Oedenburger Zeitung, 1890. März (Jahrgang 23, nr. 50-74)

1890-03-02 / nr. 51

MÆHJJT Ast­ U NET RERNFTRREETTER DR Sonntag, 2. März 1890­­ ARE PETE VE FETTE ERST Mn RN ” RER Au RR NEN FIT EN Ar. it. XXIIL. Sacrgang. Dedenburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn oder Feiertag folgenden Tages. Y Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljähri­g . 590 kr» Monatlich 1 fl. $ Für Auswärts: Ganzjährig 12 N, Halblährig 7 fl., Biertel­ 0 jährig 3 fl. 5 Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infektionsgebühren, sind­­ an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Verlag und Inseratennufnahme: Suchdrukerei ©, Nomtalter & Sohn, Grabenmube 11. BI Einzelne Nummern Rollen 5 Arener. "EM me­in Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Vogler, Wall- Aigafie 10, A. Doppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schalet. 1., Wollzeile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries­mergasse 12, Sn Budapest: Saulus GH, Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag $. Infersions:Gebüh­ren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die Dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufen , Petitzeile erclusive der rer von 30 fr. Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Rabatt, = Sal = - Kaiser und Kanzler. Oedenburg, 1. März. Aus der Umgebung des deutschen Kaisers wird zuverlässig bekannt, daß der Ausfall der Wahlen in Deutschland auf den Monarchen einen außerordentlich ungünstigen Eindruck gemacht haben. Wenn man fragt, wie der Kaiser zu dem BWWahlausfall steht, so kommt man immer wieder auf die andere, ebenso große und ebenso wichtige Frage zurück, welches das Verhältniß des Kaisers zum Reichskanzler ist. Die Kämpfe der rech­­ten*acht Tage haben den fachlichen Gegenfall zwi­­schen dem Monarchen und seinem ersten Rathgeber einigermaßen in den Hintergrund treten lassen. Dieser Gegentag ist darum aber nicht weniger starr geworden, und es ist aller Anlaß vorhanden, die Ankündigung eines Rücktritts des Fürsten Bismard vom preußischen Staatsmi­­nisterium und, wie jegt­plöglich bekannt wird, auch vom Reichskanzlerposten im Auge zu behalten. Nur unter Vorbehalt sei eine Lesart ver­­zeichnet, wonach der 1. April, der Tag, an welchem Fürst Bismard 75 Jahre alt wird, dazu auß­­ersehen sein sol, den großen Umschwung der inneren deutschen Politik auch äußerlich in die Erscheinung treten zu lassen. Indessen, ob am 1. April oder ein wenig früher oder ein wenig später, der Um­­schwung selbst wird nicht ausbleiben, ja, er­st schon da, obwohl der Kanzler noch in allen seinen Aemtern ist, ausgenommen freilich da Handels­­ministerium. Wohlmeinende Leute haben zur Erklärung des wahrscheinlichen Rüctritts des Fürsten Bis­­mark von den preußischen Angelegenheiten daran erinnert, daß eine ähnliche Lage ja schon einmal da gewesen sei, daß Fürst Bismark auch im Jahre 1873 nur noch als preußischer Minister die Aus­­wärtigen eine oie Beziehung zum preußischen Staatsministerium hatte. Der Unterschied liegt aber auf der Hand und es wäre verkehrt, sich durch die scheinbare Analogie­ bestechen zu lassen. Man kann sagen, daß der Neidhkanzler gerade im Jahre 1873 tcoß aller „Friktionen“ auf der Höhe seiner Macht stand, weil er den greisen S Kaiser hinter sich hatte, diesen Kaiser, dessen Herz von Liebe und Dankbarkeit für den wichtigsten Mitar­­beiter bei der Begründung des