Pester Lloyd, Januar 1856 (Jahrgang 3, nr. 1-26)

1856-01-29 / nr. 24

Te!.Depef«cheS..,Pester Lloyd.­« London, 27. Jänner. Nach „Morning Post“ werden die Konferenzen nach beiläufig drei Wochen in Paris beginnen, welchen Ort England und Rußland gewählt haben. Gla=­rendon und Gowl­ey werden England bei den S­onferenzen vertreten­­ ­­ heiten begreiben, zu deren Erfüllung 5 Mitglieder sich nicht als genügend erwiesen haben, aus 7 Mitgliedern, wie dies vom Ausschusse der Gesellschaft provisorisch bereits eingeführt worden ist, bestehen fol. $. 11. Daß die Durchhschnittspreise aller Körnergattungen nicht nur an 4, sondern an allen Wochentagen ermittelt und in das zu Diesem 3wed dienende Preisnstizungsprotokoll eingetragen werden. Schrieklich sei, nach dem Direktionsberichte, hier noch angeführt : „rad Die Gesellschaft, wie früher, so auch in viesem Sabre, Huma­­nitätezrede nach Kräften unterfrügt hat. Sie hat zur Förderung derselben nicht nur öfters ihre geräumigen Xotalitäten zu Bällen und Konzerten überlassen, sondern auch unter ihren­ Mitgliedern wiederholt Sammlungen veranstalten lassen, wodurch von der Gesellschaft, theils unmit­­telbar, theils mittelbar, ein sehr namhafter Betrag der Verwendung für wohlthätige Zwecke zugetroffen ist.‘“ Hoffen wir, daß die Welter Lloyo-Gesellsshaft, mit ihrem nach den verschiedensten Richtungen "hin­segensreichen Wirken die bedeutendern Handelsstänte Ungarns allmälig mit in ihren Kreis ziehe, um so im wahren Sinne einen Zentralpunkt der gesammten vaterländischen Handelsintelligenz zu bilden; wir würden Dieb zu den schönsten Erfolgen unserer Gesellsc­haft zä­hen! Die Generalversammlung der Pester Lippolgesell:­schaft. =spest,28.Jänner.Es ist eine erfreuliche Wahrnehmung-daß die alljährlich sich wiederholende Generalversammlung der Pester Lloydge­­sellschaft kein blos formeller Akt ist,sondern stet­s den Anfang eines neuen Jahresrings in ihrem praktischen Gereihen darstellt.­. Indem die Gesellschaft in ihrer Gesammtheit die großen Zwecke anbahnt,wirkt sie ä­ußerst förderlich auf die Erreichung derselben,wirkt sie aber auch belebend und anspornend auf sich selbst zurück.Der Ge­­meinsinn,diese Triebfeder unserer Assoziation,bedarf des anregenden­ Reizes,gleich jedem an dem­ Sinn­e—und findet den besten in dem Bewußtsein-daß seine bisherigen Bestrebungen und Anstrengungen nich­t fruchtlos geblieben. Die am 26.d.im Beisein des Herrn landesfü­rstlichen Kom­­missär­s,k.k.Statthaltereirathes,Ernest Bujanovics V.Agg­­telek abgehaltene Sitzung bestätigte dies von Neuem.Nachdem­ der Direktionsbericht den wichtigen Schritt hervorgehoben,den­ die Gesell­­schaft mit der am 1.Oktober stattgefundenen Eröffnung­,der»fi­rmisi­­chen Kornhalle zur Regelung der hiesigen Handelsverh­äl­tnisse,ge­­b­anz nachdem er sich in erfreulicher­ Weise über die finanzielles Lage sowohl wie ü­ber den gewonnenen moralischen Wirkungskreis i«vess.Zei­­­tungsunternehmens ausgesprochen.­—Und so auf­­ diess E­rfolge der früheren Bemühungen hingewiesen,konnte er mit·um«soxx größerer Wärme die Versammlung zu einem neuen,bedeutsamen­ Akte­s auffor­­dern zur Gründung der von Herrn v.Rosabeantrage entstands auch von uns bereits befürworteten»Allgemeinen­­—Ve­r­sor­­gungs-Anstalt.