Oedenburger Zeitung, 1886. Juni (Jahrgang 19, nr. 125-146)

1886-06-01 / nr. 125

s wurde,und auch die obligaten Bankete in Wien erledigt waren,nahmen die Verhandlungen in Bukarest Ende April ihren Anfang.Die rumänische Regierung beharrte auf ihrer Forderung,betreffend «die freie Einfuhr der Zerealien und des Viehes nach Oesterreichs Ungarn,obwohl ihr wiederholt auseinandergesetzt wurde,daß diese Zollfreiheit im Sinne der bestehenden Verträge allen anderen Staaten,selbstußland,den Vereinigten Staaten und Indien zugutekäme und daher,strengge­­nommen,auch die Interessen Rumäniens beein­­trächtigen würde.Alle diese Vorstellungen blieben bei der rumänischen Regierung erfolglos,ja,­­während sie einerseits ihre Forderungen in vollem­­ Maße aufrecht hielt und sich mit Erleichterungen, welche im Grenzverkehr den Zerealien und den lebenden Thieren eingeräumt werden sollten,nicht begnüge­n zu können erklärte,verweigerte sie uns selbst die Meistbegünstigungsklausel,welche ja eine minis­male,gerade h­elbstverständliche Konzession wäre, wenn Rumänien mit uns überhau­pt ein Vertrags­­verhältniß eingehen wollte. Durch Akzeptirung solche beschämender Be­­dingungen wäre unser Handel in eine schlechtere Lage gelangt,als welche er bisher innehatte und die Tendenz,welche in der Verweigerung der Meist­­begünstigungsklausel liegt,bildet bereits an und für sich den Beginn des Zollkrieges.Es ist eins dent, daß die Rumänen sich die Möglichkeit wah­­ren wollten, uns schlechter zu behandeln, als alle anderen Staaten, während sie von uns Begünsti­­gungen verlangten, welche ihnen von seinem ande­­ren Staate gewährt werden. Wir verrennen nicht die in der Natur der wirtsschaftlichen Verhältnisse liegenden Gegensäe, doch trägt am der künstlichen Zusolgung der Interessengegenfäge ohne Zweifel der in Rumänien derzeit vorherrscchende nationale Ch­auvinismus die Schuld. Die Politik, welche­s Rumänien in der vorliegenden Frage befolgte, wurde nur doch ruhige Erwägung, sondern von den Leidenschaften inspirirt. Diag der herannahende Zollkrieg werchen Ausgang immer nehmen, «8­it uns nach dem vorliegenden Dokumenten Elar, daß wir es nicht zu bedauern haben, daß die Berin­­gungen der rumänisgen Delegirten nicht angenom­­men wurden. Das neue Lombardo-Benekien. Dedenburg, 31. Mai. nothwendig braucht, wird ihr der Matn gegeben diese Eisenbahn aus eigenen Mit­­teln zu bauen. Dies wäre so ganz gut, wenn er dabei sein Bewenden hätte. &3 sind uns aber Fälle bekannt, wo die Interessenten von der Regierung gar seine Unterstüt­zung verlangten, wo sie selbst bauen woll­­ten und wo die Regierung dies ab­­sichtlich durch Nergeleien hinderte. Es handelte sich im Ganzen darum, daß die Regierung für die Beförderung der Post so viel hätte zahlen sollen wie bisher, und sie gab nicht einmal die Erlaubniß die Prio­­ritäten um den Preis verlaufen zu­. Bosnien ist ein glücliches Land. Es sollte eigentlich eine Art Kolonie, eine eroberte Provinz sein, wie man sie anderwärts als Ausbeutungs­­objekt für das Mutterland ansieht, welches man seitdem­e& Eroberer gegeben hat, im Unte­­resse der Eroberer auszubeuten pflegt. Aber Desterreig: Ungarn gebührt das D Verdienst die Kunst entdeckt zu haben, in ein erobertes Land sein Geld hinein zu verwirkdigaften. Wir wollen nicht, daß man die offupirten Provinzen brandihage, denn dieses Geschäft hat Denjenigen, die es betreiben noch nirgends Sympa­­thien eingetragen, aber wir halten es für Wahn­sinn in eine Provinz die übrigend noch nit einmal unser Eigenthum ist, unser Geld zu sinden, und ihm mit Opfern eine Liebe zu er­­weisen, die es nicht begehrt hat. Dieses neue Eldorado hat seine Staatsschuld. Er wä­t wider die Kosten des Militärs, welches für seine Sicherheit Sorge trägt. Sämml­­iche Steuern, welche die Provinz zahlt, werden für ihre eigenen Kulturzwecke verwendet, und für ihre Administ­ation, für welche H Zwede von unse­­ren Steuer zu unseren Dunften nur einmal ein Zehntel ve­rwendet wird. Jert sorgt unsere Monarchie noch obendrein für ein bequemes Eisenbahnweg für die offupirten Provinzen Kaum ist die Verbindung Mostar-Metrovicz fertig gestellt, und shon ob aus den gemeinsamen Ak­iven Sa­rajevo mit der