Pester Lloyd - Abendblatt, August 1859 (Jahrgang 6, nr. 165-189)

1859-08-04 / nr. 168

Donnerstag," 4 August. Kr. 168. (Die einzelne Hummer Eoftet 3 Er. 3. 8.) Merl, 1559. AhontlhlattdssPostoklloytl. V Politische Rundschau, 4. August. Der gestrige „Moniteur“ berichtet von einem Schritte­nb­eil we­i­­ter Entwaffnung. Das amtliche Blatt meldet: In Folge einer Entfälielung des Kaisers vom 27. Juli in die Beobachtungsarmee aufgelöt. Nur die Kavallerie- und Infanteriedivisionen, welche sich in dem Lager zu Chalons, sowie Diejenigen, melde sich zu Helfaut befinden,­ bleiben Fonstituirt, erstere unter dem Kommando des General Schramm, letere unter General Maiffiat. Was die übrigen aktiven Divisionen betrifft, welche einen Theil der vormaligen­­ Beobachtungsarmee bildeten, wird für fest an ihrem Stande nichts geändert. Der Kaiser der Franzosen, welcher die italienischen Fürften zu liberalen Reformen drängt, muß es sich ge­­fallen haffen, daß Uehnliches auch in Frankreich verlangt wird. Der "ouvrier du Dimande" nimmt sich die Frei­­heit heraus, Folgendes zu sagen : „Branfreich hat sein Blut und sein Geld gegeben; es hat ohne Bedingung sein­e Vertrauen in den Kaiser gerecht ; es hat sein Gouvernement mit allen Mitteln ausgestattet, die es für den Erfolg des gefahrvollen Unternehmens in Italten für nothwendig hielt. Es verlangt weder Eroberung noch Herrschaftz. 18 verlangt nur etwas mehr Freiheit in seinen Institutionen.... Die Freiheit der Streffe oder wenigstens eine größere Summe von­ Preißfreiheit würde uns wie der glückliche Anfang eines Regimes erscheinen, welches mit der Geschichte und der­ Zivilisation unseres Landes verträglicher als das gegenwärtige wäre. Wir glauben im Namen Aller zu sprechen, welche eine Verlängerung dieser Art von Un­­mündigkeit des französischen Volkes wie einen anomalen Zu­­fand betrachten, der geeignet ist, die schönsten Fakultäten der Seele Frankreichs zu lähmen­; wir sprechen im Namen aller berer, welche das politische Erwachen, das in Frankreich durch­ die Krieg in Italien hervorgerufen wurde, mit Glück begrüßt aben.“ Wie in Italien, bereiten sich an in Deutsg­­land Agitationen vor, bei welchen Preußen die un­freiwillige Rolle Sardiniens spielt. So ist neuerdings wieder aus Pößned an den Herzog von Sachsen-Meinin­­gen eine mit einer großen Anzahl von Unterschriften bes­tedte Adreffe abgegangen, die bei aller dem Staats­­oberhaupt schuldigen und aufrictig gewährten Ehrfurcht doch mit Entschiedenheit der Münche für eine Reform des Deutschen Bundes sich ausspricht. Die Adreffe Tautet: Hoheit! Gnädigst regierender Herzog und Herr! Die Umstände und Bedingungen, welche den Frieden begleiten, der von zwei katholischen Kaisern geschlossen ist, deren Macht sich nicht auf Landesverfassungen gründet, hat in uns die Befürch­­tung erweckt, daß der Gemilfensfreifett und den Staatsein­­richtungen des protestantischen Deutschlands Gefahr droht, ja daß Kämpfe bevorstehen, bei denen es sich um die nationale Existenz Deutschlands überhaupt handeln wird. Die deutsche Nation will aber keine französische Präfektenwirthschaft in Deutschland, sie will seine absolutistischen Beglüdungsexperi­­mente, sie will auch ihre Fürsten vor dem G Sschidsal der Be­­raubung und Entthronung bewahrt sehen, welches die erste Napoleonische Unterjochung sn vielen frühern deutschen Reichs­­ständen endgültig bereitet hat. Um so dringender­st es die Pflicht aller Deutschen, seien sie nun Fürsten oder Untertha­­nen, die Zeit der Ruhe, welche und noch vergünnt sein mag, zur Herstellung einer Bundesverfassung zu benuben, welche