Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1928. október (75. évfolyam, 223-248. szám)

1928-10-02 / 223. szám

vlEtLss, 2. OÄiodsr 1S2Z die amerikanische Küste wirksam geschützt werden soll — er­klärte Hearst —, so sind hiezu Unterseeboote in gleicher Weise ersordsrlich. Diese Typen von Abwehrmitteln sind für ^die Verteidigung ebenso wichtig wie alle anderen. Deutschland. Der Eindruck der Poincarërede. Telegramm unseres Korrespondcntc». Berlin, 1. Oktober. Heute nachmittag fand eine Sitzung des Reichskah inetts -statt, die >den ergänzenden Mit­teilungen über den Verlauf der Genfer Ta­gung nach der Abreife des Reichskanzlers von Genf galt. Bekanntlich'hat dann Staatssekretär von Schubert die deutsche Delegation geführt, und -so fiel ihm die Aufgabe zu, die mancherlei Erlcbnisie -nach der Besprechung der leitenden Stachsmänner iir der Sonntagskonferenz entsprechend zu ergänzen. Es han­delte sich heute natürlich um sehr wertvolle Mitteilun­gen, die nicht allein in den Verhandlungen über das Ab­­rüstungsproblöm enthalten waren. Der Bericht des Staatssekretärs von Schubert war übrigens so ausführ­lich, daß ettvL eine Debatte oder neue Beschlüsse noch gar nicht möglich waren. Immerhin bildete er eine cr­­-hebliche Bereicherung des Materials, das übermorgen, am 3. d., eine Aussprache des Ausschusses des Reichs­tages in einem großen U.mfan,ge ermöglicht. Selbftver­­-ständlich wird das Ergebnis dieses Gedankenaustausches nunmehr die Fmge berühren, welcher Weg zur Weiter­entwicklung der Frage der Räumung der be­­etztenG ebi ete am schnellsten zu führen geergnet ist. Inzwischen sind auch von französischer Seite ei-nige Beiträge zur Erkenntnis jener gLisilgen Voraussetzungen geleistet worden, mit denen die deutsche Politik in dieser Angelegenheit zu rechnen hat. Minister Briand hat schon in seiner Genfer Rede zu erkennen gegeben, daß ihm das jetzige deutsche -Heer nur als ein 'Kadergebilde erscheint, das in einem Ernstfälle dre deutfche Wehrkraft umfassen soll. Es würde wenig Wert haben, dagegen immer wieder zu polemisieren. Diese Anschauun­igen gehören in Paris fo ziemlich allgemein zu den -Grundbegriffen, auf denen sich die Kritik des ganzen deutschen' Heerwesens aufbaut. Das zeigte sich auch ge- Istem i,n der R ede d es Minifterpräsrd en­­ten Ponincarè in Chambéry, m der di: Leistungsfähigkeit der „5daders" in einem seltsaimn Widerspruch mit mancherlei Tatsachen beurteilt wird. Auf Wrund des Friedensvertrages ist der deutsche Soldat -der einzige in der Welt, der seinem Lande 12 Jahre zum Heeresdienst verpflichtet ist. In früheren Zeiten konnte er 'solche Verpflichtungen freiwillig auf sich -nehmen. Jetzt -aber ist er durch das Landesgesetz, das Deutsche Reich aber -durch Len Friedensvertrag gebunden. Wie seltsam, daß -fetzt noch immer diese Festsetzungen für Len deutschen Shldaten geltm! Den FriedenLmachern hat es. beliebt, dem -deutsck-en 'Volk die allgemeine, Wehrpflicht in dem Um­­^fange zu entziehen, wie sie vor 1914 bestand, ohne dafür eiin Milizsystem zu bewilligen, wie es in verschiedenen 'Ländern Europas besteht. Das hat nun die praktische Folge, daß naturgemäß die deutsche Wehrmacht nicht nn Laufe Ler-Jahre auch nur über Las Maß des Jahres 1921 hinauswä-chst, sondern ohne Nachwuchs noch nicht einmal -imstande sein wird, sich chre Leistungsfähigkeit zu er­halten, wie sie für den Schutz -des eigknan Staates auch gegen innere Gegner vorha-nden sein müßte. Eine solch: Lage des deutschen Volkes sollte man nicht als die Basis für eine zukünftige Entfaltung einer gewaltigen Wehr­kraft beurteilen. Jedenfalls darf kein wahrheitsgetreu denkender . Kritiker Liese Beschaffenheit des deutschen Wehrsystems als einen zur Vorsicht herausfordernden Faktor auffasssn, wie das gestern auch Herr Poinearè ge­tan hat. Wenn doch die früheren Gegner die deutschen Einrichtungen würdigen und abschätzen lernen würden, was sie zur Erfüllung -der unbedingten politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse nicht nur des eigenen Volkes, sondern