Pester Lloyd, September 1912 (Jahrgang 59, nr. 206-218)
1912-09-01 / nr. 206
Einzeln : Moler, in der 14 Heller. Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, ,Budapest,s31.August.« Um mißglücte Bravouren — mag, wer, sie. unternahen, Kovalit oder Justh heißen —, ist es immer ein amplid, Ding. Berwegenes ist bald gewagt, davon ganz zu schweigen, daß bisweilen mancher mutig erscheint, dem « bloß an Urteilskraft »gebrach, die Gefahren, in die er sich doch, sein Unterfangen begibt, zu ermessen. Wederhaupt der, wirkliche Held, will niemals Bravonien begehen, seine Taten werden unbewußt und ungewollt zu folchen, der den übermenschlichen Auschnitt, den ihnen die Titanenseele ihres Urhebers gab, und auch die wuchtige Willensmacht, die sich in ihnen betätigt hat. Darin eben unterscheidet sich Mut von Kedheit. Um es an einem Beispiel zu zeigen: der General Boulanger, der sich vermaß, die französische Republik stürzen und sich Die Kaiserfrone des großen Korsen aufs Haupt lesen zu wollen, blieb ein frecher Zölpel, den man auch, dann noch, belächeln mußte, als er am Grabe seiner Geliebten sich eine Kugel in den Kopf jagte, während Napoleon Bonaparte vielleicht niemals größer dürfte, als da er auf Sankt Helena die grausam Heinlichen Nörgeleien Hudson Lowes mit dem verhaltenen Zorn eines gefangenen Löwen ertrug. Wo bloß Mut und Wille einen Bund eingehen, da wird eben lediglich Muttwille daraus. Zum Heldentum gehört noch ein Drittel: genügende Kraft, um die gewollte Kühnheit in die ebenbürtige Tat umzufegen. Fehlt dieses Dritte, so gebiert der Treißende Berg eben eine lächerliche Maus, die, geplante Bravo wird’ zum Fiasso und der angehende Held kommt ech aelen zuc Utrede, — mag er nun Kovalik Zufth ‚heißen. Ueberhaupt, dieser Schulschwänzende arme, Junge, der Philister, der Strafe, meinten, "man müsse, die "Leute aus der schmwindeligen Höhe, two hundertfaktiges Verderben sie, umlauert, auf irgendeine Art herunterschaffen. Man kam heran mit Schubleitern; sie waren nicht hog genug, um an die Pfeilerfoige Hinanzureihen,.. — die Revolutionspolitik war noch Die höchstragende unter Diesen Leitern, auch sie verjagte, ja, als sie wieder fortgeschafft werden sollte, brach sie zusammen, und ihre Bruchstilce erfchlugen den , Grafen Khuen-Hedervary, | ihren MWersmeister. Da meldete sich ein , freiwilliger, Netzer in der Person des Herrn v. Lufaacs. Ihm sind die Höhen des demokratischen Gedankens vertraut, nicht so leicht wie andere ‚wird er da oben vom mörderischen Schwindel erfaßt. So wand ‚Glaube, der den Apostel ausmacht, fehlte. Sie risfen das Evangelium des allgemeinen Wahlrechtes, ein wirklich heiliges Evangelium, Das von den vielen Kreuzigungstoden der Demokratie und von ihrer jedesmaligen Auferstehung spricht, mit gieriger Krämerhand an sich, nicht um es 31 predigen und zum Siege zu führen, sondern um ’es auszuschroten. Die Wolfsmillionen, die aus der Entrechtung, sie ungeduldig in die Freiheit heraussehnen, waren nicht ihre geriechteten Brüder, für die man bis zum legten Blutstropfen zu streiten hat, bloß ein Sprungbrett waren ‚sie. diesem Klüngel, um aus den Abgründen des politischen Zusammenbruches, wieder auf gangbare Wege zu gelangen. Was sie im Parlament eingebüßt, das wollte die Spark. auf den Straße und durch die Straße wiedergewinnen. Das allgemeine Wahlrecht, das sie als ihr Ideal zu verkünden anfing, war ihnen bloß ein Spekulationsobjekt. Daran hat ihre Absicht nam durch eine kühne Bravourtat zu verblüffen, Schiffbruch erleiden müssen.· Das Proletariat,dem sie um den Bart gingen,hat am 23.Mai gezeigt,was es vermag.Nachher hairte es überzeugender Beweise gleichen Opfermutes vonseitens einer angeblichen Verbündeten.Worin aber bekundete sich die Todesverachtung,worin offenbarte sich der glühende Glaube der letzteren2.In einer Reihe»kindischer,widerwärtiger Katzenmusik etc.in knabenhaften Unbotmäßigkeiten gegen die Ordnung des Parlaments und zuletzt das war aber auch die heroischeste Leistung—in der täglich zweimal wiederholten abscheulichen Komödie,«das Einrücken de Polizei in den Sitzungssaal zu provozieren und« sich»in Märtyrerpose durchs die Braschialgewalt hinausführen zu lassen.Das war allethzasmn für das allgemeine Wahlrecht zu leidensbereit war.Sich für die Idee wurdee Straße niederreiten oder gar erschießen zu lassen,überließ man der Canaille««"511nsere oppositionelletj Bolititer sind. Herren, Die "tale - plebejiichen