Oedenburger Zeitung, 1891. April (Jahrgang 24, nr. 73-98)
1891-04-01 / nr. 73
| ; 1. · * : il .;« | KR Ba gs KEN Eu 3 se niet Ar. 73. ittwon 1. April, 1891. — XXIV. Zaßrgang. Jedenburger Zeitung, Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthfcaft, Fonte für Tazinle Interessen, u | Bncseuderei E, NRomwalter & Sohn, Grabenrunde 121, Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme de auf einen = oder Feiertag folgenden Tages. PranxtiserationS-Yreise: «FürLoco:Ganzjährig 10 fl.,qubjährigöfl.,Bierteljährig 7fl.50 f r.,Monatlich 1fl. FürAuslväsrts:Ganzjährigl4fi.,Halbjährig7fi«,Vierteljährig 3 fl. 50 kr. ‚Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Prämmerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden, . Administrasion, Hering und Inseratenaufnahme. Inferate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wallfischgafse 10, U. Oppelis, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, I., Wollzeile 12, R. Mofse, Geilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemergafse 12. 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LZofo-Abonnenten von anderen Organen nicht mehr einfashirt, and wollen daher die Gruenerungs- Beträge rechhzeitigq unserem Administrationsbureau : Grabenrunde 121 eingesendet werden, Der Ministermord in Hophia. Oedenburg, 31. März 1891. Die Sabbathruhe der Feiertage hat und ein ‚wenig zurückgehalten, so daß wir mit dem besten Willen nicht mit den Tagesereignissen Schritt halten ‘ konnten, wir melden daher etwas stark nachträglich das blutige Drama in der bulgarischen Hauptstadt, “das sihon am vorigen Samstag vollzog, allein mit Stillschweigen darf ein so erschütterndes Ereigniß doch nicht übergangen werden. Der bulgarische Finanzminister Beltfcheff ist in der Hauptstadt Sophia am hellen Tage, als er mit dem Ministerpräsidenten Stambuloff aus einem Konditoreiladen trat und mit ihm promenirte, mittelst eines Revolverschußes getödtet worden. Die Mifjet hat es von vier Mazedoniern begangen worden sein, wovon einer bereits in Haft gebracht wurde, doch sind Schon an dreißig Personen, auf denen der Verdacht der Mitwissenschaft ruht, verhaftet worden. Möglich ist, daß die Schüffe — es wurden von den Attentätern deren vier abgefeuert, wovon eben einer den Finanzminister, einen noch ganz jungen Mann, tödtlich traf — wirklich geradezu auf den Finanzminister gerichtet waren und der Mord einer Privatrache entsprungen is. Ein entlassener Beamter, ein vergebens petitionirender Amtsjäger, jemand, dessen Ansprüche an das Norar zurückgewiesen wurden, fann nach orientalischer Sitte das ihm angeblich oder wirklich angethane Unrecht mit dem Blute des Beleidigers" abgewaschen haben. Gegen diese Vermuthung, der zufolge der Mord ein gemeiner wäre, spricht allerdings das Abfeuern der Schüffe unter Umständen, welche die Tödtung des Ministerpräsidenten ebenso wahrscheinlich machten, wie diejenigen des Finanzministers. Die Wahrscheinlichkeit spricht jonach für einen politischen Mord und dieser Fünfte nur dem Premierminister und nicht dem politisch ihrer Harmlosen Beltjcheff gegolten haben. Unter den Berhafteten befindet sich auch der bekannte rufsophile Politiker Karaweloff — ein Zeichen, daß man in Sophia Anhaltspunkte zum Verdachte besißt, daß es sich um einen politischen Racheakt