Pester Lloyd, November 1872 (Jahrgang 19, nr. 254-278)

1872-11-01 / nr. 254

5 .". bem gelobten Lande, gest. 81. Oktober. A „Die unter die Hoheit der ungarischen Krone ge­hörigen, zum Schuge der Landesgrenzen geschaffene und einer Speziellen militärischen Organisation unterworfene Militärgrenze bildet ohne Zweifel einen wesentlichen Bez­­tandtheil des ungarischen Staatsgebietes, und zwar je nachdem die hiezu verwendeten Gebiete dem Mutterlande oder den Nebenländern entnommen wurden, einen unmit­­telbaren oder mittelbaren Theil des Staatsgebietes. Nichts­­destoweniger ist das auf den ungarischen Reichstagen wie­derholt vorgebrachte Gravamen, wonach in der Militär­­venze nicht nur im den rein militärischen Angelegenheiten, Törpe auch in Bezug auf die politische Administration und Justizpflege mit Außerab­tlasfung der ungarischen Be­lege und mit Verlegung der ungarischen Staatshoheit die österreichische Verwaltung ausschließlich zur Geltung ge­kommen, bis in die neuichte Zeit nicht beseitigt werden und die Forderung des ungarischen Staatsrechtes, da­ auch in der Militärgrenze die ungarischen Neichö gesehe in­ Anwen­dung zu kommen haben, nicht in Erfüllung gegangen.” So viel und nicht mehr konnte bis vor wenigen Jaden in einem Handbuche des ungarischen Staatsrechtes() über die Beziehung der Militärgrenze zu dem ungarischen Etante gesagt werden. Wenn man noch ausführlicher sein wollte, so wurden dann noch die fruchtlosen Klagen der Munizipien und des Reichstages über die Verlegung der Rechte Ungarns erwähnt und damit war in dem Staats­­rechte Ungarns das Kapitel über die Militärgrenze erschöpft. Diese Erwähnung hatte gewiß seine größere Bedeutung, als die Angabe, daß Se. Majestät der König von Ungarn seit den Zeiten Andreas’ II., der nicht nur doch Die gol­dene Bulle, sondern auch dur f eine Expedition nach, Jer­­usalem berühmt geworden, den Titel eines Königs von Jerusalem führt. Unter den Bestandtheilen des ungarischen Staatsgebietes wurde auch die Militärgrenze genannt, fak­tisch jedoch hatte Ungarn ebenso wenig eine Beziehung zu derselben, wie der sogenannte „König von g­erusalem“" zu Die Militärgrenze bildete seinen wirklichen Bestandtheil, sondern nur ein­e­nravament Ungarns. Damit it Alles gesagt. Lange, unfruchtbare Kämpfe wurden geführt, ohne die Beseitigung desselben er­­wirten zu künnen und erst die neuerte Politik Ungarns vermochte die­ Lösung der Frage herbeizuführen und die alte Klage der ungarischen Reichstage verstummen zu machen. Mit dem nächst anbrechenden Tage nimmt Ungarn faktisch Besig von der Militärgrenze. Vom 1. November d. $. angefangen gehört die Militärgrenze nicht nur vir­­tell zu Ungarn, sondern untersteht seiner Staatshoheit unbedingt und in jeder Beziehung. Das Gravamen, wor- Rad­ in der Militärgrenze „mit Huperab­tlaffung der unga­­rischen Gehege und mit Verlegung der ungarischen Staats» hoheit die Österreichische Verwaltung zur Geltung gekommen", dieses Gravamen, dessen Befeitigung die ungarischen Neidig­­tage unermü­dlich, aber auch unerreichbar gefordert, ist von dem morgenden Tage an thatsächlich begraben. Ungarische Gefege, ungarische Behörden, ungarisches Recht werden von nun an in der an Ungarn fallenden Militärgrenze ihre Aufgabe zu erfü­llen haben. Keine Annexion hat einen Buwachs des ungarischen Staates herbeigeführt, seine Ge­waltthätigkeit seine Grenze erweitert: das legitime Recht Ungarns, die Rechtskontinuität, das historische Staatsrecht feiert, morgen einen hellen Tag. Wir haben seit dem Jahre 1848 und 1867 die Gravaminalpolitik aufgegeben, eine Politik, welche sich mit orthodoxer Nigorosität von nicht ausgeführten Gefegartikeln zu nicht auszuführenden Gesetartikeln fortschleppte. Hiebei ging die Wesenheit, das legitime Recht zu runde ; gerettet wurde nur der Schein, das kraftlose, virtuelle Recht. Unsere gegenwärtige Bolität beruht auf der weiten Erwägung der realen Macht­­verhältnisse, woher