Pester Lloyd, Januar 1856 (Jahrgang 3, nr. 1-26)
1856-01-29 / nr. 24
Te!.Depef«cheS..,Pester Lloyd.« London, 27. Jänner. Nach „Morning Post“ werden die Konferenzen nach beiläufig drei Wochen in Paris beginnen, welchen Ort England und Rußland gewählt haben. Gla=rendon und Gowley werden England bei den Sonferenzen vertreten heiten begreiben, zu deren Erfüllung 5 Mitglieder sich nicht als genügend erwiesen haben, aus 7 Mitgliedern, wie dies vom Ausschusse der Gesellschaft provisorisch bereits eingeführt worden ist, bestehen fol. $. 11. Daß die Durchhschnittspreise aller Körnergattungen nicht nur an 4, sondern an allen Wochentagen ermittelt und in das zu Diesem 3wed dienende Preisnstizungsprotokoll eingetragen werden. Schrieklich sei, nach dem Direktionsberichte, hier noch angeführt : „rad Die Gesellschaft, wie früher, so auch in viesem Sabre, Humanitätezrede nach Kräften unterfrügt hat. Sie hat zur Förderung derselben nicht nur öfters ihre geräumigen Xotalitäten zu Bällen und Konzerten überlassen, sondern auch unter ihren Mitgliedern wiederholt Sammlungen veranstalten lassen, wodurch von der Gesellschaft, theils unmittelbar, theils mittelbar, ein sehr namhafter Betrag der Verwendung für wohlthätige Zwecke zugetroffen ist.‘“ Hoffen wir, daß die Welter Lloyo-Gesellsshaft, mit ihrem nach den verschiedensten Richtungen "hinsegensreichen Wirken die bedeutendern Handelsstänte Ungarns allmälig mit in ihren Kreis ziehe, um so im wahren Sinne einen Zentralpunkt der gesammten vaterländischen Handelsintelligenz zu bilden; wir würden Dieb zu den schönsten Erfolgen unserer Gesellschaft zähen! Die Generalversammlung der Pester Lippolgesell:schaft. =spest,28.Jänner.Es ist eine erfreuliche Wahrnehmung-daß die alljährlich sich wiederholende Generalversammlung der Pester Lloydgesellschaft kein blos formeller Akt ist,sondern stets den Anfang eines neuen Jahresrings in ihrem praktischen Gereihen darstellt.. Indem die Gesellschaft in ihrer Gesammtheit die großen Zwecke anbahnt,wirkt sie äußerst förderlich auf die Erreichung derselben,wirkt sie aber auch belebend und anspornend auf sich selbst zurück.Der Gemeinsinn,diese Triebfeder unserer Assoziation,bedarf des anregenden Reizes,gleich jedem an dem Sinne—und findet den besten in dem Bewußtsein-daß seine bisherigen Bestrebungen und Anstrengungen nicht fruchtlos geblieben. Die am 26.d.im Beisein des Herrn landesfürstlichen Kommissärs,k.k.Statthaltereirathes,Ernest Bujanovics V.Aggtelek abgehaltene Sitzung bestätigte dies von Neuem.Nachdem der Direktionsbericht den wichtigen Schritt hervorgehoben,den die Gesellschaft mit der am 1.Oktober stattgefundenen Eröffnung,der»firmisichen Kornhalle zur Regelung der hiesigen Handelsverhältnisse,gebanz nachdem er sich in erfreulicher Weise über die finanzielles Lage sowohl wie über den gewonnenen moralischen Wirkungskreis i«vess.Zeitungsunternehmens ausgesprochen.—Und so auf diess Erfolge der früheren Bemühungen hingewiesen,konnte er mit·um«soxx größerer Wärme die Versammlung zu einem neuen,bedeutsamen Aktes auffordern zur Gründung der von Herrn v.Rosabeantrage entstands auch von uns bereits befürworteten»Allgemeinen—Versorgungs-Anstalt.«« (.. Die Aufforderung—durch den Herrn Antragsteller,durch»den Präses der Gesellschaft,Herrn Joseph Appiano,·den.sk.x«Rath v. Havas,den Direktor-Herrn J.Kern-und durch das Gesellschaftsmitglied,Herrn Steindl,auf’s nachdrücklichste unterstützt",«—wurde denn auch Von der zahlreich vertretenen Versammlung einstimmig zum Beschluß erhoben.