Oedenburger Zeitung, 1890. Mai (Jahrgang 23, nr. 100-124)

1890-05-01 / nr. 100

Er­d’ ig,­­ Vergangenheit die Lehre gezogen Hat, daß unsere Herren Minister noch niemals von Wien nach Hause gekommen sind, ohne die Steuerzahler um einige Millionen leichter zu machen, dem wird «8 auch diesmal sein unenthüllbares Geheimniß drür­­fen, daß in den Ministerkonferenzen nichts anderes als die Höhe der Summen bestimmt wurde, die in den den Delegationen zu unterbreitenden Vor­­lagen von der Negierung werden verlangt werden ; natürlich unter dem Vorgeben, die Wehrfähigkeit unserer Monarchie herrsche unerbittlich diese Opfer, die eigentlich nichts ander bedeuten, als die Ko­­­sten des Friedens! Natürlich werden unsere Minister, schon um sie konsequent zu bleiben, auch diesmal si dahin geeinigt haben, den ungarischen Steuerzahlern seine Nederraichung zu bereiten, sondern getreu ihrer alten Gepflogenheit auch jegt einige Millionen in Wien für allerlei „Mehrerforderrifse“ zu wotiren. Unter diesen Mehrerfordernissen soll sich auch — wie von offiziöser Seite gemeldet wird­­— eine Bot von drei Millionen zur Anschaffung des rauchlosen Pulvers befinden. Es wäre höchst überflüssig bei dieser Gelegen­­heit über die von Jahrquahr zunehmen­ .Schirm der Nation, den Militärlasten zu jammern, denn wer im Regen steht, ohne ein Barapluie zu haben, muß naß werden und unsrere Wiinister sind in Bezug auf die niederströmenden Militärlasten wahrlich sein Er erwartet auch dies Nie­­mand. Unsere gutgesinnten Steuerträger sind schon gewohnt, daß das bekannte Sprichwort „Zahlen tt die erste B­ürgerpflicht“ in militärischen Dingen noch verschärft, und auf­ „Maul halten und zahlen“ umgeändert wird. Deshalb nehmen wir auch die neueste Trei­­— Millionenforderung für die Einführung des rau­ch­­losen P­ulvers mit jener Resignation auf, an welche uns die Ereignisse der abgelaufenen Jahre und das militärische schneidige: „Der Bien’ muß“ Schon gewöhnt haben, und gestatten uns auch da­­rüber seinerlei Bemerkung, ob denn die Einführung des rauchlosen Pulvers von Yachtautoritäten schon anempfohlen wurde oder nicht. Was wir in Anbetracht dieser Mehrforderung mit geziemender Bescheidenheit des Steuerzahlers vorzubringen wagen, bezieht sich einzig und allein auf die vielleicht nicht ungebühr­­liche Frage, ob sich diese abermalige Mehrforderung nicht auf irgendwelche Art bei anderen Bo­­­ften absparen ließe, und ob es denn­­ wirklich unmöglich ist, sich derlei nachträgliche Mehrforderungen abzugewöhnen. Was die Bemerkung über das Sparen bei anderen PBosten betrifft, So erscheint dieselbe durch­­aus nicht als überflüssig,denn wenn die Miliär­­lasten in Folge verschiedener­ Neuerungen schon ge­­steigert werden müssen,dürfte es doch angezeigt sein,dafür an anderer Stelle zu sparen.So kann es doch unmöglich bis ins Unendliche fortgehen, wenn die Kosten des Friedens nicht schließ­­lich alle Nationen ruiniren sollen. Schon bisher können die Völker die unseligen Kosten dieses Friedens kaum erschwingen und alle wirthschaftlichen Reformen müssen zwecklos und­ erfolglos bleiben,wenn der Militarismus Alles verschlingt Nochtadelnswerther aber ist die Art und Weise,wie diese militärischen Forderungen votirt werden. Damit die bemitleidenswerthen Steuerzahler nicht gleich Anfangs erschieden, werden die gewissen Mehrforderungen selten in das ordentliche Budget aufgenommen: e3 sol die Steigerung der Militär­­lasten nicht so auffallend in die Augen springen. Dann Hinterher regnet e8 aber an „Mehr­­erfordernissen“ und da dieselben alle zur „Siche­­rung der Wehrkraft der Monarchie“ unumgänglich nothwendig sind, so heißt es da wie bei allen militärischen Forderungen: „Schnürt Euren Beutel auf, Ihr Bürger! und raifonirt nicht, denn Ihr thut es ja um des lieben Friedens willen.