Herzegowina durch eine Bahn über ein schmierines Gebirgsterrain verbunden werden, um den Verkehr beider Provinzen mit­einander zu erleichtern. Die Motivirung Ddiefed Projektes ist ungefähr folgende : Boönien produzirt Nichts, das Klima ist rauch, und höchstens für Viehzucht geeignet. Die Herzegaroina produzirt noch weniger, denn der Bor­den ist felsig und dringt kaum Gras hervor. Darum sollen diese beiden Gegenden mit­ein­­ander in Verfehr treten, und­ wir sollen hiezu ein Darlehen geben. Dies ist so ziemlich das Wesen der Motivi­­rung, welche Tipa im Abgeordnetenhause vorge­­bracht hat. Hier bei uns zu Hause, ist es ganz etwas Anderes! Wenn hier zu Lande eine gesegnete reiche Gegend, wo man den Erntejegen Mangels an Ders Eehrs wegen kaum verlaufen kann, eine Eisenbahn werden Käufer an­­dürfen, die boten. Der Staat hätte sich vom Finanzstandpunkte aus gar nicht dafür zu interessiren gebraucht, denn wenn sich das Projekt nicht ventirt, wäre es ja­lb­s der Schaden der Unternehmer gewesen, und doch haben sich die Negierungstüchtigen dem Unter­­nehmen in den Weg gestellt, und aus der Bahn ist nicht geworden. Freilich handelte es sich dabei um ein Landee­­interesse, nut aber um bosnische Interessen! Die bosnischen Bahnen werden aus Staatsmitteln ger­baut, hiefür ist Dedung vorhanden. Man sagt, dies sei ja mur D dargeliehenes Geld, welches aus dem Ueberschusfe der Einkünfte der offupirten Provinzen gedecht werden wird, welche bei der Administration erübrigt werden. ‘a, wird dem­ Bosnien ewig nur so viel zahlen, was zu seiner Administration erforderlich it? Wird D­ieser Provinz der andere Theil der Steuern jets in Gestalt von Jnvestitionen zurück­­gegeben werden? Sollen stets wir das dortige Militär auf unsere Kosten erhalten und nie darauf rechnen F können, je auch nur einen Kreuzer von jenen vielen Deillionen zurück zu erhalten, welche die Difsupation vorschlungen hat, und welche all­­jährlich für diese Provinzen verausgabt werden ? Wenn wir bei alledem hier noch im Wohl­­stande leben würden ! Aber während hier das Wort im Elende schmachtet, und tausende wegen der unerschwinglichen Lasten und aus Noth nach Amerika auswandern, werden in den widerhaarigen fremden unfruchtbaren Provinzen Millionen verfleudert. Dies Alles geflieht für Provinzen, die nicht und gehören! Oesterreich hat übrigens Aehnliches bereits versucht, ohne durch Schaden Lug zu werden. Denetien und die Kombardei waren auch einst das Schopflind, das ungeberdige, verzogene Kind hat uns bei bester Gelegenheit den Noüden gemendet. Mit Bosnien und der Herzegowina wird es uns genau so gehen. E. E Vom Tage. . . DO Eine neue G Erzherzogin-Abbtifin. Wie die heutige „Wr. Ztg.“ meldet, hat Se. Majestät die Frau Erzherzogin Margaretha Sophia zur Webziffin des Ef. freimeltlichs adeligen Damen­­stiftes auf dem Hradigin in Prag ernannt. Die neuernannte Erzherzogin Maria Annunciata, ge­borne Prinzessin beider Sizilien und am 13. Mai 1870 zu Artstätten geboren, hat also das sech­zehnte Lebensjahr erreicht, O Faflenr von unserem Stönige dekorirt. Wie im Kreise der Pariser österreichische ungarischen Botschaft verlautet, ist Deren Pasteur vom Kaiser und König Franz Josef das Komthurkreuz des Franz Sofiei-Ordens verliehen worden. O Abgeordnetenwahl. Im Zala-Szt.-Grö­­tzer Wahlbezirke, dessen Vertreter im Abgeordne­­tenhause der jüngst verstorbene Ernst Bejfenyey war, gedient — wie berichtet wird — Die gemä­­ßigte Opposition den einstigen Minister Stefan von Bitte zum Abgeordneten zu kandidiren. ... DO zur Situation in Baiern. Von bairm­­­­igen Deputirtenkreisen glaubt man, daß der baie­rische Landtag noch vor den Pfingst­­feiertagen wieder einberufen und dann vor dem Jaltum der vorher erfolgten Abdans­­tung des Königs von Baiern stehen wird. Bon verfirter Seite wird mit Bestimmtheit verfigert, daß die Forderungen, welche an den Kös­nig gestellt werden müssen, demselben seinen ander­­en Entschlag übrig liegen, als die Krone nieder­­zulegen. OD Sriedifg-füh­iige Scharmüßel. Am 23. Mat fanden von Früh Bis Abende an der Srrenze Heinere Zusammenstöge statt. "Die bisher feitgefü­liten Bertuste der Türken betragen 180 Todte. Der Berbust der Griechen sol