Oedenburger Zeitung, 1885. Februar (Jahrgang 18, nr. 26-48)

1885-02-01 / nr. 26

Beilage zu Ar. 26 be alta Zeitung.“ in, Schweizer Erfindungen sind auch gleich Die Patentfrage fält im Principe Kurchaus nur mit dem Freihandel zusammen, sondern mit dem Begriffe des geistigen Eigenthumes, dem eigentlichen Urheberrechte, dessen sich auch die Au­­toren musikalischer und Literarischer Werke er­­freuen. E38 seien hier nur die denkwürdigen Worte des großen Staatsmannes und eines der hervor­­ragendsten Autoritäten der Wissenschaft %. Stuart Mile Erwähnung gethan, welcher über diesen Ge­­genstand sagt: „Patente sind Fein Monopol und machen die „Waare nicht theuerer zum Nuten des Erfinders, „Sondern halten nur einen Theil des aus der bil­­­ligeren Produktion erzielten Gewinnes, welden „das Publikum dem Erfinder verdankt, zu dessen „Bunsten als Belohnung für ihm zurück, Daß „der Erfinder für den Dienst, welchen er der Ge „sellschaft Leistet, belohnt werden müsse, kann nicht „geleugnet werden ; ebenso, daß, wenn man Allen „erlaubte dessen Talent zu benügen, ohne, daß sie „die Mühe und Kosten hätten, welche er ver­­„wandte, um seine Idee in eine praktische Yormn “zu bringen: Niemand sich dieser Mühe unterzies­­ben möchte, außer sehr reiche gemeinsinnige Leute. „— Oder der Staat müßte den vom Erfinder ge “leisteten Dienst abjrägen und ihm eine öffentliche „Belohnung geben. In Fällen offenbar allgemeiner „Gemeinnügigkeit hat dies kein Bedenken, im All­lgemeinen aber ist ein ausschließliches Recht von „Testgefegter Dauer vorzuziehen, weil es von seiner „Wilführ abhängt, sondern von dem praktischen „Erfolge der Erfindung, “ je größer derselbe, de: „to größer auch die Belegnung und da dieser von „Denjenigen gezahlt wird, denen der Dienst geleis­­tet wird, auch um so gerechter.“ In der Metropole unseres Landes hat sich jüngst ein Kunstgewerbe.Ber ein Fonstituirt, um aber allen an ihn gestelten unerläglichen Anfor­­derungen gerecht zu werden, dürfte die Kraft dieses Vereines troß der größten Umfigt und Thätigkeit nicht ausreichen, zumal­ die vielen verschiedenen Zweige der Kunstindustrie sich vielfach, theild an gewisse Gegenden, ıheilg an Bodenprodukte und auch an die besonderen Eignungen der Bevölke­­rung binden. e8­it der Bevölkerung überlasfen nach Dlnahgabe der Lokalvrhältnisse die Wahl des Kunstindustriezweiges selbst zu treffen, all diesen vielseitigen mitunter komplizierten Anforderungen de ganzen Landes zu entsprechen, ist ein Verein nicht im Stande. Wünschenswerter wäre daher, fünftge­werbliche Zweigvereine überall im ganzen Lande, wo fi biezu ein Feld bietet, zu gründen, wurde in gewisser Beziehung zwar selbst­­ständig, mit dem Budapester Zentral Hauptvereine aber der Hauptsache nach in Verbindung zu bringen wären. Die Aufgabe der Zweigp­reise wäre, nach dem die Fortschritte unserer Zeit auf allen Ge­­bieten des Wissens und in allen Zweigen der Kunstindustrie einen derartigen Aufschwung genom­­men haben, daß für die höheren Anforderungen, welge feßt gestillt werden, das alte handwerks­­mäßige Betreiben der Gewerbs3 nit mehr aud­­reiht und kein Gewerbezweig mehr ernft­rt, welcher durch Die neuere Zeit mit einer gewissen Vollendung zuge­führt