Oedenburger Zeitung, 1881. Mai (Jahrgang 14, nr. 52-64)
1881-05-01 / nr. 52
WBeitcjcquw 52 der,,9edenturger Weihung«, als 330.939,825 erhalten hat. "Die Teste, im Jahre 1880 verwerthete Barihie von 18 Millionen Gulden Goldrente Hat al einen, wenn auch Heineren D Verlust zur Folge gehabt. Tüat- Gulden in Bankivaluta fade ist, daß in die Staatsraffa Ungarns für die bis Ende 1880 im Ganzen kontrahirte Schuld von 400 Millionen Gulden bloß 345.939.825 Gulden eingeflogen sind. Die dur die bosnische Dissupation auf Ungarn entfaltenden außerordentlichen Ausgaben betrugen und zwar ohne die gleichfalls verausgabten Gelder des Stellvertreter Fondes 45,993,000 Gulden. Die Einlösung der Schagbons und die bosnische Okkupation haben also, wie man sieht, allein aus dem rund 346 Millionen Gulden betragenden Cröfe der 6-perzentigen Nente 224 Millionen Gulden in Anspru genommen,sodag davon zur Deckung der eigenen Bedürfnisse des Startes nicht mehr als 1214, Millionen Gulden übrig blieben. Von dieser Summe wurde außer manchen Investitionen auch die den Eisenbahngesellschaften gewährte Investitions-Anleihe im Betrage von 8 °/, Mill. Gulden in Baarem bestritten. Diese Summe flo aber im Jahre 1880, und zwar mit einem ansehnlichen Gewinne in die Staatskasse zurück und wurde samit dem zulegt begebenen Wertbetrage der Rente (15 Millionen Gulden) zur Deckung des Defizits im Jahre 1880 aufgebrangt. Jene zur freien Verfügung der Staatsverwaltung verbleibende Summe von 121, Millionen Gulden hätte in der That nur einmal genügt, um die Defizite der Jahre 1876 bis 1880 zu debken, denn diese betrugen — ohne die bereits in Rechnung gezogenen Angaben für Okkupationszwecke — in den erwähnten 5 Jahren 147 Millionen Gulden. Die fr eigebende Differenz von zirka 25 Millionen Gulden wurde theils durch den bei der Begebung der Investitions- Anleihe erzielten Gewinn, theils durch die beträchtliche Vermehrung der in Kaffenanwertungen bestehbenden ihmwebenden Schuld gebecht. Ueberblicht man die seit dem Jahre 1874 in Szene gelegten Kreditoperationen der ungarischen Staates, so muß man mit Bedauern konsta tiren, daß Ungarn die au s einer als zufanguinifolgen Finanzwirthschaft herrührenden Defizite durch Anlehen zu deden gezwungen war, welche unter wahrhaft wuderiigen Bedingungen aufgenommen wurden. Für die 153-Mill.-Anleihe erhielt der Staat 1418 Millionen in Papiergeld, zahlte hiefür fl. 9.180.000 Binsen in Gold und löste die ganze Schuld nach genigen Jahren mit dem Baarbetrage von 178,5 Millionen Gulden, also mit einem B Verluste von 367 PVeillionen Gulden ein! Dann begann der Staat die Rente zu kontrahiren, erhielt für 400 Millionen Golddutres 346 Millionen in Noten, zahlte für diese Zinsen in Gold und löst nun die ganze Rente im Wege der Konvertirung mit 400 Millionen Gulden in Gold, gleich 472 Millionen Gulden in Noten, d.h. mit einem Kursverluste von 126 Millionen Ö Gulden ein! Die Zinsen, welche Uns» garn seit 1873 für seine Anleihen zahlte, betrugen im Durchsänitte 8 BPerzent, der Kursgewinn, den das Kapitalnmach wenigen Jahren realisirte, 162 Millionen Gulden. Bom Tage. O Budapest 29. April. Aus Szegedin wird der „Ung. Boft”, Abends Halb 9 Uhr, telegraphirt. Qurch den während 36 Stunden anhaltenden orfanartigen Sturmwind hat die Krisis ihren Höhepunkt erreicht. Für die ganze Theislinie war die Naht eine Schrecke. Er wurde dur die ganze Naht bei Yadelfein im Negen und Sturmwind gearbeitet. Der Sövenghäzner Damm wird von dem Wasser stark bestürmt. Der Sturmwind zertrümmerte den Wellenflug ; drei Pflöde wurden weggerissen. Es ist fast unmöglich in dem falten Regen auf dem Damm zu arbeiten. Der fön. Kommissär ist zur Vornahme