Pester Lloyd - Abendblatt, September 1860 (Jahrgang 7, nr. 201-224)

1860-09-19 / nr. 215

Mr. 215 Pest, 1860. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 Er, ö. TH.) bendblatt as Pester Lloyd, Mittwoch­,19.Septem­b. Politische Rundfehan, 19. September, Die Beziehungen Tranfreids zu Sardinien beschäftigen fest vielfach Die öffentliche Meinung, wir dürfen Daher nichts übergehen, was zur Aufklärung der­selben dienen kann. Zunächst wird nun der „Köln. 3." berichtet : Der telegraphische Brief, worin der Kaiser den König von Sardinien aufforderte, die Grenze des Kirchenstaates nicht zu überschreiten, ist die Antwort auf ein vorgebendes Schreiben des Königs an Napoleon III. ge­­wesen.­ In d­iesem Briefe sagte Biltor Emanuel ungefähr Folgendi 8: „Sie willen, daß ich mich gegen Gari­­balos Vorhaben, nach Neapel zu gehen, ausgesprochen hatte. Ich habe Ihnen auch angekündigt, daß dieser General troß meiner Abmahnung von seinem Borhaben nicht ablaffen wolle, Sie haben mir geantwortet, Sie glaubten nir an Bart­baldi’s Expedition gegen Neapel und hielten deren Boll»­stehung für unmöglich, Sie hat doch stattgefunden, Nun sagt Garibaldi, daß er nach Rom geben und den Vatikan nehmen wolle, Ich weiß wohl, daß die französischen Truppen, deren bewundernswerthe Tapferkeit mir nur zu bekannt ist, Garibaldi beslegen würden, aber kann ich die Möglichkeit eines solchen Zusammenstoßes, der ein Unglück für ganz Italien wäre, zugeben ? Es is vielmehr meine Pflicht, mich zwischen die beiden Armeen zu stellen.“ Hierauf hat der Kaiser auf telegraphischen Wege geantwortet, er könne sich nicht auf Diskussionen einlassen, müsse aber bei seiner Missiligung des Einmarsches piemontesischer Truppen in den Kirchenstaat bleiben. Die Haltung Frankreichs wird als Folge der Haltung von Rußland und der befürchteten Eini­­gung­ dieser Macht mit Oesterreich geschildert. Bei seiner Abreise sandte der Raiser Herrn Montebelio ein eigenhän­­diges Schreiben zur Ueberreichung an den Staren. Im diesem Schreiben spricht er sein Bedauern über Alles aus, was in Italien sest Villafranca geschehen is. Der Brief sor nicht die gewünschte Wirrung hervorgebracht haben. Auch Desterreich gegenüber soi Napoleon 111, sich sehr freund­­schaftlich geraren, ja, man behauptet, er habe Durch Herrn de Moustier erklären lassen, er werde nicht­ gegen Desterreichs Sintervention in Zentral - Italien einzuwenden haben, wo­­fern nur die Lombardei unberührt bleibe und Oesterreich ver­­spreche, nicht gegen Turin zu marsorieren. Die Depesche, die Herr v. Thouphenel an den Grafen Cavour auf dessen Note abgehen ließ, wird in ihren Hauptpunkten folgendermaßen angegeben : 1. Der piemontefiige Einfall in die römischen Staa­­ten ist gegen das Belferrecht ; 2, er steht vollständig im Ibi­­berfpru mit den Rathflägen, welche die französische Re­gierung in der regten Zeit Sardinien gab; 3, seine Konse­­quenzen müssen allein Sardinien zur fast fallen . 4. Ihouse­­nel erklärt schließlich, daß das Versprechen der Nichtinterven­­tion in Italien seitens O­sterreichs diese Macht nicht binden kann, wenn Piemont die Befigungen des heiligen Stuhles angreift, Dleiäägeitig meldet uns der Telegraph, daß der ge­­firige „Sonstitutionnel" das Projekt der anti-liberalen Partei, den­­Papst zur Stadt zu­ drängen, ausführlich beiprit : Man wisse, bemerkt der Artikel, die Könige gehen, nicht aber wie sie zurückkehren. Die Flucht des Papstes wäre eine politische und moralise Desertion. In Rom sei ein Auf fand unmöglich; denn die Autorität und Die Neffen des Papstes werden dur) die Soldaten Frankreichs vertheidigt, welche bereit sind , ss für die­­ Vertheidigung des Patrimo­­niums (bes b. Petrus) tödten zu lassen. Wünschen wir daber, daß