Oedenburger Zeitung, Dezember 1929 (Jahrgang 62, nr. 274-297)

1929-12-01 / nr. 274

g ?­ o­n «Seite 2. Sonntag Dedenburger Zeitung 1. Dezember 1929. N. 274. —­­WR HE FO NE­ TA LEUTRORRERRRREEN et." EAU ETD, OR rn 1. Be BT REEERUN 4 ent re­rg: BEREIT RN NR ERERR Die Verkehrs­wege werden von der politischen Gemeinde (Stadt) erhalten; die Aufsicht obliegt der Berggemeinde. Seit Inkrafttreten dieses Geleges dür­­­fen in Wein- und Obstgärten­pflan­­zungen nur in folgender Ent­­fernung vom der Nachbargrenze vorge­­nommen werden: Wein 60 Zentimeter, Pfirsich 1 Meter, Weichsel, Zweiichten und­ Mandel 2 Meter, Aepfel, Birnen, Marillen und Kirschen 3 Meter und schließlich Nüsse oder Waldbäume 7 Meter. Zwerg- und Spalierbäume bilden eine Ausnahme. Der Abschnitt TI­ des Gejeges behandelt die Berggemeinde, die Gründung, Organi­­sation und Wirkungskreis. Laut $ 19 des Gejeges muß in allen jenen Gemeinden eine Berggemeinde ge­­gründet werdn, deren Hotter 150 Kata traljoch odr mehr Weingebiet umfaßt. Obstgärten zählen zu den Weingärten. Der Termin zur Gründung der Berg­­gemeinden wurde mittels Verordnung Zahl 3600/1929 für Ende September be­­stimmt, wurde aber für unsere Stadt über begründetes Ansuchen des Magistrats bis Jahresende hinausgeschoben. Unsere Berggemeinde wird aus zwei Gebieten bestehen: Seegebiet und Dudles­­gebiet. Die Grenzen der Berggemeinde legte der Bürgermeister auf Vorschlag einer K­ommission fest, in welcher an der Meinjhansverein und die Landwirtschafts­­kommission vertreten waren. Das städtische Steueramt stellte auf Grund der K­ataster­­be­igbögen bereits fest, welche Befiger Mit­­glieder der Berggemeinde werden und wie viel Stimmen sie besigen werden. Dieser Ausweis liegt bis einschließ­­lich 5. Dezember im städtischen Steueramte zur allgemeinen Aufsicht auf. Spätere Reklamationen werden nicht berücksichtigt. Beliger unter 200 Quadratklafter ha­­ben sein Stimmrecht, zahlen aber auch sei­­nen Beitrag. Befiger von 200 bis 600 Quadratklafter werden in Zehnergruppen­­ geteilt, wählen aus Gruppenvertreter, der vertritt, als Katastraljoch die Gruppe be­­sigt. Solche Beliger zählt der oberwähnte Ausweis 752; Gruppen gebildet werden müssen­ ihrer Mitte einen so viel Stimmen ! ! es werden demnach 750 Beliger von 600 Quadratklafter auf­­wärts (zirka 1200) besigen direktes Stimm­­recht, und zwar nach jedem Katastraljoch je eine Stimme. Die gründende Generalver­­sammlung beruft laut Gejeß der Bür­­germeister ein. Zur Beschlußfähigkeit ist die Anwesenheit von mindest ein Drittel der Mitglieder­ nötig. Das Präsidium der gründenden Generalvers­ammlung Führt der Bürgermeister oder dessen Stellvertre­­­ter. Das Stimmrecht kann auf­ mittels schriftlicher Vollmacht durch ein anderes Mitglied ausgeübt werden. Die gründende Generalver­­sammlung wählt den Bergprä=­ses und den Bergausschuß. So­wohl als Bräjes als auch als Ausschubmit­­glied kann nur ein stimmberechtigtes Berg­­gemeindemitglied gewählt werden. Der Prüäjes it V­orsstand der Berggemeinde. Er vollzieht die Beschlüsse des Ausschusses, präsidiert in der Generalversammlung, ver­­tritt die Berggemeinde den Behörden ge­. A RADIOPIAC SZENZACIOJA A4CESÖVvES HALOZATI EUROPAVEVO_ ze cn .. genüber und schlichtet womöglich auf