der nöthigen Anordnungen am Lövenghäzaerr Damm anwefend. Heute Mittags wurde der im einmonatlichen Kampf gegen das Element erschöpfte Regierungs-Kommissär Yantopics durch den Oberfiskal Navar erregt. Seit Nachts wurden 600 Mann an die Dämme geflicht. Die Fluthen des Feherto dringen über den Schlittshuhlaufdamm gegen den Lößenghäzaerr Damm. Sturm und Regen dauern an. Binnen 24 Stunden muß sich das Schicsal des Thales entscheiden. O Neues Stempel und Gebührengefeg. Im Testen Amtsblatte wird die Einführungss Verordnung zu der Novelle zum Stempel- und Gebührengefege publizirt. Das Gefeg tritt mit 1. Mai d. h. und Leben. Die Verordnung, welche sehr umfangreich ist, enthält im Wesentligen nur eine für die insterne Gebahrung der Wetter berechnete Attruktion über die Art und Weise, wie die neueren Bestimmungen durchzuführen seien. ee TEEN TE appafles. * Hobbherziger Alt edler Heimath8 tebe. Soeben vernehmen wir, daß unser berühmter Landsmann Franz List in einem an den Naidinger Ortsvorstand gerichteten Schreiben die Gemeinde aufgefordert hat, einen Grund in Naiding zu bdesigniren, auf welchem auf seine Kosten eine Stnderbewahranstalt errichtet werden soll, wozu er all die Auslagen für das Erziehungspersonale ebenfalls selbst bestreiten wird. * Parlamentarisches Während wir in Budapester Blättern lesen, daß der Exrminister Graf Julius Andrä&ffy ein ihm angetragenes Abgeordnetenmandat abgelehnt und gleichzeitig erklärt habe, daß er überhaupt seinen Wahlbezirk im Reichstage vertreten wolle, hat sich auch hier in Oedenburg eine sehr beachtenswerthe politische Wendung vollzogen. Herr Martin v. Szilvasjy senior, ein Mann dessen Stimme in der Politik Ungarns (zumal bei den Wählern in hiesiger Stadt) niemals wirkungslos verhallt, ein Deam von keineswegs zu unterflägendem Einfluße, hat si seit vorgestern Abends — laut bestimmter Erklärung — der „Unabhängigkeitspartei” angeschofsen. * Militärisches. Die hiesige Brigade- Equitations-Schule hat ihren diesjährigen Unterrichts furd beendet und sind die Herrensequentanten (Offiziere und Kadeten) zum Theile bereits abgereift, zum Theile treten sie heute ihre Reife nach ihren versriedenen Stationen an. Der Herr Brigade-Schulkommandant war bekanntlich der Herr Major im 2. Dragoner-Regimente v. HKubmer, Westlehrer Herr Oberlieutenant Alois v. VEBey, ebenfall vom obigen Dragoner-Regimente * Kirchenmuftit. Am Vermählungstage Sr. E. und 1. Hoheit des Kronprinzen Rudolf findet, wie überall in der Monarchie, auch Hier in den Kirchen folernerottesdienst statt. Bei der Kirchenfeier in unserem Dome gelangt eine neue oratorische Komposition unseren Mitbürgers Herrn Otto v. Christophe zur Aufführung. * Bersonal-Nachricht. Unseren vielbesprochenen Mitbürger Herrn Professor Bela Ujváry wurde vom Kultus- und Unterrichtsministerium auf ein Jahr Urlaub gewährt, zum Studium ausländischer Bühnen- und Literaturverhältnisse, bei vollem Gehaltsbezüge. Da Herrn Ujväry ein Ort seines Aufenthaltes nicht gegeben wurde, so kann er frei wählen und wird voraussichtlich nach Paris gehen, um sich an Ort und Stelle, an jener Schule neuen Stoff und neue Erfahrungen zu sammeln, laut deren Gejegen und Formen er seine zwei berühmt gewordenen Lustspiele schrieb. ”Mädchenschule. Die Errichtung einer höheren Mädchenschule auf Staatskosten, respektive die Ergänzung oder Erweiterung der gegenwärtig in unserer Stadt bestehenden zu einer 5», beziehungsweise 6- klassigen höheren Mädcenbildungs-Anstalt dur das hohe Ministerium für Kultus und Unterricht ist, wie uns aus ganz verlässlicher Quelle mitgetheilt wird, nun bereits als ganz bestimmt anzunehmen und wurde zur Berathung dieses Gegenstandes