—Wie werden auf die großen philanthropischen Zwecke einer solchen Anstalt im Allgemeinen,sowie auf die zweckentsprechendsten,unseren Verhältnissen am besten ganzke passenden Statutenendetail noch wiederholt zurückkommenz an dieser Stelle sei nur noch erwähnt-daßwie v.Havas richtig bemerkte,«E die Gesellschaft dem Humanitäts-Institute nicht nur ihren Schutz gewähren-sondern auch die Oberaufsicht über die betreffenden Einlagen übernehmen müsse. Das Vertrauen der Hauptstadt, wie des ganzen Landes, Äußerte verf. Rath, werde ver Anstalt eben dadurch am besten gewonnen ‚daß die Petter Lloyd-Gesellschaft die Garantie für gewissenhafte Berechnung und vollkommenes Einhalten der dur die Statuten " festgefegten Verpflichtungen übernimmt. — Ein aus mehreren Mitgliedern der Gesellschaft zusammengefegtes Komite bat mun Die wichtige Aufgabe), Die späster im Wege der hohen Statthalterei zur Sanftionirung zu unterbreitenden Statuten zu berathen, festzustellen und zu redigiren. Möge eine genaue, sorgfältige Würdigung aller dabei in Betracht kommenden Momente Plas greifen, Damit das Werk die Meister egre! .«--..Nebst diesem,im allgemeine Interesse gefaßten Beschlusse der Generalversammlung,haben wie blos noch einiger Movifikationen Erwähnung zu thun,welche,,auf Grund der in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen«in Bezug auf die Statuten der KorIhalle angenommen werden:sie betreffen die§.§.5,8,.undl,-und bestimmen : -.-$. 5, Daß auswärtige Käufer und Bekäufer als Produzenten, Händler, Müller, Bäder, Schiffmeister, welche nach dem gegenwärtigen Wortlaute dieses $. unbedingt freies Entrde haben. Diese Vergünstigung „nur insoweit ‚genießen sollen, als sie auf dem hiesigen late nicht einen stetigen Geschäftsbetrie unterhalten. $. 8. Daß das Romité der Kornhalle in Anbetracht der wichtigen Obliegen- Die Stimmung in Nurland. Heft, 28. Jänner. Einer verwesentlichsten Faktoren zur Beurtheilung der Situation hat uns bisher noch gefehlt: die Kunde von der Aufnahme, werche der jüngste Entschluß des russischen Kaisers in Petersburg selber gefunden. Set ist auch Dieter Diangel beseitigt, und alle Nachrichten stimmen dahin übereim, daß Großbritannien nicht das einzige Land ist, in dem Die, durch den heißen Kampf der achten zwei Jahre angeschlagenen Saiten noch in mächtigen Schwingungen fortdleriren. Auf den offiziellen Artikel vom 19. Jänner zwar darf das Ausland nicht allzuviel Gewicht Iegen, da er eben ausschließlich auf das Inland berechnet is. Wir wollen es weshalb nicht urgiren, Daß das „Sourn. de St. Pet.“ Aufland die Initiative bei dem Friedenswerter indizirt, indem es jene Zirkulardepetche vom 23. Dezember, welche die „Zimeg“ einen „Schlag tve Gesicht” nannte, für prinzipiell identisch mit dem Arte vom 16. Jänner erklärt, daß es in den angenommenen Propositionen nur den „Entwurf von Präliminarien‘ erblicht. Wir wollen nicht dabei verweilen, daß das amtliche Blatt — ganz wie das Nundschreiben — blos von einem russisch-türkischen Separatverträge über die Kriegsflaggen auf dem Eurinus, und nicht von dessen Garantirung durch die Dezemberalliirten, noch weniger über das Schicdsal der pontischen Seearsenale spricht , lag es, im Anschlusse an den Wortlaut der ersten Neffelrovde’schen Gegenpropositionen, die Schiffszahl nach den Bedürfnissen der Küstensicherheit, ein sehr vager Begriff, und nicht, wie das österreichische Ultimatum, nach den Anforderungen des Küstendienstes bemißt. . Berne, und freudig glauben wir vielmehr dem hochherzigen Fürstenworte Alexander: „Die österreichischen Bedingungen werden von weiteren Verhandlungen als Basis dienen, und künnen schon heute als wahrhafte Friedenspräliminarien angesehen werden.” Nur Vág Eine geht aus der Vorsicht, mit welcher die Petersburger Regierung die Stipulationen den