Oedenburger Zeitung, 1889. April (Jahrgang 22, nr. 76-99)

1889-04-02 / nr. 76

r­­­gesetzdebatte im ungarischen Reichstage genommen hattek fallengelassen werden,und man hält vor­­läufig an dem Termine für Ende Mai, Anfangs Juni fest. Ob aber die Delegations-Session nicht gar auf den Herbst wird verschoben werden müssen, das wird vom Verlaufe der Budgetdebatte im un­garischen Neidhdtage abhängen.­­ Die kroatische Hegnikolar-Deputation hat am 30. März unter Borsig dem Präsidenten Ludwig VBufotinovich in Ygram ihre Bera­­thungen begonnen. Es wurden mehrere Zuschriften der Regierung von minderer Bedeutung verlesen und gleichzeitig ein Uebereinkommen betreff3 des in Zukunft zu pflegenden Abrechnungsmodus vorgelegt. Der Banus wohnte der Sigung bei. Die Sibun­­gen werden kontinuirlich weiter abgehalten und das definitive erste Nuntium in dieser Session festgestellt werden.­­ Die Kämmererwürde wurde verliehen: dem Hauptmann erster Klasse Baron Vinzenz Hemmger-Desfours v. Seeberg, Mont und Acienville, dem Lieutenant Grafen Gabriel Batthyäany von Nemetujvar und dem Grafen Andreas Paul Szechenyi v. Sárvar und Feljü­­vides. O Ministerielles. Offizieg wird mitgetheilt, daß Herr Ladislaus v. Szögyeny, Gestionschef im gemeinsamen Ministerium für auswärtige An­­gelegenheiten, er ablehnt al Minister des Innern, eventuell als Unterrichtsminister in das Kabinet Tifa einzutreten. Die Gründe dieses negativen Ergebnisses der gepflogenen DBer- Handlungen liegen in der Schwierigkeit, für Herrn vd. Szögyeny einen passenden Nachfolger im Ministerium des Auswärtigen zu finden. Aus den Comitaten. Fünfkirchen, 30. März, (Schredliger Unglücksfall.) Seit mehreren Tagen weilte die Gattin des Ober-Stuhlrichters des Siflöser Be­­zirkes, Herrn Paul Antal, eine ® Bruders des Universitäts-Professors Dr. Julius Antal, bei ihrer frank darniederliegenden, an den Dardaer Vize-Bezirksrichter Lela Defleda verheiratheten Tochter, um an der Pflege des zwei Monate alten Töchterchens derselben Antheil zu nehmen. In der Mitternachtsstunde von Mittwoch auf Donnerstag weinte das Kind und die Großmutter beeilte sich, demselben einen Thee zu bereiten. Sie zündete zu diesem Behufe den Spiritus im Schnellfieber an, kam aber dabei mit der gefüllten Flasche der Stamme zu nahe; in Folge deren explodirte die Slajche und der brennende Spiritus ergoß sich auf die leichten Nachtkleider der fünfzigjährigen Frau, rann über die Teppiche und ergriff auch die Vor­­hänge. Auf­ die Rufe der B Verunglücken eilte das Hausgesinde herbei; die Slammen wurden erfi­lt und die Frau, die bewußtlos geworden war, zu Bette gebracht, wo sie am anderen Tage, ungeach­­tet aller angewandten Mittel, an den Folgen der Brandwunden starb. Der Tod der im ganzen Baranyaer Komitat genannten und geachteten Frau hat überall schmerzliche Theilnahme hervor­­gerufen.­ ­ Kokal-Beitung. Lokalnotizen. * Seine k. und k. Hoheit Erzherzog Wilhelm. Der Herr FZM. und General-A­rtillerie- Inspertor Hat vorgestern Sonntag, auf höchsst­­eigener Nachreise von der Truppen-Inspektion, mittelst Sindbahn über Kanizska unsere Station um 6 Uhr Früh­paffirt. Während des kurzen Auf­­enthaltes auf unserem Grundbahnhofe frühstückte Seine f. und f. Hoheit in der dortigen Restauration m­­ießte sodann die Reise nach Baden bei Wien ort.