Anmwandlungen zu widerstehen wissen. Nicht spurlos sind diese lehrreichen Erfahrungen an dem Belte der Straße vorübergegangen. Die taftihihe Einheit mit der Iajthischen Talmidemokratie wurde zwar nicht aufgelöst, aber der Ehebund blieb unkonsumiert. Die Arbeiterschaft verhält « « . Feuilleton. Das Zdiksat des Freiherrn v. Berger. Von Felig Ealten. Mieten v. Berger, dem bat Glück auf so vielen Wegen «des Lebens, entgegenzulächeln schien, it im Grunde genommen ein recht unglückkicher Mensch gewesen. Aber er hat er nicht gewußt. Und wenn ihn manchmal eine Ahnung davon ergreifen wollte, dann hob sich sein wuchtiges Temperament mit aller Kraft gegen old, trübe Betrachtungen , und gegen jedes entmutigende Willen. Dieser Mann durfte den Mut nicht verlieren. Er durfte nicht. „Denn sein ganzes Leben war auf Hoffnungen gestellt. Hoffen und Warten. Er fraß mit all seiner Arbeit, mit „seinem ganzen rastlosen Wesen immer ‚nur das Heute, weil es ihm den Zugang zum Morgen verrammelte. Ihm war jeder neue Tag immer nur eine Verheigung, ‚ein neues Erwachen seiner Sehnsucht. Aber die Erfüllung wollte nicht kommen. Vielmehr: fie Lam zu spät. Viel Schlimmer: sie, fan wie Speise zum Verhungerten, der sie nicht mehr, genießen kann, wie hüllende Wärme zum Erfrorenen, der nun exit den Schmerz der Erstarrung, den ‚nicht mehr lösbaren Krampf des Frostes zu fühlen beginnt. .Sein Schicksal:er wollte Direktor des Burgtheaters werden. Sein Verhängnis, daß er ein ganzes Leben lang in diese Stellung ringen mußte. Seite Tragik: daß er ‚als alter Mann endlich) ans Ziel kam und müde in sich 'zusammenfiel. Wir fennen alle diesen merkwürdigen Ablauf seines Lebens. Aus einem ‚vornehmen Wiener ‚Bürgerhaufe, der Sohn des Ministers Johann Nepomuk Berger, erwwachsen und reifgeworden im der von reinster Intelligenz durchzwehten Atmosphäre des hoffähig gewordenen Liberalismus, war er von Jugend an ein Schöngeist. Er verliebte sich als Knabe schon in das Burgtheater, so heiß und so Heftig, wie nur das noble, atti: Härte Wiener Bürgertum der Siebzigerjahre in das Wegtheater verliebt gewesen ist. In das von Laube zur Wortfunft erhobene, von Dingelstedt in Makarts farbigen Bomp gehülfte Burgtheater. In das Burgtheater Sonnenthals, Hartmanns, der Wolter, Baumeisters, Mehners, in das Burgtheater , der "wohltemperierten, mit meisterhafter Eleganz gespielten Konversationsstüde und der Elassisch deflamierten Klassiter. Er hielt sich für prädestiniert. Die Erbschaft Laubes, die Erbschaft Dingelstedts und Wilbrandts sollte auf ihn übergehen. Diese erlaubten Traditionen wollte er weiterführen. Er hielt sich für auserlesen zu solchem Werk. Er war seine Bestimmung, seine Mission hienieden. Daran glaubte er fest. Auf tausendfache Art hat er seine Prädestination zu ergreifen gesucht. Er schrieb Berte. Er dichtete Gelegenheitsstücke zu den großen Festtagen des Burgtheaters. » man das alte Haus auf dem Michaelerplatz schloß«,waren die Verse seines Epilogss die letzten Worte,die in dem ehrwürdigen Saale erklangen,und die Verse seines Prologs waren die erstn 11 Worte,die im neuen Hause laut wurden.Als man das Denkmal Grillparzers enthüllte, war das Festpoem,das sie an diesem Abend im Burgtheater spielte 11,von Berger.Er wurde Universitätslehrer und trug Literaturgeschichte vor,er wurde Zeitungskritiker und rezensierte Theatervorstellungen.Er schrieb ästhetische und philosophische Essays.Er trat bei großen Anlässen,an hohen Feiertagen der Kunst als Leitartikler und Redner hervor.Er verließ seinen geliebten Wiener Boden, ging in die Fremde und zeigte in Hamburg mit einen , beständig nach Wien gerichteten Antliß, daß er fähig sei, ein großes Theater zu leiten. Ihm war es durch ein taktisches Bezieben entglitten, nach August Försters plöglichem Tode Direktor des Burgtheaters zu Weiden. Und er, der Laubes, der Dingelstedts Nachfolger sein wollte, fand nun das Log, der Erbe Burdharos und Edlenthers zu werden. "Zwei Ertze Jahre wur it es ihm beschieden gebwesen, die späte Erfüllung aller seiner Träume zu genießen. Und jedt, daß der Tod ihn mitten aus der Arbeit riß, wird es an seinem Grabe gesagt, daß er ein großer Direktor geworden wäre, wenn er früher an sein Ziel hätte kommen dürfen. Ach nein, — es ist nicht so sicher und so einfach Tiegen, hier die Dinge nicht. Dies „Zu spät !" erschöpft nit Die ganze Tragif, Die über Alfred — und Berfäummnisse "bereitet, vdl. Berger alle 2 Az | fáj "