Pester Lloyd, Februar 1912 (Jahrgang 59, nr. 27-39)
1912-02-01 / nr. 27
4 . MKUUHHETHUD RR TEE 4 En unge KERN u eze 2 real Ar DE wi ? ERTL ETTTEEERTTTTETN EEE 68 x u ÉE § | . HI4 se at BE EN EN OHR TR Bus Fuji ia Al : News Exchange in Mainz. 59, Iahrgang. Kudapefl, Donnerstag, 1. Februar. 1912 ’ 4. Danneberg, M. Dukes, Haasenstein & Vogler, Rud. Mo. seg H, Sohalek" ast Jones & Co. Einzeln : Morgenblatt in Buda; 12 Heller, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller. Redaktion und Administration : V., Mária Valeria-uteza 12. — Manuskripte werden in der Falle zurück lit. — Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen . » “ A KER m & r B dang el Er 4, Ganzjährig 44 K., halbjährig 18 K., i7 vierteljährig 2 K. mehr. durch Herm. Goldschmidt PE = MORGENBLATT Ar, 27. c «- Budapest, 31. Januar. DB Monachie oder NMepubat, Portugal Hat seine Revolutionen. Morgen jährt sich der Tag zum vierten Male. Da der von Billa Bicola heimkehrende König Carlos und Kronprinz Louis Philipp in der Arsenalstraße durch zwei twohlgezielte Karabinerschüffe getötet wırden. » Der damals gleichzeits vertwundete Prinz Manuel bestieg inmitten einer tiefgehenden revolutionären Bewegung den bluttriefenden, Königsthron. Exit, als der verhaßte Soweilspräsident Sranco fluchtartig das Land verließ und die Vorschläge bezüglich der Erhöhung der Zivilliste und der Aufschüsse für den königlichen Haushalt aus dem Staatskchage, forte die anrüchige Reform der Bairskammer zurückgezogelt wurden, trat einige Beruhigung ein. Das am 3. Februar berufene Ministerium aus den beiden monarchischen Parteien konnte im April die Corteswahlen vornehmen, bei welchen die Royalisten einen wenn auch nicht allzu glänzenden Sieg davontrugen. Kaum zwei Jahre konnte indes die Ordnung aufrechterhalten werden. Bei Anbruch der Dämmerung eines der ersten Oktobertage des Jahres 1910 erschien die von brasilianischen Dampfer „Sap Paolo“ entsandte Dampfbarfafse vor dem Königspalast, um die königste Familie aufzunehmen. Nach anfänglichen Widerspruich willigte der jugendliche König ein und begab er mit seiner Mutter durch ein Spalier der königstreuen Truppen auf das Kleine Fahrzeug und mit ihm an Bord jenes Kriegsschiffes, das ihm Rettung bot. Das Haus Sachsen-Koburg und Gotha-Braganza war entthront. Am 8 Oktober 1910 wurde die Republik proklamiert. Seither ist es schon dreimal zu gefahrdrohenden Umwälzungen gekommen. Des ersten xoyalistischen Mutsches konnte die republikanische Negierung, wenn auch nur nach blutigen Kämpfen mit den Insurgenten, noch rechtzeitig Herr werden. Schon zu Beginn des laufenden, wo jungen, Jahres erhob der Ultramontanismus abermals jed sein Haupt. Die Anzeichen mehrten sich, daß Die in ihrem Siegeslaufe durch die Oktoberrevolution aufgehaltenen Slerikalen eine erste Umwälzung vorbereiten, deren Btved niemanden verborgen bleiben konnte. Das Ministerium Vasconcellos sah sich zu strengen Maßregeln veranlagt. Den Patriarchen von Lissabon wurde für Drei Monate der Aufenthalt in seiner Residenz untersagt. Das ab zu blutigen Kundgebungenen Die Freunde des Datrlahfens ‚und sie sind in Lissabon noch inunter zahlreich — drangen in den S Palast des Kirchenfürsten und setzen si gegen die intervenierenden Behörden zur Wehre. Daraufhin zogen auch die Republikaner vor das Batriarchat, und eine Weile hatte es den Anschein, als ob ein neuer Umsturz vor der Tür stünde, Kaunt hatte sich nun diese Bewegung einigermaßen gelegt, als jeßt, "chon nach wenigen Wochen. Die Streifunruhen auf die augenblicklich immer weitere Wellenkreise Zilla von energischen Mairegeln der Regierung fan ez