“ Es ja, das mag wohl so sein, allein wo bleibt die so oft Schön verheißene Regelung des Staatshaushaltes, wenn die Kosten des Friedens Alles verschlingen ? Wahrlich, es wäre schon Hoch an der Zeit, daß unsere Herren Minister trachten würden, in dieser Beziehung etwas mehr Ordnung zu E. M. schaffen.... . 7. LI,­­« P-« Jst A TEN, T «­­EEE EEE x EZ GET x SEE FREE IE en er = TEE EEE ET THE-« s-»,—s-——IH—-,«,-ss-.i TIEJFHHYYZEHHH k;7--»».. RER er 1­1 a y s an FERERTET TITTEN STEHEN. . —»..«««-s-..» ..»,4-··«.|«-«-H ---J..««·-g.—--si- ARE FEN SI RE TRNGE­n N EG i sich so, daß für ein erfahrenes Auge sein Zweifel mehr bestehen konnte, wen diese Ausflüge eigentlich gälten. Da ging einstmals, es war an einem Sams­­tage, der verliebte Franz in die Stadt, um seine Freunde zu besuchen und für Nandl Etwas zu faufen. Er wußte, so ein Dirndl Halte viel auf Band und Tratterzeug, und taufte auch in einem feinen Laden ein wunderwetted­ Geidenband ; das sollte Nandl kommenden Sonntagmorgen als Ger­ichent von ihm tragen. Abends kam Franz wieder zu Hause an mit einem guten Freunde, den er eingeladen hatte, sein jebiges Logis zu besehen. Und sie bejahen’8 auch, stöberten Haug und Gru­­ben durch, untersuchten Keller und Borrathsfammer und trafen auf diesen Gängen auch Nandl, die der Freund freundschaftlich in die Wangen b­eißte, und — sie ließ sich’s gefallen und lachte noch recht übermüthig dazu! Der Niegelbauer, der bei solchen Besuchen es sich nicht nehmen ließ den Splendiden zu zeigen und gerne mit seinem Keller Ehre aufheben wollte, brachte seinen Garten Krug auf Krug immer bes­­serer Sorte. Ja, ja, der Wein war gut, und immer lustiger wurden die jungen Leute. Sie waren froh und heiter und jubelten und fangen tief in Die Nacht hinein, und freundlich hörte ihnen der Haus­­herr zu. Da war es endlich zwei Uhr Morgens geworden und Zeit, sich schlafen zu legen. Und so führte Franz seinen Gast nach seinem Lager und machte dann selbst, wie er­ gewohnt war, noch einen Spaziergang durch den Garten. Der Wein hatte den einsilbigen Träumer jählingg aufgeschüt­­telt, und er schritt nun in h­eiterster Yanne durch die geheimnißvoll wehenden Schatten der Schatten der wunderbaren Sommernach. Wie lebhaft malte er sich den kommenden Sonntagsmorgen! Und sein Geschent! Wie würde sich Nandl freuen darüber! Wie sie ihm danken würde! Das Band in den prächtigen Haaren, wie würde sie prangen vor den Andern !­­ So rannte er denn fast eine Stunde noch, swie eben ein Verliebter,durch die schweigende Nacht-Endlich kam er so weit zur Besinnung,um an’s Schlafengehen zu denken.Langsam wandelte Von Tage. O Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät der König Hat dem Wiener Finanzwac-­­Sektionsleiter Laurenz Kraja, dem Finanzwac- Oberkommissär Josef Czerner das goldene Berdienstfreug mit der Krone, dem Fi­­nanzwach-Kommissär Martin Wachfar und dem Evidenzhaltungs-Geometer Franz Wefel das gol­­dene Berdienstfreug verliehen.