«« (.. Die Aufforderung—durch den Herrn Antragsteller,­durch­»den Präses der Gesellschaft,Herrn Joseph Appiano,·den.sk.x«Rath v. Havas,den Direktor-Herrn J.Kern-und durch das Gesellsch­afts­­­mitglied,Herrn Steindl,auf’s nachdrücklichste unterstü­tzt",«­—wurde denn auch Von der zahlreich vertretenen Versammlung einstimmig zum Beschluß erhoben.—Wie werden auf die großen philanthropischen Zwecke einer solchen Anstalt im Allgemeinen,sowie au­f die zweckentsprechendsten,unseren Verhältnissen am besten­ ganzke passen­den Statutenendetail noch wiederholt zurückkommenz an dieser Stelle­ sei nur noch erwähnt-daßwie v.Havas richtig bemerkte,­«E die Gesell­­­schaft dem Humanitäts-Institute nicht nur ihren Schutz gewähren-son­­dern auch die Oberaufsicht über die betreffenden Einlagen­ übernehmen müsse. Das Vertrauen der Hauptstadt, wie des ganzen­ Landes, Äußerte ver­f. Rath, werde ver Anstalt eben dadurch am besten gewonnen ‚daß die Petter Lloyd-Gesellschaft die Garantie für gewissenhafte Berechnung und vollkommenes Einhalten der dur die Statuten " festgefegten Ver­­pflichtungen übernimmt. — Ein aus mehreren Mitgliedern der Gesell­­schaft zusammengefegtes Komite bat mun Die wichtige Aufgabe), Die späs­ter im Wege der hohen Statthalterei zur Sanftionirung zu unterbreitenden Statuten zu berathen, festzustellen und zu redigiren. Möge­ eine­ genaue, sorgfältige Würdigung aller dabei in Betracht kommenden Momente Plas greifen, Damit das Werk die Meister egre! .­«--..­­Nebst diesem,im allgemeine Interesse gefaßten Beschlusse der Generalversammlung,haben wie blos noch einiger Mov­ifikat­io­­nen Erwähnung zu thun,welche,,auf Grund der in der Zwischenze­it gemachten Erfahrungen«in Bezug auf die Statuten der KorI­­­halle angenommen werden:sie betreffen die§.§.5,8,.undl­,-und bestimmen : -.-­­$. 5, Daß auswärtige Käufer und Bek­äufer als Produzenten, Händler, Müller, Bäder, Schiffmeister, welche nach dem gegenwärtigen Wortlaute dieses $. unbedingt freies Entrde haben. Diese Vergünstigung „nur insoweit ‚genießen sollen, als sie auf dem hiesigen late nicht einen stetigen Geschäftsbetrie unterhalten. $. 8. Daß das Romité der Kornhalle in Anbetracht der wichtigen Obliegen- Die Stimmung in Nurland. Heft, 28. Jänner. Einer ver­­wesentlichsten Faktoren zur Beurtheilung der Situation hat uns bisher noch gefehlt: die Kunde von der Aufnahme, werche der jüngste Entschluß des russischen Kaisers in Petersburg selber gefunden. Set ist auch Dieter Diangel be­­seitigt, und alle Nachrichten stimmen dahin übereim, daß Großbri­­tannien nicht das einzige Land ist, in dem Die,­ durch den heißen Kampf der achten zwei Jahre angeschlagenen Saiten noch in mächtigen Schwingungen fortd­leriren.­­ Auf den offiziellen Artikel vom 19. Jänner zwar darf das Ausland nicht allzuviel Gewicht Ie­­gen, da er eben ausschließlich auf das Inland­ berechnet is. Wir wollen es weshalb nicht urgiren, Daß das „Sourn. de St. Pet.