Oedenburger Zeitung, 1885. Oktober (Jahrgang 18, nr. 224-250)
1885-10-09 / nr. 231
.-H HWMXQHInsekt-IFfix-".,-----«s,«--««. s i m Dee EEG: pe EEE , Jreitag,9.gätober1885. ge Th a BR, RER ET RR SR N: XVIH. Jahrgang (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forticritt zur Ehr? — Bedrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” —n Oedenburger Zeitung, I SERNE re EEE 5 ar re Mi ap x Mas Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerationsreife: Für Loen: Ganzjährig 9 fl, Halbjährig 5 fl, Vierteljährig 241.50 fe, Monatlich IM. « Vür Undwärts: Geniährig “ Artetojährig 7 fl., Vierteljährig 5 2 Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Administeasion, Meriag und Inferatenaufnahme: Sucdrukerei &, Nommwalter & Sohn, Grabrarunde 121. K Einzelne Nummern Rofen 5 Kreuzer. 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Nicht ein äußerer Feind bedrängt dieselbe, nicht Bismard, der Schredliche, den die Franzoesen so haffen, daß dieser Haß nur von ihrer Furt übertroffen wird, führt Etwas gegen sie im Schilde: aus der Masse des französischen Volkes selbst erhebt si die Gefahr für diese Republik, welche die Franzosen vor nahezu einem S Jahrhundert "unter Strömen eigenen und fremden Blutes erkämpft haben, die sie so oft verloren und deren Wiedereroberung ihnen jedesmal nur mit den schwersten Opfern gelang. Die nun fast beendeten Kammerwahlen finden, welche die Republik in Frankreich, in erster Linie aber die gegenwärtig am Wucher befindliche sogenannte „gemäßigte Republik“, ernstlich in vage zu stellen scheinen. Das Ministerium reycinet Briffon, daß heißt, die derzeit herrschende gouvernementale Partei der Republikaner, hat fs die größten Erfolge von dem neu eingesführten Listen-Skrutinium versprochen. Dasselbe schien ihr ein Weittel, um die immer mehr zutage tretende Unzufriedenheit des Bosfes mit den bestehenden Zuständen und die bei den Wahlen zum Ausdruck kommen mußte, unschädlich zu machen, war es doch anzunehmen, daß man bei der Wahl nach Listen, wo man naturgemäß von der Zentrale eine weit größere Beeinflussung der Departements vornehmen konnte und wo die Regierungsgewalt daher die Fäden in der Hand hatte, eine weit größere Wirkung erzielen zu können meinte, als bei dem früheren Wahlsystem, wo mit jedem Wahlbezirke allerlei individuelle und Totale Belleitäten zum Wusdruch gelangen konnten. Das bisherige Ergebniß der Wahlen aber hat gezeigt, daß das gerade Gegentheil dessen eintrat, was Die Regierung erwartete. Die Monarchisten sowohl,als auch die Radikalen haben zahlreiche neue Lige gewonnen und man kann schon jegt annehmen, daß durch das bisherige Wahlergebnis das bisherige Verhältnis in der französisgen Kammer wesentlich zum Nachtheile der bisherigen Regierungspartei, das heißt der gemäßigten Republik ausgefallen ist. Die Gefahr ist in der That eine sehr ernste, wenn man die dortigen parlamentarischen Verhältnisse in’ Auge faßt. Die französische Kammer besteht aus 584 Abgeordneten und die Regierungspartei verfügte bis heute nahezu über eine Ziweisdrittel-Majorität; das Ministerium war also, wie das bei einem parlamentarischen Regime unerläglich ist, oder wenigstens in der Regel sein soll auf eine starre und verläßliche Majorität gejragt. Die gegenwärtigen Wahlen aber haben diesed Berhältung gründlich abgeändert: Die Monargisten haben nämlich bisher 93 Site gewonnen und auch die radikalen Republitaner hoffen aus