Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)

1877-09-12 / nr. 111

Wjin­ noch« REISEN FE­EEE SE iztrerraeez rt 5 aufehren, was zur beitragen wird. .. CSS ET der Ruhe sicher noch mehr „Solltet!Ihr aber dieser Aufforderung nicht nachkommen, so würdet Ihr die Aufmerksamkeit der Regierung auf Euch renten, die in diesem Falle ihre Pflicht thun m wird. Canea, 9./21. August 1877. Der General-Gouverneur von Kreta (a) Samih" Die in Alima versammelten Kretenser empfingen den Ueberbringer des Schreibens mit aller Auszeichnung und traten­ die Führer derselben sogleich zu einer Berathung zu­­sammen. Es heißt, daß Bell­o­f Effendi im Falle eines Entgegenkommens der Kretenser den Auftrag hatte, mit ihren Führern wegen der zu ernennenden Mitglieder der von den Kretensern geforderten gemischten Kommission zur Prüfung ihrer Forderungen zu­ unterhandeln. Die Antwort, welche­ die Kretenser auf die Aufforderung Samih Paschas gaben, ist indeß nicht darnach angethan, Bellos Offendi Diesen Theil seiner Mission zu erleichtern. Man sprech sogar schon davon, daß die Mitglieder der gemischten Kommission zum größten Theile designirt ‚seien und bezeichnete auch Giovantcho.Offendi als ein hervorragendes Mitglied­ derselben, welches selbst in griechischen Kreisen sich größerer Beliebtheit erfreut. Die Antwort der Kretenser aber lautet, wie folgt: „Euere Exzellenz­­ in wir haben­ das Schreiben Euerer Exzellenz vom 9/21. August mit Vergnügen empfangen und auch die Rathschläge angehört, mit deren Mittheilung Euere Erzellenz den Epar­­chen von Sphasia betraut haben. „Wir willen mehr, daß die Pforten der hohen Taifer­­lichen Regierung offen stehen, wie Euere Erzellenz dies in Ihrem­ Schreiben erwähnen, aber für das Bolt von Kreta blieben dieselben stets weichsoffen, so oft es an denselben pochte, was ihm unberechenbaren Schaden zufügte- 183 „a8 aber die Frage betrifft, daß die Forderungen bei den betreffenden Bezirksver­waltungen , oder am Sitz des General,Gouverneurs, nicht, aber unter­ freiem Himmel auf den Bergen gestellt werden sollen, so ermwidern wir Eurex: Erzellenz, daß die Vertreter des christlichen Volkes zu wieder­­holten ‚Malen ihre Forderungen am Sitz des General-Gou­­verneurs und vor den verschiedenen General-Gouverneuren vorgebracht haben, die aber unglückkicher Weise niemals erhört wurden. Von den leeren Nerfprengungen der H. Bforte zur Ver­zweiflung getrieben, sah sich daher des Boltes gezwungen, durch eine allgemeine Versammlung der hohen Kaiserlichen Regierung neuerdings B Vorstelluugen zu machen und es b­at dies, indem­­ eine Petition unterfertigte und überreichte, deren Inhalt Em. Erzellenz duch das am 28. Juli (9. August) aus Pyro­­voliton übersendete Schreiben bekannt ist und deren Beant­­wortung mir mit Ungeduld entgegensehen. Schließlich versichern wir Em. Erzellenz unserer guten Absichten und appelliren wir behufs Verhütung jedes unlieb­­samen Smifchenfallse an ihr Billigkeitsgefü­hl umsowehr, als uRomma der Provinz A­p­o­forra­na am 12/24. August 1877.