Oedenburger Zeitung, 1920. Januar (Jahrgang 52, nr. 1-25)

1920-01-29 / nr. 23

Ek- Ek­­ h. IR = E = & B s . Seite 2 Zustande ausgeraubt, heute an irdischen Gütern, ’arm dastehen,so ist da­s ein Grund zur Ver­­zwei­flung, denn wir haben unsere gefunden Sinne, das Parlament, unseren Starken Arm, das nationale Heer und einen Helfer, der uns nie verlassen wird, den Glauben an Gott und und die Gebote der Menschlichkeit. Heute dürfte wohl der Becher des Leides bis auf den tiefsten Grund und bis auf den legten Meermuttropfen ausgeleert sein. Heute man es nur mehr Hoffnung geben. Und das eben der Völker, die an sich glauben und ge=­äumd sind, birgt so viel Mederraschungen, die im Handumdrehen ihnen verlorene Glückgüter reich in den Echop flreuen. Heute dürfen wir nicht mehr kleinmütig verzagen, heute können wir bereits mit einiger Hoffnung in die Zu­­kunft blnden, die sich vor und von Tag zu Tag ein neues Leben versprechend mehr richtet. Unsinnige Gerüchte über Deutschtweitungern! Unter diesem Titel bringt das Organ des­­ Herrn Lippowig, das „Neue Wiener Journal“ folgenden Bericht: Unsinnige Gerüchte über Deutschweit­­ungern ! Eine Abordnung beim Staatskanzler. Beim Staatskanzler Dr. Renner sprach eftern eine Abordnung von Männern und rauen aus dem ehemaligen westungarischen Komitaten vor und bat um Aufklärung, ob die von offizieller ungarischer Seite verbreiteten Gerüchte auf Wahrheit beruhen, daß Das­­ burgenländische Gebiet von Dester­­reich an die Tichecho­ ©lovalei ver­kauft, beziehungsweise verpachtet Der Staatskanzler wies auf das Um­­finnige derartiger Ausstreuungen zu Bro­­gagandazmweden hin und versicherte die Abordnung, daß der Anschluß eine dur dhen Spriedbensvertrag erledigte Sache fe und daß die Zugehörigkeit von 300.000 Deutschen zu ihrem Stammlande niemals eine Frage politischen Schaders sein könne. —— Jeder vernünftig denkende Mensch erkennt in diesen rührenden Artikel die gewisse, be­­wußte Aufmachung, die Mache, mit der das westungarische Volk betört und verführt werden sol. Wenn wir der Sache auf den Grund gehen würden, würde er sich herausstellen, daß worden Sei. Dedenburger Zeitung die gewissen Männer und Frauen aus den westungarischen Komitaten Angehörige der Wiener Bezirke oder Ottakring sind oder über­­haupt nur in der Phantasie eines Dr. Nenner und seiner gefügigen Kreaturen bestehen. Wir verstehen auch, daß Dr. Nenner allen Grund hat, über seine wahren Absichten über West­­ungarn und sein Schmähliied Bündnis mit den Grechen sich einstweilen noch auszuschweigen , warnen jedoch unsere MWehtungarn vor dem Tag, an dem dieser politische Gaufler und wirtschaftliche Bettler umverhält und zinisch die Wahrheit berenten wird und muß! 29. Januar 1920 Tageswenigkeiten. Debenburg, 28. Januar. Ernennung. Regierungskommissär Eugen Fertfas ernannte den Notar von Matters­­dorf Ludwig Schweriner zum Präsidenten der dortiger­ staatlichen Bürgerschulrates. Berlohung. Alexander Bedherer aus Oedenburg verlobte sich mit Fräulein Sosefine Nojenstingl aus Steinamanger. (Statt jeder besonderen Anzeige.) Todesfall. In der Ortschaft Dikel des Balaer Komitates fand am 25. d. M. die Beerdigung des Artillerieobersten d. R. Hugo Horaf Statt. Oberst Horaf, ein Äußerst diente seinerzeit bei­­ dem 13. Artillerieregiment und hielt sich­e lange Jahre in unserer Stadt auf, wo er ob seines liebenswürdigen Wesens sich allgemeiner Sym­­pathien erfreute. Sein Hinscheiden wurde im Kreise­ seiner zahlreichen Freunde mit tiefem Bedauern und Schmerz aufgenommen. Die Nationalversammlung tritt am 16. Februar zusammen. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Regierungsverordnung, wa­­nach die Mitglieder der Nationalversammlung, also die neugewählten Abgeordneten, verpflichtet sind, ihr Diandatsschreiben binnen acht Tagen dem Drälect (Aiterspräses) der N­ationalvers­­ammlung vorzulegen. Als Tag des Zus­ammens­­tretend der Nationalversammlung wurde der 16. Februar bestimmt. Garnisonsinspizierung. Der neue Kommandant der Militärrayons von Stein­­amanger, General Szi006, suhhte gestern Dedendburg auf und inspizierte die Garnison. Sein Hierfein bezweckte auch gleichzeitig die persöhnliche Fühlungnahme mit dem hiesigen Offizierstorpd. Im Verlaufe der Inspizierung äußerte sich General Szivö sehr anerkennend über die hervorragende Disziplinierung des Offizierskorps und der Mannschaft, sowie über den unter ihnen herrschenden kameradschaftlichen Geist­and. Zur Wahl des Grafen Klebels­­berg zum­­ Abgeordneten­ Goestern zu Mittag war der Kleine Rathaussaal der Schau­­plan einer erhebenden Feier. Wahlkommissär v. Wrhonßfen überreichte im Beisein der übrigen Mitglieder der Wahlkommission und eines­ gewählten Publik­ums das Mandat unserem neuen Abgeordneten mit einer herzl­ichen Ansprache, auf die Graf Klebelöberg tiefgefühlte Worte antwortete. Am Abend fand in beiden festlich geschmückten Sälen des Hotels P­annonia ein Testbaufett zu ihren unsere neuen Abgeordneten tat. Es waren neben Grafen Siebeleberg­erichtenen: Regierungs­­kommissäer Eugen Fertsäf, Bürgermeister Dr. Thurner, der Präsident des Gerichtshofes mit Gemahlin, Finanzdirektor Ministerialrat von Syarmathy, Oberstaatsanwaltsubstitut v. Barcza= Notier mit Gemahlin und zahlreiche andere Repräsentanten aller Gesellschaftskreise unserer Stadt und auch zahlreiche Damen Den ersten Toast sprach Dr. Geronnay:Kofiow, der den neuen Abgeordneten unserer Stadt, den Grafen Stiebeleberg Leben ließ. Graf Slebeleberg dankte in einer schönen Ansprache, die ihn wieder einmal als herzhaften Patrioten und hervorragenden Kenner der Verhältnisse unseres V­aterlandes zeigte. Dann brachte Dr. Wilhelm Pröhle ein Hof auf das neue Ungarn aus; nach ihm sprachen Frau F. Kıretichy, Dr. Pines­zih, Dr. Meißner, Ludwig David, Becdey, die Parteisekretäre CSrf und Heinz und viele andere. Die schöne Feier dauerte in gehobener Stimmung leis gegen Mitternacht. Telephone für die Nationalarmee ! Unsere Feldtelephone, das gesamte hiezugehörige Material­i­ durch das Gude des Strieges, durch die Kämpfe der roten Armee gegen ihre Feinde, durch die gewaltsamen Plünderungen der­­ rumänischen Heere ‚verloren­ gegangen. Unsere von Südosten vordr­ingenden, dem ab­­ziehenden Feind nachfleßenden Truppen, die mit jedem Schritt Heimat­boden zurückerobern, bei Dürfen dringend der Fernsprechapparate. Pflicht eines jeden Patrioten und wahren Ungarns ist es, zu diesen dringendsten Bedürfnissen unserer Nationalarmee das feine beizutragen. Ganz Tranddam hier beteiligt sich in vaterländischer Opferwilligkeit an dieser Sade. Ungarn, P­atrioten, stellt euxe Telephonapparate in den Dienst unserer Sade, in den Dienst der« Rationalarmee» - Wiederaufnahme des Personenvers­kehrs auf den österreichischen Bahnen. Aus Wien wird gemeldet,daß am 26.d.M. der Personenverkehr der Bahnen in demselben Umfange wie vor der Verkehrssperre wieder aufgenommen wurde,bloß entfallen einstweils die Schnellzüge.