Oedenburger Zeitung, 1881. Oktober (Jahrgang 14, nr. 118-130)

1881-10-09 / nr. 121

> Ss (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Beorachten zur Mehr’ — Der Wahrheit eine Oapfe.“ Das Planet­ scheint jedenssch­i­votp,Jetttag und somit an Fron­merations-Preise: Sur 2oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 kr. Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. f Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bier­­teljährig 3 fl. Alle für das Bucht bestimmten en mit Ausnahme von Inseraten, P­ränumerations- und Insertions­­gebühren sind um die Redaction portofrei einzusenden. Redaktion: | Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. IA. |Neugasse Nr. 18, im A. Stock. Tr Einzelne Nummern offen 8 Kreuzer. ER - ZUfMM vermitteln:dieserkensasensteinä Vogler in Wien-tag,Budapest sowie in den Hauptstädten Deutschlap und de Schweiz.A.Opp­lik,1.Stabenpastei ZWtem Heinrich Schaier.SWollzeiteisten­. 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Wir können nicht umhin, gerade in diesen so viel­­zo wiederkehrenden Friedens-Manifestationen ein be­­denkliches Symptom zu erbliden. Wozu eine Sache immer beiheuern und verbürgen wollen, die ohnedieg­ald ausgemacht angenommen wird? „Wenn ich einmal zu fürchten anfange, habe ich zu f­ürchten aufgehört”, sprach Philipp I. von Spanien und (wir können uns nicht helfen) für uns guht aus der allzu häufig wiederkehrenden Verheigung gutbrüderlichen Einvernehmens der Kronenträger unter­­einander, allemal heimlich und verstohlen der ziemlich ungeshh­t massirte Wunsch hervor, gedachtes Einverneh­­men beim erstbesten Vorwand zu brechen. „Wenn mir ein Freund gar zu auffallend oft und zu überzärtlich die Hand drüht, mich zu glühend seiner unvergänglichen Freundschaft versichert, so hat er mich entweder bereits betrogen oder er will mich exit betrügen.” Und darum kommt er uns sehr verdächtig vor, daß, laut mit gro­­ßer Bestimmtheit auftretender Gerüchte, der Graf aller Neuen, abermals gefonnen sei, sein dynamitschwangeres Neid zu verlassen, um unserem Könige seine freund­­schaftlichen Gefühle fundzugeben und etwaige Unter­­­­stüßung seiner (des zaren) Pläne hiefür von unse­­rem Monarchen einzutauf­en. Wenn die europäischen Dementirungsapparate mit vollem Dampfe arbeiten und mit ihrem ©eraffel Alles was zur Deffentigkeit spricht, übertönen wollen, so daß die Stimme der Zeitungsscreibher nit durchdringen kann, dann ist immer Hundert gegen Eins zu wetten, daß die Nachricht, die Lügen gestraft werden sol, buch­­täblich in Erfüllung geht. Und so moeint es, daß die Entrevue unseres Königs mit dem Graf, weige von allen Offizieren die pfeitS und jenseits der Leitha bis hinauf an die Ufer der duftenden Spree mit einer seltenen Einmüthigkeit in Abrede gestellt und in’s Neich der Fabel verwiesen wurde, trog alledem und alledem stattfinden wird. Der elektrische Draht bringt aus allen Richtungen der Windrose die Kunde, daß die Zusammenkunft der beiden Monarchen bevorstehend sei, nur über das Wann und Wo sehweis­­en die sonst so redseligen Nachrichten. Und gerade d­ieses Schweigen erhöht die Wahrscheinlichkeit der be­­treffenden Mittheilungen, da der Czar aus Gründen, deren Stichhaltigkeit zu erproben er seineswegs ver­­suchen will, annimmt, daß die Nihilisten ihm auf dem ersten besten Orte, an welchem ihn nicht die siebenfache lebende Mauer von Peterhof umgibt, an’8 Leben wollen und er begreiflicherweise den Tag und den außerhalb Nurland befindlichen Ort, an welchem die Entrevue