“ Auf­­land die Initiative bei dem Friedenswerte­r indizirt, indem es jene Zir­­kulardepetche vom 23. Dezember, welche die „Zimeg“ einen „Schlag tve Gesicht” nannte, für prinzipiell identisch mit dem Arte vom 16. Jänner erklärt, daß es­ in den angenommenen Propositionen nur den „Ent­­wurf von Präliminarien‘ erblicht. Wir wollen nicht dabei verweilen, daß das amtliche Blatt — ganz wie das Nundschreiben — blos von einem russisch-türkischen Separatverträge über die Kriegsflaggen auf dem Eurinus, und nicht von dessen Garantirung durch die Dezemberalliir­­ten, noch­ weniger über das Schicdsal der pontischen Seearsenale spricht , lag es, im Anschlusse an den Wortlaut der ersten Neffelrovde’schen Gegenpropositionen, die Schiffszahl nach den Bedürfnissen der Küsten­­sicherheit, ein sehr vager Begriff, und nicht, wie das österreichische Ultimatum, nach den Anforderungen des Küstendienstes bemißt. . Berne, und freudig glauben wir vielmehr dem hochherzigen Fürs­­tenworte Alexander: „Die österreichischen Bedingungen werden von weiteren Verhandlungen als Basis dienen, und künnen schon heute als wahrh­afte Friedenspräliminarien angesehen wer­­den.” Nur Vág Eine geht aus der Vorsicht, mit welcher die Pe­­tersburger Regierung die Stipulationen den Auffen selber mundgerecht zu machen, sucht, unwiderleglich hervor , wie richtig die Lage der Tinge durch das Sr. Maj. in den Mund gelegte Wort charakterisirt wird: „bei meinem Adel und meinem Bolfe stoße ich auf zehnmal grö­­­ßere Schwierigkeiten, wenn ich mich für den Frieden als wenn ich mich für den Krieg entscheide.” Wir haben somit in dem “our. de St. Pet.” einen authentischen Maßstab zur Beurtheilung anderwei­­tiger Mittheilungen, und leider­­ stimmen sie alle darin überein, was der angebliche kaiserliche Ausspruch sich in vollem Maße bewahrheitet. Die altrufsische Partei — so schreibt man und — speit Feuer und Flammen gegen den Fürsten Gottscharoff, wider wen sie si in den heftigsten Inyettiven ergeht. Noch sei Rußland nicht so tief gebeugt, wie­ 1634, wo Michael, der Gründer der Dynastie Romanoff, im Frieden von Wingma mit Wladislaw IV. von Polen, den Titel „Selbstherrscher und Graf­ aller Reußen“ aufgeben; oder wie 1714, wo Peter I. am Pruth zu Gunsten Achmer’s auf Asow verzichten und die Werte von Taganrog, so wie­ die gegen die türkischen Ukrainesteppen aufgeführten Festungen Schleifen mußte. . Noch werde sich sein Diplomat finden zur Unterzeich­­­nung­ eines Friedens, in dem Rußland mit Einem Sederstriche auf einen Theil Bessarabien’d, auf seine Herrschaft über einen „russischen See“, auf seinen­­ langjährigen Einfluß in Deutschland verzichtet — verzichtet, ehe ihm auch nur Gelegenheit geworden, eine Reihe von Niederlagen durch einen anderen Triumph als durch die Einnahme von Kars zu rächen. Die Annahme solcher Stipulationen, ehe man durch Waffen­­gewalt dazu gezwungen sei, werde im Reiche einen Rückschlag von unbe­­rechenbarer Tragweite hervorrufen. Hat da — wie es heißt — der Kaiser selber alle möglichen V­orsichtsmaßregeln getroffen, um sich unnüße Familienszenen zu ersparen. Erst nachdem der Telegraph die Antwort nach Wien befördert hatte, erst nachdem die betreffende Note aus der Petersburger Kanzlei an den Grafen Epterhazp abgegangen war: erst da ward Großfürst Nikolaus beauftragt, seinen älteren Bruder Kon­­stantin von dem Geschehenen in Kenntniß zu seßen. Das beweist freilich, wie unerschütterlich Alexander’s Entfehlun ist, aber auch, wie body­­man in den maßgebenden Kreisen den Einfluß des Großadmirals und der „Intraitables“ anfchlägt, deren