­­ * Der neue hiesige Militär-Stations- Kommandant, Herr f. und f. Oberst Josef Ritter von Brunn, ge­wesener Kommandant des in B­reßburg stationirten 72. „Baron Dormus“-In­­fanterie-Regiments, weilt bereits in unserer Stadt und hat das Brigade-Kommando übernommen.­­ Ein Hebungsriff. Die Equitation von „Nadasdy­-Husaren“ Nr. 9 unternahm am 29. d. M. unter Führung ihres Kommandanten Ritt­­meister v. Senyi und des Reitlehrers Rittmeister Grafen Ballavicini einen Uebungsritt nach P­reß­­burg. Die Herren ritten um halb 9 Uhr Früh von hier fort, im strömenden Regen bei heftigem Nordwind, der sich unterwegs bis zum Orkan steigerte. Die Gesellschaft war um halb 12 Uhr in Parndorf, wo die Herren eine halbe Stunde rasteten, um si und ihren Pferden eine kleine Erholung su gestatten, denn die Offiziere waren hier schon bis auf die Haut durchnäßt und bei dem heftigen Unwetter steif in den Glieder geworden Einige Gläser Glühwein erwärmten die Gesellschaft. Das Wetter tobte fort, der Regen floß in Strömen, doch wurde schneidig drauf .o3 geritten und um halb 4 Uhr Nachmittags war die Gesellschaft in P­reßburg angelangt. &3 wurde so die zirka 80 Kilometer weite Strecke in nicht ganz sieben Stunden geritten. Eine Leistung, die volle Anerkennung verdient, umso mehr an Roß und Reiter gesund ankamen. Ein heiteres Diner, welches, die Herren Frequentanten der Preß­­burger quitation den angekommenen Kameraden veranstalteten, restaurirte die durchfrorenen Reiter, und er herrschte in der Gesellschaft die Heiterste Laune bis spät in die Nacht. Donnerstag blieben die Reiter in Preßburg, Freitag wurde der N­üdritt angetreten. Diesmal nach Neusied­ am See einbiegend, um die Kame­­raden des Hußaren-Regimentes Nr. 6 daselbst zu besuchen. Nach einstündigem Aufenthalte wurde der Nachritt nach­ Oedenburg in 6­­­, Stunden, d. i. bei 85 Kilometer, zurück­gelegt. Reiter so­wie Pferde haben diese­forch­te Tour ohne wirkliche Anstrengung zurücgelegt und befindet sich Alles wohl. Im Monate April gedenken dieselben Her­­ren Offiziere einen größeren Ritt über Steinamanger, Fürstenfeld nach Graz, von dort über den Sem­­mering zurück nach Oedenburg in 7 Tagen aus­­zuführen. An dem Nitte haben theilgenommen: Die beiden erwähnten Herren Nittmeister, dann Die Lieutenants: Gottfried Brinz Hohenlohe, von Jarosa, Graf Ernd Szechenyi,­­Kania, Graf Anton Sze­­chenyi, Baron Marschall, Graf Andor Paul Sze­­chenyi, Obermayer und Baron Plediger. * Todesfall. Die städt. Beamtenswitwe Frau Katharina Kammerer, geborene Kremener, ist hier Sonntag, nach kurzer Krankheit in ihrem 70. Lebensjahre entschlafen. Die irdische Hülle der Berblichenen wird heute Dienstag, um 3 Uhr Nachmittag vom Trauerhauser Theaterplag Nr. 9 aus, nach dem evang. Friedhöfe zur ewigen Nauhe gebracht werden. * Eine Deputation beim Kommunikations- Minister. Wie bekannt, verbindet bei Neu­­dörfl nächst Wiener-Neustadt die beiden Ufer der Leitha eine Brücke, welche kürzlich österreichischer­seits neu konstruirt worden ist.