Pester Lloyd, Januar 1875 (Jahrgang 22, nr. 1-25)

1875-01-01 / nr. 1

Pf­­we u FEREEEE nn noch zemoooketngapett, 31 Dezember = Möge es am Beginne eines entscheidungsschweren Jahres wie ein Helfer Wedruf hinausflingen in das Land, damit die Zerrüttung weiche und die Apathie und damit sie wieder lebendig werden die staatserhaltenden Tugenden unseres Bosfes! Ein Rettungswerk gilt es zu vollbringen — nicht auf blutigem Plan im Gefolge der Kriegsfurien, die auch in der vernommensten Nation den Trieb der­­ Selbsterhaltung aufpeitschen, sondern im friedlichen Welt­­streit der patriotischen Bürger, es gilt das Vaterland zu fluten — nicht vor einem auswärtigen Feinde oder äuße­­­­rer Gefährdung, sondern vor dem innern Zusammenbruch, vor dem ruhmlosen Untergange, welchem jedes Belt ge­weiht ist, dem die Kraft versiegt, sich selber aus sch­weren — gleichviel ob verschuldeten oder unverschuldeten — Lei­­den emporzuarbeiten. Und es gilt vor allen Dingen auch unsere nationale Ehre zu wahren. Als wir unseren Staat nach schweren Kämpfen und troß des Widerstandes zahl­­reicher Feinde auf neu gewonnenen Grundlagen ausrichte­­ten, da begegneten wir allenthalben dem Zweifel an der Lebensfähigkeit unseres Gemeinwesens; es gelang ung, durch weithin sprechende Thaten diesen Zweifel zu zer­­treuen, rasch fügten wir uns mit unserem politischen Streben in den Kreis der herrschenden Ideen Europas ein; entschlossen­ schritten wir an den Ausbau unserer Institutionen, wir verfühnten oder bemältigten die nationa­­len Gegenfäße, wir verschafften dem ungarischen Staats­­gedanken Geltung im Innern und nach außen und ungeachtet aller Bartek­ämpfe brachten wir den Par­­lamentarismus zu voller Entfaltung. Und weil die natürlichen Folgen dieses schnellen Wachsthums sich in einer Störung des materiellen Haushaltes zeigten, weil wir die Kosten des überhaftenden Ungestüms in allen Gebieten der staatlichen Wirthschaft nur um den Preis artiger Opfer zu bestreiten im Stande sind . Deshalb hat Alles mit einem Schlage eine fold grausame Wand­­lung erfahren, deshalb ist unsere Sch­wungfraft erlahmt, ist unser Streben gebrochen, ist unser Aufschritt zu der Höhe eines Kulturstaates gehemmt. Dürfen wir nun die ver­­nichtende Krone über uns ergehen lassen, daß wir das Erbe einer tausendjährigen Geschichte, die Errungenschaften von Generationen dem Verfall preisgeben, weil „das Unternehmen die Kosten nicht dect”, weil die Weiterent­­wicklung unseres Staates materielle Opfer von uns er­­hen­gt ? Dürfen wir in solch beispiellos beschämender Weise nicht nur den Glauben an die Zukunft verleugnen, sondern auch die glängendste Epoche unserer neuern Ge­schichte mit all ihren Heroischen Kämpfen und ihren viel­­bewunderten Thaten degavoniren? Es sind Reiche und Bölfer vom Schauplage verschwunden, aber ihren Ruhm überliefert die Geschichte von Geschlecht zu Geschlecht, weil sie gefallen sind, wie Helden­ fallen ; es wurde über Na­­tionen der Sargdedel geschlossen, aber die Ereignisse schlu­­gen erlösend an ihre Gräber und sie sind wieder aufer­­standen, weil sie in ihren Werten unvergänglich waren. Es gibt aber kein Auferstehen und seinen historischen R Ruhm für eine Nation, über deren Fall die Welt theilnahmslos zur Tagesordnung übergeht. Und mir sind jebt vor das merkwürdige Problem gestellt, unsere Existenz als Staat und Nation vor unsserem eigenen Ressi­­mismus zu wahren. Dieses Ernstes der Lage muß das Land sich endlich bewußt werden und von diesem Ernfte misjen fi) Die­jenigen durchdringen lassen, welche zur Zeit die Gefdide 0:8 Landes leiten. Denn thatsächlich wird das­eben be­­ginnende Sahr von weittragender Bedeutung für das Soldtal des Landes sein. Zu allernächst soll im Par­­lament die Misere der finanziellen Zerrüttung bewältigt werden. Es wird so leichthin von der Aufgabe dieses Reichstages gesprochen, als gälte es lediglich, laufende Geschäfte abzumwidern, während es sich in Wahrheit um Tragen des Seins oder Nichtseins handelt. Gelingt es diesem Parlament nicht, wenigstens