ein starker fein. Am 29. Mai sind 300 griegische Gefangene in Salonidi eingetroffen. Das großartige Volksfet in Wien. Der herrlich­e Sonnenglanz, Blumenduft, Farbenpracht, Ye was dem schönen Frühling seine Zierde und seine dem Herzen so wohlthuende Anmuth verleiht. Alles, Aled, was die Natur aus ihrem reichen Vorrath der Schäge zu bieten vers­mag, hat sich zusammengethan, um das Veit, Das die Stadt Wien gefeiert, zu einem glanzvollen zu gestalten. Und Alles, was die Menschen dazu bei­­tragen konnten, haben sie redlich gethan: Natur und Kunst haben ss vereinigt und das Werf ist überaus glänzend in allen feinen Theilen gelun­ Blanc 267,973 Eintrittskarten und 2790 Wagen zählt die Blumenkforjo-Statistik, ohne Die Zausende von Freifarten zu reinen. Diese great attraction des zweitägigen Volksfestes, der Blur­menforfo nämlich, übertraf ab­­ermartuns gen. Kronprinz Rudolf jammt Demalin (in voma Failletoilette) erschien im schmudlosen Hof war gen. Fürstin Metternich in blumenüberfülls­tem Wagen, vom Bublikum stürmisch afklamirt, theilte reichliche Blumenspenden, an an die Fuß­­gänger an, Graf Hunyady lenkte ein mit Akazien und Beilchen türmiich über sechs Gespann. Die gesammte Aristokratie beteiligte ich lebhaft am Blumenwerfen. Die Kunstwelt hatte fast sämmt­­liche Vertreterinnen entsendet. Im Wurstelprater entwicklte sich das lebhafteste Treiben in selbst dort nie dagewesener Fülle. Die Hotunde waren am er­­sten Tage von mindestend 20.000 am zweiten von mehr als 30.000 Weenigen besuht und waren sowohl die Bier-Ausstellung, als auch die Clüdshafen stets von einer großen Denschenmenge umlagert. Die Vorträge des Männergesangsvereines. Die Produk­­tionen der Fechterinnen u. s. w. fanden großen Beifall. Seit dem märchenhaften Festzuge. Der aus Anlag der silbernen Hochzeit des Herrscherpaares, einem glanzerfüllten Traumbilde gleich, an den Aus­sen der Wiener vorübergezogen, wurde in Wien sein Fest von so grandioser Anlage und so gläns­zendem Erfolge gefeiert, wie das vom legten Samstag und Sonntag. Aus den endlosen Heiden der erlesenen, ges­chmachvoll gezierten Kartoffen, Gigs, Fiaker wollen wir nur die mit frü­hen Kirsc­en gepagte Equis page des Hofrathes Do6czi hervorheben, dessen Gemahlin der im Sonnenbrand ausharrenden Deenge Kirschensträußchen mit den verbindlichen Worten : „Eine kleine Erfrischung“ reichte. Wer sich an dem farbenreichen Bilde fat­ gesehen, fand in dem Schauturnen auf der Feuerwerfewiese, den waghalsigen und dabei so eraft ausgeführten Propuktionen der Wiener Feuerwehren und in der Rotunde selbst an dem Damenfechten eine Abwechslung in dem Bedürfnis nach neuen V­ergnügungen. Als es dunkel wurde, flammten die eletris­chen Soigen auf, zehntausend Vampions leuchteten und der vornehmere Theil der Praterbesager suhte die Rotunde auf, die stets wirksamen Lieder des Wiener Männergesangsvereins zu hören. Das pe­kuniäre Erträgung der beiden Festtage soll ein ganz unerwartet hohes sein. Me Telegramme. * Dirennberg-Rotalia. Um den Zornisten, welche ein offenes Herz und freundlichen Sinn für Berg und Thal, Wald und Flur besigen, die interes­­sante Fußparthie von Brennberg zur Rosalia (oder umgekehrt) zu erleichtern, haben die Herren €. Rommalter und Sohn am verfroffenen Sonn­­tag, den 30. Mai I. 3. deren Mark­tung mit­ blauer Farbe durchgeführt. Wien, 31. Mai. Hier heißt «8, daß die Er­nennung des Landespräsidenten von Schlesien, Mar­­quis Olivier de Bacgehem, zum Handelsminister­­ vollzogen und deren Publikation bevorstehend­ei. Petersburg, 31. Mai. In Betreff der Bles­sade der griechischen Häfen jagt das „Journal de St. Petersbourg“ : Da die Aufrichtigkeit des Athener Kabinett nicht zu bezweifeln sei, dürfe man annehmen, daß dem griechischen Handel die Freiheit des Sees­verkehr in kürzester Zeit wiedergegeben werden würde. Rom, 31. Mai. In Venedig 32 Erkrankun­gen, 12 Todesfälle, davon 11 der am früheren Tas gen Erkrankten; in Bari ein Erkrankungsfal und 2 Todesfälle, „embderg, 31. Mai. Der Theaterdirektor und ehemalige Herausgeber der „Gazeta Narodowa“, Jo­­hann Dobrzanski, ist gestern Früh gestorben. Fokal-Beitung. Fokalistisen

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