worden ist,Hausindusrie und Fachschulen zu errichten, in welchem das Gewerbe durch Mit­­theilung um Verbreitung entsprechender Kenntnisse und Fertigkeiten zu einem vollklommeneren Betriebe auf die Höhe der Anforderungen des Tages gebracht werden kann. Außer dem sachgemäßen theoretischen Unter­­richt aber sollte es die Hauptaufgabe sein, die praktische Handfertigkeit zu fultiviren, denn so un­­entbehrlich der theoretische Unterricht für den höheren Gewerbebetrieb auch ist, ist doch nit außer Uhr zu lassen, dag man in der Bevorzugung des­­selben zu weit gehen kann und die praktiiche Aus­­bildung zu sehr hintanfegen kann, wodurch das an­­gestrebte Ziel uit erzeigt wird. An weiterer Folge hätten die Zweigvereine die Lüntereffen der einzelnen Angehörigen gegenüber den Kreismunizipien, und im Wege des Zentral: Diveines gegenüber dem Staate zu vertreten, even­­tw Aushilfstarjfen zu gründen und dem einzelnen Unternehmen den Verkauf seiner Erzeugnisse zu vermitteln und entweder durch Ber lohnung der Erzeugnisse oder durch Ablauf zu unterstügen, ferner en permamentes m­it industriellen Museum jederzeit ver­­läuflicher Ausstellungsobjekte zu unterhalten an. Die Aufgabe des HZentrafosreined hingegen wäre, die Synteressen der Zweigvereine oder der einzelnen Unternehmungen dem Staate gegenüber zu vertreten, ferner ein inhaltsvolles Eu­gewerbliges Zugblatt zu billigen zugänglichen Preisen zu ec­ren, denn es bedarf eines Vorbildes, um die freie fünft­eb­ige Entfaltung des Gewerbes zu erzielen, welche8 der erlangten technischen Fertigkeit selbstgezogener Kräfte auch größere Vollendung, veredelnden Geschmach und stylgerechte Ausführung verleiht. Die Beschaffung solcher Werke ist zumeist nur mit riesigen, für den Einzelnen oft uner­­schwingligen Kosten verbunden, nachdem Werke d­es Kunstgewerbes ungemein zahlreich und größten­­t­eils nur zu enormen Preisen im Verlage auf­­liegen, so daß zur Erwerbung derselben der Auf­­wand eines nicht geringen Kapitals erforderlich ist Außerdem sind auch Modelle nothwendig, kurz Behelfe, ohne welten ein regelrechtes Kunst­­gewerbe füglich nit denkbar ist. (Schluß folgt­­ Dem Tage. O Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät der König hat dem leitenden Direktor der Vereinigten Budapester hauptstädtischen Sparkasse, Sofef Bun, in Anerkennung seiner V­erdienste auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten, das Ritterkreuz des Franz Kofefsordeng verliehen. Ferner wurde dem­ Gemeindenotar von Szilbäß, Johann Gruh­s, gleichfalls in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten, und dem Expeditions­­beamten in der Druderei des Wiener „Fremden­­blatt“, Georg Auderler, in Anerkennung seiner mehr als fünfzigjährigen belebten Berufs­ Thätigkeit das goldene Verdienstfreug verliehen. oO Ihre Majestät die Stafferin-S Königin begibt sich im Monate März nach Amsterdam, um sich von Dr. Meigger daselbst behandeln zu lassen. Dieselde wird jedoch nur in Amsterdam wohnen, sondern in der Billa des Herrn B. R­i­­cord im Seebade Zandfoord bei Amster­­dam, welcher der Monachin seine Billa daselbst zur Verfügung gestellt hat. O Krone und Myrthe. Nach A­thener Meldungen der „Bol. Korr.