Oedenburger Zeitung, 1881. April (Jahrgang 14, nr. 39-51)
1881-04-01 / nr. 39
M»«Tisis—..ss t männer in der Donaustfrage, welche Haltung allerdings an Betriffenheit gegen Oesterreich-Ungarn kaum übertroffen werden konnte. Wenn man in Wien trogdem seine Einwendung gegen den Ast erhoben hat, der si am legten Samstag in Y Bukarest vollzog, so man wohl angenommen werden, mag man daselbst für die Gesinnung Rumäniens andere Anzeichen und Bürgschaften besigt, al diejenigen, welche der Deffendigkeit bekannt geworden sind. Und ferner wird man wohl auch darüber sich Kenntuig verschafft haben, ob das Beispiel Rumäniens nicht etwa bei Balkanstaaten, in erster Reihe bei Serbien, Nachahnung finden werde ? Wir bekennen, daß uns diese Aussicht nicht ganz gleichgiltig läßt. Denn, wenn es al wahr ist, dag Rumänien sowohl als Serbien dur ihre Erhebung in die Reihe der Königreiche nicht einen Dukaten mehr im Staatsfgage, nicht eine Flinte mehr in den Arsenaien und nicht einen Mann mehr in der Armee befigen, so läßt es sich auch nicht in Abrede stellen, daß solche Demonstrationen nicht arrangirt werden, um die Neserve, die Abs negation, die Mühebedürftigkeit und das riedensverlangen eines Staatswesens zu dokumentiren. Es ist gar nicht zu vermeiden, daß dergleichen im Sinne von Aspirationen gedeutet werde, welche Oesterreich-Ungarn niemals dulden kann und welche, wie wir glauben an von Europa zurückgewiesen werden müßten. Ohne die Bedeutung des Bukarester Ereignisses zu hoch anzuschlagen, ist es vielleicht auch nicht angezeigt, dasselbe als Schlechtweg bedeutungslos darzustellen. Trifft es aber ein, was nicht ausgeschlossen, daß Serbien sich das Beispiel Rumäniens zum Muster nähme, so würten wir das als ein unheilvolles Ereigniß betrachten und als eines der Signale, welche andeuten, daß die Umsturzbestrebungen auf der Balkans Halbinsel Temnedwegs unterdrückt sind. ee »-«»,..-:—-T"s·-fz-Isth·;«klk«.s:s«-;-er3sis- «-:1»,J'"T«·.t·sk«.7 a 2 BEE Beilage zu Ar. 39 der „Oedenburger Zeitung“. BE Kommunal-Zeitung. Aus der General-Versammlung des Löbl. hier städt. Munizipal-Ausschusses vom 30. März 1881. Die erste Sigung der hiesigen löbl. Stadtrepräsentang unter Präsidium des neu gewählten Bürgermeisters Herrn Josef Druder, fand unter starker Beiheiligung statt. Punkt 3 Uhr eröffnete der Vorfigende die Verhandlungen mit den Worten, er habe bei Gelegenheit der Austallation alles auf seinen Antritt Bezüglich mitgetheilt und demnach für jet weiter nichts zu bemerken, als die Herren mögen sich bei den Berathungen möglichster Kürze besteigen, denn „Zeit ist Geld“ nicht nur in England, sondern au bei uns. Wir gehen sofort auf den Antrag des Herrn Hennig Kugler über, der sich darin zufolgte, Die fünfzigen Generalversammlungen des Munizipalausrufses im Reinen Kasinosaale abzuhalten. Redner sagte: „Die Feldlänge sind verklungen, unser Beamtenkörper ist an Haupt und Gliedern restaurirt, wir fohlen und müssen daher an die ernste Arbeit*) gehen. Rußland hat sein Sibirien, Frankreich sein Cayenne, Venedig hatte feine Bleibäer*) und wir bringen unsere Beamten, Ehrenmänner und Familienväter in einer Spelunfe unter, wie unser Rath»haus eine ist, deren Beschaffenheit sanitätswidrig und lebensgefährlich genannt werden muß. Er hoffe übrig und binnen Kurzem eine rationelle Abhilfe; vorläufig ist uns jedoch das Hemd näher, al der Mod, er frage daher, ob es nicht an der Zeit wäre, die General-Versammlungen, wobei fast 100 Menschen in einen engen Raum zusammengedrängt werden, anderwärts u. zw. in einem geeigneteren Lofale abzuhalten ? Unsere Sigungen sind öffentlich, wir sind es daher dem Publifume sehuldig, ihm den Zutritt zu ermöglichen. Nedner beantragt daher, es möge für die Zukunft der kleine Kasinosaal zu den betreffenden Berathungen aufgenommen werden.