­­Selbstverständlich sucht der Brückenbaufond auf seine Kosten zu kom­­men, und in Folge dessen Haben auch die aus Ungarn kommenden Fuhrwerke, welche nach Wiener- Neustadt verkehren, eine Brückenmauth zu zahlen, welche jedoch sehr Hoch gehalten, also sehr drü­­end ist. Ueber Initiative des strebsamen Gemeinde­­notars Herrn 3. Kirner, hat sich daher eine Deputation zum Kommunikationsminister von Ba­­ro­n begeben, die der Deputirte des Mattersdor­­fer Wahlbezirkes Herr Gustav von Degen vor­­stellte, und hat beim Minister angesucht, daß aus Landesmitteln ein Abfindungspauschale an den Brückenbaufond bezahlt werde, damit die ohnehin wenig bemittelten Bewohner des Bezirkes, die zu­­meist vom Steinhandel mit Obst und Biktualien nach Neustadt leben, von dieser drohenden Abgabe befreit werden. Der Minister empfing die Depu­­tation in sehr freundlicher Weise und hat einen Beitrag von 2500 fl. zu obigem Awede ange­­wiesen. * Prinzipielle Entscheidung in Gemerbe­­faden. Die Einigungskommissionen von Gewerbe­­korporationen können auf Grund $ 176 die Ge­­werbegelegel nur im solchen privatrechtlichen Fragen entscheiden, bezüglich welcher die Partei eventuell gegen diese Entscheidung auf dem ordentlichen Zivil­­rechtewege Abhilfe suchen kann. Das Anjagen wegen Rückstelligmachen eines entlaufenen Lehrlinges, gehört nicht unter die, nach $ 176 zu entscheidenden Fälle. * Erdbeben. In der Gemeinde Ober-Bullen­­dorf unseres Komitats erschreckte am 25. März zwischen 3 und 4 Uhr Nacht ein etwa drei Sekunden mwährendes Erdbeben die Bewohner. Die Erschütte­­rung wiederholte sie nach einer halben Stunde; die Richtung des Stoßes­­ ist nicht genau zu bestim­­men, doch folgert man aus dem Umstande, daß mehrere Uhren an südlichen und nördlichen Wän­­den zur Zeit des Erdbebens stehen blieben, daß die Richtung eine nördliche oder südliche war. * Berloren hat ein Angestellter der „N­aab- Oedenburg-Ebenfurther Bahn“ am rechtverflossenen Sonntage, in der Früh gegen 7 Uhr, auf dem Wege von der Neugasse Nr. 20 in das Bureau der vorerwähnten­­ Bahn (Szechenyi-Prag Nr. 15 und 16) zwei goldene Ringe, davon ist einer ein Siegelring, der andere gleichfalls ein schwerer Gold­­ring mit weißem Steine. Der redliche Finder wird höflich gebeten, gegen angemessene Belohnung dem Verlustträger zur Wiedererlangung seines Eigen­­­­thums zu verhelfen. Bei eventueller Zustandebrin­­gung wollen die Dinge im Bureau der „Raab Dedenburg = Ebenfurther“ Bahn (Szechenyiplak Nr. 15/16) abgegeben werden. * Aus Wupf wird berichtet, daß Herr Gott­­frid Baur, ein daselbst in allseitiger Hohen Achtung gestandener Bürger, nach längerer Stranfheit, am­­ eßten Sonntag mit Tod abgegangen ist. Die Beer­­digung des Dahingeschiedenen findet Heute Dientag Nachmittags am Außter Friedhofe statt. * Das große­­ Vokal- und Instrumental- Konzert, dessen morgige Abhaltung im „Kleinen Kasinosaale“ wir bereits angekündigt haben und das von Frl. v. Morini (Konzertsängerin aus Mailand), Herrn Opernsänger Battini aus Bo­­logna und dem Klaviervirtuosen Herrn Emil Weeber aus Wien veranstaltet wird, bietet folgen­­des, gewiß sehr gewähltes und Hoffentlich auch zug­­kräftige Programm: « 1.Conradin Kreuzer:Recitativ und Arie aus der Oper:,,Das Nachtlager in Granada,­ gesungen von Herrn Battini.2.L.Gordigiani: a)Tralala,Toskanisches Volkslied,J.Massenet: b)Nuit d’Espagne,gesungen von Frl.von Morini. 