den Anfang zur fortschreitenden Konsolidirung unseres Staatshaushaltes zu machen, raffen sich die Parteien nicht zu erster Opfer­­willigkeit auf und emanzipiren sich die politischen Kreise nicht von der unbedingten Herrschaft des Parteii Interesses und den Nachsichten auf eine falsch verstandene Popularität, so ist das Ende der Berrüttung nicht abzusehen und es müssen nothwendig alle Uebel, die heute die Situation so bedenklich verschüttern, an Ausbreitung und verheerender Wir­­kung gewinnen. Niemals seit 1867 war die Verantwortung der parlamentarischen Faktoren größer als fest, denn mußten damals die staasrechtlichen Grundlagen geschaffen werden, so mub man heute die Quellen zur materiellen Erhaltung des ungarischen Staates erschließen. Dieser Aufgabe sollten die Parteien eingehend sein nicht nur im Parlament, auch­ im Kontakt mit den Wählern. Es ist ohne Zweifel sehr leicht, aus dem heutigen Zustande Kapital für alle Tendenzen zu schlagen, die bisher entweder im offenen Widerspruch mit der herrschenden Politik standen, oder unter der Autorität der dominirenden been darnieder­­lagen ; es ist insbesondere sehr leicht, den Widerwillen der Bevölkerung gegen die Uebernahme erhöhter Lasten auch auf die Träger des bestehenden Systems hinüberzulenken. Ob aber mit solcher Taktik auch wirklich etwas für das Interesse des Landes gewonnen wäre, darauf mögen Die­jenigen sich selber antworten, die sich in beschaulicher Stunde nicht verhehlen könnten, daß sie bei dem Siege ihrer Tendenzen auf demselben Bunfte an­fangen mühten, wo das „bestehende System" Schiffbruch gelitten, nämlich bei der Anspannung aller materiellen Bostskräfte zum Umwege der Aufrechterhaltung des Staates. Zu einem besonders bedeutungsvollen wird das Jahr 1875 durch die bevorstehenden Neuwahlen gemacht, welchen eine entscheidende Macht innewohnt. Der Appell an die Nation ist es ja, von welchem man angesichts der steigen­­den Überlegenheit die Sank­ung aller parlamentarischen und politischen Uebel erwarte. Die Wahlen sollen über die Parteistellung entscheiden, und mehr als das, in den Wahlen falfen die Würfel fallen über die Frage, ob die Richtung, welche seit der Schaffung des Ausgleichs unter vielver­­­heißenden Auspizien eingeschlagen wurde, weiter verfolgt werden soll, oder ob neue, zur Stunde noch in Nebel ge­­hüllte Ideen an die Oberfläche treten müssen. Und in der That, wir müssen uns mit all’ unserem Glauben an die politische Neife und die Intelligenz der Bevölkerung wapp­­nen, sollen wir an der Ueberzeugung festhalten , sie werde in dem Wirrsal der Tendenzen und­ Strebungen und an­gesichts der bunten Vervielfältigung der politischen­­ Ziele den Kompaß finden, der sie verläßlich leiten wird. Gleich­­wohl dürfen wir uns diese Neberzeugung nicht versümmern lassen, denn geht aus den Wahlen die Gesundung unserer politischen Situation nicht hervor, so werden wir vergeblich nach Heilungsmitteln forschen. Zudem erhalten die Wahlen ein erhöhtes Gewicht angesichts des Umstandes, das während der Wirksamkeit des kommenden Parlaments die­­ Ernennung der variablen Positionen des staatsrechtlichen usgleichs stattfinden sol. Nur ein innerlich gefestigtes Parlament und Dieses nur unter dem Einflusse einer por Ui­­geordneten Lage wird Oesterreich gegenüber die Autorität geltend machen können, welche unerläßlich ist, um erechtigten ungarischen Interesse in allen den Schme­­­­en finanzieller und wirthschaftlicer Natur zum Sen ZU verhelfen. n Boltes und Selbstbeschränkung von Seite Derjenigen, die persönliche Aspirationen geltend zu machen haben, kann und wird über die Klippen hinnweghelfen. Auch in normalen Beiten gilt der Sat, daß nur diejenige Tendenz ihre Ber­­echtigung hat, welche sich dem Zuge der Volksbewegung anschliegt und ohne Erschütterung der staatlichen Grund­­lagen realisirt werden kann ; er gilt doppelt in einer Lage wie die gegenwärtige, da nur ein einheitliches Zusammen­­wirken aller nationalen Faktoren das Land vor dem Ruin bewahren kan. Und da es sich