«« Neuestegaugisogncen. Serajewo,6.September­ Nach der letzten Affaire bei Crni-Potok schmeichelte sich Mazhar Pascha,der Chef unseres Bilajets,mit dem Glauben,daß die Insurrektion nunmehr vollständig erloschen sei und die verführten Ustasisroh wären,des fremden Füh­­rers(Despotovic)loszu sein,um bei der ersten günstigen Gelegenheit auch den eingeborenen Häuptern den Rüden zu fehren und dann reumüthig in den Schooß der türkischen Regierung zurüczukehren. Indessen sind es jegt die türkischen Regierungsorgane selbst, welche nunmehr offen ihren hiesbes­züglic gehegten Glauben als einen Irrthum einbenennen müssen. Dieselben Organe sprechen wieder von Infurgenten: Amtsblatt, die , Bosna", konnte nicht umhin, das schon seit einigen Tagen verbreitete Gericht zu bestätigen, Daß in der vorigen Woche an den Grenzen der Rabiluss von SFoca, Esam­it und Plewal fünf bis sehn Infurgenten : Getas auf­­tauchten, von welchen eine nach einem harten Kampfe von den Muftehafiz in die Flucht geschlagen wurde. Nachdem aber die Siegestrophäen­ des harten Kampfes nur aus zwei todten Infurgenten bestanden, so unterliegt er einem Zweifel, daß die Macht der Muftehafiz jener der Infurgenten nicht gemach­­ten war und vielmehr die Muftehaftz­er waren, die von den Insurgenten in die Flucht geschlagen wurden. Um nun die türkische Bevölkerung des Landes zu animiren, sich wegen des Mangels an Truppen an der Au: tortung der Insurrektion zu betheiligen, werden die Namen jener Mahomedaner unter besonderen Elogen in die Oeffent­­lichkeit gebracht, welche sich um die Bekämpfung der Insur­­vention in welcher Weise immer besondere Verdienste erwer­­ben. Daß unter den so Ausgezeichneten sotorische Weber­­thäter in exrster Reihe figurieren, ist Leider eine Thatsache, die unter­ der friedligen christlichen Bevölkerung die ernstesten Bedenten hervorruft. Lüngst erschien im hiesigen Amtsblatte ein Mahn­­ruf an das mahomedanische Volk, welcher als von einem ungenannten Privaten ausgehend­ gezeichnet war. Nichtsdesto, weniger, brachte man es alsbald heraus, daß sich­ hinter dieser Anonymität­­ eine hohe Persönlichkeit­ des Bilatets berge. Die Seite der­ fraglichen­ Enunziation. kehrte sich in erster Linie gegen­­ die­­ reichen. Begs und andere Grundeigenthümer, melde nac­h der Meinung des Verfassers das Wohl des Baterlandes­ dem persönlichen In­­teresse nachhinken Taffen, indem sie Schäfe aufhäufen, ohne sich um die Noth des Staates zu kümmern. Der zweite Theil des Mahnrufes, sich an alle Dsmanlis wendend, hat einen sehr­ bedenklichen Hintergrund. . Die Mahomedaner werden einfach aufgefordert, alle verdächtigen Christen den Obrigkeiten anzuzeigen, damit das Diaterland von feis­ten­ Feinden im­m­ern gesäubert werde. Zum­ Schluß heißt es: „Wolf der Osmanen­. Genug des Schlafes, der Tag des Nahimes rüht heran. Wache auf, dab die Agita­­tion der Feinde zu­nichte gemacht werde auf jenem Boden, der das Recht unseres Schmerzes­ ist."­­­­­­ Ob eine solche Sprache geeignet ist, "den ohnedies be­reits genügend entfesselten Fanatismus zu dämpfen und neue Ausschreitungen zu verhüten, darf sicherlich bezweifelt werden. („Bolit. Corr.“) Gegen die Allianz mit Rußland. Budapest, 12. September. In der ungarischen Bresse finden wir heute die fol­­genden Stimmen, die sich im bemerkenswerther Weise gegen die Allianz mit Rußland aussprechen : „Berti Napló" schreibt: „Das Land will missen, was die Regierung der Türkei erhalten und thut? wird Wil nach Art dr sie sie verhindern, die Integrität hab dem Siege Ruklands die Kriegs­­erklärung Serbiens und Griechenlands folge? Oder will die Regierung ihrer offenfreundliche­n­olitik fortlegen und die Gelegenheit Hy­än­en auf dem Kampfplan zu erschei­­nenden, welche zwar