handle. Nicht ausgeschlossen ist der Plan, alle Minister zu ermorden gemäß dem Vorbilde, welche8 nach dem Tode des Sultans Abdul Aziz durch einen ticersefflichen Offizier gegeben worden — bekanntlich entrann damals nur Mithad PBaicha dem Tode, um später einem grausameren Schidjabe zu verfallen. Nur daß die eben aus dem Ministerrathe gekommenen bulgarischen Minister sich trennten, indem die Mehrzahl unverweilt nach Hause ging, während sich bloß Belischeff und Stambuloff noch zu einem kurzen Spaziergang entschlossen, Hatte eine Menschenschlachtung verhindert. Haben also der Erschießung des bulgarischen Finanzministers politische Motive zu Grunde gelegen, dann mögen wohl die Thäter unbekannt bleiben, aber auf die Urheber wird Jedermann mit Fingern zeigern. Race für Banita’s Hinrichtung ist ausgeschlossen, da der hochverrätherische Offizier vom Kriegsgericht, also nicht unter Leitung Belticheff’3, abgeurtheilt worden ist. Undenkbar ist nach der glücklichen Lösung der mazedonischen Kirchenfrage, daß aberwißige Bulgaren die Beseitigung der besonnenen Staatsmänner al Mittel betrachtet hätten, ihr Land in neue S Konspirationen gegen die Türkei oder gar in einen Krieg zu stürzen, aber mag auch der Czar und mögen seine Minister es ehrlich mit der Nichtbeachtung Bulgariens meinen, so geben doch die panslavistischen Gesellschaften dem Fürstenthum nimmermehr Ruhe. Einbrüche bewaffneter Banden, erfaufte Militärmeuten, von russischen Agenten bezahlte Verschwörungen, deren Ziel die Ermordung des Fürsten, des Battenbergers und des Koburges, gewesen. Alles ist an der Energie der leitenden Männer in Sophia und dem Verlangen des bulgarischen Volkes nach Unabhängigkeit zu Schanden geworden. Diplomatische Transafferien bald in Konstantinopel, so behufs Hintertreibung der Ernennung von bulgarischen Bischöfen für Mazedonien, oder in Sophia durch das Begehren nach Austreibung von Nihilisten, welche angeblich im Fürstentum ein Asyl gefunden hätten, sie haben mit demüthigenden moralischen Niederlagen Rußlands geendet. Auch wer auf aller frommen Wegen zu Hause ist, könnte zur Erschütterung der bulgarischen Ordnung und Gefährdung der Unabhängigkeit des Fürstentums nichts Anderes mehr erfinden, als den gemeinen Meuchelmord. In Dziegbonnementsgelder für die „Wedenburger Zeitung“ werden nicht mehr einkafiert. BE — Die sollst Du haben, falls sie Dich mag. — 63 handelt si nit um mich, sondern um einen meiner Freunde, den Sie ebenfalls recht gut rennen, um Henri Reynier nämlich. — In was mengst Du Dich? E3 ist Deine Sache, Louise zu heirathen, oder es bleiben zu lassen , laß Dir aber nicht beifallen, sie ohne meine Baustimmung verheirathen zu wollen. Weißt Du denn auch, wer Dieter Reynier eigentlich ist? Ein Teldscheer, der den Decius Mus spielt, an der Grenze einige Flintenschüffe wechseln und dann mit Ruhm bedecht zurückkehren wird, um mir meine Tochter zu nehmen. Nicht wahr, eine schöne Partie? Ein Mensc ohne Geld, ohne Namen, ohne Stellung, dabei überspannt im höchsten Grade; da hast Du die Bilanz heffen, was der große Würger meiner Tochter zu bieten hat. — Er kann es bs zum General bringen, bemerkte Zouife. — Und wenn er Marschall würde, was fümmerte8 mi? Wird er darum weniger der Absümmling von Leuten sein, die vielleicht meinen Vorfahren die Schuhe gepaßt