in unserem staatlichen , Leben wiederholt erwiesen hat, daß je fritischer die Ver­­hältnisse, desto herrlicher alle nationalen und patriotischen Tugenden zur Entfaltung kommen, so sind wir von der Hoffnung befeelt, das Jahr 1875 werde eine entscheidende Wendung zum Befrein zum Aufblühen unseres Landes, zum Erstarten unseres Parlaments, zur Befestigung unserer Negierungsverhältnisse, zur all­maligen Gesundung unserer wirthschaftlichen Uebel, zum Frieden und zum Gedeihen herbeiführen ! Ludapest, 31. Dezember. Ly. Nach englischer Auffassung bewegt sich Die Thätigkeit des Parlaments in drei Rich­­tungen. An erster und wictigster Stelle kommt jene Wirk­­samkeit in Betracht, welche es in Durchberathung der Mer gierungsvorlagen entwickelt gleichsam das tägliche Brod 9­8 parlamentarisch konstitutionellen Regimes. Den zweiten Rang in der Parlamentsthätigkeit nehmen die Entwürfe, Gefegesvorschläge und andere fachliche Motionen der Bars­telen und einzelnen Parlamentsmitglieder ein. Dies ist das treibende Element der parlamentarischen Gesettgebung, wenn nicht das Schaffen selbst, so doch die Anregung zum Schaffen. Das dritte Element ist dann jenes schwer defi­­nirbare Regen und Walzen, welches man landläufig B­o­­lLitif nennen mag. gene Aktion ohne greifbares Resul­­tat, gleichsam der Ausbruch der öffentlichen Meinung, des gewichtigen Hervorbrechens der allgemeinen Ydiosynetrafien des Landes gegenüber den Männern, Zuständen und In­­stitutionen der bestehenden Ordnung. Uns will diese Auffassung als eine sehr wahre, rich­tige und praktische erscheinen. Fa, diese drei Faktoren er­­schöpfen das Leben des Parlamentarismus, und von dem rictigen harmonischen Maße, in welchem­ die drei sich zum reinen Alford fügen, hängt eben die Haltbarkeit, die Gesundheit, das Prosper­ren des Parlamentarismus in jedem Staate ab. Wenn wir zu Jahresschluß auf das Wirfen unseres Parlaments zurückbliden, muß sich unwilltürlich der Gedanke unser bemächtigen, dab dieses ebenmäßige Verhältniß, dieses richtige Maß im ungarischen Parlamentarismus sehr erheblich gestört ist. Es ist dies eines der größten jener Weber, welche seit Jahren dazur beitragen, unsere repräsentative Geießgebung lahm zu legen. Sa, das­s Verhältnis zwischen den drei großen Faktoren ist gestört. Die reelle Arbeit der praktischen Or­gislation steht nicht im Einklang mit dem Kraft- und Rettaufwande, den das nervenerregende, sensationelle, doch unfruchtbare, ja zerregende Spiel der Bo­litis erfordert. Am 20. November vorigen Jahres wurde nach einer län­­geren Bande die zweite Session des sebigen Reichstages eröffnet. Von diesem Tage an bis zur Stunde, da wir diese Zeilen schreiben, gab es im Ganzen einen ein­zigen Monat, in welchem die beiden Häuser der Le­gislative vollständig feierten, in denen seine einzige Sigung abgehalten, von den Abgeordneten seine Diäten bezogen wurden. Es war dies der Monat September des laufen­­den Jahres. Verzogen sich Doch die Berathungen der Mer­gnatentafel bis gegen Ende August, während der Schluß der zweiten und die Eröffnung der dritten Session schon Ende Oktober stattfand. « Schon diese eine Thatsache ist eine vielsagende,die wohl eine eingehendere Beachtung verdiente.Wenn wir von diesen dreizehn Monaten der parlamentarischen Thätigkeit(innerhalb vierzehn Kalendermonaten) etwa vier abziehen,als die Summe jener Zeit,während welcher sich die Thätigkeit des geehrten Hauses auf Ge­­setzespromulgirungen,Revision und Gutheißung seiner eigenen Rechnungen und andere Formalien beschränkte,so verbleibt noch immer die stattliche Frist von neun Mo­­­naten.Neun Monate parlamentarischer Arbeit.Welch’ ein immenser Verbrauch geistiger und physischer Kräfte, wie viel Ansprüche an die­ märchenhafte Ubiquität der Re­­gierung,deren Spitzen vortrefflich das Land regieren,die Pläne für eine große Reorganisation entwerfen und­ durch­­führen,dabei aber durchnethonate den Kampf um’s Dasein mit jenem ungefügigen,unberechenbaren Wesen en fol, welches man das ungarische Parlament nennt. Sti­eg