Mittelpunkt er bildet. Die Bevorzugung seines jüngeren Bruders Nikolaus, dem die Würde eines Bieefönigs von Polen refersirt sein sol, hat seine Reizbarkeit vermehrt, und noch weniger gleichgiltig kann ihm dessen steigende Bolls­­thümlichkeit sein, namentlich seit Nikolai’s Vermählung mit einer offen­­burgischen Prinzessin , der 18jährigen Tochter eines kaiserlichen Divi­­sionsgenerals, die durch ihren Wohlthätigkeitssinn, durch Leitung einer Kinderbewahranstalt, der Gründung einer Rechtsschule, insbesondere aber durch ihre treffliche, so manchen russischen Adeligen beihämenve Kenntnig der Nationalsprache schon früher der Liebling der Menge war. Die möglichen Konsequenzen einer solchen Mißstimmung vorhersagen zu wollen, fällt und natürlich nicht ein. Bei Würdigung der Situation wird man aber jedenfalls gut thun, ein Moment, dem die Staatsmän­­ner in Petersburg die erneterte Aufmerksamkeit widmen, nicht auf die leichte Achsel zu nehmen. Im Rußland, wie in Großbritannien sind die Maffen offenbar noch weit von jenem Umschwunge­­n der Öffentlichen Meinung entfernt, der für das Gelingen des Friedensmerfed die sicherste­­ Bürg­­schaft bieten würde, und bis sich die ersehnte Ebbe zeigt, könnte wohl ein Moment eintreten, wo fi im­ Laufe der Verhandlungen die Unbeug­­samkeit des Großfürsten Konstantin als der wirksamste Bundesge­­nosse der fliegerischen Projekte Palmerston’d ermetst i G Wien, 27. Jänner. Die hiesige Handelskammer hat den Bericht ihrer zur Begutachtung des Gewerbsgeferentwurfes niedergelegten Kommission, wie ich Ihnen früher geschrieben, heute in der „Wiener Zeitung“ besonders veröffentlicht. Eine sich selbst wi­­dersprechendere und haltlosere Arbeit läßt sich nicht mehr wenden! Während sie einerseits das ministerielle Prinzip der Gewerbefreiheit gutheißt, und selbst mit dem Grundfaße der Freiheit des gleichzeitigen Betriebs meh­rerer Gewerbe sich einverstanden erklärt, schlägt sie andererseit eine Mat­­­rimal- und Minimallehrzeit für die freien Gewerbe vor, ja sie­ geht sogar so weit, zu verlangen, daß der Beitritt zu den neuen Genoffenschaff­ten zwangsweise gefordert werde. So hat die Wiener Kammer die Freiheit des Erwerbs aufgefaßt! Man sollte glauben, daß sich der zwangsweise Beitritt zu den Gewerbskorporationen praftlich nicht aus­­führen lasse, sobald einmal Severi das Recht eingeräumt­ ist, so viel­ Ge­werbe neben­einander zu betreiben, als er 68 für nöthig erachtet. Ueber dieses Hin­derniß sind unsere „Sachverständigen“ in der Gewerbekammer mit einer bewundernswerthen Leichtigkeit hinweggegangen! „Wenn Les­mand neben seinem Gewerbe noch einen andern verwandten Gewerbs­­zweig betreiben will, so sol ihm sein Hinderniß im Wege stehen, nur muß er sich sodann so viel Korporationen anschließen (und die Einver­­leibungstate — hier 20—50 fl. — so oft bezahlen) abs er selbstständige Gewerbe ergreift.” So lautet der Antrag der Handelskammer von Wien und man müßte in der That auswärts gegen die wirthschaftliche Auf­­klärung in der Reichshauptstadt ein böses­­ Vorurtheil fassen, wenn nicht die hiesige in der Mehrzahl der Journale so glückkich vertretene öffent­­liche Meinung einen ganz andern Standpunkt einnehmen würde, hinter dem das hierartige Gewerbeorgan in der vorliegenden Frage so weit zurü­ckgeblieben ist. .