Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1860 (Jahrgang 7, nr. 226-252)
1860-10-19 / nr. 241
19.Oktober. Nr. au. eft, 1860. (Die einzelne Nummer Foftet 5 Er, ő. 43.) ds Pester Lloyd. & Borgestern Abends fand in Wien eine Minterkonferenz im Beisein des Kaisers statt, welche bis gegen Mitternacht dauerte. — Unsere im Morgen blatte mitgetheilte Nachricht theils ergänzend, theils bezichtigend entlehnen wir dem „P. N”, dag, infolge der Bestätigung des vom Dfner Landesgerichte abgegebenen Witheils Dur das Oberlandesgeriät, die Herren Baron Raas, Mika Draveczty, Árpád und Koloman Hindy gestern aus ihrer siebenmocgentlichen Haft befreit wurden. — Der „Szegedi Hír." berichtet, daß der frühere Redakteur desselben, Ritter Kempelen, aus Gesundheitsrädflikten seiner Haft in Josephestadt entlassen wurde und nunmehr seinen Aufenthaltsort beliebig in den deutschsframigen Provinzen Oesterreich’s, — die Hauptstädte ausgenommen, — wählen kann. Politische Rundschau, 19. Oktober. In Beszug auf die Zusammenkunft in Barfdan wird uns aus Wien vom 18. Folgendes geschrieben : Der Separatzug, mit meldende, Majestät der Katfer die Reife nach Wartchau antritt, ist für Sonntag den 21. b. M. Nachmittag 6 12 Uhr bestellt worden. Die Ankunft in Warfehan erfolgt am Montag Nachmittag, Graf Redberg wird am Samstag nach Marfdjan abreisen, for mit um einen Tag früher dort eintreffen, als Se, Majestät der Ratser. — In Marfdjan werden, wie man von dort berichtet, zum Empfange des Monarchen die großartigsten Vorbereitungen getroffen. Als Absteigquartier für Die hohen Gäste sind das Belvedere und das Palais Larenkfy eingerichtet, den militärischen Ehrendienst wird an beiden Orten das aus Braepl-Titenessi herbeigesogene Kadettenkorps versehen. Zum ersten Empfange wird sich der Statthalter Hrt Gortipakoff mit zahlreichem militärischem Gefolge und begleitet von dem Personale der betreffenden Konsulate an die Grenze begeben. Wie es heißt, wird au de, Majestät der Ezar dem Monarchen bis nach Skirnewice entgegenfahren. Den hohen Gästen zu Ehren wird die Stadt beleuchtet ; auch sol ein großartiges Feuerwerk durch den Artillerienbersten Setrowich ausgeführt werden. Im Theater wird eine Bettvorstellung vorbereitet. Aus dem Umstande, daß der Prinzregent auf der Reise nach Warsau von der vollständigen diplomatischen Kanzlei des auswärtigen Ministeriums begleitet sein wird, folgert man, daß in Warschau der Abschluß eines fürmligen politisgen Amtes, eines Straftats oder einer Konvention, beabsichtigt wird. Als einen Umstand, der die Wichtigkeit der Verhandlungen vorzugsweise zu bez mweisen scheine, bezeichnet man, daß der Chef des Chiffrirbureau’s und ein mit den wichtigsten Arbeiten dieses Bureau’s betrauter Seketär desselben aus Berlin nach Warschau gehen werden. Wie man vernimmt, werben ebenso Fürst Cortschaftoff und Graf Negberg mit einem großen diplomatischen Apparat ausgerüstet sein. Kaiser Alexander II. is am 13. aus Petersburg mittelst Spezialtraind in Wilna eingetroffen. Eine Der peide des Freiherrn u. Shleinik, die zur Verantwortung des Gavour’schen Memorandums vom 12. 