da wohl zu verwundern, wenn die Regierung von allen diesen an sie gestellten Anforderungen eben nur der legten Genüge leistet ? Und merkwürdigerweise ist das ganze Ergebniß dieses großen Aufwandes an Kraft, Reit und Geld heuer sowie seit Jahren knapp und dürftig. Arbeit und SKraftaufwand sind eben nicht­­ Konsequent auf den positiven Erfolg gerichtet; die er­­­wähnten drei Laftoren — der englischen Auffassung — nehmen in nahezu verfehrter Ordnung die Thätigkeit des Parlaments in Anspruch. Es wird viel zu­ viel Bolitit getrieben. und viel zu wenig Sejetesarbeit geleistet. Das parlamentarische Ergebnis des verstrichenen Jahres bietet eine eben­so grelle Suftration , dieser Wahrheit, wie die Ergebnisse der vor­­hergegangenen Jahre. Der flüchtigste Hinweis genügt zur Erhärtung dieser Behauptung. Von den achtundoreikig Gefegartikeln, die — mit Einschluß des demnächst zu promulgirenden Inkompatibili­­täts-Gefekes — unter dem Datum des Jahres 1874 in die Landesgefeß-Sammlung gelangen sollen, mögen bei­­läufig zehn bis fünfzehn nichts Anderes, als die jährlich wiederkehrende Inartikulirung gemisser Akte und Momente sein, welche unsere bestehende Verfassung ausnahmslos, ständig, nach gegebener Schablone nothwendig macht. CS sind dies: das jährliche Finanzgefet, Indemnität, Nekro­­tenkontingent, Munizipaldotation, Steuerverlängerung, ge­­meinsamer Beitrag u. s. w. Beiläufig andere fünfzehn mögen wohl den laufenden Bedürfnissen der Staatsfinanzen (Anleihen, Gefälls- und Gebührenwesen) und der allgemeinen Landesverwaltung gelten. Momente entweder nrmeller oder an sich untergeordneterer Natur, die in strammer regierten Staaten mit enger begrenztem Parlamentarismus überhaupt nicht mehr vor die Geießgebung gelangen, die übrigens auch in unserem Parlament nicht sonderlich viel Staub aufwirbeln. Dann geringfügigere Modifikationen bestehender Gefege, Novellar-Beifügungen — das Pünktchen auf dem i. Bleiben wohl acht bis zehn eigentliche Gefegartikel als faßbares Resultat der legislatorischen Tä­tigkeit. Wir weisen diesfalls auf das Wahl-, In­­tompatibilitäts, Advokaturs und No­tariatsgefeg hin, dann auf das Gefeh betreffs des Metermaßes und der Sanitärverfügungen gegen die Rinderseuche. Das vielgeprüfte Katastralgefec­ht nach mancherlei Wandlungen endlich der endgültigen Wallung nahegerückt, — der Rest ist Kommissions- und Geltronsarbeit unter Höchst problematischen Auspizien der Bollendung und des Xnélebentretens der betreffenden Cla­­borate. Das ZTramrigste an der Sade ist aber das unbe­­streitbare Saktum, daß wir uns mit dem Resultat dieses eben abgelaufenen Jahres 1874 noch immer ganz gut zu­­friedengeben künnen, wenn wir es mit den positiven Ergebnissen früherer Jahre vergleichen. Es war nach dieser Richtung hin das schlechteste Jahr eben nicht; seine Vorgänger haben uns in dieser Beziehung an eine Beschei­­­­denheit der Erwartung gewöhnt, die nachgerade fon ang Unerlaubte streift. Es ist höchste Zeit, daß das besser werde. Land und Leute, Verfassung und Parlamentarismus, sie alle bedürfen des starren Willens zur positiven Arbeit, eines­ neuen fruchtbaren und befruchtenden Geistes. Daß er sie in dem eben beginnenden Jahre überkomme, das walte Gott! k Türkisch-montenegrinische Kommision. T. Sfutari, 8. Dezember. *) Die Wirksamkeit der mit der Untersuchung der Affaire von Podgoricza betrauten Kommission wird von vielen Seiten falsch dargestellt und mir möchten daher den Sachverhalt näher auseinanderfegen. Das blutige Drama in Podgoricza fand am 7. Oktober statt, dauerte ununterbrochen zwei Tage und zwei Nächte, indem die Türken mit aller Wuth über die in Podgoricza befindlichen un­­bewaffneten Montenegriner und die christlichen Bewohner der Betta herfielen. Wie viel Menschenleben zum Opfer gefallen sind, das wurde schon in den ersten Berichten getreu verzeichnet. Von dem Borfalle wurde die montenegrinische Regierung sofort verständigt und diese­ ertheilte ungeräumt an Sämmtliche Grenzkommandanten die trengsten Ordres, die Grenzen