3.Rossini:9)cora Felici,Recitativ und Arie aus der Oper: „Donna del Lago,“ gesungen von Hrn. Battini. 4. Klavierproduktion de Herrn Emil M­eeber. 5. Mercadante: Duettino „D’imenso amor, io t’amo,“ aus der Oper: „HBaira“, gesun­­gen von Frl. von Morini und Herrn Battini. 6. Battini:­a) So groß die Luft der Liebe, b) Spab und Späß in, Lieder, gesungen von Frl. von Mo­­rini. 7. Klavierproduktion des Herren Emil Weeber. 8. Battini: a) In der Fremde, b) Die Du mein Alles bist, Lieder gesungen von Herrn Battini. 9. Braga: Serenate mit Violinsolo, gesungen von Frl. von Morini, das­­ Violinsolo gespielt von Herrn Battini. Anfangs Uhr.Die Billets sind zu haben in der Buchhandlungdeern.Julius Thiering. THE­ euerJn Draßenmarkt brach vor­­gestern»Sonntag,während des vormittägigen Gottesdienstes,ein durch Unvorsichtigkeit eine an­­fassen entstandenen bald sehr heftig gewordener Branda 115,der sich,durch den Wind angefacht, rasch verbreitete und eilf Häuser einäscherte, ehe er­ bewältigt werden konnte.In der Kirche entstand große Panique.Alles drängte sich in’s Freie und nur eine Wunder ist es zuzuschreibem daß Nie­­mand erdrückt wurde.Der Kleinrichter des Ortes wurde aber von dem plötzlichen Unglück eio erschüt­­tert,daß ihn der Schlag traf und er auf der Stelle todtblieb. | j K Su Tagesneuigkeitm + Ein Unglük auf der Maros. Aus Lippa wird berichtet: Am verflossenen Sonntag hat sich auf dem Marosfluffe nährt Radna ein schredliches Unglüc ereignet. Ein mit Stei­­nen beladenes Schiff wurde vom Wellenschlag an die Radnna-Lippaer Brücke geschleudert und kippte um. Von den fünf Männern, welche das Schiff führten, wurden drei mit in den Fluß Hineinge­­schleudert, während die beiden Andern vom Schiffe selbst begraben wurden. & gelang nit, auch nur einen einzigen der Unglücklichen zu retten.­­ Selbstmord eines Zugsführers. Der nach sechstägigem Urlaub auf eigenes Ansuchen vor Kurzem reaktivirte Zugsführer der zwölften Kom­­pagnie des 72. Infanterie-Regiments, Yak­owini aus Wien, hat sich in Breßburg in Gegenwart seiner Kameraden während einer Zur­übung er­­scch offen. Das Motiv der That ist unbekannt. + Raubmord. In einer kleinen Seitengasse des deutschen Stadttheiles von Lugos wohnte eine alte Frau, welche unter dem Namen „Kathi“ be­­kannt war und an ärmere Arbeiter kleine Geld­­beträge zu verleihen pflegte. 25. d. am Boden ihrer Stube mit einem Knebel im Munde als Leiche vorgefunden. Die Kästen waren geöffnet und deren Inhalt­­ geraubt. + AUnglük in einem SKollenwerke. In der Grube „Louise“ bei Liebenwerda sind am 27. März elf Bergleute durch Kohlendampf betäubt worden. Sieben Arbeiter wurden wieder zum Bewußtsein gebracht, während vier der Ber­­unglüchken todt blieben.­­ von der Budapester Börse. Die Leb­­haftigkeit des Geschäftes ließ in der verflossenen Woche wenig zu wünschen übrig, und haben sich die Kourse im Allgemeinen, hauptsächlich jedoch die unserer Renten gehoben. Die finanziellen, volks­­wirthschaftlichen und politischen Verhältnisse sind eine neue Komplikation die gute Stimmung trüben . Dieselbe wurde am­­ Volkswirtschaftliche Beitung, gegenwärtig auch so günstig, daß wenn nicht irgend

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