Auffen selber mundgerecht zu machen, sucht, unwiderleglich hervor , wie richtig die Lage der Tinge durch das Sr. Maj. in den Mund gelegte Wort charakterisirt wird: „bei meinem Adel und meinem Bolfe stoße ich auf zehnmal größere Schwierigkeiten, wenn ich mich für den Frieden als wenn ich mich für den Krieg entscheide.” Wir haben somit in dem “our. de St. Pet.” einen authentischen Maßstab zur Beurtheilung anderweitiger Mittheilungen, und leider stimmen sie alle darin überein, was der angebliche kaiserliche Ausspruch sich in vollem Maße bewahrheitet. Die altrufsische Partei — so schreibt man und — speit Feuer und Flammen gegen den Fürsten Gottscharoff, wider wen sie si in den heftigsten Inyettiven ergeht. Noch sei Rußland nicht so tief gebeugt, wie 1634, wo Michael, der Gründer der Dynastie Romanoff, im Frieden von Wingma mit Wladislaw IV. von Polen, den Titel „Selbstherrscher und Graf aller Reußen“ aufgeben; oder wie 1714, wo Peter I. am Pruth zu Gunsten Achmer’s auf Asow verzichten und die Werte von Taganrog, so wie die gegen die türkischen Ukrainesteppen aufgeführten Festungen Schleifen mußte. . Noch werde sich sein Diplomat finden zur Unterzeichnung eines Friedens, in dem Rußland mit Einem Sederstriche auf einen Theil Bessarabien’d, auf seine Herrschaft über einen „russischen See“, auf seinen langjährigen Einfluß in Deutschland verzichtet — verzichtet, ehe ihm auch nur Gelegenheit geworden, eine Reihe von Niederlagen durch einen anderen Triumph als durch die Einnahme von Kars zu rächen. Die Annahme solcher Stipulationen, ehe man durch Waffengewalt dazu gezwungen sei, werde im Reiche einen Rückschlag von unberechenbarer Tragweite hervorrufen. Hat da — wie es heißt — der Kaiser selber alle möglichen Vorsichtsmaßregeln getroffen, um sich unnüße Familienszenen zu ersparen. Erst nachdem der Telegraph die Antwort nach Wien befördert hatte, erst nachdem die betreffende Note aus der Petersburger Kanzlei an den Grafen Epterhazp abgegangen war: erst da ward Großfürst Nikolaus beauftragt, seinen älteren Bruder Konstantin von dem Geschehenen in Kenntniß zu seßen. Das beweist freilich, wie unerschütterlich Alexander’s Entfehlun ist, aber auch, wie bodyman in den maßgebenden Kreisen den Einfluß des Großadmirals und der „Intraitables“ anfchlägt, deren Mittelpunkt er bildet. Die Bevorzugung seines jüngeren Bruders Nikolaus, dem die Würde eines Bieefönigs von Polen refersirt sein sol, hat seine Reizbarkeit vermehrt, und noch weniger gleichgiltig kann ihm dessen steigende Bollsthümlichkeit sein, namentlich seit Nikolai’s Vermählung mit einer offenburgischen Prinzessin , der 18jährigen Tochter eines kaiserlichen Divisionsgenerals, die durch ihren Wohlthätigkeitssinn, durch Leitung einer Kinderbewahranstalt, der Gründung einer Rechtsschule, insbesondere aber durch ihre treffliche, so manchen russischen Adeligen beihämenve Kenntnig der Nationalsprache schon früher der Liebling der Menge war. Die möglichen Konsequenzen einer solchen Mißstimmung vorhersagen zu wollen, fällt und natürlich nicht ein. Bei Würdigung der Situation wird man aber jedenfalls gut thun, ein Moment, dem die Staatsmänner in Petersburg die erneterte Aufmerksamkeit widmen, nicht auf die leichte Achsel zu nehmen. Im Rußland, wie in Großbritannien sind die Maffen offenbar noch weit von jenem Umschwungen der Öffentlichen Meinung entfernt, der für das Gelingen des Friedensmerfed die sicherste Bürgschaft bieten würde, und bis sich die ersehnte Ebbe zeigt, könnte wohl ein Moment eintreten, wo fi im Laufe der Verhandlungen die Unbeugsamkeit des Großfürsten Konstantin als der wirksamste Bundesgenosse der fliegerischen Projekte