zu überwachen, damit von Seite der Montenegriner sein Rache-Aft geübt werde ; ferner, damit allen Türken, die ss auf montenegrinischem Gebiete befinden, ein siche­­res Asyl, oder falls einige über die Grenze reisen wollen, denselben ein sicheres Geleite gegeben werde. Aber gleichzeitig wandte sich die montenegrinische Regierung an den Großwezir nach Konstantinopel. Die Antwort des Bezirs lautete, daß eine türkische Kommission nach Podgoricza beordert wurde, welche den Vorfall strengstens zu untersuchen hat. Zu diesem Z­ede wurde auch eine montenegri­­nische Delegation, die gemeinschaftlich mit der türkischen Komm­ission wirken soll gewünscht, was montenegrinischerseits auch angenom­­men wurde. . Schon am 9.Oktober erschien in Podgoricza eine türkische Kommission,deren Präsident Samy Pascha war;sie arbeitete bis zum 14.Oktober­,an welchem Tage die montenegrinischen Delegir­­ten in Podgoricza eintrafen.Den folgenden Tag,d.i.den 15.Ok­­tober,wurde eine gemeinschaftliche Sitzung gehalten und es wurde von Seite der türkischen Kommission erklärt,daß die Vorunter­­suchung bereits geschehen,die Hauptschuldigen eingezogen und nach Skutari in Haft befördert wurden.Zugleich wurde türkischerseits der Antrag gestellt,daß die weiteren Untersuchungen in Skutari gepflogen werden mögen.Die montenegrinische Delegation erklärte sich aber nur unter der Bedingung mit dem Vorschlage einverstan­­den,wenn die türkisch­e Kommission ihr die Untersuchungsakten von Podgoricza zur Einsichtnahme und Uebersetzung in die serbische Spraches vorlegt,ferner zur Beischaffung Alles dessen,was sich z während der Untersuchung als nothwendig erweisen werde,bereit ist.Diese Bedingung wurde türkischerseits angenommen Den folgenden Tag begab sich die Kommission nach Skutari,hier ange­­kommen,forderten die montenegrinischen Delegirten Neunter­­suchungsprotokolle,um dieselben indite serbische Sprache zu überw­­egen und zu prüfen, welche Arbeit einige Tage dauerte , aber un­geachtet dessen wurde schon am 18. Oktober mit der Unterfischung in Gegenwart der montenegrinischen Delegation begonnen. Während der Untersuchung überzeugten sich die montenegri­­nischen Delegirten, daß die türkische Kommission ganz unlegal ver­­fahre, am meisten aber wurden die montenegrinischen Delegirten überra­cht, als sie in dem von der türkischen Kommission erhaltenen Untersuchungs-Protokolle eigentlich kein­protofol, sondern nur einfache beinahe nichtssagende Notizen fanden. Daraufhin forder­­ten die montenegrinischen Delegirten, die türkische Kommission möge ihnen die Anklage-Arten und andere auf die Untersuchung bezug­­habenden Dokumente ausfolgen. Sehr exit erklärte die türkische Kommission, da sie dies Alles nicht befige, indem sie in Podgoricza seine Erhebungen gemacht hat. Daraus dürfte unschwer zu entnehmen sein, ob und wie die türkische Kommission ihrer Aufgabe entspricht und ob auf diese Art ein Resultat, wie es die montenegrinische Delegation gemärti­­gen müßte, zu erreichen sei. Zu­­ diesem Verfahren der türkischen Kommission geselt sich das standhafte Leugnen der eingezogenen Türken, trogdem gegen jeden viele Zeugen aufgetreten sind, aber die angeklagten Türken erklären alle insgesammt, daß die Christen als Zeugen gegen die Türken nicht zulässig seien. Bergebens bemerkten die montenegrinischen Delegirten, daß nach dem taiserlichen Kanon auch die Christen als Zeugen zuge­­­­lassen und angehört werden müssen. Die eingezogenen Türken pro­­testirten auch gegen den kaiserlichen Kanon und die türkischen Kom­missäre hörten all dies mit der größten Kaltblütigk­eit an, ohne an nur eine Bemerkung zu machen. Darauf stellten die montene­­grinischen Delegirten den Antrag, was die städtischen Behörden von M­odgoricza vor die Kommission geladen werden, damit sie sich rechtfertigen, warum sie nicht ihre Pflicht getan und nicht mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln intervenirten, sondern der Meseler freien Lauf ließen, bis die türkische Kommission erschien und die Türken sich