haben, und deren Enfel flegt wie die Paladine der Z Tafelrunde geberden ? Roland ließ sich nicht einschüchtern, und vertheidigte die Sache seines Freundes mit so viel Wärme, daß der Graf endlich ausrief: — Laß ihn doch wenigstens erst wieder hier sein ; ich werde dann prüfen und einen Entschluß fassen. In diesem Augenblicke wurde ein Schatten am äußersten Ende des Gartens sichtbar; auch wurden Schritte gehört. Adhemar ging den Herankommenden entgegen, während Roland mit einem Händebruch von Louisen Abschied nahm und in — Mein Kind sagte Adhemar zu seiner Toter, hier kommt Herr Charles Reynier, Staatsanwalt von Dives, um uns zu besuchen. — GSprechen Sie leijer, mahnte der dergestalt Ungesündigte, man kann mir nachgeschlichen sein und uns jeßt Dbehorchen wollen. Seine Vorauslegung war vollkommen richtig. Der vorerwähnte Schatten gehörte einer Gestalt an, die sich über die Gartenmauer geschwungen hatte und ihr Gespräch behorchte, nachdem auch Louise si entfernt hatte. — Was will man denn schon wieder von mir? fragte der sichtlich aufgeregte Graf. Ist es auf meine Pferde, meine Ochsen, meine Wiesen, mein Schloß oder auf mich selbst abgesehen ? — Mein Herr, entgegnete der Staatsanwalt, Sie wissen, daß ich nicht als Feind komme. Der Bwed meines Besuches ist, Sie von einer großen Gefahr zu warnen, von der Sie bedroht sind. Sie wurden verdächtigt. — Gibt es Jemand, der die heutzutage nicht wäre? — Man weiß, daß Ihr Neffe hier ist. — Wer hat Ihnen das gesagt ? — Barre, der Ihr persönlicher Feind ist, Sie überwachen läßt und auf Verlegung der republikanischen Gehege zu ertappen hofft. Gegenwärtig bin ich von ihm beauftragt, Sie und den Marquis durch Gensdarmen verhaften zu lassen, falls Sie den geringsten Widerstand leisten. — Werden Sie den Auftrag ausführen ? — Ich muß, weil meine Pflicht es mir gebietet. Nichtsdestoweniger möchte ich Sie vor schwerer Betrübniß wahren, Sagen Sie Ihrem Neffen, er sol heute Nacht fliehen und in mein Haus kommen, feinem Thurm eilte, wo ich ihn im sicherem Bersted verbergen und Feuilleton, Aus formbewegter Zeit. — Roman aus dem Franzojnden — (Nahdruf verboten.) (ertsetzung.) —Sie sehen—sagte sie schließlich—daß ich Ihre Zuneigung zu mir,unmöglich in dem Maße erwidern kan m als ein Gatte von seiner Frau erwarten darf,und daß Sie es ihrem Freunde,dem Sie Leben und Freiheit verdanken, schulden,nicht mehr von Liebe mit mir zu sprechen;das Herz,das Liebegehren ist längst sein Eigenthum,hätten Sie den traurigen Muth,den müssigen Versuch zu wagen,es ihm zu rauben. Ein Weile lang beobachtete Roland ein tiefes Schweigen. Sein besseres und gleichzeitig auch so Sorglosed Naturell behielt jedoch, bald die Oberhand und er beischloß nicht nur seinen eigenen Wünschen Zügel anzulegen, sondern sogar jene seiner Rousine nach Kräften zu fordern. 3 — Bauen Sie auf mich, theure Lonne, sagte er mit warmen Ausdruch zu ihr: Ich werde nicht undankbar gegen Reynier sein und Sie nicht länger mit meiner Liebe belästigen, sondern im Gegentheil zu Gunsten der Ihrigen selbst mit Ihrem edlen Vater sprechen. Ihr Glück soll — wenn anders möglich — durch mich bewersstelligt werden. Im selben Moment trat Adhemar zu den beiden jungen Leuten. · —Lieber Onkel,begann Roland,ich habe die Ehre,um die Hand meiner Cousine anzuschaltme er & ABE ER A PETER