Oedenburger Zeitung, 1884. April (Jahrgang 17, nr. 76-100)

1884-04-22 / nr. 93

ke bi: Me 2. April 1884. _ Jahrgang. edenburger Zei (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschhaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Jung. Az. 98. — — — Das Blatt eint täglich, mit Ausnahme des auf einen IT Administration, Verlag und Inseraienaufnahme; Buchtrukeri­n, Romm­alter , Sohn, Grabenrunde 121. EI Einelne Nummern Rofen 5 Steuer. ZU Yin Ba TE folgenden Zages. 1 P­ränumerations:Preise: är 2oeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljähri­g · ZI­R A anbnrlig vn. f­abeig Sir Auswärts: San jäheig 13 IR albjährig 7 fl., Viertel­­ahrı . A­­lle für das Blatt bestimmte sendungeih mit Ausn­ame sollI­eratethällumerationk undssfettionsgebühreihus tscheedaktion portofrei einzelen­dem Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fiagafe 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2 Seinrich Kaler, 1., W­ollzeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. 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Nach der­ Gefangennahme de Barikadenkaiserz bei Sedan brachen schwere Tage über Frankreich herein. Paris war mit dem undurchdringlichen Eisenringe der Samwesionstruppen umfaßt, der Hungertyphus pochte ges­pensterhaft an die Thüre der Schönen Seinestadt, — da ward den Gott ein Mann gesandt deim­ Name­n. Gambetta. Die einz. Daedalus schwang er Gam­­betta in die Lüfte, überflog den Eisenring der Vers nirungtruppen,­­ er bewältigte selbst die Elemente. Er hoffte,, wo seine Hoffnung mehr gestattet war, er stampfte Armeen aus der Erde hervor als die ganze kaiserliche Armee in deutscher Gefangenschaft war, er schaffte Anleihen, er warf dem Feinde Truppen entge­ gen die für ihr Vaterland zu­sterben mußten, die Worte, die sich seinen Lippen entwanden begeisterten die französische Nation. Frankreich konnte mit Stolz ausrufen: „Alles ist verloren nur die Ehre nicht !" Diese Woche wurde nun in Gabor das Denk­­mal enthüllt, welches das dankbare Vaterland seinem Sohne Leon Gambetta errichtet hatte, mit welchem er das Andenken des Leiter der Nationalvertheidi­­gung im deutschen Kriege verewigen wollte. Einzelne Persönlichkeiten sind es, welche die Geschhcde der Völker bestimmen, welche Glück oder Un­­glück bringen. Die Völker selbst sind Ziffern in den Krempeln der Diplomatie. Leon Lambetta fiel die Rolle eines solchen Volkstribunen zu, von ihm hing das Wohl und Wehe seines Vaterlandes ab, er löste seine Aufgabe wider, er erfüllte seine Pflicht gewissenhaft und es gibt nichts Höheres, nichts Unzer­störbareres als die Pflichterfüllung. Auch an seiner Seite flog der beißblütige Icarus der Kommunarbs, da trifft Lambetta nir die Schuld, daß sich dieser zu hoch fliegende Junge die Flügeln verbrannte und in die Meerestiefe stürzte. Denn Frankreich nach den blutigsten Niederlagen wieder unter den Großmächten seinen Plan einnimmt, so verdankt er dies einzig und allein dem heldenmüthi­­gen Verzweiflungsfampfe unter der Führung Gambet­­tas, dem nur ein deal vorschwebte: Rettung des Baterlandes! — der Glanz seines Namens wird bis in die entferntesten Zeiten leuchten. Die Wunden an denen Frankreich blutete sind vernarbt. Friede, Ordnung, Wohlhabenheit schlugen ihre Wohnunge auf wo Zerstörung und Verzweiflung chaotisch durcheinander wirbelten. Frankreich gebietet heute über eine schlagfertige, für Freiheitsideen begei­­sterte