Oedenburger Zeitung, Oktober 1921 (Jahrgang 53, nr. 222-247)

1921-10-27 / nr. 244

Ilsislslslsles formten-Is­ Iesndthseihtsi WWMIIUIJCI.« MM­UIGUICMWO IIMOUMUIQPMIIOI Wut-Informatqu 'kiftl­es« Tagblatt für alle Stände . Anzeigen und Abonnements werden In unserer Verwaltung, Denkplatz 56 und in unserem Stadtlokal Grabenrunde 72 angenommen. T Fernsprecher Nr. 6 und ı9 Gelangt mit suinadme vou son magassie dem cagumlsllhk(Zu­hr)nachmittagszyksusgabe Bezug-pfeif«Mouauichkasiäbklich 120k.Vsiäbklich 240R.g«an:lähtikg 480k freiimh ausgestellt .verraten-komkaheim-tue Donnerstag-den 27.Oktober 1921. 53. Jahrgang. Nr. 244. Jederherstellung der Ordnung! das Scheitern des Rarlistenputsches! — Befestigte Stellung der Regierung! .. . die Königsfrage. Oedenburg, 236. Dit. Zwei ungarische Städte standen in den leßten Tagen der vergangenen Mode im V­ordergrunde des allgemei­­nen Interesses: Künffichen und Oedenburg. Während aber in wei­­terem Geschehnisse von weltgeschichtlicher Bedeutung sich abspielten, trugen die Fünffichener Eegebnisse rein inner­­politischen Charakter. Ministerpräsident Graf Bethlen hatte sich mit einem Großteil seiner Getreuen in Jas von der serbischen Herrschaft befreite Künstlichen begeben, um dort eine gar okengelegte Programmrede zu halten und vielleicht gleichzeitig eine neue Regierungs- oder Einheitspartei zu bilden. In seiner Rede kam er auf auf die Königs­­frage zu sprechen und führte dabei u.a. folgendes aus: " „Im Jahre 19:8 entfernte sich der König und­ übte seither sein konstitutionelles Recht nicht weiter aus. Sein Scheiden war die Folge einer vis major. Dieser Zustand, der damals durch die revolu­tionären Ereignisse herbeigeführt wurde, be­­steht auch heute oc. Das rechtliche Charakteristi­­kum dieses­ Zustandes wurde durch die National­versa­mmlung im G.-%. 1/1930 festgestellt. Die Konsequenz, auf die das Gefeg Hinweist, in die folgende: Da Ungarn ein unabhängiger Staat ge­worden ist, so folgt daraus, daß der Herr­scher Ungarns nicht gleichzeitig auch der Herrscher eines anderen Laudes sein, und daß nur derjenige königliche Rechte ausüben könne, der amerkennt, daß die auf den­emeinsamen Bei­g bezüglichen Bestimmungen der pragmatischen Sanction, sowie de ® &­W. XII. 1867 ungültig geworden sind. 63 muß aber au) festgestellt­­ werden,­ daß die Ausübung der künig­­lichen Gewalt nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht ist. Im Sinne unserer Verfassung kann die Ausübung der konstitutionellen königlichen Rechte auf einen anderen nicht übertragen werden, der König kann aber diese Rechte auch nicht aufs beben. Der König ist der erste Funktionär des Staates, wie ein anderer gewählter oder ernannter Funktionär; er kann sich von seinem Plage nicht entfernen, ausgenommen den Fall einer vis major. Wenn eine vis major oder eine Revolution ihn in vis major der Ausübung jener Rechte hindert, hören seine legitimen M­echte für die Dauer der vis major nicht auf, sie verschwinden und verjähren nicht. Wenn aber die N­evolution und die vis major aufgehört hat, it er wieder verpflichtet, seine Herrscherrechte auszuüben. Wenn nun eines der Hindernisse, wie im gegenwärtigen Falle, darin besteht, daß die Ausübung der Herrscherrechte dem König von gewissen Bedingungen abhängt, dan muß der König ich außerg­rmb entscheiden, ob er die aufgestellten Bedingungen annimmt, den die Nation kann nicht des Rechtes entkleidet werden, einen berfaffungsmäßigen König zu haben.” Also sprach Graf Bethlen. Und er führte dann noch­ des weiteren aus, daßs man in Verhandlungen