Pester Lloyd - Abendblatt, September 1866 (Jahrgang 13, nr. 200-223)
1866-09-17 / nr. 212
Montag 17.September. Nr. 21 2. (Die einzelne Nummer Eostet 4 Br. 6. 8.) Telegraph. Depeiche des „„Pefter Lloyd ten, 17. September. Originaldepeiche) Der interimistische jüchfische Minister des Aeußern , Herr v. Könnerig, wurde bei einer Abschiedsaufwartung im Hotel des Ministeriums bes Auswärtigen Samstags plöglich von Schlage gerührt. Dessen Aufkommen wird bezweifelt, — Das „Brembenblatt“ erfährt von kompetenter Seite, daß die Gerüchte von Abtretung des Nivaer Gebietes an Italien völlig grundlos sein. — Die Morgenblätter stimmen überein, daß für den Berliner Gesandtschaftsposten noch seine bestimmte Persönlichkeit resignirt sei. Graf Mevertera hat der „Preffe” zufolge den ihm diesbezüglich gestellten Antrag abgelehnt. " Michael Horváth hat, wie ,B. Maple" vernimmt, die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimat erhalten. Die Nothwendigkeit einer raschen Lösung der ungarischen Frage im Hinblickk auf die bevorstehenden Berichterungen im Orient wird auch von dem "Wpr." anerkannt. Das genannte Blatt äußert sich nämlich in seinem " Sonntagsleader.. . " Unerlebliche Borbedingung , hessen, daß; Oesterreich nach Außen überhaupt etwas unternehmen könne, ist die Regelung der inneren Angelegenheiten, und wenn es sich speziel um den Orient handelt, die Lösung der ungarischen Frage ; einer solchen aber sind wir noch immer nicht näher gerücht, und es ist vielleicht wieder nur ein flüchtig vorübergehender Sonnenbiid, wenn heute von vershiedenen Seiten versichert wird, daß sich die Nuzsichten seit zwei Tagen gebessert hätten. Dem können mir sein besonderes Gewicht beilegen, so lange man uns von offiziöser Seite seinen besseren Zrost zu bieten vermag, als daß die Mer gierung mit einem ungarischen Ministerium „im Prinzip” einverstanden sei. Diese Phrase im Prinzip“ ist in neuerer Zeit ein Gegenstand allseitigen Spottes geworden, so daß man sich völlig entwöhnt hat, ein bloß prinzipielles Zugeständniß für ein erstes zu halten. Ungarn war ja auch mährens der jüngst verflossenen Seivestage „im Prinzip” vollkommen "bereit, für die Monarchie alles Mögliche zu thun , und was hat uns diese „prinzipielle“ Zeilnahme geholfen? Und würden wir in einem ähnlichen Talle für prinzipielle Zugeständnisse nicht abermals nur prinzipielle, das heißt prafitisch gar nirgends zur Erscheinung gelangene Gegenbdienste zu erwarten haben ? Der „Breite”, welche als vereinzelter Schildappe des "Zentralismus allen noch gegen die Beschlüffe von Aufsee ankämpft, wird von dem Grazer „Telegraph“, dem Organe der Autonomisten, Folgendes entgegengehalten : Die zentralistische Partei hat zu eristren aufgehört. Die Berfer Oesterreichs sind es műve, der die Mittel der Kontumazirung, des Belagerungszustandes, der Diktatur der Bajonette, der Herrschaft der Kriegsgerichte, die Freiheiten und das Recht anderer Bruderstände zu vernichten, um dann erst auf den Trümmern eines durch Jahrhunderte geübten und erstarkten Fe zum Genusse der eigenen Freiheit zu gelangen. Ein solcher Kampf fan, selbst wenn wir die Bolkraft zu feiner Dachführung besäßen, im günstigsten Falle zu einem Erfolge ‚führen, wer den Sieg des Absolutismus, die Sanktion der rohen “"Vergewaltigung bedeutet. Die „Breffe” halte noch Rund und Umschau unter den Stimmen in Westerreich und MWie,sich die „Zukunft" aus Gr.Beesterer berichten läßt, würde man sich dort mit derdee tragen, ‚eine „Monstrepetition aller politisch berechtigten Serben“, welche Herr Stratimiro pics redigiren sol, an Se. Majestät zu richten. Dies selle fol . a). eine Verwahrung dagegen enthalten, daß die magyarischen Parteiführer im Namen aller Völker Ungarns mit den mar benden Kreisen negoziten und zugleich den Munich aus« vrüden, daß, wenn schon auf diesem Wege die Verhandlungen weiter geführt, werden solen, auc. die Vertrauensmänner der übrigen Nationen Ungarns zur Berathung gezogen werden sollen. b) Wird die Petition ‚die gehorsamste Bitte. enthalten, daß “gleich "nach Einberufung, des ungarischen Landtages. die Beschlüffer des serbischen Kongresses von 1861, als königl. Proposition demselben , zur Exledigung ‚und Snartifuhrung vorgelegt werden sollen. In Krakau wurde Joseph Dietl’mit seltener Einstimmigkeit zum Bürgermeister gewählt. Im Verlaufe seiner Ansprache ließ sich: der neue Herr Bürgermeister, folgendermaßen vernehmen : „Ich hege die Hoffnung, daßu mir unser Ziel alüblich erreichen, und unsere Aufgaben würdig erfüllen werden, insbesondere da wir “auf die Zustimmung der gegenwärtigen Regierung rechnen dürfen.” NH Der Statthalter von Niederösterreich , Graf Gustav Chorinzky, veröffentlicht den folgenden an ihn gerichteten Grlaß Sr. Kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht : „Die bisher im Eufeueaume Deiterreiche , unter der Enns fonzenteirt gewesenen Ét. Truppen ‚beginnen dieses Kronland zu verlassen , um ihre Friedens-Dislokationen zu beziehen. 63 bietet Mir dies den willommenen Anlas , um gegen Euere Erzellenz in Meinem wie im Namen der ganzen Armee , die aufrichtige Anerkennung, den wärmsten Dann für die freundliche und war Aufnahme auszusprechen , ‚deren 18 die bes treffenden Heerestheile hierland, zu erfreuen hatten. . So. chmwerau der Kriegszustand an sich auf der Bevölkerung Wiens und Niederösterreich. Lastete, allenthalben, selbst in den Landestheilen, die Durch die frühere, feindliche Belegung statt gelitten hatten, fanden die t. £. Truppen, das wohlwollendste , theilnehmendste Entgegenkommen — eine die Grenzen gefehlicher Verpflichtung weit überschreitende Sorge für ihre Substistenz, wie nicht minder die ersprießliche Unterttübung und Mitwirkung der Bevölkerung bei den militärischen Aufgaben , melche die Bewachung und Sicherung der Donaulinie mit sich brachte. Die R Reichshauptstadt Wien namentlich, hat noch außerdem duch Errichtung von Seilanstalten, Aufnahme von Berwundeten und Kranken in die Privatpflege, durch Aufstellung und Ausrüstung von vier Freiwiligenbataillone in der Kürze: .