fried­­lichem Wege strittige Fragen. Der Bergausschuß besteht aus 6—24 Mitgliedern, welche auf fünf Jahre gewählt werden. Der Bergrichter wird durch den Ausschuß­ mittels Vertrages angestellt. Sein Honorar seßt auf Antrag des Aus­­schusses die Generalversammlung fest. Zu den Agenden des Bergrichters zählen: Durchführung der Beschlüsse der Generalver­­sammlung und des Ausschusses, Sorge für Ordnung in der Berggemeinde, Kontrolle der Berghüter, Kontrolle der angeordneten Schädlingsbekämpfung, Belehrung der Mitglieder, Kontrolle und Evidenzführung der Beipflanzungen, Sammeln von statisti­­schen Daten, Aufsicht über die eventuelle Reb- und Baumschule der Berggemeinde.­­Er ist demnach die Seele der Berggemein­­de. Als Bergrichter darf laut Gejeß nur ein den angeführten Aufgaben fähiges Mitglied angestellt werden. Ein Nichtmit­­glied kann nur dann angestellt werden, wenn es eine Fachschule (Höheren Fa furs) absolviert hat. Die Bergrichterstelle kann an als Ehrenamt dur ein gutsituiertes Mitglied versehen werden, wenn der Betreffende für die Allgemeinheit uneigennügig wirken will und die Hiezu nötigen Fähigkeiten besitt. Stellvertreter des Berg­­richters ist ein hiezu bestimmtes Yus­ Shukmitglied. Die Berggemeinde muß ein Berge­tatut schaffen, welches der Genehmi­­gung des Munizipiums unterliegt. Ein Muster ist der Verordnung Zahl 360011929 beigeschlossen. Die Agenden der Berggemeinde führen: 1. die Generalversammlung, 2. der Berg­­ausschuß und 3. die Bergvorstehung, welche aus Bergpräses und Bergrichter besteht. Die Berggemeinde ist eine autonome Körperschaft, welche zur Vertretung und Förderung der In­­teressen des Weinbaues berufen ist. Ihre wichtigsten Aufgaben sind: Wahrung der Sortenreinheit und Ueberwachung der ein­­heitlichen Schädlingsbestmpfung; im Falle­­ der Saumseligkeit Beliger oder Nahlüsfigkeit der ordnet sie die Bekämpfung um und läßt die Kosten eintreiben, sorgt dafür, daß nur solche Sorten gepflanzt werden,­­welche die Marke der MWeingegend garan­­tieren. Die Berggemeinde ist berechtigt, einen Bergbeitrag auszumwerfen, dessen Er­trag nur zu V­erwaltungszwecken verwen­det werden darf. Der Beitrag richtet ei­nen vollen Beitrag zahlen Wein­ und Dobstgärten,­­während die im Gebiete der Berggemeinde­­ liegenden Weber, Mieten usw. nur einen Hutgeldbeitrag entrichten. Das Bemessen des Beitrages ist Aufgabe des Bergaus­­schusses; für das Eintreiben sorgt das städtische Steueramt. Für die Parzellen, d.­ welche mit Bergbeitrag belastet sind, ent­­fällt in Zukunft das städtische Hutgeld,­­welches­ mit 3 P 70. h pro Katastraljoch be= ‚emessen war. Ein separater Beitrag ist zur ‚Deckung der Kosten des Komitats-Berge­­gemeinderates zu entrichten, welcher jedoch pro Katastraljoch Höchstens 1 P betragen darf. — | -"nach der Gröiß­e de­ 5 Besitzer. Samuel Lendis Nachfolger ‚ bevor Sie. die Weltmarke ‚, Zeiß-Ikon-Photoapparate nicht besichtigt haben! schester phot. Artikel bei ‘E Das größte Lager für­ Franz Varga Grabenrunde Nr. 117. Sopron 1718 (Nachdruch, verboten.) Das silberne Heräl. Bauernroman von A, bon Hahn, Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. „Bit du Der Engel etwa?“ fragte Annemarie sei traurig, zu Maria ge­­wandte. Ihre wilde Gereiztheit hatte sich ofne Uebergang, in milde, Schwermut ge­­wandelt. „Gib mir das Herzl Heraus!