zurückzogen. Diesen Antrag wie aber die türkische Kommission als un­­statthaft zurück Nach den Begriffen der türkischen Kommission war also die Behörde von Podgoricza nicht verpflichtet, zu interveniren, kann daher auch nicht zur Verantwortung gezogen werden. Nun sind wir aber in der Lage, aus ganz sicherer Duelle zu berichten, daß auf eine gestellte Anfrage seitens einer hier accredi­­tirten Persönlichkeit, warum der montenegrinishe Antrag, der da jedenfalls billig war, nicht angenommen wurde, der Muteforif er­ Härt bat, daß er nicht im Stande sei, die Behörde von Podgoricza vor die Kommission zu bringen. Was nun aus der ganzen Unter­­suchung werden wird, ist leicht zu errathen. Die montenegrinischen Delegirten mwissen dies schon recht, wohnen aber den Situngen bei, obwohl ihnen fast täglic­h Veran­­lassung zum Austritt und zur Suspendirung jeder weiteren Arbeit gegeben wäre, sie verhalten ss mit erzwungener Kaltblütigkeit voll­­kommen passiv, damit einmal die türkische Untersuc­hung, welche wahrhaftig eine „türkische” Untersuchung genannt werden kann, ber­endet werde. Welche Satisfaktion die türk­sche Regierung der mon­­tenegrinischen geben wird, wollen mir hier nicht erörtern. Nur möge die türkische Regierung nicht vergessen, daß sie die Greuel­­thaten, welche die Türken im Angesichte Europas begehen, vor ganz Europa zu verantworten hat. sza) Aus dem uns vorliegenden Geschäfts- und Thätigkeits- Aus­weife des königl. ungarischen Kassationshasfes entnehmen wir folgende erfreulich überraschende Daten : vom Jahre 1873 hat der Kassationshof 1584 Stüd Hoestände für das Lahır 1874 über­­nommen, eingelaufen sind im Laufe des Jahres 1874 2..840, mit­­hin stand dem nach Abzug der Ausfälle durch Beurlaubungen, Krankheiten und Todesfälle aus 17 Köpfen bestehenden Nichter­­persoral eine Arbeitwuhl von 23.424 Stüden, wovon beiläufig 1500 Gtüd auf jeden einzelnen Lieferenten entfallen ; von diesen wurden bis 31. Dezember 1874 21.293 Stüde erledigt und blieben demnach blos 2131 Stüd als Rüdstände auf das Jahr 1875. Das Ergebniß it sonah ein sehr günstiges und lobensunwerthes,. = Der Minister des Innern hat an die Jurisdiktionen in Angelegenheit des V­erfehres mit ausländischen Behörden folgende Zirkular-Verordnung erlassen : Iufolge der Zuschrift des E. und t. Ministers des Xeußern, 3. 15.202 vom 4. Oktober d. 9. ist zu wiederholten malen der Fall vorgekommen, daß die Spitalskuratoren, um aufgewendete Yeil­­­osten einheben zu können, sich zu Beschaffung der nöthigen Zu­­tändigkeitsdaten direkt an die ausländischen, namentlich königlich italienischen Behörden gewendet haben. « Nachdem jedoch­ ein derartiges Vorgehen der zwischen­ der Regierunghnl und k.apostolischen Majestät und der itpcl­enischen Regierung getroffenen­ Vereinbarung nicht«entsprechend»ist,fordere ich die Jurisdiktion bezugnehmend auf die diesbezüglich erlassene Verordnung wiederholt auf,die ihr unterstehenden Spitals-Kura­­toren dahin anzuweisen­,daß der Verkehr mit den Behörden auße­r­halb der Monarchie in­ Heilkosten oder in welcher Angelegenheit immer ausschließlich durch Vermittlung des k.u.Ministers um die"Person des König­s erfolgen kannt. VBehprim, 29. Dezember. Das Jahr 1874 scheint, sich für uns unter günstigen Auspizien zu schließen. Nach zweijährigen Ge­­­burtenreden ist endlich unsere Stadt zu einer Stadt mit selbständi­­­ gem Diagistrat erhoben worden und ging am 23. d. die­epräsen­­tantenwahl -- leider unter sehr geringer Betheiligung der wahl­­berechtigten­ Bürgerschaft — vor sich. Bei dieser Gelegenheit hat ich hier die Deak-Partei mit der Linken fusionirt und findet das abr 1875 bei uns feine P­artei-Schättigungen mehr. Die Stadt­­*­ Wegen Raummangel verspätet, die in M.G. Kecssemet, 30. De am 26. b. in ihrem ei Alterspräsidenten Herrn Demeter dr. Horvaath mit Attlamattol folgende Herren zu Funktionären des Warterfluchs gemählt: zum Präses Herr Peter Ve­tter, zum Vizepräses Herr Georg Buzás Kis, zum Bibliothekar Herr Farkas, zum Duästor Herr Gige­mund