­­ tüchtiger Offizier,­­ La Feuilleton. Gretens Laufbahn. Die arme Grete geriet sehr früh in den Strudel, den man den Kampf ums Dasein nennt. — Solange sie nur zurückdenken konnte, mußte sie für sich selbst sorgen und die warme Fürsorge, die andere Kinder im Elternhause genießen, war ihr fremd. Zeitlich morgens verließen die Eltern und die beiden Schwestern das Haus, um ihrem Ermwerbe nachzugehen, und sie blieb mit ihrem jüngsten Schwesterchen allein und mußte dieses beaufsichtigen und alle Hausarbeit verrichten. „Wemn doch nur eine bon euch ein Junge märe“, seufzte die Mutter immer, „ein einziger Sohn­­ konnte mehr verdienen, ald ihr alle, denn nur Die Arbeit der Männer wird geschägt und­ gut bezahlt.” — ‚Grete Dachte viel über diese­ Worte nach. „Sit es nicht eine Unge­­rechtigkeit“, sagte sie, „daß die beiden Schwestern, die dem frühen Georgen bis zum Abend ar, sie oft, wenn sie nachts vor Hunger nicht so gut erfüllen werde, wie ein Junge!” Nachdem Grete ihr sechzehntes Jahr zurück­­gelegt hatte, starb ihr Vater, und die Mutter war von dem plöglichen Schlage so gebrochen, daß auch sie nicht mehr imstande war, ihrem Erwerbe nachzugehen. So kam denn man die Neihe an Grete, die ihre Prüfungen immer mit Auszeichnung abgelegt hatte, zum täglichen Unterhalt der Familie beizutragen. „Zaffe mich einen Broterwerb suchen“, sagte sie zur Mutter, „du wirst jeden, daß ich dir einen Sohn erregen werde.” — Bald aber mußte sie einsehen lernen, daß es nicht so leicht war, eine Stelle zu finden. Sie klopfte an viele Türen vergebend und wurde entweder kurz abge­wiesen oder mit leeren Bersprechungen vertröstet. — Schließlich erhielt sie einen kleinen, sehr schlecht besoldeten Wosten in einem Banf­­hause, doch tröstete sie sich damit, daß diese Stelle ja nur die erste Stufe auf jener Leiter sei, die sie erflimmen wollte. Am nächsten Tage konnte sie Schon eintreten. — In einem großen Saale stand ein Schreibtisch Hinter dem andern, an denen die Beamten ihrem ange gemäß die­ Pläge einnahmen. Grete saß am Ende des Saales. „Diese En­d­e werden also die Stufen­­leiter sein, die ich emporklimmen werde”, sagte­n sie sich, als sie ihren Play einnahm. — Ihr zunächst saß ein junger Praktikant, ein gut gek­­leideter, sorgfältig fristerter junger Ged, dessen seidenes Taschentuch mit­ Barfüm besprengt war. „Died wird also mein erster Gegner besten fan, daß ich meine Pflichten mindestend thätigem Lächeln den blonden Scheitel des Praktikanten betrachtete. Vor diesem saß der Strazzitt, dem folgte der zweite, Damir der erste Buchhalter und vor Diesem saß der­ Sekretär. — Hier war die Reihe zu Ende und eine gepolsterte Tür führte zu dem Zimmer des Direktord. Diese Tür bildete das Ende der Stufenleiter, die Grete emporklim­men wollte. Sie sah schon mehrere Monate lang an ihrem Tische und arbeitete mit eisernem Fleiße, ohne auch nur um einen Millimeter weiter gekommen zu sein, als am ersten Tage. Ihre Vorgelegten beachteten sie gar nicht, geschweige , denn, daß sie sie lobten, nun der ihr zunächst eigense Praftisant, Kelemen, richtete manchmal einige Worte an sie und sagte ihr derbe Schmeicheleien, die sie mehr verdrosfen, als die Gleichgültigkeit der andern. “ An einem Sonnabend sagte der junge Ged: „Fräulein Grete, wenn es Ihnen recht ist, könnten wir den morgigen Sonntag gemeinsam verbringen und das schöne Wetter zu einen Spaziergang in das Nadelwäldchen bewügen.” . „Sie töten sich sehr, Herr Kelemen“, erwiderte Grete zurechtweisend, „wenn­ Sie meinen, daß ich zu jenen Mädchen gehöre, die mit­ fremden jungen Leuten im Nadelwäldchen spazieren gehen.” Der Braftifant errötete und s­tammelte verlegen: „Ich­ begreife nicht, Fräulein Grete, warum. Sie, etwas, Unrechted dabei finden.” — „Umso schlimmer, wenn Sie es nicht begreifen schlafen konnte. „Daß ich auch so tüchtig ar­m sein“, dachte Grete, indem sie mit gering­ , das beweist mur, daß Sie und Mädchen unter”­r­beiten, nicht so viel verdienten tote ein junger Mann verdienen würde; warum ist das so?“ — Grete war damals no ein Kind, aber sie büßte die Männer als ihre begünstigten Mit­­bewerber, mit denen sie einst den Kampf auf­­nehmen sollte. „Ich werde es bemweisen“, sagte Bor Mar Kertep.

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