dieser Wahlkampagne mit einem Gewinne von 40 Ligen hervorzugehen. Thatsächlich ist das Verhältuig dermalen so, daß die monarchistischen Deputirten um etwa zwei Jugend stärker als die Republitaner sind, und wenn, wie das bisher häufig genug der Yal war, der radikale Flügel der Prepublikaner sich mit den Monarchisten zur Bekämpfung der Regierung vereinigen wird,so muß dieselbe in die Minorität gerathen, und daher allen parlamentarischen Begriffen gemäß ihren Gegnern das Feld räumen. Es ist immerhin fraglich, ob diese B Vereinigung der Radikalen mit den Monarchisten that» jählich stattfinden und ob e8 der Führer der Ersteren, Herr Elemenceau, eingeschüchtert dur die fichtliche Gefahr, in welche die republikanische Staatsform überhaupt geheilt, nicht vors ziehen werde, um die Monarchisten für die Respublik unschädlich zu machen, sich wieder den gemäßigten Republikanern zu nähern. Doch ist er immerhin die Frage, ob Clemenceau den Einfluß auf seine Partei behalten werde, um diese Annäherung durchzuführen, wird er doch bereits jeit von Rochefort als Reaktionär bezeichnet und Rochefort ist das verkörperte Sinnbild jener Radikalen, die ss lieber mit dem Teufel verbünden würden, als mit jener opportunistischen Republik, unter deren Herrschaft die Korruption in Stanfreih im einem Grade herrsht, wie das nie zuvor der Fall war, und welche die Kolonialpolitik inaugurirte, namentlich aber jenen Feldzug von Zonling, der dem Lande so schwere Opfer an Gut und Blut auferlegte. Dieser Feldzug nach Tonking war es, welcher das mächtigste und wirksamste Agitationsmittel für die Radikalen braute. Die Organe dieser Bartet schilderten die Leichen, welchen die französisgen Soldaten daselbst ausgejegt sind, in den ihm wärzesten darden, und da in Frankreich, wie in ganz Europa, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt ist, fand dieses Agitationsmittel in jeder Familie, in jeder Gemeinde, welche Angehörige in den Regimentern hatte, die daselbst zur Verwendung kamen, den sebs daftesten Ankland. Aber die Sade hat no einen anderen, noch viel ernsteren Hintergrund. Das französische Bolt sgeint jeit, vier Jahre vor dem Centennarium der großen Revolution zur Ueberzeugung gelangt zu sein, daß die republikanische Staatsform auch nicht jene Panacee sei, von der man das Heil Frank teich8 und der Welt erwartet hatte, daß die Verhältnisse daselbst nit nur nicht besser, sondern in a we, Seuilleton. „Zur Kunst, Humor und Freundschaft.” Skizze von Ernst Marbach. (Fortlegung ) Ueberhaupt wurden für diesen Wohlthätigkeite zwed, von allen „Schlaraffen“-Vereinen zusammen, über 10.000 fl. aufgebracht und dem ‚Fonde für die Verunglückten zugeführt. Alein auch in kleineren Unterftügungen und Hilfeleistungen äußerte sich oft, sehr oft die Menschenliebe der Schlaraffen. Ein Verein also, der bei harmlosen Scherzen und doch dabei ernstem Tempeldienste der Muffen nur no daran denkt, wie er nach Kräften segensvoll in das Schicsal seiner Mitmenschen eingreifen künne, — ein Verein, der seine politische Meinungspdifferenz, feine religiöse Erörterung, feinen Rattengeist und feine Nationalitätenunterschiede in seinem Kreise aufkommen läßt: der verdient Doch gewiß den Beitritt aller intellektuellen Elemente, die geneigt sind einige Stunden der Muße in den Bezirken der schönen Künste zu verleben. Man sollte, wenn man schon das Bedürfnis nach Geselligkeit fühlt, der einer Schlaraffia beitreten, als