schon in den ersten Stunden desselben zu argen Ausschreitungen. Die Ausständigen hinderten die Arbeitswilligen und umstellten die Drucereien der Tagesblätter. Sie hemmten den Verkehr der Straßenbahnen und zerstörten eine Reihe Strafenbahnwagen duc Dynamitbomben. Die in den Straßen von Lissabon patrouillierende republikanische Garde erwies sich alsbald als machtlos. So mußte der Belagerungszustand über den Distrikt Lissabon verhängt und der Chef der Lissaboner - Division General Carvalhaes zum Gouverneur der Hauptstadt ernannt werden. Imnnerhalb der Iberischen Halbinsel it es etwas Alltägliches, daß zwischen Den anscheinend widerstrebendsten und sich prinzipiell gegenseitig ausschließenden Parteien und Gesellschaftsklassen von Zeit zu Zeit innige Bande zur Erreichung eines und desselben Umsturzzwecke geknüpft werden. Erit kürzlich ist an Spanien eine Ministerfrise vorbeigehorcht, in deren Verlaufe die äußerst rechten Sonservativen Mauras mit den republikanisc-anabistischen Sängern Salmerons und Big Margals ziemlich unverhüllt gemeinsame Sache machten. Da nun schon einmal die Ereignisse am Tajo jedesmal ein gewaltiges Eh am Manzanares finden, darf man mit einer gewissen Bestimmtheit behaupten, daß zwischen dem Lissaboner Batriarchenstreite und dem derzeitigen portugiesischen Generalstreit ein inniger B Zusammenhang besteht. Das einigende Band D dürften allerdings manche Mißgriffe der republikanischen Regierung geboten haben. Sie ist aus dem eigentlichen spanischen liberalen Bürgertum " herbort gegangen und mußte daher sowohl die um ihre mehr hundertjährige Herrschaft gebrachten Kleritalen und Konservativen, als auch die um den Lohn ihrer Mitwirkung bei der besten Revolution gekommenen Arbeiter und Berufsrevolutionäre mählich von sie abstehen. Dabei it sie überall auf halben Wege stehen geblieben. Das Geje, das die Trennung zwischen Staat und Kirche dekretierte, hatte zival das französische zum Vorbilde, stießt aber von frag Helbheiten und liefert einen Klerifal veranlagten Staatsmanne auch heute, noc;. hinreichende Handhabe zur Bestätigung seinter, angestammten . Ideen und Gelüste. Es it das ‚beiläufig derselbe, Fehler, in den ‚ger ,..».,. va; Kék dagi azé jö N verfiel, als er im Grunde genommen, eine fortschrittliche, sogar radikale und den Republitanern gefällige Politik "betrieb, ohne aus derselben selbstverständlich die rechten Konsequenzen zu ziehen. Dadurch vermochte er die Radikalen und N Republitaner dennoch nit an seine Sache zu bringen, während er übrigen monachischen Fraktionen zu erbitterten Gegnern machte. Die Geschichte der Entthronung König Mantels is. noch nicht glaubhaft geschrieben worden; eine Menge Anzeichen spricht aber schon sei dafür, dass das denkwürdige Ereignis eher die Folge der konservativ-Elektalen Nante, als der revolutionären Bewegung von unten gewesen it. « Noch weniger als die Parteien der Rechten vermochte die neue republikanische Regierung die zahlreichen revoltionären und anarchistischen Fraktionen in Chad zur helten. Namentlich sind die fest in Mitien getretenen Getverkvereine von anacistischen Elementen durchjekt, die jede Gelegenheit ger ergreifen, um Unruhen anzuzetteln und jeden Friedensstörer willig die Hand dazu bieten. Dabei läßt die Arbeiterfürsorge in Portugal selbst viel zu wünschen übrig, während die kommunistisch-anachistischen Ideen immer mehr Eingang in die bäuerliche Bevölkerung finden. " Auch der jebige Generel streit it aus dem Aus stande der Landarbeiter in Evora hervorgegangen. E83 ist eine seltsame Erscheinung, daß die verschiedenen portugiesischen Regierungen der legten Jahre