in der Anführung des deutschen Heeres und der diplomatischen Vertretung der deutschen Nation fur einen mächtigen deut­­schen Staat nicht nur für Widerstandsfähigkeit, sondern auc für wahrhaft b­arkräftiges Handeln nach Außen feste Gewähr­­s&aften bietet. Nur dann kann uns das Schauspiel einer B­erriffenheit und Rathlosigkeit erspart werden, welches auch in der jüngsten Vergangenheit unsere Nation zum Gespött des Auslandes gemacht hat, nur so kann das drohende Verhäng­­niß abge­wendet werden, daß der Name der Deutschen aus der Reihe der selbstständigen Völker für immer ausgestrichen wird. Aber selbst wenn uns in der nächsten Zukunft ein Kampf nicht erwartet, wenn uns Frieden beschieden sein sollte, so ist doch nunmehr der Zeitpunkt genommen, wo das so berechtigte und loyale Verlangen des deutschen Bolfes, endlich eine f­ellen nativo­nalen Bedürfnissen entsprechende Bundesverfassung zu erlangen, ohne die Gefahr Innerer Zerrüttung nicht länger hingehalten werden darf. Welcher deutsche Staat aber wäre geeignet, die Oberleitung des deutschen Heeres und der Vertretung Deutsch­­lands nach Außen zu übernehmen, wenn nicht Preußen! Preußen mit seinem trefflichen Heerwesen, seinen wohlgeordneten Finanzen, feiner aufrichtig gehandhabten Verfassung und seiner europäi­­schen Machtstelung ! Wer aber künnte auch nach alten und neuen Erfahrungen noch darüber im Ungemissen sein, daß eine Bundesverfassung mit der Oberleitung Preußens nur durch freie­ Vereinbarung der deutschen Staaten mit Preußen mög­­lich it, daß Dagegen irgend­welche Verhandlungen im Bun­­destage nie zum Ziele führen können. Betreffenheit wäre es dem­nach, daran zu zweifeln, daß Em. Hohett in Iande später­­licher Weisheit das erkannt haben, was uns noch thut, und wenn wir es dennoch wagen, Em. Hohett zu bitten, nicht nur bei den übrigen deutschen Regierungen dahin zu wirken, daß die von dem deutschen D­olfe erwartete Vereinbarung mit Preußen stattfinde, sondern auch für das Herzogthum Sache­sen-Meiningen mit der Krone Preußen deswegen bald thun­­wir in Direkte Verhandlung zu treten, so thun wir dies nur, um unsere Pflicht als treuer, aber auch freimüthiger deutscher Männer zu genügen, und unsere freudigste Zustim­mung zu allen von Em. Hoheit in der von uns angedeuteten Richtung zweifelsohne bereits beabsichtigten Schriften vertrauensvoll auszusprechen. Wir unterzeichnen sc, Unter dem Datum des 27. Juli hat Sarint in Modena n anstehende Proklamation an die Be­­wohner des Herzogthums gerichtet : „Völker Der modenes­­ischen Provinzen! Die Regierung des Königs von Cars dinten muß Euch heute die völlige und ungeschmilerte Freiheit Taffen, Eure berechtigten Wünsche auf's neue und in der feierlichsten, Durch nichts beeinflußten Weise auszudrücken. Es ist für Diese Provinzen, es ist für Das gemeinsame Vaterland von Wichtigkeit, das Ihr bemweist, wie die Veränderungen, welche in Italien während des Unabhängigkeitskrieges vor sich gegangen sind, nicht die Frucht einer vorübergehenden Begeisterung, noch das Werk verstehten Chrgeizes gemesen sind. Indem der König die Herrschaft über das Geschich, das ihr zu ver­­dienen wissen werdet, in Eure Hände legt, gibt er mir den angenehmen Auftrag, Euch zu versichern, daß er Eure legitimen Begehren in den Berathungen Europa’s­­ ver­­fechten wird. Während der wenigen Tage, wo ich die Gewalt in Händen gehabt habe, seid Ihr durch Eure Eintracht und durch Euern Bürgermuth bewundernswerth, eben so stark mie visziplinirt ge­wesen. In der Sieges­­freude und Angesichts der schweren Pflichten, welche der improvisirte