Reiches erfüllt war af der den Fürsten Bismarc niemals hätte gehen lassen. Heute sieht recht Vieled ganz anders aus. Heute stößt Fürst Bismard nur auf Wider­­spruch bei den Ministern, sondern der selbstständige und starre Wille, der den seinigen durchfreugt, geht von der höchsten Stelle im Staat wesen aus. &3 ist ein Unterschied nicht blos der Jahre, sondern auch der Weltanschauung vorhan­­den. Fürst Bismarck gleicht dem Pfadfinder, der es mit schwerer Mühe durch ein fast undurch­­dringliches Gestrüpp Hindurc­h gekämpft hat und der nun müde ausruht, nachdem er den Ausblic in eine leuchtende Ferne gewonnen hat. Sein jun­­ger Genosse aber, dem er die Beschwerden der ersten Weghälfte abgenommen, will nicht gleich ihm ruhen und drängt über das Umworbene hinaus weiter und weiter, mit der vorwärtsstrebenden Kraft eines hochbegabten, seiner Fähigkeiten bewußt gewordenen Mannes, der mehr und mehr die Bande fi l­dern fühlt, die ihm mit dem resignirenden Sichgerügen des Greises bisher verknüpften. Es ist ja nicht bloß die Sozial­­politik, in der die Wege des jungen Kaisers von denen des Fürsten Bismarc abführen. Auch in allen anderen Gebieten des praktiischen Staats­­lebens ringt ersichtlich ein neuer Geist nach D Be­­thätigung. Jene tausendfach verschlungenen Einzel­­heiten, in denen sich die lebendige Gegenwart des Staatsganzen zur Erscheinung bringt, und die sich nicht eher in bestimmte Worte fassen lassen, ehe sie da sind, malen sich im S Kopfe des Kaisers an­­ders als im Kopfe des­­ Reichskanzlers ; der Begriff des herrschenden „Systems“ deckt sich nicht mit den Anschauungen des Monarchen. Das Sonft und das Yecht sind so verschiedene Dinge geworden, daß die nervös aufgestachelte Erwartung der Nation sich für mich auf ungeahnte und jedenfall auf unge­­wöhnliche Ereignisse gefaßt macht. E83 wird darauf annommen, ob die Entschlüsse der nächsten Zukunft das gemeinsame Eigenthum des S Kaisers und des Neidigkanzlers sein werden, und ob der Kaiser über den Unmuth, den ihm die Wahlen einflößen, nicht vergessen wird, was er und sein Haus dem Fürsten Bismarc schulden. Aber ob so oder so, rap schwere Zeit steht für Deutschland evor. Bereitelung der serbischen Patriarchen­­wahl. Dedenburg, 28. Februar. Aus Effjeker serbischen Kreisen drang eine Nachricht in die Deffentlichkeit, welche Aufsehen erregen dürfte. Derselben zufolge beabsichtigten nämlich die serbischen Radikalen, diesmal die Batri­­archenwahl zu vereiteln. Der betreffende Gewährdmann der „N. T. 3.“ schreibt: „Mehrfach seien wir die Behauptung, daß die­­Radikalen ihren­­ Kandidaten für die Patriarchen­­wahl nominirten und daß dies der alte Stos­­topics, der Bischof von Ofen und einstige Patriarchatsverweser sei, welcher, bereits zweimal zum Patriarchen gewählt, die a. 5. Bestätigung nit zu erlangen vermochte. Wir glauben, auf­­richtig gestanden, nicht daran, daß die Radikalen diesmal ihr Augenmerk auf Stojfovich ge­­richtet haben. Es würde ihnen zwar ganz gut konveniren, auf dem Patriarchenstuhl eine Mario­­nette zu sehen, die sich nach Belieben drehen und wenden könnten, aber der alte Stojfovics hat e8 ft bei ihnen ebenso verscherzt, wie alle anderen Feuilleton. Das Ende Peter’s III. Novelle von A. Eder. (Fortlegung und Schluß.) Und dann hob das Weib den Kopf und fragte: „Was ist das, Iwan ?“ Und Iwan schwieg gewöhnlich und dampfte aus seiner Pfeife weiter... . Da fuhr die Frau plöglich auf. „Swan, hat nicht ein Wagen gehalten ?