­­In Betreff der Ausführung der projektirten Westbahn erfahre ich weiter,,daß dieselbe mit solcher Beschleunigung vor sich gehen soll, daß sie bis zum nächsten Herbste auf der Strecke bis Purkersdorf für den Transport von Baumaterialien bereits benützt werden kann.Mit diesem Eisenbahnprojekte steht zugleich ein anderes in Verbindung und es he­­­ißt,daß Wien eine Gü­rteleisenbahn erhalten soll,welche um die äußersten Stadtwälle laufen und den Südbahnhof mit dem neuen Bahnhofe für die westliche Ro­­te(dessen Standort noch nicht bestimmt ist)und diesen mit dem Eisenbahn­hofe der Nordbahn direkt verbinden würde­.Bei der großen Bedeutung,welch­e die hier zusammenlaufenden Schienenstraßen für den allgemeinen Verkehr einnehmen­ würde die Her­­stellung einer ununterbrochenen Verbindung jener Endpunkte der Bahnen auch für die einzelnen Kronländer der Monarchie von höchster Wich­­tigkeit sein. 1­· 1 7 FESTEK SETTSEE ZS KTK EEEN MESET EST UEESREE SEERNERBERERE EBERLE SERIE EEE BEE ET TBETTNFERTREETTTSEENENSCRIENFRUFTERFEITNS TESTERGEBNISSE, Zur hundertjährigen Mozartfeier. (Säles. 3tg.) Aller Orten erschallt es Heute von Gang und Klang zu Ehren des Genius, der vor hundert Jahren das Licht der Welt erblidt, und dessen kurzes Erdendasein die Welt mit einem unvergänglichen Lichtklang umstrahlen solle. Um aber zur Erinnerung des Tages auch bei de­m lesenden»Publikum­ in Etwas beizutragen,wollen wir hier ein paar biographische Notizen über den Gei feierten aufzeichnen,welche hoffentlich dem mit seinen Lebensschicksalen weniger Ver­­trauten nicht unwillkommen sein werden.­­ « »­­Die Nachwelt bewundert Mozart in seinen großen vollendeten Schöpfungen, mit denen er, wie Niem­and vor noch nach ihm der ganzen musikalischen Weltbil­­dung neue Bahnen und Wege eröffnete. Aber aus seiner Lebensgeschichte erfahren wir, daß sich der Genius der Kunst schon in dem Kinde Mozart in einer Reise offenbarte, wie dies die Welt noch nicht gesehen hatte. Der vierjährige Mo­­zart spielte bereits Klavier mit dem festesten Takte und der fünfjährige Kom­­ponirte schon ganze Konzertstl­che. Es fehlen, als wenn sein Geist von Allem, was man ihn in der Musik Yehren wollte, eine dunkle Ahnung hatte, die zur­ völligen Deutlichkeit nur einer Erinnerung bedurfte. Schon im Jahre 1762 erregte der Kleine „Wolfganger!” den größten Enthusiasmus in Wien, worin­ni sein Vater aus Sal­burg mit ihm begeben hatte. Wir finden Gedichte aus der dam­aligen Zeit, die­ bei den Hofkonzerten auf ihn gemacht wurden. Eine größere Reise nach Paris und Lon­­don unternahm der Vater mit dem siebenjährigen Sohne im Sommer ‘des Jahres 1763. Auf dieser Reise war es, daß der Knabe in der heiligen Geistkirche zu Hei­­delberg die Orgel mit solcher­ Bewunderung spielte, daß sein Name mit allen Um­­ständen auf Befehl des Stadtdechanten zum ewigen Angedenken an der Orgel ange­­schrieben wurde.­­" Welcher Art das Erstaunentdcharifer Welt über die Wundertlinten des kleinen Mozart an er gibt sich am besten aus einem Schreiben an einen deutschen Fürsten,welches in Grimme und Diverot’s Korrespondenz enthalten ist.Es heißt darin­ :­­­ « Th­e einen Wunder sind zu seh­en,als daß man nicht gerne davon plündern sollte ex wemtejian einmal das Glück gel­abt h­at,so etwas zu sehen.