mit den Ententemächten treten und diesen die ganze Sachlage darstellen wolle, damit dann mit dem Einverständnis derselben die Entscheidung getroffen werde. „Erst verhandeln — dann entscheiden“ war die jedermann einleuchtende und einzig vernünftige Devise Graf Bethlens, der damit eine Absage sowohl an die Kar­­laten, als auch an die Anhänger der freien Königswahl richtete und man hätte glauben sollen, daß beide Parteien mit­­ diesem­­ Vorschlage einverstanden sein würden. Dem war aber leider nicht einmarsch der Freischärler­ Dedenburg, 26. DA. Gestern gegen die Mittagszeit belegten Abteilungen der 2. Armee der westungarischen Aufständischen die Öffentlichen Gebäude der Stadt Dedenburg und übernahmen Die oberste Gewalt. Wie von Seite des Pressechefs der Aufständischen betont wurde, hatten die Aufständischen die Stadt so lange belegt, bis der von der Regierung ernannte Regierungskommissär und die Militärkommandanten über Befehl der ungarischen Regierung in Oedenburg einziehen, wird von den Aufständischen nicht berührt. Der Wirkungstreis der Ententemissionen Während einzelne Seile der Aufständischen die Stadt belegt hab­en, sind die anderen Truppenteile zum Gebinge der Grenze beordert und dieselben sind gewillt, von dem westungarischen Gebiet nicht einen Quadratmeter Boden zu überladen. Mit dem gestrigen Tage hat die Presseab­­teilung der Aufständischen von der Staatsanwaltschaft und dem Obergespan die Zensurgewalt übernommen und wird Dieselbe so lange ausüben, bis die Truppen der Nationalarmee wieder ein­­ziehen. Das interurbane und städtische Telephongespräch wurde auf Verfügung der Aufständischen gesperrt und gibt das Kommando der Aufständischen nach entsprechender Begründung einzelne Stationen, provisorisch frei. Warum die Bewegung Oedenburgs erfolgte­ Dedenburg, 26. Dit. (Preffeabteilung der Aufständischen.) Die gestrige Bewegung Dedenburgs durch die Aufständischen erfolgte, damit Dieselben sich in den Befug jener Basis liegen, von der die Königsputsche arrangiert werden, so. Denn zur selben Zeit, als Graf­ Rafooffy, Dr. Grab, Andran­g usw. Bethlen in Fünffichen seine Rede hielt, Hatte "Dilenburg dur einen Aurier König Karl verständigt, daR jetz Der geeignete Augenblick zum Handeln ge­­kommen sei. König Karl kam und so­­fort jeßte die Aktion ein. Mit sehr gemischten Gefühlen sahen wir von hier aus die Ditenburgtruppen gegen Budapest abrollen, denn es war uns von vornherein klar, da ein even­­tueller Augenblichserfolg der Mition von den unheilvollsten und schwersten Folgen für das Land begleitet sein mußte. Als dann aber von Romorn die Nachricht einlief, dah dort die Schienen aufgerissen und die Nationalarmee Fidh Ditenburg entgegenstellen werde, daß ferner sowohl die Große als an die Kleine Entente die unverzügliche Ent­­fernung des Königs aus Ungarn ver­­langt habe und daß endlich die Regie­­rung mit dem Reichsverweser an der Spize jede Gemeinschaft mit den Ver­­anstaltern des Wutsc­hes ablehnte und alle Maßnahmen zur Unterdrückung desselben treffen werde — da war sein Zweifel mehr möglich, daß auch der zweite Versuch des Königs schon in sei­­nem Anfangsstadium zum Scheitern ver­­urteilt sei. Es kam, wie es kommen­­ mußte und wie es von vornherein jedem Einsichti­­gen rar war. Man greift sich an den Kopf und kann es einfach nicht fallen, wie ich Politiker vom Range eines auch nur einen Wagenbild der Täuschung hingeben konnten, daß im ge­­genwärtigen Zeitpunkte eine Restaurie­­rung des H­absburgerregimes möglich sei. Es standen einer solchen doch nicht nur