auch ihrer Nachbarn notwendig haben! Leider sind wir alle miteinander zurzeit noch lange nicht so tveit. Die deutsche Preffe gegen Zaleski. sTelegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Oktober. Der Vorstand des Reichsverbandes der deutschen Presse deröfsentlicht eine Entschließung, in der der Verband als Be­rufungsvertreter der deutschen Journalisten sich in vollein Umfange der Verwahrung der . in Warschau ansässige:: deusichen Pressevertreter gegen die Angriffe onischließt, die der polnische Außenminister Zaleski gegen die -deutsche Presse in ihrer Gesamtheit gerichtet hat. T-er Reichsverband stellt fe-st, daß das Vorgehen des Ministers, in führender staats­­männischer Stelle die Presse eines anderen Landes generell der Lügenhaftigkeit zu zeihen, im interilationalen Verkehr der Völker ohne Beispiel sei. Ein solches Verhalten sei nn­­vereinbar mit dem Wunsche nach einer Besserung der Be­­zichungen zwischen dem deutschen und dem polnischen Volke un-d nach einem Ausgleich der noch bestehenden Gegensätze. -KW ' i. >^W , .. ' - -LÄK-' MW MM -choroll war. Jddesmal, wenn der Kchrvei-m kam, der die düstere VergängilichVeitsweisheit mit -der tröstenden Gw'Wkeitsigew-'ißhèit mischt, jedesmal, wenn es zum Schluß der Verse zu singen galt: „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb' in GwiAeitl" hollten die rauhen Stimmen der Dörfler zu letzter Wucht aus. lind jedesmal überschlug sich das Glückâgefüchl in der Brüst des jungen Küsters vor dem Altar. „Alles Ding währt ssine Zeit?" Er hatte es vor sich -liegen, das ganze, goldige, lange, unermeßlich -lange Leben. Glück und Liche warteten sein. Er staüd am Beginn, stand am Eiügang feines sig-en-tlichen Düssins. Heute aber? Vater Christopher flimmerte es vor den Augen. Was hatten die achtundvierzig Jahre, d-e hinter ihm lagen, gebracht? Liebe? Ja! Glück? Ja, auch LasI Wer sie waren immer weiter in die Nebelferne ent­wichen. Mühe hingegen und Sorge waren geblieben. Waren größer und schwerer und drückender geworden. Von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag. „Alles Ding währt seine Zeit," murmelte der Greis, dessen Herz nun nach einem Halt -suchte, „Gottes Lieb..." Nein. Das konnte er nicht mehr sagen, nicht mehr glauben! Er mußte morgen fort aus seinem Dorf, aus seinem Kirchlein, von seiner Orgel. Fort! Warum hatte ^Gott ihn nicht sterben lassen an seiner Krankheit. Warum ihm dieses letzte Abschiednehmen nicht erspart? Hilfe flehend irren die verglasten Augen des Alten zu dem Cl^istusbild hinauf. Keine Antwort. Der Him­melanfahrende lächelt noch immer. Wer gleichmütig, ftrn, unerreichbar fern. Was tun? Wo Halt finden? Wo Ret­tung suchen? Vater Christopher kommt ein erlösender Gedanke. Er will noch einmal, wie vor achtundvierzig Jahren, am Altar niederknien. Noch einmal den Kopf auf die Holz­brüstung legem Und Gott — den unsichtbaren Gott im Himmel — um Hilfe Litten in der schwersten Stunde seines Lebens. -Der Greis schleppt sich Lie drei Stufen aus dem Mittelgang hinauf. Wankt dem Altar zu. Will sich auf Lie Knie niederlassen. Aber das geht nicht mchr wie vor achtundvierzig Jahren. Erst müssen die Hände einen Halt haben. Doch was ist das? -Sein Kirchlein zittert in den Grundfesten. Die Holzbrüstung weicht vor seinen Händen zurück. Aus­richten! Doch schon hat er in Erwartung des Haltes durch die Hände den Körper zu weit nach vorn geneigt. Schon sind die Knie zu tief gebeugt. Es gibt kein Zu­rück mehr. Niedersinken! Wo ist die Brüstung? Besin­nungslos greifen die Hände nach dem rettenden Holz. Greifen ins Leere. Dumpf schlägt das Haupt des Fallen­den auf die scharfe Kante des niedrigen Altargeländers. Ein Schmerzlaut. Ein Seufzer. Lang und leise. Dann ist es still im Cambser Kirchlein. Sterbestill. Nicht -lange Äarauf list -des Küsters Frau lgekommen, -ihren Mann zu suchen. Sie hat einen Toten -gefuüden. Ms man Vater Ehristvphler -bsgvüb, ist -die Cambser Kirche so voll gewesen, wie nie zuvor uüd nie nachher. Zum Stevbechoral hat Lie Frau, Lie ihre Wsicht, in