Oedenburger Zeitung, 1909. Mai (Jahrgang 42, nr. 100-123)

1909-05-01 / nr. 99-100

-«7«"·’":K7"’«?«·:ss. - ? TREE TRETEN ET « ... - s·.-«s-J-« ,-- - « I RER IR a » EN RE DOedenburger Reitung. vom 27. d. die Demission des ungarischen Ge­­samtkabinetts in Gnaden anzunehmen und »gleichzeitig anzuordnen geruht,daß die einzelnen Minister ihre Amtstätigkeit bis auf weitere Allerhöchste Entschließung fortsetzen.« Der Entwirrungsaktion stellen sich immer größere Schwierigkeiten in den Weg. Den Bemühungen Wekerles bei Ausschaltung der Bankfrage die Durchführung der Wahl­­reform zuformieren,machte Justh einen Strich durch die Rechnung. Er und sein eigener Anhang haben in der Unabhängigkeitspartei eine von Tag zu wachsende Agitation eingeleitet, die er verhindern will, daß zwischen der Wahlreform und der Banffrage ein Junftim aufgestellt wird, und deren uneingestandene Tendenz eigentlich darin besteht, der Unabhängigkeitspartei allein die Herrschaft zu sichern. Dr. Weferle hatte gestern mit Alufth eine fast zweistündige Unterredung, die aber keinerlei positives Resultat zeitigte. Da Drgan Hollos ,„Magyarpräg‘ giebt ganz offen zu, daß alle Bestrebungen der dahin gerichtet sind, einem srebenundsechziger-Regime eine Ende zu bereiteten. Daß Kossuth Weinisterpräsident wird, heißt er weiter, ist eine unerläßliche Forderung. Großes Aufsehen erregt in politischen reisen ein Scharfer Angriff des publizistischen Organs der Verfassungspartei „Magyar Hirlap“ egen den P­räsidenten Justh. In dem Artikel, der den Titel führt „Der Diktator“, heißt er unter anderm: Seine Exzellenz Herr v. Justg, diktiert. Er ist daher ein Diktator, der Dikta­tor des Landes, des Königs, der ihn in jedermanns aus eigenen Gnaden, mit jener Energie, die ihm seine Stelle zufällig verleiht. Julius Justh aber erklärt, die wirt­­schaftliche Selbständigkeit des Landes müsse jet verwirklicht werden, während die übrigen P­rogrammpunkte der Unabhängigkeitspartei der zukünftigen Koalition vorbehalten bleiben. Dies­ei nicht stichhaltig, denn wenn Die Nation in Wirklichkeit dem Unabhängigkeitsprogramm und nicht dem Koalitionsprogramm die Mehr­­heit gegeben hat, so muß das Programm der Unabhängigkeitspartei voll und ganz ver­­wirklicht werden. &3 sei jedoch Zynismus, wenn man zuerst auf Grund der Mehrheit die Macht fordert, und dann auf Grund der Regierungsfähigkeit jenes Programm in den Schutt wirft, auf Grund dessen angeb­­lich die Mehrheit erlangt wurde. + Kossuths Bruderliebe. „P. N.“ ent­­hüllt in seiner legten Nummer eine kleine­­ Pilanterie, die auf die Umeigenmüßigkeit des „großen Führers“ ein etwas eigentümliches icht wirft. Direktionspräsident der ungarischen Staats­­bahnen Julius L­udmigh von dieser Stelle abdanfen, um­­ Ludwig Theodor Kofsuth Pla zu machen. Ludm­igh war auch damit einver­­standen, wollte sie aber wenigstens dadurch regressieren, daß er sich selbst in den Direk­­tionsrat der „Internationalen Schlafwagen- Gesellschaft” kandidierte, in den die „MAV “ ein Mitglied zu entsenden hat. Nachdem aber auch diese Stelle zu den sogenannten „fetten“ gehört, mit der noch über­­dies seinerlei Arbeit verbunden ist, so mal natürlicherweise auch für diese sehen ein Kan­­didat in­ der­ Berson des Grafen Paul Sza­­päary bestimmt. © So kam die ganze nette Geschichte an die Oeffentlichkeit. Die Schlafiwagengesellschaft aber zerbricht sich den Kopf, denn der Landel­s­­minister