Palmerston’d ermetst i G Wien, 27. Jänner. Die hiesige Handelskammer hat den Bericht ihrer zur Begutachtung des Gewerbsgeferentwurfes niedergelegten Kommission, wie ich Ihnen früher geschrieben, heute in der „Wiener Zeitung“ besonders veröffentlicht. Eine sich selbst widersprechendere und haltlosere Arbeit läßt sich nicht mehr wenden! Während sie einerseits das ministerielle Prinzip der Gewerbefreiheit gutheißt, und selbst mit dem Grundfaße der Freiheit des gleichzeitigen Betriebs mehrerer Gewerbe sich einverstanden erklärt, schlägt sie andererseit eine Matrimal- und Minimallehrzeit für die freien Gewerbe vor, ja sie geht sogar so weit, zu verlangen, daß der Beitritt zu den neuen Genoffenschafften zwangsweise gefordert werde. So hat die Wiener Kammer die Freiheit des Erwerbs aufgefaßt! Man sollte glauben, daß sich der zwangsweise Beitritt zu den Gewerbskorporationen praftlich nicht ausführen lasse, sobald einmal Severi das Recht eingeräumt ist, so viel Gewerbe nebeneinander zu betreiben, als er 68 für nöthig erachtet. Ueber dieses Hinderniß sind unsere „Sachverständigen“ in der Gewerbekammer mit einer bewundernswerthen Leichtigkeit hinweggegangen! „Wenn Lesmand neben seinem Gewerbe noch einen andern verwandten Gewerbszweig betreiben will, so sol ihm sein Hinderniß im Wege stehen, nur muß er sich sodann so viel Korporationen anschließen (und die Einverleibungstate — hier 20—50 fl. — so oft bezahlen) abs er selbstständige Gewerbe ergreift.” So lautet der Antrag der Handelskammer von Wien und man müßte in der That auswärts gegen die wirthschaftliche Aufklärung in der Reichshauptstadt ein böses Vorurtheil fassen, wenn nicht die hiesige in der Mehrzahl der Journale so glückkich vertretene öffentliche Meinung einen ganz andern Standpunkt einnehmen würde, hinter dem das hierartige Gewerbeorgan in der vorliegenden Frage so weit zurückgeblieben ist. .In Betreff der Ausführung der projektirten Westbahn erfahre ich weiter,,daß dieselbe mit solcher Beschleunigung vor sich gehen soll, daß sie bis zum nächsten Herbste auf der Strecke bis Purkersdorf für den Transport von Baumaterialien bereits benützt werden kann.Mit diesem Eisenbahnprojekte steht zugleich ein anderes in Verbindung und es heißt,daß Wien eine Gürteleisenbahn erhalten soll,welche um die äußersten Stadtwälle laufen und den Südbahnhof mit dem neuen Bahnhofe für die westliche Rote(dessen Standort noch nicht bestimmt ist)und diesen mit dem Eisenbahnhofe der Nordbahn direkt verbinden würde.Bei der großen Bedeutung,welche die hier zusammenlaufenden Schienenstraßen für den allgemeinen Verkehr einnehmen würde die Herstellung einer ununterbrochenen Verbindung jener Endpunkte der Bahnen auch für die einzelnen Kronländer der Monarchie von höchster Wichtigkeit sein. 1· 1 7 FESTEK SETTSEE ZS KTK EEEN MESET EST UEESREE SEERNERBERERE EBERLE SERIE EEE BEE ET TBETTNFERTREETTTSEENENSCRIENFRUFTERFEITNS TESTERGEBNISSE, Zur hundertjährigen Mozartfeier. (Säles. 3tg.) Aller Orten erschallt es Heute von Gang und Klang zu Ehren des Genius, der vor hundert Jahren das Licht der Welt erblidt, und dessen kurzes Erdendasein die Welt mit einem unvergänglichen Lichtklang umstrahlen solle. Um aber zur Erinnerung des Tages auch bei dem lesenden»Publikum in Etwas beizutragen,wollen wir hier ein paar biographische Notizen über den Gei feierten aufzeichnen,welche hoffentlich dem mit seinen Lebensschicksalen weniger Vertrauten nicht unwillkommen sein werden. « »Die Nachwelt bewundert Mozart in seinen großen vollendeten Schöpfungen, mit denen er, wie Niemand vor noch nach ihm der ganzen musikalischen Weltbildung neue Bahnen und Wege eröffnete. Aber aus seiner