“ gilt daselbst die Vermählung der griechischen B Prinzessin Alexandra mit dem Großfürsten Baul allgemein als Thatiade und scheinen die in dem Verwandtschaftsverhältnisse Beider gelegenen Favo­rijgen Schwierigkeiten nunmehr beseitigt zu sein. Nach russischem Gefege bildet da­s V­erwandtschafts­­verhältniß sein Chehindernis, und so dürfte die Trauung nur in Athen, sondern in St. Peters­­burg vollzogen werden.­­ Das Budget des Honvedminsteriums. Die Debatte hierüber begann das Abgeordneten­­haus am 30. d. M. mit einer „Jungfernrede” des Honvedministers, Baron Fejerváry, in welcher der Redner, die gegen die gemeinsame Armee gerich­teten Auslassungen­­ der Äußersten Linken zurück­­weisend, betonte, er berühre ihn peinlich, daß solche Angriffe gegen eine Armee gerichtet werden, die nebst ihrer bewährten Tapferkeit auf dem Schlacht­­felde, bei Elementarereignissen der Bevölkerung des Landes mit wahrer Selbstaufopferung stets die größten Dienste geleistet habe. Diese Enunziation des Ministers bewog auch den Abgeordneten &­ulacsy von der äußersten Linken seine Worte dahin zu zertifiziren, er habe die gemeinsame Armee nicht in ihrem Ansehen vere kleineren wollen, sondern sich blos darüber beschwert, daß sir innerhalb ihrer Körperschaft die ungariige I­nteressen nicht pflege. Die großen Verdienste dieser Armee habe er nie in Abrede gestellt. In der Spezialberathung des Budgets des Justizministeriums wurden die Titel: „Zentral-Zeitung“, königliche Kurier, könig­­liche Tafeln in Budapest und Wearos-VBafarhely", „Staatsanwaltschaften“, ohne Debatte votirt. Bei dem Titel „Gerichtshöfe und Bezirks­­gerichte“ sprach fi Orbam gegen die Diurnen der Gerchtsbeamten aus. — Ymre bekämpfte aus prinzipiellen Gründen die P­ersonalzulage für den Vizepräsidenten des Budapester Gerichtshofes­­präsidenten Grafen Taaffe ein Telegramm gerichtete in welchem sie um schleunigste gefegliche Ab­hilfe gegen ungejegliche Vorgänge bei den Ha­delsk­ammermwahlen ansucht. Stankfurt a. M., 31. Jänner. Die hiesi­­gen Kriminalbeamten wurden sämmtlich mit Re­volvern bewaffnet. Fondon, 31. Jänner. Der Verwaltung d britischen Museums ging die Benach­­tigung von einem gegen dasselbe geplanten D­y­ns mit Atttentate zu. Madrid, 31. Jänner. Cardenas will an Stelle Sivela’3 zum Botschafter in Pa­ri­s ernannt werden. Budapest, 31. Jänner. Die liberale Partei akzeptirte die D­orlage in Betreff der Vermehr­­ung des W­ichterpersonmales beim inanzgerietöhofe. Bern, 31. Jänner. Der Bundesrath erhielt einen in einer schweizerischen Stadt aufgebenen Brief, der ihn benachrichtigt, daß der Bundespalast demnächst in die Luft gesprengt­ werden wird. Bukarest, 31. Jänner. Der Gesandte in Konstantinopel Maprogheni wurde an Stelle Carys zum rumänischen Gesandten am Wiener Hofe ernannt. Tilogramme. Wien, 31. Jänner. Der Ministerpräsident Tipa it gestern Abends hier eingetroffen, um im Laufe der nächsten Tage mit den Mitgliedern der Österreichischen und der gemeinsamen Regierung über verschiedene abschwebende Angelegenheiten zu konferiren. Sonntag Früh dürfte auch der Finanzminister Graf Szapary hier eintreffen. Der Aufenthalt des Ministerpräsidenten ist bis Montag in Aussicht ge­­nommten. Gzernowiß, 31. Jänner. Der