­­ Spende des Königs. In Cetinje (Montenegro) Lebt die Witwe des in der Schlacht von Wuzje Dol im Jahre 1876 gefallenen Haupt­­mannes Milan Bavlovnics von einer Pension, die ihr der Fürst Nikolaus ausgejegt hat. Die­­selbe ist jedoch so gering, daß sie nur dur Mild­­thätigkeit Anderer sich erhalten und ihren Sohn er nun durch den mondhellen Garten dem dunklen Wohnhause zu. Aber nein, noch war es nicht dunkel. Noch brannte ein Licht in der Stube. Machte wohl Nandl, wie sie es sonst pflegte, noch Sonntags­ toilette ? Franz konnte er sich nicht verjagen, einen Blick durch’S Fenster Hineinzuthun und sah — Nandl in des Freundes Armen. Teufel, eine schöne Sonn­­tagstoilette! Das Blut schoß ihm zu Kopf, er wußte nicht, was er thun sollte. Schreien hätte er mögen vor Wuth, aber er brachte seinen Ton aus der Kehle. — Und da verlorch das Licht. Noch hörte Franz leises Geflüster, lachte Tritte auf dem Wege zu Nandl’s Schlaflammer, die Thür öffnen und schließen — und dann war Alles wieder stil. Auch Franz störte die Stille nicht weiter. Er ging zu Bette — wie er wohl geschlafen haben mag? — und fuhr am Morgen nach Hause. * Ein Jahr war nach dieser Begebenheit ver­­flossen, ein ganzes, langes Jahr. Franz kam wieder in diese Gegend, wo ihm so bitteres Leid geschehen war; er hatte Nandl noch nicht vergessen. Da suchte er denn den Niegelbauer auf, er mußte die Gefal­­lene noch einmal sehen. Und eben kam er recht zur Efsenzzeit. Da aß der alte Niegelbauer, neben ihm die Bäuerin mit einem wenige Monate alten Mädchen, und da saß die Nandl — mein, nicht die Nandl, eine fremde Berson. Franz wollte das Essen nicht schmeden, niedergeschlagen und traurig saß er in der wohlbekannten Stube am Tisch. Alle alten, unseligen Erinnerungen, die sich für ihn an diesen Ort kmüpften, erwachten plöglich auf’s Neue. Wieder schweifte sein Biid suchend durch den traulichen Raum. Wo blieb sie denn gar so lange, die er so gerne noch einmal gesehen hätte? Da fuhr der alte Bauer plöglich mit der harten schwieligen Hand über die breite, runglige Stirn und jagte mit un­­heimlichem Feuer in den Augen zu Franz gewendet: „Geht, D’Nand! habt’3 ja kennt? No, de hat von Engern saubern Freund a Kind fringt und iS vor drei Monat in’3 Wasser ganga. Jegt lieg'n all’ Zwoa, sie und ’3 Kloane, neb’nanander im Freithof." C. R. Georg,in die Schule senden konnte.Derselbe kam vor drei Jahren auf das dortige Gymnasium und entwickelte derartige besondere Fähigkeiten,daß ihn Gymnasialdirektor Lasic dem Metropoliten Mi­­chael empfahl.Dieser nahm sich des Studenten an und wurde gelegentlich sein Fürsprecher beim gewesenen serbischen Ministerpräsidenten,jetzigen Regenten Ristics.Auf Grund einer Empfehlung desselben kam nun Georg Pavlovics nach Wien,nahm durch Vermittlung des serbischen Konsuls eine Audienz bei Ministerpräsidenten Taaffe und erwirkte sich auch eine Audienz bei unseremskönig Seine Majestät verlieh dem Studenten ein Stipendium vonöOOfL,um sich an einer­ russischen Universität weiter auszu­­bilden.­­ Den Delegationen, für deren Einbe­­rufung nach Bu­dapest, bei den Ministerkon­­ferenzen in Wien der 4.J­uli im Aussicht genom­­men worden ist, werden nachstehende Vorlagen unterbreitet werden: Ein Mehrerforderniß für die Beschaffung der noch nothwendigen A Ht-Milli­­meter Mannlicher-Ge­wehre, dann für die Errichtung eins neuen Kavallerie Regiments und endlich für die Herstellung des rauchlosen Pulvers. Die Erzeugung de rauchlosen Pulvers wird mit den Kosten für den Bau der Hiezu erforderlichen Pulverfabrik den Betrag von ungefähr zehn Millionen in Anspruch nehmen; für das Jahr 1891 hat die Kriegsverwaltung die erste Rate eingestellt; die weiteren Raten werden in den folgenden Jahren zur Bewilligung nachgesucht werden.