«Ein"Kapellmeister von Salsberg.Namens Mozart ist hier m­it zwei ganz allerli­ bsten—Kindern­ einge­­treffen Sei­ke eilfjä­hrige Toch­ter spielt das Klavier auf eine brillanthaniest Ihr-Bru- Lehrer künftigen Februar-erst sicb­en Jahr se alt sein wird,ist eine so außerorde­ntliche«Er­­­folgesittung,daß nun das,was man mit eigenen Augen sieht und mit eigenen Ohren«hört, kaum glaub­n kann Es ist unglaublich,wenn man sieht,wie das Kind eine ganze Stunde hindurei),phantasirt und sich so der Begeisterung seines Genies und einer Falle entzückender Ideenl­ingieri,welches­ s mit Geschmack und ohne­ Wirrwarran­cinaixdck folgen ließ.Es ist ihm­ eine Kleinigkeit.Alles­ was m­an ihm vorlegt,zu entziffernz es schreibt und komponirt mit einer bewunderungswürdigen Leichtigkeit, oh­ne sich dem Klavier zu nähren und seine Akkorde darauf zu suchen Ich habe ihm eine MitIuet ausgesetzt,und ihr versucht,den Baß darunterzulegen.Das Kind hat die Feder ergriffen und ohne sich dem Klavier zu nahen,den Baß unter­gesetzt.Eine Frau fragte ihn letzthin,ob er wohl nach dem Gehör und ohne sie anzusehen­ eine italienische Kavatine begleiten würde­.Sie singt anzusingen,und er versuchte einen Bass.Allein svoald der Gesang zu Ende war,bat er die Dam­e,wieder anzufan­­gen,und nun spü­rte er nicht allein mit der rechten Hand das Ganze,sondern fi·1gte zugleich mit der Linken den Baß ohne die­ geringste Verlegenheit hinzu,worauf er zehnmal hintereinasst er sie ersucht,von Neuem anzufangen,und bei jeder Wie­­derholung veränderten den Charakter seiner Begleitung.Ich sehe es wahrlich noch kommen­ daß dieses Kind mir den Kopf verdreht,und es macht mir begreiflich, wie schwer es sein müsse,­sich Vor Wahnsinn zu bewahren,wenn man anderem­ lebt.Während dieses Pariser Aufenthalts ist Opusi von Mozart,zwei Sonaten für Klavier und Violine,erschienen­,bedient­ Madame Victoire de France. Nicht geringer war das Aufsehen,welches der junge Wolfgang in London verursachte,wohin er sich im Frühjahr 1764 begeben hatte.Der König legte ihm Stücke von Bach und Händel vor,die er prix navista wegspielte.Aus des Königs Orgel spielte er so,daß man sein Orgelspiel noch über sein Klavierspiel stellte.Als Opus III erschienen in London sechs Sonaten,welche der Königin gewidmet waren, und von dem Museum Britismnicum als Seltenheit zu den wunderwürdigen Samm­­lungen genommen wurden. Auch findet sie unter den „Philosophical Transactions” der Füntglichen Gesellschaft eine in dieser gelehrten Versammlung verlesene Mitthei­­lung über „einen sehr merkwürdigen jungen Musifer”, der natürlich kein anderer als unser Mozart ist. Der Berichterstatter theilt die erstaunlichsten musikalischen Experti­mente mit, die­ er mit „Johann Chrysostomus Wolfgang Mozart” unternommen hatte und fügt dann hinzu: „Da ich selbst Zeuge von briefen außerordentlichen Dingen war, muß ich gestehen, daß ich mich des Verdachtes nicht ernähren konnte, der Vater könne vielleicht das wahre Alter des Knaben verbergen; da war sein Ansehen sehr fingerhaft und eben so trugen auch alle seine Handlungen das Gepräge dieses Lebens­­alters. um­­ Beispiel: während er mir vorspielte, kam eine Lieblingssage herein, worauf er sogleich sein