das verfassungsmäßige Recht als ein tter Faktor der Macht in Betracht gezogen wird. Wir wollen, daß der ungarische Staat nicht im corpus juris aufgebaut werde, sondern daß die wirkliche Macht in den Gehegen ihren Reflex finde. Die ungarische Militär­­ente gehört wieder­ung, nicht blos, weil ein altes Recht kn­aus dies gefordert, sondern weil wir dieselbe in mühe­­n aller Arbeit abgerungen, weil wir die Mittel und Wege Ben die militärische Organisation der Militärgrenze weg die bürgerliche Verfassung Ungarns zu erregen. Bei einem Menschenalter hätte es der ungarische Reichstag jedenfalls anders angepacht, um seinen alten Wurf hinsichtlich der Nacherwerbung der Militärgrenze zu realisiren. Derselbe hätte einfach einen Gejehartitel geschaffen, in welchem die Nichgabe mit der größten juri­­stischen Schärfe formulirt worden wäre. Von einer Aus­­führung dieses Gefegartitels wäre freilich Feine­rtede ge­wor­fen und so hätte das Gravamen nur die Form gewech­­selt; während nämlich früher die verjagte Einverleibung als Gravamen aufgezählt wurde, hätte von nun an, die Unterlassung der Gejegesausführung als Gravamen gegol­­ten. Selbst im Jahre 1848 begnügte man sich mit einigen Lederstrichen, indem man die Militärgrenze in Wahlbezirke eintheilte und auf diese Weise deren Vertretung auf dem­­ 91. ungarischen Reichstage verfügte. Man bewte sich nun zum militärischen Absolutismus der Militärgrenze das demo­­kratische Wahlgeiet aus dem Jahre 1848 und man hat einen Begriff von der damaligen­­ Gründlicheit der Legis­­lative. In unseren Tagen ist die Einverleibung nicht gar so einfach von Statten gegangen. Seit Jahren wird Die­selbe von der Negierung vorbereitet, die ansfü­hrlichsten, genauesten Abmachungen werden getroffen, um den Weber­­gang zu ermöglichen, zu erleichtern. Ein ganz stattlicher Band wird von jenen Gefegen und Verordnungen gefüllt, welche zu diesem Behufe erlassen wurden. Langsam und stetig, aber auch sicher arbeitet die Staatsmaschine, um die Fesseln der Militärgrenze zu ldfen und um die neue Or­d­­nung vorzubereiten, zu verwirklichen. Nicht allgemeine Berafen werden proklamirt, sondern in einer fast unüber­­sehbaren Fülle von Details wird für alle Eventualitäten vorgesorgt, allen Schwierigkeiten nach Möglichkeit vorge­­beugt. Es wird nicht destrukrt, sondern organisirt, alte Institutionen werden nicht einfach, umgestürzt, sondern duch neue, kräftige Institutionen ersegt, das Alte, das Abgelebte wird nur beseitigt, um eine verjüngte, lebensfähige Orga­­nisation an seine Stelle treten zu lassen. Nicht das un­­ruhige, unstete Schaffen der Revolution, nicht die Anläufe der Leidenschaft, nicht die Bethätigung einer gewaltsam gesteigerten Kraft befunden- sich in dem Werfe wohlüberlegte, maßvolle Walten einer weisen, einer je­der N­itd­­verleibung der Militärgrenze, sondern das selbstbewußte, pferisschen Gereggebung und Verwaltung, welche sich nicht damit begnügt, daß ihre Zwecke Löblich sind, sondern auch die Mittel in loyaler Weise wählt. Zudem morgen in der ungarischen Militärgrenze die ungarischen Verwaltungs- und Justizbehörden ihre Thätig­­keit beginnen und indem statt der bisherigen militärischen Geseke und Normen die bürgerliche Ordnung ins Leben tritt, ist ein großer Anfang gemacht, aber noc immer bleibt das Schwierigste zu thun übrig. Nur mit Bewü­­hung von provisorischen Brüchen ist das jenseitige Ufer ge­wonnen worden; wollen wir es behalten, so muß an die Stelle des Provisoriums eine definitive Organisation tre­­ten. Buntfriedig ist die Verwaltung und Justiz aus Brucy­­ftüden der alten österreichischen und der ungarischen Gehege zusammengefügt, gut und zweckmäßig für das nachte Be­dürfnig. Nichts wäre aber gefahrvoller, als dieses bunt­­fegedige Brevisorium über seine Zeit hinaus bewahren zu wollen. Nachdrücklicher als je tritt die Forderung an die ungarische Verwaltung und Gejeggebung, thatkräftig und schöpferisch einzugreifen, um