“ flehte sie weich, und sah Maria verzweifelt an. „Bring’s mir endlich, daß ich Ruhe bekomm’ . . .!“ Die drei tauchten einen Blick aus. Leder sah es wie eine Gottesfügung an, daß Maria sei mit, dem­ Herzl um das Lager der Kranken treten konnte, die, ihr mit inbrünftiger Erwartung entgegensah. „Schau, Annemarie, nun kann ich wirk­­ld, der Engel, für dich sein, der dir das Herzl bringt!“ sagte sie mit tränenerstichter Stimmen. „Da­s nimmt es hin! Der liebe Herrgott shidt dir’s und feinen Gegen Dazu!“ Sie reichte der Kranken das Kleinod hin, die es mit einem unartikulierten Laut entgegennahm, atemlos, mit weit aufgeris­­senen Augen darauf, niederfab — undies Dann mit den mageren Fingern. jest um­ Thlog. Der Ausdpruf wilder Gier trat ‚wieder in ihr Antliß: „set hab’ ich den richtigen gefaßt!“ Freischte sie im schredlicher Freude auf: „von Richtigen! Festgehalten hab’ i­ ihn und nicht losgelassen, wie wir beide nie­­dergestürzt sind ins Wasser! Ha! Die Annemarie hat’s gemerkt, wen sie vor ihm Hatte!“ filmie sie mit gräßlichem Jubel. „Am Halle hat sie ihn gepact, von Hinten ist sie ihn angesprungen wie eine Kugel Und ,da war­ es um­ ihn geschehen! Haha!“ late sie in­ satanischer Luft, „Hinunter hat er gemußt — und zurück in die Hölle! Und jegt fann er nicht mehr herauf — nimmer; denn er hat mir das Herzl her=­ausgeben müssen und des Baters Geele dazu! — Und jegt, jeßt, fann die, Anne­­­­marie Schlafen — Schlafen — Schlafen ... .“ Sie janf erschöpft in sich ausammen und starrte blöde vor si­ein, während die Drei in atemlosem­ Entgegen zu ihr hinfahe­r. „Sch­weig wohl, wie du es gemant hast,“ fuhr die Kranke flüsternd fort. „Bald warst du der, eine, bald der andere! Aber erfannt Habe ich dich immer — in jeder Gestalt! Damals — als du der Müller warst, und ic dich hineingestürzt hab’ ins Wasser, und sie dich tot heraus­­gezogen haben, schon damals Hättest das Herzl herausgeben können! Da hätte ich d­ich nicht ein zweitesmal um­zubringen brauchen in deiner Menschengestalt. Aber damals — da war sein Engel da, der dir’s hätt’ aus der Hand nehmen wollen, denn ich weiß wohl, des Mülls als Leib war ver­ Hucht! Keiner, feiner hat es gewaht — feiner!“ fuhr sie geheimnisvoll fort. „Nur ich — aber ihd — ich hab’ geschwiegen! Denn wenn ich's gesagt hätt! — ich weiß wohl —, dann hätten sie mich fortgebracht; denn sie haben ja gemeint, ich sei nicht ges­icheit. Aber ich war gescheiter als sie alle, viel »gescheiter! Denn es ist so gekommen, wie ich's gewußt Hab’! Ein Engel — ein Engel mußte kommen und mir das Herzl wiederbringen! Ein Engel mußte kommen, sonst gab es seine Erlösung auf dem Gun­­derhof! Jett aber — jett habe ich’s­ voll­­bracht, das Böse it ausgetrieben und ‚der Fluch ist fort... .