nur sporadisch auftreten, immerhin aber, wen? Wir fürchten, daß die ungarischen Russen ihre Existenz merkbar genug­­ machen. Sogar das hiesige freunde wieder nach Bosnien und der Serzegomwina dürften und Serbiens Einmischung in den Krieg nur deshalb dulden und Ruklands Siege nur deshalb mit verschränkten Armen mit ansehen, damit sie der Lieblingsidee des Hofes mit einer­ Heinen Oksır­pation dienen Tünnen. Do das wird nicht so leicht sein. Die bisherige z­weideutige Politik der Regierung ist nicht mehr haltbar. Das Bolt ist ihrer ichon ü­berdri­flig. Es erwartet die Neukerung, noch mehr aber die That der Regierung Möge die Regierung nicht glauben daß d­ie Nation von Senen Atles ducknet.Schechta mit ihrer Macht befleidet hat.“­­ »Nemzeti Hirlap«ventilirt die Eventuali­­täten der weiteren Entwicklungen aus dem Kreis Kaisers Bündnisse und meint,daß,wenn einmal die Dinge dahinkommen sollten,daß unsere Monarchie gegen Rußland Stellung nehmen müßte,Deutschland sich gewiß an Seite Rußlands finden wü­rde Nicht etwa, weil der Russe mächtiger wäre, als wir. Auch deshalb nicht, weil der Ruffe etwa, ein loyalerer, verläßlicherer, Alliirter wäre, als wir, Endlich auch darumm nicht, weil etwa die öffentliche Meinung in Deutsch­­land sich Rußland zumendet, sondern ganz einfach,, weil die ruffenfreundliche Politischie Po­litisce8 Hofer ist­ bewüßen, um Engelweuigkeiten. Budap­est, 13.­September. Kronprinz Rudolf beim Stapellauf eines­­ Kriegs­­schiffes. Seit mehreren Tagen befindet ich bekamntlich Kron­­prinz Rudolf in Bio I­a, wo ihm zu Ehren die verschieden­­sten Festlichkeiten veranstaltet werden. Eines der interessante­­sten war der am 7. d. dort stattgefundene Stapellauf des Kriegsschiffes „Prinz Eugen". Wir finden dieses interessante Bett in der „Nr. 3ta." folgendermaßen beschrieben: Large bervor der hohe Babhe des „‚Prinz Eugen” auf der Oliven­­insel erschien, war die Maffe der ,,Zaufzeugen‘ unter den Stapeldächern versammelt. Zwei Tribünen, hibfch ‚'drapirt, waren Radbord vom Schiffe an jener Stelle hergerichtet, für die sich das großartige Schauspiel eines Stapellaufes am Voll­­ständigsten darbietet. Ziemlich nahe dem Wasserspiel [ob der für­ den Kronprinzen gewählte Standpunkt‘ nicht nur die Bewegung des „Prinz Eugen“ auf seiner Schlittenbahn, son­­dern auch dessen Eintauchen unbehindert wahrnehm­en. Um 3 Uhr verließ Kronprinz Rudolph in der­ Uniform seines InfanteriemMegiments die Hobyakt und­ betrat d­ies darauf den Werftenraum. Unter­ Vortritt der Geistlichen­ wurde man der „Prinz Eugen” bestiegen. Am Oberdeck stan­­den die Matrosen in Reih und Glied, welche,­­ zum­­ späteren­­ Aurora drehte sich um und überließ er Heren ‚Elfan unbegleitet die Ausgangsthlre zu erreichen, wäh­­rend sie die Thür von dem vorderen Zimmer öffnete. Helles Sommenlicht fiel durch die Fensterreihe des schönen Gemaches bis in das Entree. Elfanı warf einen Blie Hinein, und ehe die Zofe,die » Thür ...des Zimmers schließen konnte, war er­ ‚neben ‘ihr und trat ebenfalls ein. „Aurorhen, ich muß wenigsteng ihr Bild sehen, welches dort über dem Sopha hängt, wenn ich sie selbst nicht erbliden so. Gott, wie reizend, wie­ bes zaubernd ist das porträt, und doch, fein. Vergleich mit ihrer himmlischen Grazie und Schalkhaftigkeit ;" Herr Eifan feufzte tief und verdrehte gar schrecklich die Aus­sen. „Wo fist die Holde ge­wöhnlichh?" fragte