Kosiuth empfiehlt ihre offiziell L­udwigh, der Privatmann Kofiuth aber in einem vertraulichen Schreiben Szapáry für den Direktionsposten. Er entsteht für sie daher die ebenso interessante als peinliche Frage,­­ wer ein größerer Herr in Ungarn ist, der Handelsminister oder­­ Franz Koffruth? Ausland. Der Thronwechsel in der Türkei. Salonisi, 29. April. Abdul Hamid wurde in der hiesigen Billa Allatini, am Südende der Stadt interniert. Er wird nicht vor Gericht gestellt werden, sondern bleibt hier unter Garantie für sein Leben, in Verbannung. Konstantin­opel 29. April. Der neue Sultan Mehmed V. hat alle seine Privat­­güter der Nation überlassen. Gegenüber der Ueberschägung und der pessimistischen Beurteilung der Anzeichen von Unzufriedenheit eines Teiles der mohamedani­­schen Geistlichkeit und der niederen Bolfzschich­­ten i­ darauf hinzuweisen, daß Abd­ul Hamid durch einen etwa abgeregt und Mehmed in legaler Weise sein Nachfolger wurde, was die Mohammedaner troß der anfänglichen Un­­zufriedenheit respektieren werden. Ferner ist zu erwarten, daß der neue Gultanfalif, welcher den Ruf eines sehr guten und außerordentlich frommen Mannes genießt, diese Stimmungen bald beruhigen dürfte. Alle Gerüchte über bereits vollzogene Iterationen an verurteilten Meuterern sind falsch Alle Verurteilten werden in den nächsten Tagen vor dem Parlament und auf der Brücke als abschredfendes Beispiel gehenkt. Keiner wird erschoren werden. "Unabhängigkeitspartei .hängigkeitspartei,Kofsuths,Apponyis Nach dem erwähnten Blatte sollte der mit unzähmbarem Grimm, und die Mächte hatten große Mühe, ihre eigenen Angehörigen gegen das, was ein gerechter Geschichtsschreiber die Rüffelschläge des Barbarentums genannt hat zu jehügen. Der Sultan selbst tat nichts, und konnte vermutlich auch nicht viel tun, um dem Morden Einhalt zu gebieten." Aehnliche Dinge ereigneten sich des öfteren und zwar in fast allen Teilen des im Niedergang begrif­­fenen Neic­es. Die jungtürkisfche Bewegung unserer Tage, die solange im Verborgenen glomm, wurde zu erneutem Leben durch die revolutionären Vor­­gänge im benachbarten Rußland und Persien entfacht. Es war vorauszusehen, daß die Türkei von den Ereignissen in den beiden Nachbar­­ländern unmöglich gänzlich unberührt bleiben konnte. Der Sultan kannte die Strömungen, die da mwehten, zur Genüge. Er lenkte sofort ein, noch ehe ihr An­wachsen für seine Person und für das ottomanische Reich in ernster Weise gefährlich werden konnten. Interessant aber bleibt es auch Hier wieder bei den jüngsten Ereignissen, daß es sich um reine militärische Erhebung handelt, um Offiziersmeutereien, die die seit den Tagen der Janitscharen nicht recht recht haben aufhören wollen. Und so sehen mir denn bei den revolu­­tionären Erhebungen in der Türkei, daß die große Masse des Volkes sich fast durchweg pas­­sin verhält. Entweder erheben sich die Offiziere und die Sofias, die Priester und Gelehrten, machen den reaktionären Gegenstoß. Oder das Umgefehrte tritt ein, besonders in Rettläufen, in denen das konservative Regiment arg drückend ist. Auch gegenwärtig läßt sich ähnliches beobachten. Die Geschichte im europäischen Orient geht, seitdem die Türken ins Land ge­­kommen, mit unabänderlicher Konsequenz ihren Gang. Noch ist das, was sich gegenwärtig in den Gestaden des Goldenen Horn3 abspielt sein Abschluß. Osteuropa, und mit in die Türkei, beginnt erst gegenwärtig