am 29. d. M. unter dem DVorfige des Herrn Bürgermeisters Druder, eine Kommissionsfigung, in welcher im Sinne des General» versammlungs-Beschlusses an der städt. Gemeindes Schulstuhl vertreten war, abgehalten. Das Ergebniß dieser Beratung, vom Borfigenden selbst zusammengestellt und verfaßt, wird als Elaborat einen der wichtigsten Programmgegenstände der nächsten Generalversammlung bilden und wollen daher in dieser Ansgelegenheit nicht vorgreifen, um hierdurch ni etwa der Sache nachtheilig zu werden; nur das Eine wollen wir bei dieser Gelegenheit erwähnen, daß die genannte Anstalt bereits mit 1. September I. $. an den Staat übergeben, und daßdurch diese — insbesondere vom patriotischen Standpunkte aus betrachtet — allgemein wünschenswerthe Bereicherung unserer Stadt auf dem Gebiete des Bildungsmwesens, die Kammerkassa nicht mehr belastet werden soll. Sclieglich tritt an und bei DBesprechung b dieses Gegenstandes an die angenehme Pflicht heran, zu konstativen, daß wir die Errichtung dieser Bildungsanstalt, in welcher der Stadt und dem Staate echt patriotisch gesinnte Mütter erzogen und herangebildet werden sollen, in erster Linie der Umsichr und dem Einflusse unseres gegenwärtigen. Schulinvestors, dem Herrn Karl v. Szabó zu verdanken haben und können wir es nit unterlassen, dem genannten Herrn unsere vollste Anerkennung dafür zum Ausbruche zu bringen, ihn zu gratuliren, daß er schon bei Beginn seiner Wirksamkeit — denn dieser Entschluß des Ministeriums ist gewiß nicht über Nacht gereift — dem wichtigsten Theile seines Nestortes, der Mädchenbildung, seine Aufmerksamkeit zumendete. Uebrigens behalten wir uns vor, bdiesen Gegenstand seinerzeit einer eingehenden Besprechung zu unterziehen und die große Tragweite desselben noch Möglichest zu beleugten. D. 1. * Programm zu der heute Abends 8 Uhr im großen Kasinosaale abzuhaltenden „Liedertafel“ des „Oedenburger Männergesangsvereines“ : I. Abtheilung: 1. a) „Konzert-Bolla“, b) „Helenen- Walzer.“ (Salon-Walzer für Piano). Herr Kapellmeister 3. Ezermy. — 2. a) „Särga esikö.“ Nepdalok. b) „Huzzad csak.“ Ferfikarra alkalmazta Egressy B. Ferfidalärda. — 3. „Reife raufht es in den Bäumen“, Chor mit Solo. Herr ©. Zettl, Männergesangs-verein. — 4 a) „Die Liabida Glöderl, b) Das Kreuz auf da Hoad, Chöre von Hans Krenn, Männergesangsverein. — 5. „Der Sängerkalender“ von Koch von Langentreu, Chor mit Klavierbegleitung. Männergesangss Verein. — 6. „Lied” aus „Boccaccio“, 2. Bettl. — T. „Gebet der Mutter‘, von rehsler, Musikkapelle. — 8. „Alt“, Komponirt von Ludwig XIII. Musikkapelle, — 9. „Herrihel Lömwenstein als Familienvater“, Soloszene von Franz Grabe, x. — I. Abtheilung: 10. „Silberfilchen‘. Bolka- Mazur fonzertant von Neiterer, Musikkapelle. — 11. „Kouplet“ mit Klavierbegleitung. „*, — 12. „Borsten auf der Alm,“ Chor mit Orchesterbegleitung. Männergesangs-Verein, Musiktapelle. — 13. „Leiden eines Choristen.“ Soloszene von Lavasfer. „*, — 14. „Offenbachaden." Potpourri von Conradin. Musiktapelle. — 15. „Herzklopfen“, Polka für Männerchor von Kremser. Männergesangs-Verein. — 16. „Souvenir a Munich“ von J. Czerny. Musiktapelle. — 17. „Boccaccio-Walzer“ von Suppe. Musiktapelle. — Eintritt Preise: Eine große Loge 5 fl.,. Eine Heine Loge 3 fl., Galleriefige 50 fr., Saal-Entree für Nichtmitglieder 80 fr. — Die ehemaligen p. t. unterftagenden Mitglieder können gegen Verweisung der auf Namen lautenden Einladung, Entreefarten 50 fr. bei Herren €. Guggenberger, Grabenrunde 111 lösen. An der Abdenblafja Ennreefarten ohne Unterschied 80 fr. * Im Schottergraben, welcher sich am Wienerberge befindet, wurde von einem hiesigen Bürger, am 30. April I. 3. bei