größte Theil der Radauger Wählerschaft hat an den Meinisters Briefe aus der Residenz. X. Wien, 30. Jänner. ‚In der Jugend nimmt der Mensch die Zeit, und fümmert sich wenig um Die Bulunft. Sugend ist der scheinbar ewige Frühling mit feinem Haren heiteren Himmel und würzigen Düften; wenn je zuweilen ein Gewitter am Himmel aufs­­teigt, so ist es mit einigen Bligen und rasc­ vorüber­ gehenden Negenschauern (nir figürlich gesprochen, mit ein­ Bischen „Ah“ und „Weh“ und ein paar Thränlein) abgethan; der Himmel wird bald wieder blau und die Natur freundlicher, als sie je zuvor war. Warum sol man auch nach Sinnen über die Ursache dieses Gewitters, das schrell vorüberzieht wie eine Laune und verschwindet, ehe wir das­­ meteorologische Rathsel gelöst haben? Sie war recht betrübt über die legten vielen Selbst­orde­­nsbesondere hat mich der freiwill gewählte Tod des 69 Jahre alten M­itterd von Naleneg­garczemsty, der sich­m blos darum, weil er so einsam auf der Welt stand einen Scharfgeschliffenen Dolch vierma in’s Herz stieß, bis endlich das ihm verhaßte Leb entfloh, und dann der Literat Avis Cserny welcher inmitten eines Champagner-„ Dufels“ den falten Bistolenlauf an seine Stirne fegte und hier» auf den Hahn losdrücke, so daß die tollen Geister des perlenden Sektes zugleich mit denen des Lebens duch die blutende Bresche entflohen.... Hul Did schauderte und eisfalt rieselte «… doch meine Adern; aber — da trat mein Mädchen ein und brachte auf der silbernen Platte Die legt eingelaufenen Ball Einladungen und vergessen waren Tod und Verzweiflung, um die flatternden Gedankten auf einem Bunk­e zu konzentriren: Wohin wirst Du gehen und weige Zoilette wirt Du machen?; Heligtrop-Atlad8 mit bronzefarbenen Belourg- Manteau, dazu eine Garnitur von wilden Noten, in deren Kelden ein Diamanttropfen leuchtet; ja, ja! so ähnlich war Die Zoilette der Gräfin Thun auf dem Hofballe vom legten Donnerstag, mit dem der Karneval seinen Höhepunkt ein­weiht hat. Be­ide Ballsäle waren duch erotische Pflanzen und duch in verschwenderischer Hülle angebrachte Blumenheden in einen fürmlichen Garten umge­­wandelt. Tausend riesige Wachskerzen streuten ihre Sicht auf das glatte Parket des großen Salons, in welchem sich unterhalb des Wenfilpavillions die von beiden Seiten mit weigen Palmengewächsen flaniirte Estrade für die Allerh. Herrnheften befand. Zur Nehten derselten teten sich die Botschafter mit ihren Gemah­nnen auf, zur Linten die obersten Hof bargen. Den übrigen Raum des Saales füllten die geladenen Säfte. Der Anblick dieser zu einem immer dichteren Knäuel sich verwirrenden Festtheile­nehm­er war ein wahrhaft gramdigter. I allen Farben shillerten die reichen Uniformen und bunt gesticten Staatsfleider, das Auge ward geblendet von dem funfelnden Glanze der Orden, welche die Brust der Würdenträger bedecten und dazwischen dämpfte der sporadisch auftretende Frad dieses fas­­zinirende Farbenspiel wohlthätig.­­ Bunst Halb 10 Uhr theilte sich der durch eine­anderfluchende Strom der Gifte und bildete eine lange Baffe bis zur Heinen Verbindungsthüre, welche die Privatgemächer der taijeiligen Familie mit dem N #­v­elle Seftjaale verbindet. Drei Sylige mit dem GStabe

Next