‘ Ein beifälliges &emurmel folgte dieser Anrede, wonach sich Herr Repräsentant Abt v. Pöda erhob, der sich prinzipiell mit Kugler’s Proposition einverstanden erklärte, aber mit Hinweis auf die statutarischen Bestimmungen die Einwendung machte, daß ein solcher Antrag entweder am Dringlichkkeitsantrag behandelt werden müsse, oder früher in das Programm aufgenommen hätte werden sollen. Der Vorfigende ließ zunächst darüber abstimmen ob die Versammlung die Angelegenheit als „Dringlich“ behandelt wissen will. Zahlreiche Stimmen sprechen sich dafür aus. Einer geplanten en block-Erklärung zu Gunsten des SKafinosaales trat Herr Repräsentant Dörfler entgegen, seinen Gegenantrag folgendermaßen motivirend: Nedner will sich die Gelehrsamkeit des Herrn Antragtellers nicht anmaßen, folgt ihm daher nicht in die Eistreppen von Sibirien und unter die Bleidächer Venedigs, sehmerzlich berührt es ihn aber, daß man aus dem Nathhause und dem Situngssaale, in dem größere Geschlechter Jahrhunderte lang gekauft und gewirft haben, eine „Mördergrube**) machen wolle. Was der Antragsteller Kugler von der Öffentlichkeit sagt, habe seine Nichtigkeit, hoffentlich wird Niemand voraussegen, daß Medner die Deffentlichkeit scheut, er habe sich in derselben bereits längst „Die Sperren‘***) verdient. Wenn Nedner als Privatmann zu sprechen hätte, würde er das Projekt mit Vergnürgen unterfragen, denn auch er spricht viel lieber „coram publico“ als „intera camera“, allein er ist gewohnt, Privatpassionen seinen Pflichten als Repräsentant unterzuordnen und in legterer Eigenhaft ist er dagegen. — Der Kasinosaal als Versammlungsort der Nepräsentanz würde jedesmal eine Völkerwanderung von ZTnfchen und Stühlen zur Folge haben, man zwänge damit den Beamtenkörper sich mit einem ganzen Archive von Alten und Geferbüchern zu versehen und — was hauptsächlich betont werden muß: der Munizipalausschuß (traf TZißga und der Versümmerung der Autonomie heute noch eine achtungsgebietende Körperhaft) ginge in die Miethe. Es wären sofort nur eine derartige Veränderung mindestens 600 fl. in das Ausgaben-Budget einzustellen. Der Hauptpunkt jedoch, der den Herrn Dörfler zur Opposition veranlaßt, liegt in der Zwangslage, in die es die Repräsentanzg dur eventuelle Annahme des in Mode stehenden Projektes begibt. Es liegt nämlich die Absicht vor, das Kasinogebäude für die Stadt anzulaufen, worüber in wenig Wochen schon an dieser Stelle verhandelt werden wird. Geschahe noch vor gedachter Verhandlung der Eins zug der Repräsentang in den Kasinosaal, so würde dies je Thatsache unfehlbar als Argument für den Anlauf ausgebeutet werden. Herr Nepräsentant v. Szilvasjy weist au wirflich die Nichtigkeit obiger Anschauung durch seine darauf gefolgte Rede nach, indem er sich nicht blos für die beregte Bewußung des Kasinosaales ausspricht, sondern Schon heute den Ankauf des Kasinos befürwortet. Nach kurzer Repliz und Dupliz zwischen den Repräsentanten Heinrich Kugler und Georg Dörfler (mehrpersönliger Natur) wird der Antrag des Ersteren mit Stimmenmehrheit zum Beschluß erhoben() und bestimmt der Herr Bürgermeister eine Kommission zur Durchführung der Modalitäten, wegen Miethnahme des Kasinosaales. Ueber dessen Vorschlag wurden die Herren Heinrich Kugler, Georg Dörfler und Ygnaz Ritter v. Standorffer gewählt. Der Herr Vorftende erwähnte die an von Diessen Blättern besprochene, regelwidrige Nichternennung von Authentifitoren für das Installastionsprotokoll. Das diesbezüglige Protokoll wird sonach in extenso vorgelesen und von der Generalversammlung authentizirt. Zur Authentisation des heutigen Protokolles werden die H. Repräsentanten Abt Andreas v. Poöda, Migael v.B&ägHyYy senior und Karl von Lunlanpyi ernannt. Wir schreiten zur Tagesordnung: Punkti. Erlaß dest. ung. Ministers des Innern vom Sabre 1880 3. 