Gelegenheit des Ausgrabens von Schotter ein Menschenffeld aufgefunden. Es 8 sollen dies die Gerbeine eines im Jahre 1853 daselbst hingerichteten Soldaten sein, welcher, wie von verschiedenen Seiten mit Bestimmtheit angegeben wird, eben da au) begraben wurde. & * Bei einem Pferde der hiesigen Militär- Eqquitation wurden in den leßtverfroffenen Tagen Symptome einer anstehenden Krankheit bemerkt, weshalb dasselbe auf Veranlassung des betreffenden Majors und unter Beiziehung des städtischen Thierarztes vertilgt wurde. Das Ergebniß der von kompetenter Seite durchgeführten Untersuchung ist und bis zur Stunde nicht bekannt. Unterluft-Anzeige. Der Maurergehilfe Franz Wurditih, aus Schmabendorf (Bezirk Ging) kaufte bei Gelegenheit des Tegten Wochenmarktes am hiesigen Plate ein Schwarzgeflechter Borstenvieh, und wollte dasselbe nach Hause treiben. Während sich 3. W. mun Fanfchiete den Transport desselben zu beginnen, entlief er, und konnte troß den größten Anstrengungen nicht erreicht werden, umsoweniger, da er gar bald den sogenannten „Pouichy-Wald“ erreicht hatte. 3 ergeht somit die Bitte an den redlichen Binder, beziehungsweise an Alle, die von dem Aufenthaltsorte des entlaufenen Thieres Kenntnis haben, hierüber bei dem biefigen Stadthauptmannamte, oder bei dem genannten Berlustträger die Anzeige zu machen. DO * Kurrentirung. Dem bhiefigen Stadthauptmannamte wurde von Seite de Naaber Bizegespan-Amtes behufs Kurrentirung beziehungsweise Eruirung des Thäter3 die Amtliche Anzeige ertattet, daß der Kepenefjchneider Johann Szabó, seinem Reifegenossen, Josef Horváth aus Hodmezönäjärhely, während letzterer schlief, die Neffetasche entwendete, ohne daß derselbe bis zur Stunde erubt werden konnte. In der erwähnten Tasche befanden sich folgende Gegenstände, als eine vom Stuhlrichteramte zu Hödmezöväfärhely am 16. Juni 1880 ausgestellte Legitimations- Karte, ferner an Kleidungssuüden eine graue schwarzgestreifte Pantalon mit gleicher Weste, ein schwarzer Rad, ein schwarzer Mederzieher, Wälce, ein Paar neue Schuhe und 3 Ellen rother Tuch. Der Karrentixte ist von mittelmäßiger Statur, mit grauen Haaren und einer Glage auf dem Kopfe, das Gesicht ist länglich, am Halse sind mehrere Narben sichtbar ; er spricht ungarisch und flavisch. Zur Eruiung der betreffenden Diebe wurden die geeigneten polizeilichen Maßregeln sogleich veranlagt, doc leider bisher ohne Erfolg. * Bur Bade-Saison Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit, wendet man wieder dem Baden eine wegere Aufmerksamkeit zu. Wir halten es daher für an der Zeit, schon heute das geehrte Bublitum an das außerhalb des Neustiftthores, Bahnhofstraße Nr. 4, befindliche renommirte Badehaus des Hrn. A. Wappl, zu errinneren, welches von 6 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags sowohl für Herren,als au für Damen geöffnet ist, und verweisen wir diesbezüglich auf das in heutiger Nummer befindliche Inferat. *Restaurationd-Eröfffuung. Laut unserem heutigen Inferate wolle das p. t. Publitum das von gefälliget Kenntnig nehmen, daß im früheren Dil( Singer’sgen Kaffeehaufe Neugasse Nr. 2) nunmehr Herr Georg Ref eine empfehlenswerthe Restauration eröffnet hat, wo man im gut und bequem eingerichteten golale mit schmadhaft zubereiteten, warmen und falten Speisen billig und prompt bedient wird. Das so beliebte „Wienerbier“ wird dort täglich frif geschäuft und foftet der Liter 16 fr., das Krügl 8 kr. und drei Deci 5 fr. Bieweilen findet in dieser neuen Messtauration al musicalische Spiree statt. * Kasernenbau. Auf den vom Fomitate ausgeschriebenen Konkurs sind folgende Offerte eingelaufen : Bu ee as ua rs A N EL ar A ah N AL E. Fe... A 8 43 \ x