ihr Hauptaugenzmerk auf die afrikanischen Befisungen Portugals richteten und alles’ Heimische tunichst vernachlässigten. "Während das Staatsbudget noch immer an einem Jahresfehlbetrage von 15 Millionen Milreis (60 Millionen Kronen) labottiert und der Handel stoht, vermochte der frühere Finanzminister und Kammerpräsident Graf Penja-Garcia erst neulich in der Deutschen Solonialgesellhaft in Berlin ein wahres Loblied über Portugals Koloniale Arbeit in den legten dreißig Jahren anzustimmen. "Innerhalb Dieser Keeißig Jahre wurden dort 1500 Kilometer Eisenbahnen dem Bertehl übergeben, 11.500 Kilometer telegraphische Leitungen gelegt und 355 Poststationen eröffnet. Die" Einrichtungen des Hafens von Lorengo Marquez luden ihn an die erste Stelle in Südafrika; der Hafen von Lobito‘ in Westafrika verspricht gleichfalls einer der besten zu werden. Der Handel der westafrikanischen Kolonien belief sich auf 120, jener der ostafrikanischen Kolonien auf 311 Millionen Mark. Während der letten dreißig Jahre hat Portugal für die Zivilisation und Erforschung Afrikas große Opfer an Menschenleben, Kapital, Arbeit und Intelligenz gebracht, während im Mutterlande Die Arbeiterfrage ebenso brennend geblieben ist wie die Bauternage. So nur zu begreiflich, wenn die Royalisten auch den jebigen Generalstreit zu ihren Gunsten ausniben wollten. Dem ob seiner Verbindungen mit den Monarchisten aller lateinischen Nepubliten bekannten Pariser „Figaro” darf man es Daher, aufs Wort glauben, dass König Manuel „dem Vorgängen in seinem Heimatstande mit größter Aufngerljankfeit folgt“."" ; « « unter König Manuel : N eigenen Stlertfalen und alle ] : Feuilleton. Der Chevalier von Gramont. Von Michael Sojef Eisler. Unter den Memoirenwerken, die das Zeitalter Ludwigs XIV. schildern, gehört das Buch eines Engländers, Anthony Hamiltons, über seinen Schwager, den Chevalier de Gramont, zu den interessantesten der Epoche. Es besitz seinen eigenen graziösen Ton und ergängt die bitter- scharfen Erinnerungen des Grafen Saint-Simon, sowie die derbdeutiche Aufrichtigkeit in den Briefen der Brinzeisin , Elisabeth , Charlotte — bekanntlich „Liselotte” — mie ‚ein sentimentaler Flötenton „Die schärferen Dochesterstimmen.. “3 wurde zu allen Zeiten viel gelesen und vielfach ediert; die Ausgabe des berühmten englischen Politikers Horace Walpole it eine Dev Schönsten durch ihre Beigabe zahlreicher Stiche und eine Rarität für Buchliebhaber, die überhaupt nicht mehr aufzubringen il.iebt hat, der Literarhistoriker ‚Karl Federn imt Verlage Georg Müller-München, die Memoiren neu herausgegeben und in einen gewichtigen Supplementband die historischen Anmerkungen. ‚so tüchtig ‚besorgt, daß, das deutsche Bublitum endlich eine sorgfältige Ausgabe erhält, Die selbst die französischen übertrifft ‚und auch in Der äußeren Eischeinungsform dem wählerischsten Geschnark , entspricht, Eine Galerie der geschilderten Personen schmüct, die beiden stattlichen Bände, FR So, leicht und leihtfertig auch die Schilderungen vom Reben, eines abenteuerlichen Höflings sind, haben sie dennoch so innigen: Bezug zu Den Begebenheiten, eines Zeitalters des gesellschaftlichen Aufwandes und Den freiesten Sinnlichkeit, daß man aus ihnen,bvieles Heraushorchen kann, was Die Geschichtswerte nicht bieten. In dieser Hinsicht sind die Memoiren Hamiltons den Aufzeichnungen Saint-Simons und der Liselotte sogar überlegen, gerade weil sie einen reizvollen Gefühlsunterstrom haben, «der ihnen beinahe: den Schimmer eines ‚Lünstleritenproduttes verfeiht. Wir missen hier einhalten, daß die Atmosphäre eines tiefen Lebenswertes aufkommen konnte. Das