die Reorganisation Ungarns im Ganzen und sonah auch in allen feinen Theilen zu vollführen. Aus unserem Staatsrechte sind die Cravamina be­seitigt, sie verzerren­ nur mehr unser öffentliches Leben, sie drüden nicht mehr den Stempel der Ohnmacht unseren öffentlichen Verhältnissen auf. Um­so nachpdriidlicher mac­hen sich die Gravamina unserer Verwaltung geltend. Erst wenn eine weite, energische,­ rasche Gefeggebung und eine bewußte Handhabung der Gejege auch diese Gravamina beseitigt haben wird, erst dann wird Ungarn wirklich sei­nen ihm gebührenden Pla unter den europäiskchen Staa­­ten eingenommen haben. Die staatsgestaltende Kraft Un­­garns, welche sie in den mißlichsten Verhältnissen bewährt hat, muß die legte Probe bestehen, sie muß si auch be­währen in der Rekonstruktion des innern Staatswesens, in der Verwerthung der Freiheit, der Kultur und des Fort­­schrittes für den festen systematischen und harmonischen Staatenbau, ist gehandel­t Sich niemals vor einem Junker zu beugen,das war der Roth,den Bunsen’s Vater seinem Sohne mitgab, als dieser­ in die weite Welt hinauszog,um in der sandigen Mark sein Glück zu machen und schließlich der Marquis Posa des ersten Romantikers zu werden,der auf dem Throne der Hohenzollerne sessen.Aber nicht blos ideell angelegte Männer, wie Bunsen und M­adowis, hatten das märkisch-pommersche Junkertbäum en horseur, al rein praftische Bolitifer der englischen Schule, wie der große Stein, konnten fi offener Ausbrücke Des tiefsten Unwillens über den Hochmuth und die damit gepaarte geistige Impotenz dieser Karte nicht erwehren. Selbt solche geistreiche Leute, Die wohl oder übel mit diesem Faktor rechnen mußten, entschädigten sich für den Wider­­willen, den sie empfanden, manchmal dadurch, daß sie den Siebenzwetichsenbaum-Edelleuten ihre wahre Meinung offen ins Gesicht jagten. „So laßt mir doch den Einen geist­­reichen Mann, muß ich denn nicht so unendliche Nachsicht mit der Langeweile haben, die ihr verbreitet!" sprach Friedrich Wilhelm IV. zu seinem Hofadel, als dieser sich über Bunsen’s Bevorzugung befragte. Gerlach aber, der Führer der Kreuzzeitungspartei im Herrenhause, entgegnete einen Bekannten, der ihn auf einige Ungereimtheiten in seiner legten Rede aufmerksam machte: „Sie verstehen den Rufuf mit meinen Luntern umzugehen, denen müß­ig gerade so kommen, wie ich es gethan, damit sie wissen, was ich will und mich verstehen!" Daß die­­ Herren" nicht aus der Art geschlagen, haben des Schulaufsichtsgefeges zeigen es­ gegen­­wärtig bei der Diskussion der Kreisordnung. Die Einzel­­heiten, um Die es sich bei der legteren handelt, sind hier aus­­ Genug, dem bemiefen bildet den mächtigsten Hebel, die umb bestehende Kreisordnung, ein Produkt der schlimmsten Reaktionszeit nach dem Sturze Hardenberg’s Anfange der Z­wanziger-Jahre, die Ländliche Selbstver­­breises zu stempeln. Dieselbe wird absolut in die Hände der adeligen Gutsheffer gelegt, denn die Ritter­­güter dominiren so unbedingt, daß die bäuerlichen Abgeordneten nus zur Verzierung des find. Schen Vizegespan, das heißen will in Bezug auf die Handhabung der Guts­­und Dorf­­polizei, Kreistag votirt, mit ihren Virilstimmen Äußeren find — die Stimmen der Mu­ttergüter aber ruhen in den meisten Fällen, wenn sie durch Verlauf das vom Kreis­­tage erwählte Eremativorgan des Kreises, ist also rein und ausschließlich der Repräsentant des Junferthums und seiner Interessen, diesen vergegen­wärtige der Schauplabes da an einen Bürgerlichen Der Landrath, der an Macht im Kreise dem ungari­ Man dem französischen Präfesten, dem russi­­schen Jspravnit wahrlich nichts nachgibt, des Armenmesens, feudalen der fich, Wahlbeeinflussung Auftänden ein was u. gefommen Steuerumlagen, Dann bedarf die Nede des Grafen Eulenburg seines Kommentars, daß mit Ende unter dem papierenen Negimente faffung auf dem platten Lande ganz gut meclenburger Zustände bestehen künnen. Einer dieser Landräthe, Graf