Kis. In die Skrutiniums-Kommission wurden gemählt bis Herren Michael Tafy, Mori­ Goldh­ammer und Professor Peter Bolta Die Wahl von 40 Bartei-Repräsentanten wurdgg auf den 2. Männer vertagt. « 5 » Zurgagengeschichte. materiellen Völkerverkehr platzgegriffen;manche kritische Erschei­n­ung am europäischen Horizont ist unter dem Einflusse der fried­lichen Konstellation entweder gänzlich geschwunden,oder wurd zurückgedrängt;im innern Leben der Staaten übernahm der Gesta Ltngs-und Klärungsprozeß,oder das Kämpfen und Ringen in festeren Formen der politischen Existenz den weitern Fortgang. Unter den romanischen Völkern tobt entweder der aufrei­bende Kampf um die Staatsform­,wie in Frankreich mitpaniern oder si­­d die Nachwirkun­gen der neuen Begründung dieser Formen noch nicht überwunden,b­eithalten.Für die französiscche Nation ist das Jahr 1874 ein verlorenes­.Die Desorganisation auf allen Gebieten des staatlichen Lebens hat keiner einzigen positi­­­­ven Schöpfung Blut gemacht. Ungelöst ist das Problem der ter gierungsform geblieben, unausgeglichen ist der Wiederstreit der Par­teien, und Die einander paralysirenden Kräfte der Monarchiste und Republikaner lassen die Hoffnung auf eine endlige Lö­­sung der staatlichen Kardinalfrage kaum aufkommen. Unter diesem Kampf gehen alle Keime einer freiheitlichen Entwicklung Frank­reichs zu Grunde Die Uebermacht der konservativen Clemente in der Nationalversammlung sol durch künftliche Mittel aufrecht­­erhalten werden. Zu diesem Behufe werden Institutionen ins Leben gerufen, welche mit allen Wiederlieferungen der­er: im Widerspruche stehen, werden auf dem Wege der Werm politische Tendenzen gefördert, welche die Distolution al­s hältnisse nur zu steigern geeignet sind. Zerfahren in der Megi­rung, in der Volfsvertretung, in dem Seerriesen, in der Non­stration und selbst in gesellschaftlicher Hinsicht bietet Frankreich es erbarmungsunwürdiges Schauspiel dar. Und aug an den Anfänge bedenklicher Berendlungen nach außen hat es Frankreich in diesem­ Jahre nicht gefehlt. Die Beziehungen zu Italien nahmen einen sehr frittichen Charakter an, es wurde dem Konflikte durch die endliche Nachgiebigkeit Frankreichs, insbesondere durch die Abberu­­fung der „Dvenoque” die Seite abgebrochen. Auch zu Deutsch­land­­ geriet­ Frankreich eine Weile in eine kritische Position zur­ Zeit, als die Hirtenbriefe der französischen­­ Bischöfe die inneren Angelegenheiten Deutschlands berührten. Die vorsichtige Haltung der französischen Regierung beseitigte jedoch auch diese Gereiztheit von Frankreich, wird allgemein der Anstoß zu einer neuen euro­­päischen Komplikation erwartet; bezüglich des heutigen Frankreichs ist aber bdiese Besorgniß völlig ausgeschlossen. &3 it zu einer Kraftentfaltung nach außen absolut unfähig. « »nsteigende Berwirrung geriethen in diesem Jahre die Verhältnisse Spaniens.Der Sturz Castelar’s und die Ers­hebung Serrano’s hat dem schwer heimgesuchten Lande keine Er­­lösung gebracht.Die­ Anerkennung der spanischen Exekutiv­ena­­von eine der europäischen Mächte hat wohl die moralischen Atte­byte der Regierung Serrano’s erhöht,aber sie vermochte ihm in die materielle Kraft zur Bewältigung des u­of­zuflößen. Da muß die Meldung, welche soeben eingetrofen, hat nämlich Alfonsoy zum K­önige proflamirtmund falls sie sie bewahrheitet, wie eine entscheidende Wendun Geschde Spaniend betrachtet werden. Der theoretische , die Vorzüge der Republis oder die Nachtheile der M­onarchie hat für Spanien unter­ den heutigen Verhältnissen ohnehin seinen Werth und man könnte ss daher ohne weiters mit der Erhebung Alfonso’s befreunden, wenn es demselben gelingen sollte den Bürgerkrieg ein Ende zu machen, und zudem hat in den allerjüngsten Tagen noch,­­eine alfonsistische Revolution ihr Haupt erhoben. In­ga Spanien it heute nichts mehr niet- und nagelfeit. Der Bürger­­krieg in seiner scheußlichsten Entartung hat alle sittlichen und materiellen Grundlagen des Staates und der Gesellschaft unters­tühlt und nur ein Wunder könnte