er nach­­ einer Raufe. „Hier, vor dem Fensterspiegel, Herr Elkan !" erwiederte Aurora, welche troß ihres Bergers über die Efftate des alten Stuber lachen mußte. Mit einem Sabe war Elkan auf dem" Fenster tritt und feßte sich auf den bezeichneten Stuhl ; dann sah er in den Spiegel, welcher beide Seiten der Land­­straße in einem bewegten Bilde wiedergab. „Großer, Gott, dort, kommt Lenz, ich muß ihm winken !" Elfan öffnete das Fenster, strebte die Arme mit den wu­nderlichsten Gebeiden heran und­ räusperte si so stark, daß dunkle Röthe fein bleiches­­ Gesicht bedecke. „Er. sieht ‚Her, ich, will ihm, zum­den ! Guten Morgen Herr Lenz, guten­ Morgen !" Erschöpft lehnte Elkan sich in den Stuhl zurück, die Wochter des diabob. Ion C. RNudorff. (Bortregung.) — Al er zum, ersten­ Male sich in der Wohnung ‚im zweiten­ Stod, begab, hatte Laura einen Ausflug nach Here) unternommen, und Elfan konnte leider nur; der Bote — welche ihm­ b­ereit von BadenBaz Be bekannt war — sein Entzüden darüber aus­ Sprechen, „die Bezaubernden hier wieder­ zu treffen. Bei seinem nächssten­­ Erscheinen in dem Eldorado fand Eltan­ alle Thüren verschlossen, und er­ mußte sich darauf beschränken, seine Bifitenfarte auf’8 ierlichte an den Brüder der Entreethüre zu ‚befeitigen. a „Einige Tage, vergingen, in welchen der unruhig ‚ges­ordene Mann vergeblich von Seiten der Künstlerin eine Einladung erwartete. Das Ausbleiben­ einer sol­chen konnte nur der Bergeßlichkeit beizumessen sein — 10. tröstete Elfan si. — und er nahmn sich vor, dem ‚Gedächtniß der­ Helden zu­ Hülfe zu kommen. Wiede­­rum stieg , also­ Elfan die­ beiden Treppen hinauf und hatte­ eine so­ frühe Stunde gewählt, daß er wohl hof­­­­fen­ durfte. Die Dame, allein zu­ treffen, nieß Sa­nervöfer Aufregung 309 er hastig die Klin­­gel und überraschend schnell öffnete das Kammermäd­­en die Eingangsthür. 0.0, Sie find es, Herr Elfan,“ rief enttäuscht die Bofe, ich vermuthete einen Andern !" ‚„Sitten Morgen, Aurorchen,” sagte Elfan, der durch den wenig schmeichelhaften­ Empfang nicht ‚unangenehm berührt zu’ werden fehlen, „it die ‚Schönste der Schönen sichtbar, kann man auf wenige ‚— schütteln Sie nicht den Kopf — köstliche Mi­­­nuten reinen ?" i „Das Fräulein ist nicht zu Hause,“ antwortete die Zofe, nahm­ einen Abstäuber zur Hand und schickte sich um, in ein Vorderzimmer zu gehen, dessen Thüre ‚nur angelehnt war. „Bleiben Sie, Aurorchen, wann kommt "die Holöfelige­ zum­üicd ? Kann ich sie erwarten ? Bei Gott Fr möchte einen Lonng d’or ‚geben, wenn ich sie sprechen ‚könnte !" Herr Elfan steche bei­ diesen Worten zwei Fir­­= vh. rechten Hand in die linke Westentasche : und uhr. fort : « «Sinnnen Sie nach,Aurorchen,sein Sie für »michAurora«die Göttin der Morgenröthe,welche die klonne Laura mir verkündet!Guter Witz,nicht kwahr?Aurora,Göttin der Morgenröthe!«« Die Zofe,welche bei der Handbewegung El­­­kan’s darauf gerechnet hatte,daß etwas Reelleres folgen werde,als ein Witz,der auf sie—leider müssen wir es gestehen-gar keinen Eindruck machte,schwenkte den Abstäuber einige Male in der Hand und sagte dann : „Nein, warten können Sie hier nicht, Herr Elfan , leben Sie wohl, ich glaubte, Sie hätten mir noch Etwas zu­ sagen, sonst würde ich mich gar nicht so lange aufgehalten­ haben, denn ich muß des Frän-­leins Zimmer aufräumen.‘ | s- /

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