Pfeil, rühmte sich vor fünfzehn Jahren unter Meanteuffel von der Tribüne seien so wieder eintreten, sobald nicht länger dabei aufhalten, unvermeidlich ; und wie hart ohne halten es freisinnigsten Ber des Abgeordnetenhauses, geln laffen, weil derselbe fin­den, für ihn gestimmt habe. Bei der Sunferpartei an’s Nuder gelangt, wenn gerade ein Graf Eulenburg, Wirthschaft fortbestehen zu lassen, ein Ministerium dieser daß seine Bauern aber il­­Erlaubniß an dem Rufe eines umgestandenen herrschaftlichen Viehes vergrif­­fei den Wahlen wie der gegenwärtigen Kreisord­­nung aber fünnen dergleichen Infamien jeden Augenblick der Wir wollen und daher ist, Urtypus eines Sunters aus der Konfliktszeit, der eigenen Karte Vorlesun­­gen über die Unmöglichkeit selbst muß, diese feudale Genug, der Kampf it mit den Junfern gterungsvorlage stimmt, der denkwürdige Ausspruch stammt: fen, das heißt die Spigbuben in Waffen”, der Debatten über die Reformbill das in Waf­­in je­der Beziehung Sich den „Eisernen Herzog“ zum Vorbilde genommen zu haben,­­ der durch seine Haltung während­maßen reizte, englische Bolt der­­es ihm Abend für Abend die Yeniter Sieges von War ist, so der Sieg so warum bleibt Bismarc diesmal ruhig in Barzin und sieht ruhig zu, wie sein Kollege im preußischen Herrenhause Niederlage auf Niederlage erleidet? Der Kanzler ist und bleibt Junker durch und doch; nicht seinen Fähig­­keiten, wohl aber seinen Neigungen wag. Sie denn eigentlich unter Junferthum ?" fragte er mit herausforderndem Uebermuthe einmal in der Konfliktszeit die Abgeordneten nach einer Philippina gegen das preußische Junferthbum. Allerdings ein Staatsmann seines Ranges seine auswärtige Politif nicht dem Kirchthurms­ Gesichtstreife eines Kleist - Nekow oder Senfft- Billag an­paffen. Da geht Kampf gegen die Römlinge der kann er über die , Herren" und mit den Nationalliberalen Hand­wärtige Bolitif Kreisordnung die Kreisordnung durchgefegt, zur Tagesordnung wird sie „Was verstehen in Hand, au persönlich für das Schulaufsichtsgejeg­eln: dagegen es stand Denn der ist ein integrirender Theil der auswärtigen Politis, damit das bewußte Steinen sich nicht losbrödle, um dem Kolosse die Ferse zu zerschmettern. In der Trage kommt die aus und da zieht ihn sein Herz zu seinen Genossen von 1848 und 1862 hin. Wird nur durch unmittelbare Einwirkung des Königs, dessen Machtgebote die „Herren“ sich auch vor einem Dezennium fügten, die Grundsteuerbefreiung willigten. Bom Konstitutionellen Standpunkte sehr erfreulich, aber es wichtige Reform vollständig in die Brüche ginge. Bericht des Ministers der Bau für die zwei Strecken Bameve, Tipolez und Banıdve-Fület erst unlängst ausgeschrieben wurde,­­ für die dritte Strecke V Bam­eve-Dobichau aber exit ausgeschrieben­­werden­­ wird, indem in Betreff der Loyalität, mo der Dobichauer­ Bahnhof errichtet werden soll, die betreffenden Parteien lange Zeit durchaus nicht einig werden konnten, und erst vor kurzer Zeit die Einigung endlich erfolgte. Ebenso wurden der Voran-­schlag für den Verkehr Tikolcz-Nicom­cz, Tikolcz-Bashegy Sziget Szlatina und Misfolcz Diósgyőr gestrichen, da einerseits von dem für 1872 gewährten Kredit noch 1.800.000 fl. zur Verfügung ste­­hen, andererseits in dem Falle, die Verpachtung dieser Werke ge­­lingen sollte, diese Kosten erspart werden könnten. Für den Hafen in Fiume sind 2,500.000 fl. veranschlagt, der Ausschuß strich den neu in Anspruc genommenen Kredit von 1,250.000 fl., da die im Jahre 1872 nicht zur Verwendung gelangenden 1,250.000 fl. wahrscheinlich dem Erforderniß für 1873 genügen dürften. Den Bau hat eine französische Gesellschaft „Entreprises des chemie de fer“ übernommen und gegen Zahlung von 13 Millonen den Vertrag abgeschlossen. Ein theures Stück Ungarns, dieses Fiume! Mit der Eisenbahn, deren Kosten mit 42 Millonen beregnet sind, tostet es 55 Millionen. Hiemit war das außerordentliche Budget beendet,jedoch war nachträglich