Lebensgeschichte erfahren wir, daß sich der Genius der Kunst schon in dem Kinde Mozart in einer Reise offenbarte, wie dies die Welt noch nicht gesehen hatte. Der vierjährige Mozart spielte bereits Klavier mit dem festesten Takte und der fünfjährige Komponirte schon ganze Konzertstlche. Es fehlen, als wenn sein Geist von Allem, was man ihn in der Musik Yehren wollte, eine dunkle Ahnung hatte, die zur völligen Deutlichkeit nur einer Erinnerung bedurfte. Schon im Jahre 1762 erregte der Kleine „Wolfganger!” den größten Enthusiasmus in Wien, worinni sein Vater aus Salburg mit ihm begeben hatte. Wir finden Gedichte aus der damaligen Zeit, die bei den Hofkonzerten auf ihn gemacht wurden. Eine größere Reise nach Paris und London unternahm der Vater mit dem siebenjährigen Sohne im Sommer ‘des Jahres 1763. Auf dieser Reise war es, daß der Knabe in der heiligen Geistkirche zu Heidelberg die Orgel mit solcher Bewunderung spielte, daß sein Name mit allen Umständen auf Befehl des Stadtdechanten zum ewigen Angedenken an der Orgel angeschrieben wurde." Welcher Art das Erstaunentdcharifer Welt über die Wundertlinten des kleinen Mozart an er gibt sich am besten aus einem Schreiben an einen deutschen Fürsten,welches in Grimme und Diverot’s Korrespondenz enthalten ist.Es heißt darin : « The einen Wunder sind zu sehen,als daß man nicht gerne davon plündern sollte ex wemtejian einmal das Glück gelabt hat,so etwas zu sehen.«Ein"Kapellmeister von Salsberg.Namens Mozart ist hier mit zwei ganz allerli bsten—Kindern eingetreffen Seike eilfjährige Tochter spielt das Klavier auf eine brillanthaniest Ihr-Bru- Lehrer künftigen Februar-erst sicben Jahr se alt sein wird,ist eine so außerordentliche«Erfolgesittung,daß nun das,was man mit eigenen Augen sieht und mit eigenen Ohren«hört, kaum glaubn kann Es ist unglaublich,wenn man sieht,wie das Kind eine ganze Stunde hindurei),phantasirt und sich so der Begeisterung seines Genies und einer Falle entzückender Ideenlingieri,welches s mit Geschmack und ohne Wirrwarrancinaixdck folgen ließ.Es ist ihm eine Kleinigkeit.Alles was man ihm vorlegt,zu entziffernz es schreibt und komponirt mit einer bewunderungswürdigen Leichtigkeit, ohne sich dem Klavier zu nähren und seine Akkorde darauf zu suchen Ich habe ihm eine MitIuet ausgesetzt,und ihr versucht,den Baß darunterzulegen.Das Kind hat die Feder ergriffen und ohne sich dem Klavier zu nahen,den Baß untergesetzt.Eine Frau fragte ihn letzthin,ob er wohl nach dem Gehör und ohne sie anzusehen eine italienische Kavatine begleiten würde.Sie singt anzusingen,und er versuchte einen Bass.Allein svoald der Gesang zu Ende war,bat er die Dame,wieder anzufangen,und nun spürte er nicht allein mit der rechten Hand das Ganze,sondern fi·1gte zugleich mit der Linken den Baß ohne die geringste Verlegenheit hinzu,worauf er zehnmal hintereinasst er sie ersucht,von Neuem anzufangen,und bei jeder Wiederholung veränderten den Charakter seiner Begleitung.Ich sehe es wahrlich noch kommen daß dieses Kind mir den Kopf verdreht,und es macht mir begreiflich, wie schwer es sein müsse,sich Vor Wahnsinn zu bewahren,wenn man anderem lebt.Während dieses Pariser Aufenthalts ist Opusi von Mozart,zwei Sonaten für Klavier und Violine,erschienen,bedient Madame Victoire de France. Nicht geringer war das Aufsehen,welches der junge Wolfgang in London verursachte,wohin er sich im Frühjahr 1764 begeben hatte.Der König legte ihm Stücke von Bach und Händel vor,die er prix navista wegspielte.Aus des Königs Orgel spielte er so,daß man sein Orgelspiel noch über sein Klavierspiel stellte.Als Opus III erschienen in London sechs Sonaten,welche der Königin gewidmet