9. M. schon in diesen Tagen nach Turin abgehen sollte, ist zurückgelegt worden, um nach dem Schluffe der Warschauer Verhandlungen einer nochmaligen Erwägung unterzogen zu werden. Was den von Louis Napol Leon vorgefalgenen Kongreß anbelangt, so hat Frankreich, nach offiziösen Berichten von Wien, seine Ansicht Dahin ausgesprogen, Daß es sich nit zu empfehlen feine, bereits vollendete Thatsachen wieder in Brage zu stellen oder gar rückgängig zu machen, sondern daß es der Kongreß als seine Hauptaufgabe zu betrachten haben würde. Die thatfachlich noch nicht gelösten Fragen einer friedlichen Entscheidung zuzuführen. Das wäre also — meint Der betreffende Korrespondent — die Einregistrigung der bisherigen Anemonen, mit Einfluß, wie es scheint, der Beiden Sizilien, und eventuell das Dispositiongret über Rom und Venedig.” Meber Die Stellung des Imperialismus zu Dieumont endlich Liegen uns zwei interessante Enthüllungen vor : Der Pariser Korrespondent des „Manchester Guardian,“ welches Blatt die wohlunterricheteten und bestgeschriebenen Pariser Briefe in der ganzen englischen Brefse veröffentlichen sol, erinnert daran, daß er nie etwas mitgetheilt habe, was sich im Laufe der Ereignisse nit der wahrheitet habe, und erklärt dann mit fast feierlichem Ernste die Existenz des vielgeleugneten Vertrags zur Abtretung Sardiintens und Liguriendan Trank tetd) für eine unzweifelhafte Tatsache, und bedauert , das es ihm nicht vergönnt sei, seine Autorität namhaft zu machen, da das bloße Nennen derselben jeder fernern Ungewisheit in dieser europäischen Lebensfrage ein Ende machen würde. Die Abtretung als solcheit vertragsmäßig fipulist, mit allen Details der Leistungen und Gegenleistungen, und zwar hiess mal ohne Mitwissen des Königs, dur eine geheime, aber formell abgeschlossene Nebereinkunft zwischen Cavour und Louis Napoleon. Nur über den Zeitpunkt und die Art und Weise der Ausführung sind weitere Bestimmungen vorbehalten. Der Korrespondent des „Guardian“ weiß von Augen- und Ohrenzeugen, daß der König sich nicht gutwilig zu neuen Konzessionen nach dieser Gette hin verstehen wird, Na er zuerst Dieses Gerücht aus den unabhängigen italienischen Blättern erfuhr, erklärte er, mit wehmüthigem Nachdruch vor Cavour und mehreren Zeugen: „Ole (die Franzosen) haben meine Tochter und die Wiege meiner Dynastie ; aber der Almächtige selbst würde Sardinien nicht von mir erhalten , wenn er mich darum bitten sollte!” Der Augenzeuge, von dem der erwähnte Korrespondent diese Mittheilung erhalten hat, fügt hinzu, das derjenige, W welcher sich auf die Cavours die Physiognomie verstehe , bei diesen Worten die schweigende Antwort in seinem fast lächelnden Gesichtsausdruck habe Yefen Fünnen : „Sie haben die beiden ersten Dinge erhalten, und du wirst ihnen auch das septe nit versagen können. Der Korrespondent des „Manchester Guardian“ is auf der Meinung, dad die Anhäufung französischer Truppen in Rom nicts beswehe, als sich eines Pfandes für die Ausführung dieses Abtretungsvertrages zu verfiern. Der meist gut unterrichtete Pariser Korrespondent des „Journal de Genève" gibt in Betreff des Zweifels, ob der 99 a oft darauf rechnete von den Tranzosen gegen den Einfall der Piemontesen unterflagt zu werden oder nicht, und in Bezug auf den Umstand , daß Beide, der Papst und Lamortetere, erstere Shufion gehabt zu haben scheinen, folgende angebli authentische Andeutungen, die an nach dem mittlerweile erfolgten halben Dementi noch mittheilenswerth sein möchten. As General Etalpinu in das römische