noch die Bemühung über die Kosten der Erhal­­tung der Staatsstraßen,nach ihrem speziellenerzeichniß,zu pflegen. Diese sind im ordentlichen Budget mit 4.009.127 ff. ver­­anschlagt, wovon 204.000 fl. auf verschiedene kleine Bauten fallen, welche zu einigen Bemerkungen Anlaß gaben, da z. B. ein Doppel­­häuschen für zwei Wegräumer zwischen Taffoıy und Laczházar an der Pest-Semliner Straße, mit 5000 fl., ein solches zwischen Dunakepi und Walten auf 6000 fl. jedenfalls zu hoch veran­­schlagt erscheinen, daher nur mit einem Abstich von 4000 fl. die präliminirte Summe gutgeheißen wurde. — Endlich wurde der Minister darauf aufmerksam gemacht, ob bei­ dem Umstande, da auf den ungarischen Staatseisenbahnen die Frachtpreise tief unter dem Tarif der Privatbahnen stehen (ein Rentner per Meile oo fr., während auf der österr. Staatsbahn 1 ° ,.0, auf der Theißbahn 199/.., auf der Rashau-Oderberger Bahn 2 roo, auf der Alfelder 27/..0, auf der Nordostbahn 1­7/.oo Ér. gezahlt wer­­den), es nicht angezeigt sei, den Tarif auch auf den Staatsbahnen zu erhöhen, worauf der Minister erwiderte, daß wohl manche Be­­denken dagegen obmalten, der Gegenstand jedoch vom Gesammt­­ministerium in Betracht gezogen werden dürfte. Nun kam das Budget des Kultus-und Unterrichtsministers auf die Tagesordnung,in­ Gegen­­wart des Ministers,des Staatssekretärs Tanazky und des Sektionsrathes Gönczy.Bei der­ allgemeinen Debatte wurde von einer Seite nur die Bemerkung gemacht,daß,wie schwer­­wiegend auch die Pflicht des Staates sei,zur Förderu­ng von Kulturzwecken die möglichsten Opfer zu bringen,die Ausübung dieser Pflicht doch gewisse Grettzen habe,welche­ zu überschreiten der Staat nicht berechtigt sei, wenn diese Opfer immer nur auf Kosten der Nachkommen gebracht, d. h. mit t­eneren Schulden ge­­hecht werden sollen, da die Pflicht der Eltern, ihre Kinder zu er­­siehen, der Gegenwart obliegt, also der Ausfall des Unterrichts» budget« nicht mit Anlehen, sondern entweder mit Erhöhung der bestehenden­ Steuer oder­ mit einer Schulsteuer gehecht werden müßte . Das ordentliche Budget fließt für 1873 mit 4,119,830 fl. ab, also um eine Million höher, wie für 1872. Die Zentralleitung ist mit 253.684 fl. veranschlagt ; von dieser Summe sind 7000 fl. deshalb gestrichen worden, weil nach der Erklärung des Ministers der zweite Staatssekretär Joanevics resignirt habe und er diese zweite Staatssekretärs - Stelle, als überflüssig­, ein­gehen zu lassen gedenke. Die Direktion der Schul­angelegenheiten fostet 281.380 fl. (um 5000 fl. mehr als 1872), von welcher Summe indessen der Ausschuß das Gehalt von drei neu vorges­lagenen Unterschulinspektoren mit 3800 fl. zu streichen beantragt, da dieselben überflüssig erscheinen und übrigens auch diese Stellen überhaupt dem Gefege nicht ganz entsprechen ; hingegen nahm die Majorität des Ausschusses die bevorstehende Ernennung eines neuen Oberfulinspektors, des im­ undzwanzigsten für das Sapfenland in Siebenbürgen zur genehmigenden Kennt­­niß. Der Voranschlag für die Prüfungskommissionen wurde mit 8700 fl. belassen. Abends 5 Uhr folgt die Berathung über die Schulanstalten.­­ Vom Ministerium der Aunern geht nug folgende Verständigung zu: Die Tagesblätter haben die Mittheilung gebracht, die ei­­ner Wafferleitung schöpfe das Wasser nicht aus der freien Donau, sondern von dem stehenden Wasser zwischen den Pilotirungen der Uferregulirung. Die aus diesem Anlasse gepflogenen amtlichen Erhebungen haben dargethan, daß diese Mittheilung un­wahr ist, da die Dfner Wafferleitung das Wasser t­atsächlich aus der freien Donau schöpft. = Wie man dem , b. N.” aus Wien schreibt, wird außer den von uns [den genannten Feldmarschall-Lieutenants Kuhn und Mollináry­ang ME Rofkbacher, der bisherige Stellvertreter des Kriegsministers, zum Feldzeugmeister ernannt, und von diesem Bolten enthoben werden, welchen General Be­nedes, der in der ungarischen Delegation den Kriegsminister