siebzehnte Jahrhundert, so sehr er auch für die Entwicklung der Gesellshaftsfermen Bedeutung hat, fand nirgends den Ton jener echten Leidenschaftlichkeit, die das Kunstwerk ins Leben ruft. Jenes bekanmte (durch den Antelverlag vor einigen Jahren neu edierte) Werk „Die Briefe einer portugiesischen Nonne“ war eine so singuläre Erscheinung, daß es blog als Sensation galt. Die Echtheit und das „Erlebnis“ iniesen Briefen war so rein und überwältigend, daß man sie nur als den Ueberschwang eines erdichteten Liebesfalles verstehen wollte; die Wirklichkeit schien derartiges , auszuschließen. ‚Neben der Leidenschaft der „portugiesischen Nonne“ sind die Liebesfvege des Chevalier von Gramont jeder höheren Temperatur dar und unser Interesse wird ihnen nur deshalb zuteil, weil wie sie doch das Medium eines Erzählers kennen lernen. Immer, wenn jemand die Epidiale eines anderen erzählt, wenn wir im Spiegelbild einer Seele einen zweiten Menschen zur Gestalt werden sehen, haben wir die Empfindung, die nur den Kunstwerten ausgeht. Diesen Reiz enthüllen Hamiltons Memoiren, der treuherzig Die Abenteuer seines Schwagers berichtet und weil dabei zwei amüsante Geister zusammentreffen, in das Werk durchwegs fesselnd. Ueber die Entstehung iwissen wie mit soviel, daß der Chevalier , von Gramont als Greis die Erinnerungen diktiert haben sol. Hamilton war damals auch schon alt und wird als geistvoller Sonderling geschildert. Es it, wie wenn zwei alte Leute von übermütigen Jugendtagen träumen, mit dem Glanz der Erinnerung in den Magen. Daß der Chevalier zurzeit, als die Memoiren entstanden, sich nicht ganz verleugnete, beweist ein Ausspruch der Ninon de Lenclos, die doch für Männer gewiß den richtigen Eid hatte. "Sie sagte, Gramont sei ‚der einzige reis am Hofe gewesen, der nicht lächerlich war. Auch der Schauplan der Erinnerungen macht sie zum gewichtigen Dokument. Der Cheva- Hey war ein Liebling Ludwigs XIV. und des englischen sonnte.Aber trotz der Bürgschafte1,dieseviranführtemwsxics ein Leser,der unvermittelt an die Memoire 11«hexat1«tritt, vorerst unsicher wex dem denn die«ganze Existenz des Chevaliers baute«sichs-auf-jen·erdisk·reten Fähigkeit auf,s dem Glück beim Kartenspiel etwass nachhelfen zu können.Als Sprößlingeitt er angesehenen,do’ch kinderr eichen-.Familie kam der jimge Gramont ganz«mittellos an dethf und erhielt eine Pfründe samt dem·AT-be"tier,d«ern»hn.übrigensolliemals hinderth seinen’fröhlich an1tstinktenn«asch·zugehen. Damals twütete die Spiellust und niemand fand es anstößig, wenn man der blinden Göttin, des Zufalls hie und da einen zarten, doch umso nachdrüdlicheren Wink gab. Selbst der Minister und Kardinal Mazarin, ein leidenschaftlicher Kartenspieler, ließ füg von der Gier nach Gewinn derart Hinreißen, ‚daß er offenkundig betrog. Der Chevalier von Gramont war um nichts besser, als seine Umgebung — sonst hätte er sich niemals behaupten können —, und bis zu’ seinem ‚Lebensende waren die Einnahmen kein Spiel ‚seine ergiebigsten Einkunftsquellen. Obgleich jeder darum wußte, blieb Der Chevalier stets eine gern gesehene Figur am Hofe. Man möchte von Frivolität reden, wären diese Tatsachen nicht so einfach und harmlos erzählt; das ganze Zeitalter nahen den Falschspieler ebenso als gesellschaftsfähig. Hin, wie‘ man Heute ‚den ‚Beiführer eher bestaunt als unehrlich betrachtet. Der Ohrentoder des XVII. Jahrhunderts qualifizierte eben das Sorrigieren des Spielgradkes nicht als ehrenrüchtig und dent. Verfasser dieser Memoiren, sowwie seinem Helden. it ez „daher ‚nicht ‚Au beraten, Went sie von der Ambition, te Kengenofien ! " , ww 2 köz 4 x "4 "A