Armee, für zwei verlorne Provinzen ist er durch den Einfluß, den er über zwer entfernte Welttheile ausübt, durch den neuen Markt, welchen er seinem Handel eröffnete, reichlich­ entschädigt, und alles hieß verdankt Tranfreich Gambetta, denn ohne die res­publikanische Armee, die er geschaffen, wäre Frankreich verblutet, wäre die Republik längst untergegangen. Um sein Werk zu festigen, febte er in allen erdenklichen Verfolgungen aus. Durch die Anarchisten ver­­dächtigt, durch Fourton verfolgt, doch Mac Mar bon gedemüthigt, verlor er den Muth nicht, er hörte nicht einen Augenbli auf, das Banner der Freiheit hoch zu schwingen, für sein glühend geliebtes Bater­­land zu wirken, für die Freiheit Frankreichs thätig zu sein­ . Eine Zitanenkraft entwickelte er gegen die Um­triebe der Nachlaten, gegen die Reaktion der Bona­­partisten und die Parvenus des zweiten Empire. Um sein Vaterland gegen die Aspirationen der Legiti­­misten, dieser Ritter des mittelalterlichen Feudalismus zu Thüßen, opferte er Ehrenstellen hin, verzichtete er auf persünliche Ambitionen, er brachte Frankreich auf jene Stufe des moralischen Werthes, welchen er einst behauptete, er machte es geehrt, geachtet, beneidet. Die vermochte er­dig? Es war das Geheimniß seite8g Genies, Gambetta, Diesem Freiheitsmeteore, das sich zeigte, um leider bald zu verschwinden, muß aber nicht bloß Frankreich, ihm müssen alle freiheits­­lebenden Berfer Europas dankbar sein. Denn die Reaktion kann heute Europa nicht mehr in Sklaven­­fetten fesseln, weil es ein freies Frankreich, eine kons­­titutionelle Republik gibt, die über die Völkerfreiheiten des Kontinents eifersüchtig wacht, die einen V­ernich­­tungskampf gegen die modernen Freiheitsideale uns möglich macht,­­ mit der man rechnen muß. Mag sich auch der Machtprud­­morsher finster ver Borurtheile dem Frensschen Entwicklungsbedürfnisse der freien französischen Nation herr­ic entgegen«­ stellen, der Genius des Bolles wandelt auf Fichten Pfaden, denn er ist unsterblich,­ so wie das Andenken eines Patrioten gleich Gambetta. Koch, Zwei große S­taatsmänner Ungarns mit diametral entgegengefebten Anfichten. Dedenburg, 21. April 1884. Wir veröffentlichten in der legt erschienenen Nummer die wichtigsten Stellen deriepochalen Em­un­­ziation Balthasar Horváth’s vor seinen­ Wählern in Temespär und legten namentlich­­ auf jenen Parfus der Programmrede das Haupts­gewicht, worin der große Staatsmann ausführte, daß der Hochadel und der hohe Klerus nicht mehr die einzigen Träger der ungarischen Staatsidee blei­­ar Jeuiffeten. Ein Suffpiet. (Fortlegung ) Herr von Vigneur war liebenswürdig und wo jugendlich, seine Art sich auszubrüden, hatte etwas Geschmeidiges, das wieder milderte, was hier in seiner Anwesenheit Hartes, in dem, was er so eben gesagt hatte, Peinliches lag; er wußte, nach­dem er sich EHar über die Unmündigkeit seines Sohnes ausgesprochen hatte, bald das Gespräch von dem eigentligen Zweck seines Kommens abzu­­lenken, und zeigte si bald, indem er, wie er sagte, in der glücklichen Stunde erfreute, die einem Ans­chern bestimmt gewesen war, und die er nicht ver­­dient hatte, als feiner und im Umgange mit Damen wohlerfahrener Mann. Nach und nach ge­wöhnte sich die junge Geliebte seines Sohnes allmälig an seine Gegenwart. Herr von Vigneur wollte den unangenehmen Eindruck verwischen, den er anfangs auf sie gemacht haben mußte, und das fehien ihm an zu