waren, und von dem Museum Britismnicum als Seltenheit zu den wunderwürdigen Sammlungen genommen wurden. Auch findet sie unter den „Philosophical Transactions” der Füntglichen Gesellschaft eine in dieser gelehrten Versammlung verlesene Mittheilung über „einen sehr merkwürdigen jungen Musifer”, der natürlich kein anderer als unser Mozart ist. Der Berichterstatter theilt die erstaunlichsten musikalischen Expertimente mit, die er mit „Johann Chrysostomus Wolfgang Mozart” unternommen hatte und fügt dann hinzu: „Da ich selbst Zeuge von briefen außerordentlichen Dingen war, muß ich gestehen, daß ich mich des Verdachtes nicht ernähren konnte, der Vater könne vielleicht das wahre Alter des Knaben verbergen; da war sein Ansehen sehr fingerhaft und eben so trugen auch alle seine Handlungen das Gepräge dieses Lebensalters. um Beispiel: während er mir vorspielte, kam eine Lieblingssage herein, worauf er sogleich sein Klavier verließ, auch konnten wir ihn eine gute Zeit hindurch nicht wieder zurück bringen. Zuweilen ritt er auch auf einem Stode zwischen den Beinen Zimmer herum.” "Dieserste Oper schrieb Mozart als zwölfjähriger Sinabe während eines Rufes in Wien. Sie hatte den Titel La finta semplice, wurde aber nicht aufgeführt. Auf der Reise des Vaters mit dem Sohne durch Italien in den Jahren 1769—71 führte Wolfgang in Rom den berühmten musikalischen Diebstahl aus,der die ewikte Stadt ganz in Allmsm versetzte Erlyatte das Miserere in der Mette der Sixtinischen Kapelle gehört,welches als ein solcher Scheitz gehalten wurde,da ihm Musieis unters Exkommunikation verboten war,eine Stimme davon aus versinpelle wegzutragen,zu kopiren oder an irgendjemand zugeben.«Allein,wir haben es schon!««schrieb der Vater unter dem 14.April 1770 nach Salszug.»Dieses Iangskiltische Choralstück,und noch dazu zweichörig,volle eritatioten und Reperkussionen,ewig wechselnd im Einsetzen und Verbindenider Stimmen untereinander« hatte Wolfgang nach dem Anhiten in der Kapelle zu Hause niedergeschrieben,und was seinen Triumph aller Welt bekanntnachte,war der Umstand,daß er bald Gelegenheit hatte,das nachgeschriebene Stück in einer Akademie zu singen.Er erhielt vomä papste einen Ritter«orde»n,den er aber mit Ausnahme der wenigen Fälle,lo esaanorschrift des Vaters gesel sah,niemals trug.Die Akademien von Bologna und Verona ernennentht zu ihrem Mitgliede. In Mailand war es,wo der vierzehnjährige Knabe seine erster gera sei ja,,ilihi late«über die Szene gelgen sah,und in demselben Jahr«e(1770) schrieb er für dasselbe Theater eine zweite,,sulla«.»Heute ist die zweite Oper zum ersten Male«,schrieb der erkrankte Vater nach Hause.»Ich bin unglücklich genug, sie nicht hören zu können.Wolfgang befindet sich wohl,denn eben da ich dieses schreibe,macht er immer Kapriolen.« In de Jahren 1774 und 75 finden wir Vater und Sohn in München, wo eine neue Oper«Gi«rtiviera«von Wolfgang zur Ausführung kam.»Gott Lob!«schreibt er an seine Schwester unterm 14.Jänner 1775—Meine Oper ist gestern in Scena gegangen und so gut ausgefallen, daß ich der Mama den Lärmen unmöglich beschreiben kann. Erstens war das Theater so gekragt voll, daß viele Leute wieder zurückaben geben müssen. Nach einer jeden Arie war allezeit ein erschredliches Getös mit Klatschen und Viva Maestro-Schreien. — An Bimberl 100 (Bufferin’). Fünf Jahre später (1780) bekam er wieder den Auftrag für den Karneval von 1781 in München eine Opera seria zu schreiben. Er hatte inzwischen in den Jahren 177779 die zweite Reise nach Paris gemacht, und auf der Durchreise durch Mannheim seine spätere Gattin, Konstanze Weber, kennen gelernt. Nach der Rüce fehr aus Paris wurde er