51283, betreff Unterftügung der duch Elementarschäden hart getroffenen Bewohner von Kroatien und Slavonien, — wird dem Magistrate zur Berathung und Antragstellung Hinausgegeben, welcher Vorgang in analogen Fällen auch einkünftig zu beobachten sein wird. Punkt 2, Erlaß desselben unter 3. 7470 1. %, womit in Verbindung das unterbreitete und genehmigte Organisationd - Statut racgesendet wird. Dient zur Kenntniß und entspinnt so bloß über die Ueberlegung und Drucklegung des Statutes in deutscher Sprache ‚eine kurze Debatte. Befremdender Weise ist Herr Repräsentant Henric Kugler „gegen“ die Verdeutechung, worüber fi Herr Repräsentant Groß sehr indignirt zeigt. Schließlich wird die Drucklegung auch in deutscher Sprache angeordnet. Punkt 3. und 4. ad a Erlaf desselben unter 2. 7003, wegen Einführung des Anmeldungsamtes in der jünfgsten Freistadt Oedenburg, und ad b Erlas desselben vom Jahre 1880, 3. 55358, bezüglich fernerer Aufrechthaltung der unterbreiteten älteren statutarischen Verfügungen und Strafen, wird erster Gegenstand dem Stadthauptmannamte, legterer Eden demselben im Vereine mit dem Notariate zur Berfaffung statutarischer Bestimmungen hinaus gegeben. G. H. *). Aus der Abstimmung ersah man deutlich die leider erfolgte Zerreung der Volkspartei, denn während dieselbe seinerzeit das Kasino-Ankauf-Projekt perhorreszirte, erhoben sich Dießmal dafür auch die Herren: Baumann, Neuberger und Nitich. (Schluß folgt.) *) Was war denn das bisherige Wirken des Munizipiums und der Stadtvertretung? war das bloß ein erheiternder Zeitvertreib? *). Nicht erschöpfend genug, wir wissen noch vom Botanybay der Engländer, den Verbrecherkkolonien Italiens und Serbiens. Wenn schon, denn schon! **) Oho! das träfe ja mehr die Insassen, als das Haus. Nedner sollte in seinen Vergleichen etwas behutsamer sein. *#*) ‚Stolz lieb’ ich den Spanier, wenn auch der Becher überschäumt.“ heimen für den Nationalbund. Halina billigte dies verfahren, da ihr nichts fremd blieb, was der Geliebte tat, in ihr loderte das nationale Blut, wie es einst in den Adern des Vaters geglüht hatte, als er unter Boniatowski bei Leipzig kämpfte ; aber anders war die Gesinnung ihrer Mutter. Sie ah mit Migtrauen auf die neue Bewegung, von der sie nur Verluste befürchtete, auch begünstigte sie die Bewerbung des russischen Obersten, der immer dringender um die Hand ihrer schönen Täter anhielt. Plötzlich wardes ihr klar,warum diese alle ihre Pläne zurückwies und Ivar um Henryck sich so oft im Schlosse blicken ließ;im ersten Ausbruch ihres Zorns wollte sie sogleich mit der Tochter nach Warschau abreisen,dann aber besann sie sich und begnügte sich das mit,Henryk das Schloß zu verbietem Halina aber strenger als bisher zu beaufsichtigen. Dennoch fanden die Liebenden öfters Gelegenheit sich zu sprechen,an den Ufern der Pilica,die hinter dem Schloßpark floß,kamen sie allabendlich zusammen, dort tauschten sie ihre Schwüre von neuem und sprachen von ihren Befürchtungen und Hoffnungen für die Zukunft. Eines Tages sprach der Oberst Bedunoff wieder im Schlosse