“ „Du schläfft, Marissa, wer sollte kommen ?* „Ich weiß nicht, Väterchen — aber mir ist so bange — als ob etwas Böses über die Schwelle fäme.“ Da klopfte er an die Thür... „Sieh nach, Swan!“ rief die Frau und schlug zitternd die Hände ineinander. Swan erhob sic­h auch ihm war unheimlich zu Muthe. Wer sollte kommen? Ein Gast? &3 kam nie jemand. Ein Fremder, der sich verirrt und um Nachtquartier bat? Er mußte immerhin nachsehen, das Pochen Hatte sich bereits wiederholt, lauter, ungeduldiger. Swan ging hinaus; kaum aber hatte er die Thür geöffnet, ab er von ein paar kräftigen Män­­nern bei Seite geschoben wurde. Diese, die einen Dritten, in alte, schlechte Kleider Gehüllten mit fi brachten, schlossen sofort die Thür Hinter Sich, „und ein Offizier übernahm die Wache. Iwan war verblüfft, was hatte das zu be­­deuten? Er fand nicht den Muth, den energischen Eindringlingen Widerstand entgegenzulegen. Die Fremden fragten aber auch gar nicht nach ihm. Sie gingen in die Zimmer, in denen sie, wie es schien, ganz gut Bescheid m­urßten. Nac einiger Zeit entfernten sich die Anderen wieder, während sie den Einen nicht mehr mit sich nahmen. Er blieb zurück. Bald darauf ertönte wieder das Rollen des Wagens, und dann wurde er wieder still, und in öder, weiter Halde lag das Häuschen von außen wieder so till und verlassen wie zuvor. Swan fehrte zu seiner Frau zurück, die kam ihm bereit entgegen. „Hast Du gesehen? Was soll das ?“ Iwan zuchte die Achseln. „Ich weiß nicht,“ sagte er, „aber Gutes ist es nicht.“ Die Fremden blieben im Hause. Der Eine schien den Andern zu bewachen. Zuweilen kam dieser, in den alten Schlafrad gehüllt, in dem er gekom­­men, in das Zimmer der Leute; er sprach nichts, sondern schritt nur rastlos auf und nieder ; plöglich blieb er vor dem Bilde des russischen Kaisers stec­hen, das, ein Schlecht folerirtes Bild, an der Wand des finsteren Zimmers hing. Was für ein seltsamer Kampf lag mit einem Male in dem ernsten, hageren Antlige: Iwan trat auf ihn zu: „Sie sehen hier das Bild unseres guten Kaisers,“ sagte er, und im warnen, ehrlichen Worten sprach er nun von diesem, wie ein guter Patriot. Der Fremde sah ihm an... . eine Thräne schimmerte in seinem Auge... Was war mit einem Male für eine Aehnlichkeit zwischen dem Manne da und dem Bilde an der Wand? Iwan wurde ganz seltsam zu Muthe — er begann am ganzen Körper zu zittern . .. .. der Fremde nichte that... „Ich weiß, was Ihr ahnt,“ sagte er, „ja, ich bin der Kaiser.“ Swan fanf in die Kniee; er führe den Saum de Nodes ... . Peter winkte ihm mit der Hand ab, und zu bewegt um ein Wort zu sagen, begab er sich schweigend in sein Kabinet. Einige Tage waren seitdem vergangen. Peter hatte eifrig Briefe geschrieben, und in nervöser Ungeduld wartete er auf Antwort. Die Kaiserin mußte ihn doch Erwiderung zusommen lassen , was er von ihr verlangte, war ja nicht? Unbillige 3. Stunde für Stunde stand er am Fenster und blickte hinaus in die weite Haide,über welche ihm­ die ersehnte Nachricht zukommen mußte,oder er schritt rastlos auf und nieder... Endlich erschienen ein paar Abgesandte der Kaiserin,die Brüder Orlow mit ein paar Offi­­zieren. Der Kaiser empfing sie, und schlecht gelang es ihm, seine Erregung zu verbergen, als er sie fragte: „ Zur Abonnenten liegt Heute Ar. 9 des „Sluftrirten Sonntagsblattes““ bei. Sie zu ein Halder Bogen Beilage. al ER \

Next