Klavier verließ, auch konnten wir ihn eine gute Zeit hindurch nicht wieder zurück bringen. Zuweilen ritt er auch auf einem Stode zwischen den Beinen Zimmer herum.” "Die­serste Oper schrieb Mozart als zwölfjähriger Sinabe während eines Ruf­­es in Wien. Sie hatte den Titel La finta semplice, wurde aber nicht auf­­geführt. Auf der Reise des Vaters mit dem Sohne durch Italien in den­ Jahren­ 1769—71 führte Wolfgang in­ Rom den berü­hmten musikalischen Diebstahl aus,der die ewikte Stadt ganz in Allmsm versetzte Erlyatte das Miserere in der Mette der Sixtinischen Kapelle gehört,welches als ein solcher Scheitz gehalten wurde,da ihm Musieis unters Exkommunikation verboten war,eine Stimme davon aus versin­­pelle wegzutragen,zu kopiren oder an irgendjemand zugeben.«Allein,wir haben es schon!««schrieb der Vater unter dem 14.April 1770 nach Salszu­g.»Dieses Iangskiltische Choralstück,und noch dazu zweichörig,volle eritatiot­en und Reper­­kussionen,ewig wechselnd im Einsetzen und Verbindenider Stimmen untereinander« hatte Wolfgang nach dem Anhi­ten in der Kapelle zu Hause niedergeschrieben,und was seinen Triumph aller Welt bekanntnachte,war der U­mstand,daß er bald Ge­­leg­en­heit h­atte,das nachgeschriebene Stück in einer Akademie zu singen.Er erhielt vomä papste einen­ Ritter«or­de»n,den er aber mit Ausnahme der wenigen Fälle,l­o esaanorschrift des Vaters gesel sah,niem­als trug.Die Akademien von Bo­­logna­ und Verona ernennentht zu ihrem­ Mitgliede. In Mailand war es,wo der vierzehnjährige Knabe seine erster gera sei­ ja,,il­ih­i­ late«über die Szene gelgen sah,und in demselben Jahr«e(1770) schrieb er für dasselbe Theater eine zweite,,sulla«.»Heute ist die zweite Oper zum ersten Male«,schrieb der erkrankte Vater nach Hause­.»Ich bin unglücklich genug, sie nicht hören zu können.Wolfgang befindet sich wohl,denn eben da ich dieses schreibe,macht er immer Kapriolen­.­« In de Jahren 1774 und 75 finden wir Vater und Sohn in München, wo eine neue Oper«Gi«r­tiviera«von Wolfgang zur Ausführung kam.»Gott Lob!«schreibt er an seine Schwester unterm 14.Jänner 1775—Meine Oper ist gestern in Scena gegangen und so gut ausgefallen, daß ich der Mama den Lär­­men unmöglich beschreiben kann. Erstens war das Theater so gek­ragt voll, daß viele Leute wieder zurüc­kaben geben müssen. Nach einer jeden Arie war allezeit ein erschredliches Getös mit Klatschen und Viva Maestro-Schreien. — An Bimberl 100 (Bufferin’). Fünf Jahre später (1780) bekam er wieder den Auftrag für den Karneval von 1781 in München eine Opera seria zu schreiben. Er hatte inzwischen in den Jahren 177779 die zweite Reise nach Paris gemacht, und auf der Durchreise durch Mannheim seine spätere Gattin, Konstanze Weber, kennen gelernt. Nach der Rüce fehr aus Paris wurde er Hofe und Domorganist in Salzburg. Doch begab er sich bald nach München, wo am 29. Jänner 1781 der „Idomeneo” zum ersten Male mit dem glänzendsten Erfolge gegeben wurde. Mit dieser Oper beginnt nun so recht eigentlich die schöpferische Choche Mozarts. Sie war nur von kurzer Dauer. Nur zehn Jahre liegen zwischen dem „‚Idomeneo’“ und dem ‚‚Requiem’‘, dem Schwanen­­gesange Mozarts. Sein Tod erfolgte am 5. Dezember 1791 im Lebensalter von 35 Jahren. Aber dieses eine Jahrzehnt, das