der Papst im Interesse des Papsttbums in Rom bleibe. Man müsse erkennen, daß die Anwesenheit der Franzosen in Rom nur die Lage Frankreichs verwiderter mache; wenn die Okkupation aufhörte, wäre wenigstens die Trage der Politik vereinfacht. Wir halten Rom nicht befegt, wir vertheidigen das Papssttum. Die Befetung il eine religiöse, feine poli­­tische, dieselbe könnte nur durch Die Pflicht, die Person und die Unabhängigkeit des Papstes zu vertheidigen, einen politischen Charakter annehmen. Wäre der Batican leer, dann wäre die Belegung Rom’s kein Schug mehr, sondern eine Drohung. Die erste Folge der Flucht des Papstes wäre demnag die Räumung Roms. Die Politik würde dabei gewinnen ; allein wir würden von Rom die größte Be­unuhigung über das Schicksal der zeitlichen Macht des Pap­­stes mitnehmen. Wünschen wir daher, daß der Papst bleibe. Wenn ein Kampf ausbricht, ziehen wir die Gefahren desselben den Tolgen vor, welche die Entfernung aus Rom für den Papst nach fi ziehen würde. Wenn ein solcher Kampf un­­slüdlicherweise nothwendig werden sollte, so wäre er ein neuer Beweis unserer ergebenen Politik, aber damit dieser möglich sei, ist es nothwendig, daß der Papst die Kinder Frankreichs segne, welche für seine Sache als Soldaten und Christen zu sterben missen werden. Ausanin vom 12.wird dem,,Nord«geschrieben: Es bestätigt sich,daß der nuunmehrige Kommandant der neapolitanischen Flotte,Persano,nach dem adria­­tischen Meere gegangen ist.—s-Garibaldi hat die Umbildung der auf den Werften liegenden Segelka­­nonenbote in Dampfbote (mit in England bestellten Ma­­schinen) angeordnet. Die " Nationalités" von Turin Treiben : „Saribaldi sol erklärt Haben, Daß es nicht in seiner Abfigt [ege , das Königreich beider Sizilien an Piemont, sondern an das Königreich Italien zu anwerb­en. Mit Einem Worte, die Fusion der verschiedenen Theile Italiens könne und dürfe nirgend anders vor sich geben, als auf dem Kapi­­tol. Man versichert, dieser Entfehlun des Diktators, der übri­­gens zu seiner Vergangenheit und zu seinem laut verkünde­­ten Programm stimmt, sei in den Journalen Neapels, die und bis jegt noch nicht vorliegen, ausgesprochen. Die Ban der Minister, die Nedergabe der Flotte an den Admiral Per­­sano hätten eine so brasse und so­­otegorische Entscheidung nicht voraussehen lassen. Andererseits beweist das Vorgehen der sizilianisen Regierung, bat Garibaldi bei dem Beschluffe bewarst, den er an dem Tage gefaßt, wo er an der Spike einer Handvoll von Leuten aufbrach, um ein großes König­reich zu erobern. Man flieht, das Drama beginnt kaum, und die Ereignisse, deren Zeugen wir gewesen sind, bilden nur N­­etes zu denen, die sich vor unseren­ Augen entweicheln werden.“ Ueber Ritter Emanuel streibt der Kor­­respondent eines Berliner Blattes: Dieser Monarch gehört, Alles in Allem, zu den origi­­nellsten Erscheinungen der neuesten Zeit. Als der alte Ra­­depiy seinen Bater beslegt hatte, stellte er sich trogig vor den Sieger hin und rief seinen Kavalleriefäbel raffeln, wie Einer der sagen will : „Es is no nicht aller Tage Abend,’ Sept, nachdem er Revanche genommen, verhehlt er sich bei aller Tollkühnhett die Größe der Gefahr­ nicht, und hat vor Kurzem gegen jemand geäußert : „‚Schlimmsten Falles werde ich Thon irgendwo einen Posten als Oberst finden.” Den weiteren Beriten aus Italien entnehmen wir. Die provisorische Junta in Urbino hat folgenden Aufruf an die Bewohner erlassen : „Mitbürger ! Diese von Neuem unter dem Rufe: , Es ebe Stalten,, es gebe Bilter Emanuel!" aufgestandene Stadt is ohne Ber­hörde geblieben. Wir, die wir einst durch des D­orfes Bil­­len in prostforifen Lunten Tonstituirt waren, halten es für | -

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