den Weg seiner kulturellen Entwiclung. Wie die Dinge gegenwärtig vor Konstan­­tinopel liegen, läßt sich ein abschießendes Ur­­teil über ihre endgültige Gestaltung vorläufig noch nicht fällen So viel ist sicher, daß die revolutionären Erhebungen in Osteuropa und Westasien noch eine ganze Zeit andauern werden, daß sie aus ihnen heraus aber sicherlich eine neue Aera des politischen und wirtschaftlichen Lebens in diesen Gebietsteilen der alten Welt herausfristaliesieren wird. Die RRevolutionen — die in dem vorliegenden Falle in Wirklichkeit nur Evolutionen sind — haben in den muha­­medanischen Ländern im kulturellen Sinne schon vieles geleistet. Für die Zukunft braucht dem türkischen Staatswesen deshalb keinerlei Besorgnis zu erwachsen Denn auch hier gehen die Dinge, wie sie gehen müssen — und im übrigen: Allahg Mühlen mahlen langsam, aber sicher! Auch der neuen Türkei wird es nicht an Fataliemus Fehlen, denn ohne Fatalismus kommen seine Bewohner, selbst in revolutionärer Zeit schwerlich aus | FÄEREN BER­G EBEN. a Bel r mr 1 Mai 18:9. a Engelbericht aus Sopron und Westungarn. Sopron, 30. April. Infolge des Arbeiterfeiertages am 1. Mai erscheint unsere nahe Nummer ef Montag abends. Für bezugsberechtigte Abonnenten liegt heute Ar. 18 des „Silufrirten Sonntags­­blattes‘“ Bei. * Gedenktage am 1. Mai. 1218 * Rudolf von Habsburg, deutscher König. 1308 Albrecht I., Herzog von Oesterreich, von Johann von Schmeden (Parrhceida) er­­mordet. 1572 7 Bapst Pius V. . 1703 Ei Karl XII. von Schweden bei Pul­­tut. 1756 Bertrag zu Bersailles. 1769 * Arthur, Herzog von Wellington, Der Sieger von Water[op. 1857 T Alfred de Muffet zu Paris. Französischer Dichter. 1873 T David Livingstone zu Tschitambo in Afrika. Afrikaforscher. 1896 Nasir ed-din, Schahb von Bersien, er­­­­mordet. 1902 T Xavier de Montepin, französischer N Romanschriftsteller. 2 Mai. 1459 7 Antonius der Heilige. Erzbischof von Florenz. 1519 F Leonardo da Pinci auf dem Schlosse Slot bei Amboise. Einer der größten bildenden Künstler. 1729 * Katharina II., K­aiserin von Rußland, zu Stettin. 1813 Schlacht bei Großgörschen. Rückzug der Verbündeten über die Elbe. 1864 7 Giacomo Meyerbeer zu Paris. rühmter Opernkomponist. 1901 Gefecht bei Wluiden zwischen Auffen und Chinesen. * Hachtrng zum Maiavancement. In der Honvedarmee wurden ernannt! Zum Oberstleutnant der Major der 18. Hond.=Inf.eNeg. Ladislaus Wozary. Zu Majoren die Hauptleute Karl Hajef der Honved-Oberrealschule und Franz Remenyi des 18. Hond.-Inf.-Reg. Zu Hauptleuten die Oberleutnants Ernd Schön des 23. unter gleichzeitiger Transferierung zum 18. Hond.-Inf.­Neg. und Lea Zaragh der Honvedoberrealschule. Zu Oberleutnant die Leutnants Eugen Bella, Wilhelm Esprna und Hoktan Bald. Zum Leutnant der Fähnrich Geza III, sämtliche des 18. Hond.=Inf.Reg. Ferner ® m wurde der Gendarmerie-Ober­­leutnant Julius Hegedüs Flügelkomman­­dant in­ Sopron zum Hauptmann er­­nannt. Transferiert wurden­ In der gemeinsamen Armee: Oberleutnant Desiderius Szabo vom 13. zum 14. Feld- Fanonen-Reg., die Hauptleute Richard Themer vom 1. zum 76., Tivadar Berfler vom 32. zum 48. Inf.:Reg. und Erind Schroeder vom 13. zum 19. Feldfanonen.Reg., die Ober­­leutnants Rudolf Walbhhauser vom 76. zum 92., Mar Ghelleri vom 17. zum 76. Inf.Reg., die Leutnant? Emil Bruda vom 11. zum 76., Karl Roth vom 1. zum 76. Y

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