er in Wien verlebte, fehlte er eine Emig­­rett in fid. ,‚Die Entführung‘‘, 1782; ‚,‚Ligaro‘‘, 1786; , Don Juan", 1787; „Cosi fan tutte", 1790; ‚Die Zauberflöte’ und „‚Zitas‘‘, 1791. — Und nun feine Symphonien, Quartetten und Quintetten, Konzerte für Klavier und andere Instrumente, Kantaten, Lieder, Tanzstücke und vor Allem, Kirchenmusiken, die sein lieblingsfach waren! Ganze Spalten würden für das Verzeichniß aller dieser Kom­­positionen nicht hinreichen, die sämmlich, von der Oper bis zum einfachen Liebe, von der Symphonie bis zum Tanzstücke, im Ernsten, wie im Komischen den Stem­­pel des gottbegnadeten Künstlers tragen. Kurz vor seinem Tode erhielt Mozart die Anstellung als Kapellmeister an der Stephanskirche und damit erst die Aussicht in eine von Nahrungssolgen freie Zukunft. Er sollte sie nicht geniehen. Nach der Nachkehr aus Prag, wo im Herbste 1791 der ‚‚Zitus’’ als Krönungs-Oper gegeben ward, machte er sich sogleich an das ‚„N­egquiem‘ , welches von unbekannter Seite schon früher bei ihm bestellt worden war. Er arbeitete mit Fleiß und lebhaften Interesse daran, aber schton fühlte er das Nahen des Todes. Er behauptete, das Negutim für sich selbst zu schreiben , und als ihm die Frau den schwarzen Gedanken auszureden suchte, da sagte er: , Nein, nein, ich fühle mich zu sehr, mit mir dauert es nicht mehr lange; gewiß, man hat mir Gift gegeben. Sch­ann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.“ Am Tage seines Todes ließ er sich die Partitur des Requiem nochmals ans Bette bringen. „Hab? Idys nicht vorher gesagt, bag ich dieses Requiem fir mich schreibe­n" und nochmals sah er das Ganze mit nassen Augen aufmerksam durch. Er verschied gelasfen, obgleich er die Bitterkeit des so frühen Todes gar Schwer em­­pfand. „Eben fest — sagte er in der Krankheit — soll ich fort, da ich ruhig Te»­ben würde. Legt meine Kunst verlassen, da ich nicht mehr als Sklave der Mode, nicht mehr von Spekulanten gefesselt, den Negungen meiner Empfindungen folgen, frei und unabhängig schreiben könnte, was mein Herz mir eingibt! Ich sol fort von meiner Familie, von meinen armen Kindern, in den­ Augenblick, da ich im Stande gewesen wäre, für ihr Wohl besser zu sorgen !” Er starb unter traurigen Verhältnissen,und der Ersparniß wegen wurde sein Sarg in ein gemeinschaftliches Grab gesenkt. Diese Grabstätte aber fennt man nicht, und alle in neuerer Zeit angestellten Bemühungen, sie aufzufinden, sind erfolg-­lo8 geblieben. Sa, nach den jüngsten Mittheilungen war das Grab schon im Frü­h­­jahr 1792, also kaum ein Jahr nach dem Tode Mozart , nicht mehr aufzufinden, da die Reiche an einem rauhen, schneeigen Wintertage, spät in der Dämmerung von einem einzigen Manns, der unter dem Namen „der alte Mufifant,” benannt war, nach dem Scriephofe begleitet wurde, und vieser Mann kurze Zeit nach Mozart eben­­falls starb, ohne jemand den Flecken Erde angegeben zu haben, wo Mozarts Ge­­beine ruhten. Sor’s drum! Mad braucht’s auch der Erinnerungen des Grabes, wo das Leben so unvergänglich grünt? — Aber wohl ist hier der Ort, an die Worte des Dichters zu erinnern : »So feiert an!Denn was dem Mann das Leben ,,Nur halber theilt,soll ganz die Nachwelt geben.« ·

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