gelingen. Zuerst drehte sich das Gespräch um allgemeine Gegenstände, dann war von den Gefühlen die Rede, welche ein feiner Sinn die Welt nicht errathen zu lassen liebt. Ansichten, Ur­­theile wurden ausgetauscht, und es fand si zmischen den Beiden eine Gleichheit der Anschauung und des Urtheils . Herr von Vigneux grollte bald mit­tig, daß er erst jegt und so zufällig eine so anziehende und­ geistvolle junge Dame kennen lernte, deren Hare, richtige Antworten, deren feiner Sinn den angenehmsten Eindruck auf ihn hervorbrachten ; uns merflich fühlte er sich neben ihr verjüngt und bes wunderte halb meidiich das Glück seines Sohnes, der gewiß den ganzen Werth der jungen Danıe, deren Liebe ihm geworden war, nit zu würdigen wußte. Endlich drängte die Zeit und Herr v. Vig« neug mußte die jugendliche Zauberin verlassen ; zu­­vor erbat er si aber noch die Grlaubung, sich ihrer Mutter am folgenden­ Tage vorstellen zu dürfen. Ah nein, wo nit, wir müßten ihr unser Geplauder von dieser Nacht gestehen, ich bitte Sie um­ eine kurze Frist, damit ich einen fhn­lischen Vor­­wand ersinnen kann, Sie mit ihr bekannt zu machen. Sie kamen also überein, erst nach einer Woche oder nach vierzehn Tagen solle Herr v. Big­­neur unter den Auspizien seines Sohnes bei Mas­dame Gerard seinen Besuch machen. Als er wieder zu Pferde und auf dem Nachwege nach Paris war, den er in viel langsamerem Schritte zurücklegte, als er ihn zuvor geritten war, gab er si selbst Nechens­chaft von seiner Unterhaltung und mußte sich fragen, ob das junge Mädchen nicht schon einen zu bedeutenden Eindruck auf ihn gemacht habe ? War er da fast schon zum Nebenbußfer seines Sohnes geworden, ob SKlementine Alfred wohl wirklich liebte? Er verneinte es bald; er glaubte viele zarte Worte in ihrem Gespräche auf sich beziehen zu dürfen. War Alfred wirklich s­chon in dem Alter echter Leidenschaft, jener Leidenschaft, an der Glüc oder Unglüd des ganzen Lebens hängt ? Nein, er war noch ein Schüler, ein junger Mensch, der eben die Bänke des Kollegiums verlassen hatte, der alle Frauen liebte, wie ein Kind, das stets nach Neuem greift; das erste Kammermädchen konnte ihn Klementine Gerard vergessen Lassen und diese fehlen den jungen Menschen ganz zu durchi­auen. Wie er sich lange folgen Betrag­ungen­ hins gegeben hatte, hielt er plöglich sein Pferd an und wandte sich an seinen Bedienten: Sean, hast Du diese Demoiselle Klementine wohl genau gesehen ? a, gnädiger Herr, wir waren in &ceaug, fgon mehrere Male zum Mittagessen eingeladen. At sie Ihn ? ‘a, gnädiger Herr, sehr schön. Sonderbar, fuhr der Baron in seinem Selbste­gespräche fort, wie dieses Mädchen ‚mi beschäftigt und aufregt, und ich kenne ihre Züge nicht einmal. Am anderen Morgen brachte der gefällige Freund, der Alfred in der vorigen Nacht der List seiner Freiheit beraubt hatte, diesen wieder zu seinem Vater zurück. Alfred, redete ihn der Baron in sehr ernstem Zone an, Du befuhit Gesellschaften, die ich nicht fenne, Du kommst sehr oft in das Haus einer Madame Gerard ? Mein Vater... Es ist dort ein schönes junges Mädchen, vol Anmut und Talent ? « Ja,mein­ Vater. Der machst Du die KurP Ja,mein­ Vater. Aber weißt Du ni­chh daß Mademoiselle Klem­entine Gerard zu hoch steht für die Liebelei eines ju­n­gen Menschen diei­ ir ihrem Rufe und ihrer Zukunft schaden kann? Gewiß,mein Vater­,aber... issmessspielw­­­ a­u = i

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