vor,diesmal ernster und feierlicher als sonst.Halan schützte Kopfschmerzen vor und blieb auf ihrem Zimmer,die Mutter dagegen empfing den Gast freundlich und zuvorkommend wie immer. Der Oberst erneute dringend seine Werbung. Wie ungern sie es auch that, der Mutter blieb nichts übrig, als ihm den wahren Sachverhalt zu entschüllen. Al der Oberst Henryls Namen hörte, birgte er in seinen Augen auf. „Dalibeg, das ist der nämliche Schurke, der ringsum die Bauern zur Empörung aufreizt,erst vor wenigen Tagen erhielten wir die sichere Nachricht, das Sonntag Nachts bei ihm eine Versammlung von Aufs rührern stattfinden und eine allgemeine Erhebung verabredet werden soll.* Eine teuflische Freude durchzuchte Bebunoff’s bleides Antlig,. Er blidte der Dame siegesgewiß in die Augen. Beide verstanden si. Der Sonntag war herangerückt. Friedlich wie sonst verstrich der Vor- und Nachmittag, nur hier und da glaubte man unter den bekannten Dorfbewohnern fremde und neue Gesichter zu sehen. Halina war mit ihrer Mutter auf dem Schlosse geblieben. Zwar hatte Hrau von Praewulfa einen Besuch der benachbarten Adelsfamilie erwidern wollen, aber der Toter widerstrebte es, si in Vergnügungen zu gefallen, während unheimliche Sorgen ihr junges Herz erfüllten. So mußte all die Mutter nothgedrungen zu Hause bleiben, wie gern sie an diesen Abend überall sonst, nur nicht in Mietzlmw zugebracht hätte. Unterdessen bereitete sich im Schulhause eine ungewöhnliche Szene vor. Die Nacht war herabgefunden, unter ihrem Schuße war es einer Anzahl verhülfter Bestalten gelungen, ungesehen in das Haus Einlaß zu finden. In dem hintersten Zimmer, indessen dichtverhangene Fenster in den Hof führten, stand eine lange Tafel, von matten Lichtern erhellt, rings herum saßen die geheimen Agenten der Nationalregierung und die Leiter des Aufstandes in dieser Gegend. Mancher, der am Tage eine gut russische Miiene zeigte oder gar eine Uniform trug, demassirte fi hier plöglich als Mitglied des Nationalvereins ; hier saß der junge Adelige und der gebräunte Bauer, der katholische Priester und der aufgeklärte Voltairianer einträgtig zusammen, alle Standesunterschiede, alle Meinungsverschiedenheiten waren geschwunden. Die Berathung begann. An glühender Nede fetze Henryk auseinander, wie man nit längermüßig dem Kampfe zusehen dürfe, und wie es nicht genüge Geld allein für das Vaterland zu opfern, auch das eigene Blut müsse man für den heiligen Kampf einfegen. Kein Augenblick sei zu verlieren, er stimme dafür, daß die Fahne des Aufstandes sofort zu entfalten sei. Dröhnender Beifall belohnte den Nebner, die Begeisterung war eine ungemeine. Einer nach dem Unschern kam, um Henryk die Hand zu schütteln oder ihn and bewegte Herz zu brüden. Da plöglich tönten draußen Muse, die Einlaf begehrten, zugleich fielen wuchtige Schläge gegen die Hausthür, Henrykeilte und Vorderzimmer, zu sehen, was es gäbe. Mit einem Blie überschaute er die ganze Sachlage, zwei Shotnien Kofalen hatten geräuschlos das Haus umstellt. Einige waren von den Pferden gestiessen und versuchten eben ins Haus zu dringen. „Brübder," rief Henryk begeistert aus, „jegt gilt 8 zu zeigen, daß wir vorhin nicht gelogen Haben, und fere Henker sind erschienen, um uns zu fesseln. Wir haben feinen andern Ausweg, allen mit den Waffen, Gnade Gott unseren Seelen !* Und plögli fehren die friedliche Gesellsschaft wie umgewandelt, verborgene Waffen kamen überall zum Borschein, man bereitete sich zum äußersten Widerstande. (Bortregung folgt.) 2 EEK en 22452 FR ES EEE TR Bigpersch>> = wir eriminiet «. · “ u