vertrat, einnehmen wird. Oberst La Broir kommt als Plag­­kommandant nach Ofen. Baron Béla Orczy tritt erst rebt den Urlaub an, den er schon in den Sommermonaten genommen und wird denselben in Ungarn auf seinen Befisungen zubringen. Graf Andr&sfy wird fünfzige Woche hier erwartet. — Die „Birzfevnia Viedomosti“ ist befriedigt ob des Auftretens der slovatischen Partei und gibt sich der Hoffnung hin, daß durch die Pflege der slowakischen Sprache den Slovaten große ganz gleichgiltig­ einwarf, terloo pausirend. waltung statt zu einem Segen, und des werden miüsje. &8 nothwendig gut dreffirt, endlich in nicht daß um zum Fluche der Gemeinde daß Moltfe alle Baragraphen der Re­­ja auch) und daß der Bauer trogdem nur dab gegen der in Berlin er in’8 Spiel, auf den Kreistagen er neulich !einen daß ist, beweist, Graf Moltke, an dem Jahrestage des Wenn aber der Kampf so schwer von „Das Bolt und i. w. habe dem scheint die Er die seit 1810 versprochene Aufhebung der gemacht ist gar feine Uebertreibung, zu behaupten, Fomlfch genug als der ist das zwar nit ist doch immer besser, als wenn die­­­s Der Finanzausschub beschäftigte sich in der heutigen Lisung von 10 Uhr Früh bis 12 Uhr wo immer mit dem außer­­ordentlichen Budget des Kommunikationsministers, in­­ welchem für die Gömdzer Industrie-Eisenbahnen 4.800.000 fl. präliminirt sind. Nachdem jedoch von dieser Summe 3,538.000 fl­­noch für das laufende Jahr aushaften, daher bis Ende März 1873 verwendet werden können, jedenfalls aber der Minister nach Ab­­fluß dieser Zeit die Erneuerung des Kredits zu fordern beseitigt ist, wurde dieser ganze Betrag umso mehr gestrichen, als nach dem­­­­­­ feines rend ligfeit fie fig (Zu Allerseelen.) L. H.i. „Neapel sehen und dann sterben“ , ist ein uralter Sas, den wahrscheinlich ein neapolitanischer Todtengräber in ers­ten Mußestunden erfunden hat. Aber im geibwäsigen , ewig lahenden Munde Parthenopens wird selbst die unheimliche Ges­­häftsdenise eines Gräberschauflers zu muthwilligen Shen und wahrlich , alle die Humderttausende, melde jahraus jahrein jenen Gap wiederholen, denten dabei an Alles eher all an den Tod. Alles tat und lärmt in dieser Residenz des Ladens und des Rärmens, selbst der Tod. Seht man auf dem gemühlvollen Toledo dest. leider in das profan­-politische ,Ria di Roma" umgetauft) spazieren , so sieht man bisweilen im Durcheinander des vielgestaltigen Fuhrmwerts, das sich da gegenseitig zu überfahren trachtet, ein hochgethürmtes, goldflimmern­des Gebäude heranrollen. 63 ist ein förmlicher Sa­­lon, aus phantastisc-Frausem plaudern Schnörkelwert mit fururiöser Ge­schmadlosigkeit zusammengefebt, über und über vergoldet und durch vier elephantenähnliche Staatspferde in reichster Schirrung in Be­­wegung gefest. Erstaunt fragt man, ob etwa Seine Heiligkeit der Bapst der christkatholisch-heidnischen Stadt Neapel soeben die Ehre feierlichen Einzuges anthue. Aber nein, die bombastische Brunk-Karraffe ist nur ein gewöhnlicher Leichenmwagen. Hat er sich dann herangemalkt, so sehen wir dur die Lüden der Ornamente, hat in der Mitte des wan­delnden Salons ein Sarg steht, wäh­­rend durch verschiedene Deffnungen Angehörige des Verstorbenen und Geistliche mit breitframpigen Hüten herausschauen. Von der ganzen Gesellschaft benimmt sich der Todte am würdigsten ; seine Verwandten ganz gemüthlt unter­einander, rauen auch wohl ihre Bigarretten und grüßen die bekannten Gesichter auf den Teottoird in kordialster Weise, ja es werden zwischen den goldenen Schnörkeln hindurch sogar Händebrüche gemechselt, woh­­aus „Rigoletto“ und „Lucia“ fromme Gesänge näfelt, deren Langmei­­ja durch Schlüde aus den von den „Leidtragenden” gelieferten M Weinfliehen würzt. Man führt eben den Todten noch ein legte Mal spazieren, ehe er seinen Zandaufenthalt auf dem Friedhofe nimmt. Noch ein­mal, ehe die Erde sich über ihm­ schließt, soll er den Instigen Corso den Toledo geleitet wird. Die meisten haben an einen Cortége, welcher zu dem prächtigen Wagen pacht. 