innere, sondern auch so ihmere äußere Hindernisse gegenüber, daß man es als einen Sievel, als ein Verbrechen am ungarischen Bolfe bezeichnen muß, eine joe Aktion zu unternehmen. Und es it jammerjchade, daß um solcher Utopien und um der blinden Hartnädigkeit wil­­len, mit welcher die Häupter der Staatss­treichler auf der Durchführung ihrer Absicht bestanden, troßdem ih­­nen die schweren und unheilvollen Fol­­gen für das Land eindringlichhit vor Augen geführt wurden, es zu Kämpfen kommen und Bruderblut fliehen mußte. Allerdings müssten wir bei dieser Ge­­legenheit auch auf eines verweisen: M­ürde der Pfeffe nicht durch eine manchmal recht sonderbar angewandte Zensur ein Maulfarb angelegt, der jede aufrichtige Meinungsäußerung verhin­­dert, so hätten den in Betracht kommen­­den verschiedenen Häuptern und Füh­­rern der Verschwörung schon lonast die Augen über die wirkliche Stimmung des Volkes über eine eventuelle Restaurie­­rung der Habsburgerherrschafft geöffnet werden können. W­olfes Stimme i­­t Gottes Stimme! Das Wolf aber steht schon seit langem entschieden nicht m­ehr ‘auf Seite der Habsburger.­­­­ F die Freilchärler und Die Generals ‘ Kommission. Oedenburg . Ost. Zwischen der Dreierkommission der Ententegene­­räle und dem Kommando der 2. Armee­ der westungarischen Aufständischen wur­­den gestern um 5 Uhr nachmittags Ver­handlungen eingeleitet, in deren Ver­­lauf die Kommission im Prinzip gegen den Einzug der Aufständischen prote­­stierte, de facto aber die Refikergreifung der die Truppen der Freischärler zur Kenntnis nahm. Die Kommission er­­teilte ihre Genehmigung, daß die Ord­­nung von den Insurgententruppen auf­­rechterhalten werde, jedoch erbat sie eine Garantie für den Fall, das, wenn die von der ungarischen Regierung nach Dedenburg geschichten Truppen ein­­treffen, die Aufständischen Dedenburg verlassen. Das Kommando der­­ Frei- Schärlertruppen leistete hiefür volle Ga­­rantie, mit der Erklärung, daß sie auch gar nicht beabsichtigen, weiter in der Stadt zu bleiben, da ihr Hierjein seinen anderen Zweck habe, als zu verhindern, daßs die auf dem­ Radzuge befindlichen farlistischen PButichisten in Oedenburg eine Basis finden. million erfannte endlich das Recht an, daß die Aufständischen, die Staatsgendarmerie im Einvernehmen die Ordnung in der Stadt aufrechterhal­­ten, in dieser Hinsicht an der Polizei Befehle erteilen künnen. * Die Ententefom­­­ meuernennung! Budampert, 26. Oft. Zum Vertreter der ungarischen Negnierung bei der Deben­­burger Intentemission wurde an Stelle eldmarschalleutnante Paul Hegedüs General Koloman Artner ernannt, mit der " Die Stellung der Regierung " gefestigt! Budapests, 26. Of. Mit Rücksicht darauf, daß die Königsfrage in jener Weise erledigt wurde, daß der König und seine Umgebung festgenommen sind, hat sich unsere immer politische Züge bedeutend ge­­festigt und steht dieselbe auf einer Grund­­lage, die rein ungarisch und s­chriftlich ist. “ Budapest, 26. OM. Das UTAB. meldet: Zwei in hohen Stellungen befind­­liche Patentediplomaten, welche die in Ungarn abgelaufenen Ereignisse aus nächster Kühe beobachtet hatten, erklärten einer der Regierung nahestehenden Persönlichkeit, daß die Regierung Bethlen heute in Europa eine Regierung in stärkster Position sei, da dad, nach Graf Stefan Bethlen mit seiner Regierung und der ihn unterstoßen­­den ungarischen Gesellsschaft in vier Tagen eine ohne Beispiel bestehende Zeugenschaft für die Ordnung und Kon­­solidierung ablegte, leistete: "Yrhr: 2%

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