vielleicht seine freien Abendstunden im Gasthause zu bringen, wo der materielle Genuß durch nichts, die edleren Sinne Reizendes, gewürzt wird, wo Einem fremde Räume herz ‚ erkältend, geisternüchternd umgeben und Mengen, mit denen man doch nur flüchtig zusammenkommt, Einem Gesellschaft leisten. An der Schlaraffia dagegen, insbesondere im der „Sempronia,“ tritt man in einen glänzenden, geradezu prachtvoll ausgestatteten Saal, wo Einem von allen Wänden farbenprächtige Wappen ,Bilder und sinnvoll geordnete Embleme imposant und doch vertraut entgegen unden, wo alle Einrichtungsstücke an die Romantik des Ritterthums gemahnen und die ganze, tveibe Dornamentik harmonisch inandergreift, um ein stylgerechtes Ganzes zu bilden. Hier findet man nur gleichgesinnte, im wahrer, aufrichtiger Freundschaft einander zugethane Genossen. Bald durchfluthen die silberhellen Stimmen der Himmelstögter, Mufti und Seejang die prächtige Halle oder es fliegt der leistbefiederte Ball des Wites Tokett, von Einem zu den Andern, oder ed fällt manch’ ernstes, gewichtiges, Tehrreiches Wort dazwischen, woraus Geist und Seele Augen ziehen. Edle Dichtung schreitet mit dem nedenden Momus Arm in Arm blüthenspendend durch die Gesellsschaft; Hier erhebend, Dort erheiternd, aber immer veredelnd. Seine Seziertheit, Feine aufdringliche Kathederweisheit, aber wo weniger Trug, Hinterligt oder Falschheit finden Eingang in Schlaraffenräumen, wo man froh genieget und heiter Schafft. Da selbst die gebräuchhigen, symbolischen Zeremonien bilden einen unversiegbaren Duell des Vergnügens und wenn vom „Throne“ herab (vom Borsigenden, der aus der freien Wahl Ailer hervorgeht) die einfachsten Mittheilungen und Eröffnungen mit sprudelndem Humor oder parodistischem Ernste vorgebracht werden, dann fühlt man sich gleichsam in die goldene Zeit der Mythe verfegt, wo man die Widerwärtigkeiten des Lebens, die Sorgen und Mühjeigkeiten gar ni Fannte, wo noch feine Wolfen der Menschen reine Stirnen umdüsterten und ein ewiges, frohes Lächeln auf Aller Lippen lag. Wir glauben Hier einige Aussprüche eines Schlaraffen wiederholen zu sollen, Aussprüche die seinerzeit der in Oedenburg ansäfige Oberschlaraffe „Ritter Guttenberg“, anläßlich seiner im Vorjahre im diesen Blättern niedergelegten, sehr erschöpfenden „schlaraffischen Enthüllungen“ zitirt hat. Er sagte ganz richtig: „Der Solaraffe baut ich in seinem innersten Gemüthe ‚das Neid des Sittlichen ud Schönen auf, aus welchem ihn sein Hartes Stadelwort, feine böse Nachrede, fein Höhnisches Achsel zu den Derjenigen vertreiben kann, die ohne, das schlaraffische Wesen je persünslich geprüft zu haben, es zum Gegenstande falscher und irreleitender Beschreibungen machen. Das ideale Streben der Schlaraffen, ihre gemüthveredelnde Tendenz wird — troß aller Angriffe — die Jahr für Jahr zunehmende Verbreitung ihrer Grundmäße und Bestrebungen mit hindern, sie wird den felsenfesten Glauben der sich immer zahlweiger vermehrenden Bundesgenossen, daß sie nämlich die luftigen Aposteln einer offenbar Hehren Mission sind, niemals erschüttern; denn über ihnen raushen verheilungsvoll die Sittiche des „Uhu“ (als Sinnbild weisen Lebensgenußes) und sich an ihnen fest ankllammernd, erheben sie sich über indischen Zand, in das Neid des Lichtes und der Wahrheit. Solche sind die Empfindungen aller Schlaraffen des Erdballes, und die Zerbrödelung ihrer Gemeinsamkeit müßte eintreten, wenn schlar See ia =