68 gibt in Neapel eine endlose Serie geistlicher, halbgeistlicher und unweltlicher Brüderschaften, melche zum Theil Jahrhunderte alt sind und in der Stadt oft bedeutenden Grundbesitz auf dem Friedhofe aber prachtvolle Mausoleen be fisen. Fast jeder vermögendere Neapolitaner gehört einer dieser Konfraternitäten an, und wenn er stirbt, wird er von ihr mit ge­ziemendem Brunfe bestattet. Die Leute, melche den Todtenwagen mit Fabeln geleiten, sind in die Tracht jener mittelalterlichen Slogellanten gekleidet, welche zur Zeit des „schwarzen Todes“ in Italien umherzogen und durch Selbstgeißelung der Bett steuern wollten. Ein weiter Taler,­­der sie mit einer Kapuze auch über Kopf und Gesicht schließt und nur für die Nugen zwei runde Löcher läßt, hüllt diese Männer ein, und wenn sie in ihrer un­heimlichen Tracht so durc die lebensvolle Menge schreiten und ihren Todten eöfortigen, denkt der Fremde unmilitärlich an die heilige Vehme und die verlarvten Bollstreder ihrer Urtheile. Sinklihher Weise haben nicht alle Brüderschaften schwarze Kutten, es gibt auch rothe, blaue, graue, grüne, weiße, gelbe und braune, deren Aufzug denn auch eher den Gindrud’ eines Iuffigen Karnevalsstüdchens auf offener Straße mad. Hat der Todtejo seine letzte Corsofahrt mitgemacht,dann geht es mit ihm durch die imposante Porta Capuana hinaus und eine halbe Stunde weit an der schönen Landstraße dahin,bis der­ neue Campo Santo erreicht ist.Dieses­ herrliche Friedhof,der sich am Abhange eines Hügels ausbreitet,von dem aus man einen reizenden Blick über Stadt,Golf und Vesuv genießt,ist eine Vils­loggiatur,wie sie der verwöhnteste Todte nicht angenehmer wün­­schen kann.Es ist dies einer der bestgepflegten Parke,die man sehen mag.Keine holperige Fahrstraße führt dahindurch,wie durch den Pariser Pdre Lachaise,an den seine Lage einigermaßen erinnert,sox1demn breite,feingekieste,auf das Skrupulösefteile Stand erhaltene Parkwege,welche für pompöse Piratschäden ge­­schaffen scheinen.Der Hauptstraßenzug ist zu beiden Seiten mit schönen Trottoirs und prächtigen Villen eingefaßt,aber mit Villen, in welchen Tod bewohnen.Die extravagantesten Phantasien der neapolitanischen Architekten haben den Campo Santo zu ihrem Tunnnelplatz erkoren,aber auch viel guter Geschmack läuft mit unter.Die Einzelgruften sind in ausfallender Minderheit,die Massengruften der Konfraternitäten geben diesem Friedhofe seinen Charakter.Die eine hat sich ein luxuriöses Renaissancepalais bauen lassen,die andere einen altägyptischen Tempel mit großem A Todten eine Pyramide aus geschliffenem Granit als Nesidenz, eine vierte hat gar eine Tolosfale Kuppelfische für ihre Konfratres hin gestellt, dann folgt ein gothischer Dom, wie er unter einer Million gewiß nicht zu bauen ist, althellenische Tempel stehen neben vene­­tianisirenden Palästen, die ganze Geschichte der Architektur ist hier zum Besten der Todten geplündert. Unterirdisch ist davon wenig. Sieht man durch die prächtig gearbeiteten Gitterthore in das In­­nere dieser Gebäude, so erblicht man ohne Ausnahme eine weite, schmuclose Halle, in deren Wänden lange Reihen von Sargnischen, zwanzig und mehr über­einander, angebracht sind. Kommt der Zodte an, so wird er in eine solche Nische gesielt und Dieselbe dann mit einer Marmorplatte geschlossen, welche die gewünschte In­schrift erhält. Diese Grabhallen machen eher den Eindruck von Biblio­­thek­aren, deren Wandschränfe noch der Aufstellung des Bücher­­shhaßes harren. Die Privatgräber stehen diesen großen Bauten an Rostbar­­keit nicht wag. Das unwerthvollste Materiale ist bei ihnen nicht ge­ Thont und der Lebende, der da wandelt, mag die Todten benei­­den um die Schönheit ihrer Wohnungen. Namentlich leistet auch die Kunst des Särt­ers Unübertreffliches in der Verwendung sei­ner wunderbaren südlichen Vegetation, mit der die Gegend Near­pel3 begnadet ist. Von Granathenblüthen