stattfinden sol, vor den Nihilisten geheim halten will. Uns kann indes der Ort der Entrevue ziemlich gleichgültig sein, wir haben nur den einen Sig zu er­­wägen: Der Kaiser und König wird demnächst vom Ezaren interviewt, s bon­n aber — und das ist die Frage — zu welchem Zwecke? Die Antwort der Offiziesen würde wahrsceinlic dahin lauten, daß die bevorstehende Entrevue nur das gute Verhältniß der beiden Staaten, welches eine böse Journalistis so gerne im den düstersten Farben male, zu demonstriren habe. Sogar für vorlaute Neugierige, welche die unmaßgebliche Ansicht legen, daß die Maje­­­­stäten sich nicht nur mit dem Austausche von Höflich­­keiten begnügen, sondern wahrscheinlich auch politische Gegenstände in den Kreis ihrer Diskussion ziehen m wer­­den, dürfte die Erwiderung parat gehalten werden, daß sich dieser politische Ideenaustausch ausschließlich auf den Modus beschränken werde, den Rußland ein­­gehalten habe, um sich der österreichisch - ungarischen Monarchie m­äglich () und angenehm (!) zu machen. Man braucht aber keineswegs politifer von Fach zu sein, um mit Mißtrauen der bevorstehenden Entre­­vue, der unmittelbaren Nachfolgerin der Danziger Kaiserzusammenkunft, welche doch nur eine Wiederer­­weckung des Dreikaiferbündnisses, unseligen Angedenkens anst­ebte, entgegen zu bilden. Die eine XThatfade wird selbst von den maßgebenden reifen nit mehr in Abrede gestellt, daß bei der Danziger Entrevue der­er die Zustimmung und Beihilfe des deutschen Kai­­sers zu internationalen Maßregeln gegen die bösen Li­­beralen, oder wie sie der Ezar nennt, Nihilisten, erbat, und unter der Bedingung erhielt, daß auch Oesterreich- Ungarn zu denselben seine Zustimmung geben werde. Welche Vermuthung liegt nun näher, als daß der Ezar den König von Ungarn und Kaiser von Oesterreich gelegentlich der Entrevue darum angehe, die von Kaiser Wilhelm bereits genehmigten Maßregeln auch seinerseits zu ratifiziren ? Jedenfalls kann nur kindliche, oder besser gesagt, findliche Einfalt behaupten, die Zusammenk­unft der Potentaten seien nur freundschaftliche Be-­suche. Dagegen aber können wir wieder versichern, daß auf die Frage: „Was ist der Zweck der Reife des Grafen ?" es nur eine Antwort gibt: Unter drücung der Freiheit! — Und darum ist die Reife des russischen Despoten zwecklos, denn Ungarns konstitutioneller König wird in keinerlei Maßregeln willigen, welche ein Attentat auf die Freiheit bedeuten. Kaiser-König Franz Koser I. Seufffelon. Leben und Lieben. Eine Geschichte aus unseren Tagen. Nach wirflichen Geschehnissen mitgetheilt von dem­­ Verfasser der „Erzählungen eines Achtundvierzigers.“ Alle Rechte für den Autor vorbehalten (Bortregung.) Der Abschied Lehrmann’s von seinen Adoptiv-El­­tern glich jenem, den er zu Ende der Fünfziger-Jahre von seinem guten alten Vater, dem Bastor von Nadna, ge­­nommen. Selleny hatte seinen Adoptivsohn so lieb gewon­­nen, daß ihm beim Abdschiede vor Rührung die hellen Thränen über die Wangen rannen. Fast noch sehmerz­­licher bewegt, als ihr Gatte, war Leonie, Adlershorst’s Schwester. Sie konnte und wollte es gar nicht begrei­­fen, daß es möglich sei, den künfzigen Gatten ihrer Nichte in den Krieg ziehen zu lassen. Aber endlich mußte er doch geschieden sein. Lehmann bestieg den Waggon, der ihn für lange Zeit der preußischen Residenz entführte. Selleny kehrte aber mit seiner Gattin nach Berlin zurück, da er nach reiflicher Erwägung aller Umstände einsah, daß er hier stets die rascheste Nachrigt von seinem Liebling erhalten konnte. — Zu