Hofe und Domorganist in Salzburg. Doch begab er sich bald nach München, wo am 29. Jänner 1781 der „Idomeneo” zum ersten Male mit dem glänzendsten Erfolge gegeben wurde. Mit dieser Oper beginnt nun so recht eigentlich die schöpferische Choche Mozarts. Sie war nur von kurzer Dauer. Nur zehn Jahre liegen zwischen dem „‚Idomeneo’“ und dem ‚‚Requiem’‘, dem Schwanengesange Mozarts. Sein Tod erfolgte am 5. Dezember 1791 im Lebensalter von 35 Jahren. Aber dieses eine Jahrzehnt, das er in Wien verlebte, fehlte er eine Emigrett in fid. ,‚Die Entführung‘‘, 1782; ‚,‚Ligaro‘‘, 1786; , Don Juan", 1787; „Cosi fan tutte", 1790; ‚Die Zauberflöte’ und „‚Zitas‘‘, 1791. — Und nun feine Symphonien, Quartetten und Quintetten, Konzerte für Klavier und andere Instrumente, Kantaten, Lieder, Tanzstücke und vor Allem, Kirchenmusiken, die sein lieblingsfach waren! Ganze Spalten würden für das Verzeichniß aller dieser Kompositionen nicht hinreichen, die sämmlich, von der Oper bis zum einfachen Liebe, von der Symphonie bis zum Tanzstücke, im Ernsten, wie im Komischen den Stempel des gottbegnadeten Künstlers tragen. Kurz vor seinem Tode erhielt Mozart die Anstellung als Kapellmeister an der Stephanskirche und damit erst die Aussicht in eine von Nahrungssolgen freie Zukunft. Er sollte sie nicht geniehen. Nach der Nachkehr aus Prag, wo im Herbste 1791 der ‚‚Zitus’’ als Krönungs-Oper gegeben ward, machte er sich sogleich an das ‚„Negquiem‘ , welches von unbekannter Seite schon früher bei ihm bestellt worden war. Er arbeitete mit Fleiß und lebhaften Interesse daran, aber schton fühlte er das Nahen des Todes. Er behauptete, das Negutim für sich selbst zu schreiben , und als ihm die Frau den schwarzen Gedanken auszureden suchte, da sagte er: , Nein, nein, ich fühle mich zu sehr, mit mir dauert es nicht mehr lange; gewiß, man hat mir Gift gegeben. Schann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.“ Am Tage seines Todes ließ er sich die Partitur des Requiem nochmals ans Bette bringen. „Hab? Idys nicht vorher gesagt, bag ich dieses Requiem fir mich schreiben" und nochmals sah er das Ganze mit nassen Augen aufmerksam durch. Er verschied gelasfen, obgleich er die Bitterkeit des so frühen Todes gar Schwer empfand. „Eben fest — sagte er in der Krankheit — soll ich fort, da ich ruhig Te»ben würde. Legt meine Kunst verlassen, da ich nicht mehr als Sklave der Mode, nicht mehr von Spekulanten gefesselt, den Negungen meiner Empfindungen folgen, frei und unabhängig schreiben könnte, was mein Herz mir eingibt! Ich sol fort von meiner Familie, von meinen armen Kindern, in den Augenblick, da ich im Stande gewesen wäre, für ihr Wohl besser zu sorgen !” Er starb unter traurigen Verhältnissen,und der Ersparniß wegen wurde sein Sarg in ein gemeinschaftliches Grab gesenkt. Diese Grabstätte aber fennt man nicht, und alle in neuerer Zeit angestellten Bemühungen, sie aufzufinden, sind erfolg-lo8 geblieben. Sa, nach den jüngsten Mittheilungen war das Grab schon im Frühjahr 1792, also kaum ein Jahr nach dem Tode Mozart , nicht mehr aufzufinden, da die Reiche an einem rauhen, schneeigen Wintertage, spät in der Dämmerung von einem einzigen Manns, der unter dem Namen „der alte Mufifant,” benannt war, nach dem Scriephofe begleitet wurde, und vieser Mann kurze Zeit nach Mozart ebenfalls starb, ohne jemand den Flecken Erde angegeben zu haben, wo Mozarts Gebeine ruhten. Sor’s drum! Mad braucht’s auch der Erinnerungen des Grabes, wo das Leben so unvergänglich grünt? — Aber wohl ist hier der Ort, an die Worte des Dichters zu erinnern : »So feiert an!Denn was dem Mann das Leben ,,Nur halber theilt,soll ganz die Nachwelt geben.« ·