch das verstärkte Militäraufgebot konnten die Hermannstädter Metallarbeiter daran hindern, durch die Stadt zu demonstrieren. Dem Protestmarsch, dessen Ziel der Wohnsitz des damaligen Präfekten Reg- , Man war, schlossen sich Hunderte von Arbeitern aus nahezu allen Hermannstädter Unternehmen an. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Industriellen wurden in der Wohnung des Präfekten geführt, während draussen mehrere hundert Arbeiter auf das Ergebnis der Verhandlungen warteten. Die telefonisch von den Hermannstädter Ereignissen informierte Regierung gab nach. Die Arbeit konnte wieder aufgenommen werden. Die von uns gestellten Bedingungen wurden diesmal schriftlich festgelegt, und zwar in einem ersten Vertrag zwischen Betriebsleitung und Belegschaft, der als Vorgänger der zwei Jahre später allgemein eingeführten Kollektiv vertrage betrachtet werden kann. J ahre, RKP Einzelpreis 30 Bani Hersteller und Auftraggeber Ing. Wilhelm Lutsch, stellvertretender Vorsitzender des Kronstädter Kreisvolksrates: Neue Kooperationsform zwischen Lokalund Landesindustrie Der eine möchte ein Fahrrad mit einer Lenkstange, deren Form von der üblichen abweicht; der andere träumt von einem Dreigangrad, mit dem man müheloser steile Bergwege nehmen kann ; der dritte hingegen sähe sich, obwohl kein Sportler, aus gewissen Gründen gerne im Besitze eines schnittigen Rennrades. „Käuferwünsche sind eben verschieden, es fragt sich nur, ob sie alle erfüllt werden können. Unsere einschlägige Fabrik in Zärneşti ist ja bekanntlich auf Grossserienproduktion eingestellt und folglich ausserstande, Sonderwünsche kleiner Käufergruppen oder sogar einzelner Käufer zu berücksichtigen. Einspringen müsste hier die Lokalindustrie in dem Sinne, dass sie in Klein- und Kleinstserien Jene Artikel auf den Markt bringt, welche die Landesindustrie aus bestimmten Gründen nicht fertigen kann.“ Der dies sagt, ist Ing. Wilhelm Lutsch, stellvertretender Vorsitzender des Kron,städter Kreisvolksrates. Er will in sei-; nem Tätigkeitsbereich ein Anliegen verwirklichen. helfen, das in letzter Zeit höchste Aktualität erlangt hat: Differenzierung des Angebots an Konsumgütem.' Über das Wie hat man sich schon ausführlich beraten und die ersten Zielsetzungen erarbeitet. Um beim erwähnten Beispiel zu bleiben: Man beabsichtigt,’ zu erschwinglichen Preisen verschiedene Fahrradtypen in kleiner Stückzahl her-; auszubringen. Ein anderes Vorhaben : Man will ednen Transportroller mit Kasten« aufbau (Nutzlast bis zu 200 Kilogramm) in Fertigung nehmen, der auf kurzen Transportştrecken, beste Dienste leistet,' Der Prototyp ist bereits fertig. Man will, man möchte... Warum diese imgewissen Zeitformen ? Dazu Ing.’ Lutsch : „Die Realisierung unserer Vorhaben hängt nicht nur von uns, also von der Lokalindustrie, ab. Um die Sache ins Rollen zu bringen, müsste vor allem die Kooperation der Lokalindustrie-Landesjndustrie auf eine neue Grundlage gestellt sie müsste, mit einem Wort, den herkömmlichen Rahmen sprengen und erweitert werden.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Kronstädter Kreisvolksrates entwickelt Gedanken, die zumindest als interessant bezeichnet werden können. Die Rolle der Lokalindustrie, was die Zusammenarbeit mit Betrieben der Landesindustrie betrifft, beschränkt sich darauf, ihre Part-; ner mit verschiedenen Erzeugnissen — Halbfabrikaten oder Finalprodukten. — zu beliefern. Die Kronstädter Einheiten der Lokalindustrie beispielsweise erfüllen für die Lokalindustrie jährlich Aufträge im Werte von Dutzenden Millió-;, nen Lei. So werden seit Jahren Sitzbänke für Last- und Personenkraftwagen gefertigt. Sogar an der Innenausstattung der Führerkabinen für Laster ist man beteiligt. Gegenwärtig bemüht sich die Lokalindustrie um Aufträge für die Herstellung gewisser Bestandteile, die beim Bau des neuen LKWs mit Dieselmotor (seine Serienfertigung wird gegenwärtig vorbereitet) benötigt werden. Mit einem Wort: Die Landesindustrie ist der Auftraggeber und die Lokaliridustrie der Hersteller. Ing. Wilhelm Lutsch schlägt nun eine neue Art der Kooperation vor, u. zw. soll auch der Lokalindustrie die Möglichkeit geboten werden, unter gewissen Umständen in den Rang eines Auftraggebers aufzurücken. Auf Grund der neuen Kooperationsbeziehungen wäre die Lokalindustrie in der Lage, einen substantiellen Beitrag zur Erweiterung des Konsumgüterangebots zu leisten. In den gut ausgerüsteten und zum Teil mit hervorragenden Fachleuten besetzten, aber relativ kleinen Werkstätten können selbstverständlich nicht sämtliche Bestandteile für den geplanten Transportroller gefertigt werden. Man braucht hierfür die Kooperationshilfe eines spezialisierten Betriebes. Konkret: Ein Vorschlag beispielsweise zielt darauf ab. vom betreffenden Betrieb den Motor vom „Mobra“ -Roller und andere Be(Fortsetzung auf Seite 5)