Ende des Monats August 1870, also nur kurze Zeit vor dem Tage von Sedan, traf Adlershorst mit Elvira wiederum in Berlin bei seinem Schwager ein. Er hatte vor Allem die Vermögens- und sonstigen Angelegenheiten in der Heimat in Ordnung bringen wollen, um seinen Entschluß, sich von nun an von seinen Verwandten nicht mehr zu trennen, in voller Gemüthsruhe ausführen zu können. Es gelang Adlershorst, in demselben Hause, wo Selleny wohnte, ein pasfendes Quartier zu acquiriren, und so trat er denn zum ersten Male im Leben mit seinen nächsten und einzigen Verwandten in ununter­­brochenen intimen Verkehr. Aber es sollte bei diesem Kleinen reife einander wahrhaft liebender Menschen nicht sein Bewenden haben, sondern derselbe sich unverhofft erweitern. Ende Oktober kam nämlich von Stocholm die Nachricht, daß es dem Kapitän Olderström endlich gelungen, sein Heimmesen ohne große Verluste zu verkaufen, und daß er in Folge dessen Hoffe, demnächst in Berlin einzutreffen. Die Freude Aller, über diese Nachricht war gren­­zenlos, am meisten entzückt war aber Elvira. ‚„O wie herrlich, wie [chön ist es, daß sie gerade feßt kommen,“ sagte das junge Mädchen. „Und doch“ feste sie leise Hinzu, mein armner Ferry ist nicht dabei, um meine Freude zu theilen. O Gott, wenn ihm Et­ was passiren möchte, ich würde er nicht überleben.‘ „Kind, schlage Dir solche Gedanken aus dem Kopfe, sprach Adlershorst sehr ernst. „So etwas sollst Du nit einmal denken, viel weniger aussprechen. Man darf das Unglück . . .* „Wollen die Herrschaften nur eintreten“, sagte Sándor der alte Kammerdiener Selleny’s, indem er die Thüre des Salons, in welchem die ganze Familie versammelt war, weit öffnete. „Ich werde für das Ger päch Eurer Gnaden von Sorge tragen.“ Selleny, Leonie, Adlershorst und Elvira erhoben sich fast gleichzeitig von ihren Ligen, um zu sehen, was es gebe. — BE” Hiezu ein halber Bogen Beilage und das .­­. .».« »Oweh,mein Fuß,«rief Ablershorst,den Gicht an­ diesem Tage besonders stark quälte. ..Kapitän Olderström­­,«jauchzte Elvira. »Meinethenie,liebe Freundin!«rief Leonie au­s Alfriedezweilend. . * »Guter,alter Freimd!«jubelte Sellen­y. »Wir sind mit Sacki und Pack an­gekom­m­en1!« stöhnte der Kapitän aus seinem­ Eisbären­pelze hervor. ..Das ist herrlich,daß ihr da seid Der werd— Fuß! ädhzte Adlershorst. An ersten Augenblicke der unverhofften Ankunft der Olderström’schen Familie herrschte in dem nicht zu großen Salon Selleny’s ein solches Gewirr von Stim­­men, daß keiner des Andern Wort vernehmen konnte, und dieses Gewirr wurde einerseits vermehrt durch die Fragen der Diener hinsichts des unterzubringenden Ge­­päcks, sowie andererseits dur die verwunderten Aus­­rufe der Knaben Diderström’s, welche gar nit glauben konnten, daß die zarte Elvira von 1366 während der vier Jahre, wo sie selbe nicht gesehen, ein so großes und elegantes und srönes Fräulein geworden sei. „Bist Du aber schön,“ sagte der kleinste Knabe des Kapitäne, indem er Elvirensch­lange streichelte: „Wenn ich schon groß wäre, müßtest Du meine Frau werden.“ „Was würde dann mein Bräutigam sagen ?* „Hast Du schon einen Bräutigam ?* ‚Nun, Gustav, erinnert Du Dich nicht mehr an den Onkel Ferry 2" „Ach ja, der bei uns auf Besuch war, der hübsche Offizier mit den schönen schwarzen Loden und dem Heinen Schnurrbart. Wo ist er denn ?“ „Der ist im Krieg." (Fortlegung folgt.) HMLVUIEWÆLLM.-», die See­le .«..-...z««.—.«.·s.«—FULLT-«-L-"-.3.--.-«·—-..-Wæes--Wss«—sss »du-M

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