“­­ Die Kranke fant'er­­schöpft in die­­ Kisfen zurüf und atmete schwer. Alois aber zog Maria, ‚die­­ ausschaute, als wäre sie aus dem Grabe aufgestanden, an der Hand zur Tür hinaus. Er selbst war auch, bleich wie die Wand, und beim Sortijreiten jammerte er si­ jhhwanfend als ihren­ Arm. Sie gingen alle drei in Ursulas Stube zurück. Dort janf Alois in den Lehnstuhl,, ‚und die beiden Frauen zeigten si über ihn und legten ihm jeder eine Hand auf die Säub­er, damit er es fühlen sollte, daß sie beide bereit wären, mit ihrem Herz­­blut für ihn einzutreten. Nach einer Weile richtete sich Alois auf, atmete schwer, daß es wie ein Senfter Hang, und lehnte seinen Kopf an Marias Herz — und da strömte ein gut Teil $ste­­hen in sein gemartertes Hirn über. Dann erhob er si, zog Maria in seine Arme, so daß ihr Kopf an seine Schulter zu liegen kam, und dann erzählte er, was heute nackt geschehen war und was die Annemarie, wie er es set wühte, in ihrem M­ahnsinn verbrochen hatte. Die beiden Frauen hatten so nicht erfahren, was dem Martin zugestoßen war. „Beten wir für ihn, Maria, aber weine nicht!“ sagte Alois weich, und strich über ihren Scheitel, als er sie so schwer auf­­seufzen hörte. „W­ergib, daß­­ er dein Vater war und behalte die als deine Eltern Lieb, die deine Jugend so treu beihüst haben!“ Da­ umflammerte ihn Maria so Heiß, als wollte sie damit sagen: „Fortan sollst du mir,o alles sein auf dieser Welt!“ Sie besprachen dann­­ noch alles einge­­hend, und kamen überein, über­ das zu schweigen, was die Unglückliche bekannt hatte, so lange zu schweigen, bis sie in einer Anstalt untergebracht war, damit die uns verständigen Leute nicht meinten, sie müß­­ten es der Annemarie nachtragen, was sie doch nur als Werkzeug Gottes getan hat. Dann rief Mois Die, beiden Frauen allein. Er meinte, er habe mit Hans und Toner! etwas zu besprechen. Was Mois ihnen sagte,und was dann sei sah, Haben nur die drei erfahren. , Als Mois sie verlieh, lag, die Toner! vor Hans auf den Knien, der­­ hier gebro­­chen vor Freude auf dem Stuhl saß, und fügte seine Hände, und wuhte sir nicht zu fallen vor Demut, und rief zum Himmel empor, daß es nun sein glüclicheres Vaar geben sollte als sie beide. “ Rad­ einem halben Jahre war Hochzeit auf dem Gunderhofe, den Hans und Tos­nerl zur Verwaltung behielten. Sie hatten ich jet untereinander gar lieb, weil eines dem anderen da so viel zu vergeben hatte. Im Dorfe unten war erst viel­ Gerede ,gewesen über die seltsamen Dinge, die auf dem Gunderhofe vorgingen. Da man aber sah, in welch gutem Einver­­nehmen Tonerl und der Alois hinlebten, da mußte man es­ wohl glauben, da die Tonerh wirflich nur das Kind als das ihre ausgegeben hatte, um dem Alois das Erbe der Familie zu erhalten, wenn er an des Vaters Tode huldig erklärt worden wäre, Annemarie, vom der man sei die haar­­sträubendsten Tatsachen zu erzählen wußte — denn. jeder, Der ihr einmal auf­ dem Gunderhofe nahegekommen war, wollte bei der Begegnung­ etwas Schredliches erlebt haben —, war­ bald, nachdem man sie in die Anstalt gebracht hatte, am einem bißi­­gen Fieben gestorben, dessen Keim sie als Folge jener schredlichen Nacht mit heimge­­bracht hatte. Damit war das Tegte, was Wlois noch ausges in einsamen Stunden bedrühte, Törcht, so,daß'der frohe Hocgeitstag ober in den Bergen zwei Menschen'zu ungetrüb­­testem­ Glüd’verband. Die Base Ursule aber nahmen­ die vermählten mit in die Stadt, was Alois als­ Arzt seine" Prazis ausübte. So erlebte es die Ursulaı doch'noch — und sie war nit wenig stoly darauf —, das sie unter die G Stadtleute Tami — Ende:— ; PN TR De Se AR, PAAR ® a ee

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