überschneit , in Wolken von Orangen- und Zasminduft gebült, von ernsten 39pfeffen und graziösen Pinien beschattet ruhen da die f­tillen Neste jenes Bölkchens, das den größten Lärm macht auf dieser Welt. Einmal im Jahre wird aber aus den stillen Leuten da ein Wolfsfest gegeben und das rauschende Leben Neapels über­­fluthet den herrlichen Todtenpart. "Das geschieht am Tage Allerseelen. Was uns der erste Mal, dem­ Wiener die große Praterfahrt, was dem Pariser des zweiten Kaiserreichs der Napoleonstag gemejen, das ist dem Neapolitaner das­et aller Seelen. Die ganze Bevölkerung freut sich darauf wie Ein Kind, die ganze Umgebung strömt in der That zusam­­men und Zausende von Fuhrunwerlen, Hunderttausende von Mens­chen mwogen den Toledo hinab nach dem Campo Santo. Das ist die belebteste Gorjofahrt des ganzen Jahres. Der Reiche zeigt hier seine neue Equipage, der Bürger seine neue Toilette, der Aermere seine neuen Kinder. Mit ungeheurem Spertafel wird das große Werk der Bietät, der Maffenbesuch bei den Gestorbenen in’s Werk gelest. Die Todten halten einen Empfangstag und nach neapolita­­nischen Begriffen ehrt man sie am schidlichsten durch Heiterkeit und gibt seiner tiefgefühlten Trauer über ihren Verlust durch unge­­bunden tolle Zaune den angemessensten Ausdruch, Miethkutschen des vieljahrenden Neapels die endlosen Straßen dahin. Der „corse delle vedove“, der Witwenkorso, steht in voll­­ster Blüte. Die junge Witwe ist nämlich die interessanteste Gr­­scheinung des Tages. In ihrer offenen Kalende liegt sie auf ihm ellendem Kiffen nachläsfig hingestredt, aus ungeheuren Masfen schwarzer Soigen wie aus einer dunklen Wolfe hervorleuchtend, in jugendlicher Schönheit. Sie it immer interessant, sie weiß im­mer blaß und ihm wermüthig zu fein an diesem Tage, und ihre langen Wimpern renten sich, Witwen schleiern gleich, über­­ das heimlich glimmiernde euer ihrer südlichen Gluthaugen. Wie groß muß ihr Kummer, wie grausam ihr Herzeleid sein, — sie trägt ja nur Schwarzen Schmud! Wie innig muß sie den fürzlich‘ erst verstorbenen Gatten geliebt Haben, — ist do ihr Wagen k ganz vollgepact von Kränzen und Sträußen, mit denen sie das Grab des früh Dahingeschiedenen geshmadvol befah­ren wird! Und nie untröstlich muß sie sein über den unerreglichen Verlust, — bathren doc meistend die zweiten. Heirathen in Neapel vom Tage Allerseelen, vom „Corso der jungen Witwen !” Weniger interessant sind die großen Familienkutschen, viel ganze Generationen, ganze Nachkommenschaften schwer helnde Pietät und­­ Speiselerben, nach dem Campo Santo be­i 63 ist ja denen so wohl, die man befudhen fährt, sie hab so herrliche Aussicht, wohnen in einem sc Shönen Park u von so gesunder, würziger Luft ummeht.­ Sollte man sich daß sie dem Toten des Stadtgewühls glüclich ente Im Gegentheil, man freut sich, daß sie so gut untergebracht singt und läßt pünktlich die Messen für sie lesen, melche ihr Testament stipulirt hat. Am meisten in feinem Clemente fühlt sich aber das eigent­­liche Bolt. Die bunten Aufzüge der Landbevölkerung, das Be­wim­mel farbiger Trachten will gar kein Ende nehmen. Zu zwan­­zig und dreißig sind die Leutchen auf je einen jener bohräderigen neapolitanischen Karren verstaut, auf denen nur sie sich zu pla­­ck­en wissen. Ein so beladenes Fuhr­werk ist ein Meisterstück der höheren Equilibristil. Von allen Seiten schlenfern die Beine herab und Schauen die fröhlichen Gesichter heraus , wie eine Gruppe von Akrobaten, die Einen stehend, die Anderen fitend, oder bor­dend, oder reitend, willen sie sich auf dem engen Raum zu be­haupten, fortwährend balancirt das Ganze ur fegt dabei im rasendsten Galopp des einzigen Gaules über tächtige Pflaster. Den Todten draußen wird ab­ 'ren Stimmung alle gebührende Ehre ermwiese­ ganz so wie die geistlose Begleitung nach den dur zahlreiche Prisen, beliebtesten = Arien lebendigen. Man le­­be in de

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