­ Für den ordentlichen und außerordentlichen Heeresaufstand für das Jahr 1890 haben die Delegationen die Summe von 1117 Millionen netto bewilligt. Es ist somit für das nächte Jahr ein Erforderniß von etwa 114 Millionen zu gewärtigen.­­ Das Magnatenhaus. In den nächsten Tagen wird auch das Magnatenhaus seine legislatorische Thätigkeit wieder aufnehmen. Um dieselbe vorzubereiten, wird die Finanzfommil­ Ttom D dieses Hauses am 1. Mai, Vormittags, eine Situing Halten, in welcher die Gelegentwürfe über die Eöfomptirung der Warrants, über den Schul­­baufredht von 200.000 fl. und über den Bau des Honvedmontärsdepots zur Vorberathung gelangen werden.­­ Aus dem ung. Abgeordnetentaufe. Die Vorlage betreffend die Dezentralisirung der Königl. Tafel wird für nächten Freitag auf die Tagesordnung gesegt. Justizminister Szilágyi überreicht am 28. d. einen Gelegentwurf über die Vertitelung der Zahl der Amtssite und der Gebiete der fünf Gerichtshöfe und der fünf Bezirkgerichte. O Oesterreichisch-ungarische Rollkonferen­­zen. Unter dem Vorsitz des Staats-Sekretärs Bela Lufácz trat am 26. d. Vormittags im Buda­­pester Handelsministerium die österreichisch­­ungarische Zollkonferenz zusammen, an welcher außer den Delegirten der ungaris­chen Ministerien für Handel, Aderbau und Finanzen auch der Delegirte des Ministeriums des Aeußern, Hofrath Baron Glanz, die Vertreter des öster­­reichhschen Handels-Ministeriums, Hofrath Baron Kalchberg und Ministerial-Sekretär Dr. Stib­­ral und schließlich als Delegirter des österreichis­­chen Finanzministeriums Baron dr. Jorskajd- Koch theilnahmen. Die Konferenz dauerte zwei Stunden und wurde Nachmittag um 5 Uhr fort­­gelegt. Wie verlautet, bildete die Frage des Han­­delsvertrages mit der Türkei den Gegen­­stand der Berathung. “ Der k. u. Unterrichts-Minister Graf Albin Esaky hat, wie wir vernehmen, an den Landesschulrath einen Erlas gerichtet, welcher in weiten Kreisen Aufsehen erregen dürfte. Der Unterrichts-Minister hat nämlich den Gebrauch jener wenigen Deutlich geschriebenen Lehr­­bücher, welche bisher in den Mittelschulen bewußt wurden, verboten und zwar dürfen schon im nächsten Schuljahr seine anderen als ungarisch geschriebene Lehrbücher in den Mittelschulen zur Verwendung gelangen. O Der kön­ ung. Unterrichtsminister beab­­sichtigt, nach einer Mittheilung des „P. Hirlap“, militärische Meinungen an den Mittel­ Schulen­­ systematisch und dauernd einzuführen; dieses Projekt befindet ss gegenwärtig im Stadium der Borbesprechungen. O der Wiener Magistrat gegen die Bäder. Der Magistrat hat an die Wiener Bädergenossenschaft ein Dekret erlassen, in welchem erklärt wird, daß die geplante Er­­höhung der Gebädspreise mit Rücksicht auf die gegenwärtigen niedrigen Mehl­­preise unbegründet wäre und daß die Ge­­bätspreise nur mit Genehmigung der kompetenten Behörde abgeändert werden künnen. Die Bäder werden auf den S 4 des Koalitionsgefeges­­ aufmerk­­sam gemacht und ihnen bedeutet, daß Berabredun­­TEE: > . s · z-.«..s»«»««... ».-.«-- ’«.’- . s > u ER ER ee ti ae SE. Pi -«« «.-. -«-k-·"«3«L-sts""—’-shr-s«s ·«s;·.,·. « TE ä ee

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