dieses unglückliche Land 091 dem gänzlichen Verfall retten. I A Italien hat alle in diesem Jahre die Folgen seines ums natürlich raschen Wachsthums nicht überwunden. Die staatliche Konsolidirung hat keine Wortschritte gemacht, der Kampf gegen den­ Ultramontanismus hat an Heftigkeit nichts eingebüßt. Ein neue Parlament hat allerdings das alte abgelöst, aber auch in­ diesem fehlt die Einheitlichkeit der Strebungen, die Bürgschaft einer sprießlichen Regierungsthätigkeit. Dagegen hat Italien sein Öl in internationaler Beziehung nicht verlaiten Ge stüßt sich auf verläßliche Freundschaft des deutschen Neids und auf das in Einvernehmen mit unserer Monarchie. In dem Kreise der fri­sischen Altanzen Europas nimmt Italien jedenfalls einen sehr deutenden Blab ein, ‚Im deutschen Reich hat der Ausbau der inneren Int­rutionen zur Vollendung der nationalen Einheit weitere %o Schritte gemacht. Getrübt wurde dieser glückliche Prozeb durch­­ heftigen Lehden mit dem Ultramontanismus, dann dur die py­rönlichen Begegnungen des Fürsten Bismarc. Das Attentat v Biffingen hat eine fieberhafte Aufregung in allen politischen Kreise Deutschlands erzeugt, und die Kluft z­wischen den Elementen b Staatssouveränetät und der firchlichen Gewalt wo breiter­­ tiefer gemacht; der Prozeß Arnim bat Leidenschaften aufgemich welche einen Gegenzug zwischen der öffentlichen Meinung und­­ preußischen Justiz heraufzubefgneren drohen. Die stet( deutlichh fi) manifestirende Thatsac­he, daß man allerwärts in Deutschla die Weiterentwilung und Machtstellung des Reichs mit der Perf des Kanzlers identifizirt, könnte den Zustand Deutschlands fast a einen unsiltern erscheinen lassen, wären nicht glücklicherweise als Faktoren des Bestandes und der Kraft auch sonst in reichem Maße vorhanden. Nußlkmd bewegt sich in einem langsamen Texapo­«­wärts im Gebiete der inneren Reformen.Das,gewaltige« wird hieustd da von kleinen revolutionären Zuckungen heim97 die aber für­ seinen festgefügten Organismus keine wes­««t­ Nachtheile haben wwsn auswärtigen Angelegenheiten machte Rußland durch die Inauguiirung der Brüsselequnferenzb»e dar.Die Resultatlosigkeit derselben hat die russische Rek nicht abgeschreckt,den Versuch zu erneuerm tpdessen u m Chancen für den Versuch nicht besonders günstig.Mctg Sorgfalt sucht man in Rußland die Beunruhigung Entg zu­­züglich der zentralasiatischen Angelegenheiten zu bannen, Verwicklungen im Orient vorzubeuen. .§ In England hat die der K­ünft­e der Konservative Systemwechtel weder in der innern, noch­ in der Außen herbeigeführt. Einen Einfluß auf die Angelegeneheiten A nents scheint England überhaupt nicht mehr anzustreben , vor allen Dingen seine Handelsinteressen zu wahren. Die Türkei hat sch­ in diesem Jahre alle krankhe­scheinungen durchgemacht,welche dieser siec­ergynistikusspuring­­er Zeit zu bestehen hat:Finanzkalamitäten,Ministerkrisen,Weile­ri Intriguen, innere Unruhen und äußere Verlegenheiten machten ich auch­ fest geltend. In den Beziehungen zu den Kürstenthüntern­­ hat die Pforte auch diesesmal gezeigt, dab bei ihr das Verständniß für die Bedingungen einer friedlichen Weiterentwicklung dieses Ver­­­­hältnisses nicht heimlsch ist. An der Frage der Handelskonventios­e­­nen, bei welcher unter Auswärtiges Amt eine seld­­entscheidende Rolle gespielt, mußte der Pforte die vernünftige Lösung aufgezwun­­gen werden. Glücklicherweise hängt die Wahrung des Bestehenden­­ I im Orient nicht von der Einsicht der Pforte, sondern von den In­tentionn der europäischen Mächte ab und diese sind auf die Er­­haltung des status quo gerichtet. Gegen diese Intentionen aber wü­rde sich eine­ ultranationale Strömung in den Fürstentgämern als machtlos erwessen.­­ Nach allen diese 11 Erscheinungen zu schließen,wird au­ch das kommende Jahr ein friedliches in internationaler Beziehung sein. Die Staaten sind vorwiegend mit lütternen Fragen beschäftigt und von der Nothwendigkeit einer friedlichen Entwicklung­ drangen. -.

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