Frieder den Italienern auferlegt hat, habt er stets. Die nänliche Beständigkeit , dieselbe Opferfreu­­­­digkeit, Das gleiche Nechtäbemuft fein gezeigt. Ich raffe Euch frei, organisirt und bewaffnet zurück: „Eure Haltung bürgt mir dafür, daß Ihr nie­­mals die so reine Sache der Freiheit mit dem hohlen Rausche der Zuchtsofiafeit vermechseln werdet. Nicht Euch steht das tumultmanische Geschrei derer zu, Die fürchten und zweifeln. Das zivilisirte Europa hat das Recht an« erkannt, welches Die Nationen haben, Die sie selber bez treffenden Fragen der heimischen Ordnung auch selber zu regeln. Bereitet Euch vor, von diesem Rechte in würdiger Tiefe Gebrauch zu machen, und verlaßt Euch darauf, daß man nicht gegen den Willen umsichtiger Völker Fürs­­ten restaurirt, deren Abgebung die Nation beschlossen hat (21). Dessen bin ich gewiß, daß in den modenesischen Provin­­zen den unversühnlichen Berfegerern unseres armen Sta­­liens Niemand einen Vorwand zu Berleumdungen bieten wird — denn Ihr werdet in Reden und Ekhriften, im Rathe und in Euern Entschlüffen derart in handeln, daß Ihr Euch nicht nur Lob und Achtung erwerbt, sondern auch der ganzen Nation Ehre einlegt und den guten Ruf unseres gesammten Stammes verbreiten helft. „Dörfer Der modenesischen Provinzen! 34 fehre in das Privatleben zurück, und Dant der Ehre, melde mir die Gemeinderäthe der beiden größten Städte ermieten Haben, kann ich mich Euren Mitbürger nennen, Mitbür­­ger, ich habe Vertrauen in Euer Geschik und in die Ge­­reutigkeit der öffentlichen Meinung. Und wenn die Zu­­kunft in ihrem Schofe Euch eine peinliche Prüfung auf­­bewahrte , so werde ich, der ich der Erste im Range der Ehren gewesen bin, dadurch das Nest erworben haben, an der Erste auf dem Posten der Gefahr zu sein.” In Folge dieses Manifestes, mit welchem Farint seine Stelle als piemontesischer Kommissarius niederlegte, wurde er sodann, wie bekannt, zum Diktator Mo­ Dena’s ernannt. Ferner hat die Majorität (zwölf an der Zahl) der favoyischen Dep­utirten nachstehende Erklärung abgefaßt und veröffentlicht : Die Majorität der favoyischen Deputirten, die zusam­­m­engetreten ist, um in den gegenwärtigen schwierigen Verhält­­nissen über die Interessen ihres Randes zu berathen, hat es vor allen Dingen nicht zeitgemäß gefunden , irgend­einen Schritt zu thun , der sich an die, alle Gemüther so lebhaft beschäftigenden politischen und­ Nationalitätsfragen knüpft. Indem sich sich daher innerhalb der Grenzen des augenbildlich Möglichen halten wollen, sind die fasoyischen Deputirten über­­eingenommen, so lange das ihnen übertragene Mandat laufen wird, der Regierung die Sprytalbedü­rfnisse auseinanderzufegen, die sich aus der geographischen und ausnahms­weiten Lage Savoyen’s, aus seiner Erschöpfung, aus dem Bewustsein seiner Autonomie ergeben , und vor allen Dingen mit alten Mitteln dahin zustr­ ben, hat sie für Savoyen die administrative Dezentra­ Hfation, die Herablegung des finanziellen und militärischen Kon­­tingentes, die Entlastung und Eremtion von allen Kriegsfo­­sten (2­) und die fehleinigste Eröffnung aller Hilfsquellen er­­langen, welche geeignet sind, den Nationalreichthtum in Sa­­voyen zu entwickln. Aus Wien vom 3. wird uns geschrieben : Ihre Majestäten ver $aiset und die Kaiserin werden Ende August in Jihl erwartet. — Der FT. Tf. österreichi­­sche Botschafter, Herr Graf­f, Colloredo, wird heute Abends nach Zürich abreisen. Eine Note Ruffell’s. * Das englische Blawbuch ist neuerdings wieder mit einem Altenftüde vermehrt worden, nämlich mit Der Note z­elde Lord Ruffell an Lord Bloomfield,

Next