die StiÄdt z:l ziehen, aüsigsgöben uüL ir: einer T-a-glöhuerkate ein Stiibchen gemietet hatte, den Lieblingschoral des Verstorbenen gewählt: „Sollt' ich meinem Gott nicht sing-en?" Der Pfarrer hatte Einlvend-ungen gemacht: Ein Lob- uüd D-an-kliäd, ein Jübell-ied an -einem -Sarge? Die Witwe hatte sich nicht unistimmen lassen. Wohl kamen die ersten Verse -des GemeinLeges-anges zaghaft heraus. Bâ über war -das Ungewohnte über­wunden. Die machtvollen Männerstimmen siegten über die schluchzeüden Fvauentöne. Dann riß Lie sturmstarke L0bl-ie>dweise -auch Lie-se mit fort. Und am Schlüsse um­klang Len SchöidenLen im Sarge zun: letzten Gruß mit hellentfachter Wucht, überbraüst vom Jauchzen der Orgel — volles Werk! Mixtur! Sämtliche Koppelun­gen! — wie einst dem Kommenden zum Willkommgru-ß b-ivser Lebens- uNd Sterbenskchrreinu „Alles Di::g währt seine Zeit, Gottes Lieb' in Ewigkeit!^ Die blutigen Wahlexzesse in Geesthacht. Hamburg, 1. Oktober. sWolff.s Nacheiner-Mel-dungdesHamburger Frembenblattes beträgt die Zahl der -bei dem gestrigen blutigen Wahlkampf in Geesthacht schwerverletzten Personen 16 und die Zahl der Verletzten etwa 80. Die -Schwerverletzten sind im -Krankenhaus untergebrocht. .............. Oesterreich. Der 7. Oktober. Ttlegramm unseres KorresponLente». Wien, 1. Oktober. Das Bundespolizeiamt Wiener-Neustadt hat, wie gemel­det, den sozialdemokratischen Arbeitertag am 7. Oktober ver­baten. Die Sozialdemokratische Partei hat aber bisher keinen Protest an der: Landeshauptmann erhoben. Dem heute er­lassenen Verbot der Bundespolizei war eine Begründung beigegeben, in der es heißt, aus dem hier amtlich bekannt ge­­wordeuen Programm gehe hervor, daß die ganze Stadt mit Ausnahme des Akademieparkes derart besetzt werde, daß für die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen kein Platz bleibe. In her amtlichen Mitteilung heißt es, daß geger: diesen Bescheid binne:: zwei Wochen die Beru­fung eingebracht werden kann. Der Arbeitertag war bekannt­lich als Gegendemonstration gegen den für den 7. Oktober einberufenen Demonstrationsaufmarsch der Heimwehren ein­­berufen worden. Die bisherigen Verhandlungen, die am Nach­mittag eingeleitet wurden und bis in die späte:: Abendstunden dauerten, hatten den Zweck, den Aufmarsch und die Tagung derart zu regeln, daß beide Veranstaltünger: ohne Zusammen­stöße sich vollziehen. Die Verhandlungen sind sèdoch ge­scheitert. Zusammenstöße liegen infolge­dessen im Bereiche der Möglichkeit, da beide Gruppe:: in der Stärke von je 20.000 Mann äufmarschieren. Tie Sozialdemokraten lehnen nui: jede Verantwortung ab, da infolge des Verbotes Arbeiter ohne Führung seitens sozialdemokratischer Funktionäre aufmarschieren wer­den. Die Verhandlungen werden morgen fortgesetzt werden. Die Frage des Rekurses jedoch soll im Laufe der Nacht in Wiener-Neustadt in einer Beratung der sozialdemokratischen Mandatare erledigt werden. Es sei nicht ausgeschlosien, heißt es in informierten Kreisen, daß die Sozialdemokratische Partei auf das Rechtsmittel der Berufung, deren Schicksal ohnedies vorauszusehen sei, überhaupt verzichten werde. Vorläufig zeigt sich noch keine taugliche Lösungs­möglichkeit, die mit besonders starker Spannung erwar­tet wird. Wien, 1. Oktober. sU. T.-K.-B.) Wie al:gek:indigt, haben heute nachmittag ::ach der Erlass:mg des Verbotes Besprechungen zwi­schen den sozialdemokratischer: Parteive r­­lreter:: und dem Landeshauptmann Buresch stattgefimde::. Die Sozialdemokratei: erklären, daß sie des­halb in die Besprechungen eingetretei: seien, um das Odium von sich abzrüvälzen, daß sie puf ein Blutvergießen hinarbei­ten. Sie gäbe:: jedoch der Ansicht Ausdruck, daß die Bespre­chungen keine:: Erfolg zeitigen könnten, wenn entgegen ihre:: Beweisen von Friedfertigkeit die Heimwehrleute auf ihrern i::tra::sigentel: Standpunkt verharren. Es heißt. Laß der La::­­deshauptmann sich der Hoffnung hingibt, daß er bei derr Heimwehren angesichts der jetzigen Lage eine entgegen-

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