Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. október (79. évfolyam, 221-245. szám)

1932-10-01 / 221. szám

PESTER LLOYD Samstag, 1. Oktober 1932 • 4 • Kommunal - Angelegenheiten Die Stadtentwicklungsprobleme. Die zur Ausarbei­tung eines rationellen Stadtentwicklungsprogramms ent­sendete Kommission hielt heute unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Dr. Harrer eine Sitzung ab. Dr. Harrer, der, wie bekannt, in einem großangelegten Elaborat die von der Kommission zu lösenden Probleme mit großer Sach­kenntnis behandelt hat, erörterte in seiner Eröffnungs­rede die Aufgabe der Kommission. Diese bestehe in der Ausarbeitung eines auf alle aktuellen Stadtbauaufgaben sich erstreckenden Programms, in dem sie die Richtlinie^ für eine den modernen Anforderungen entsprechende Stadtentwicklung vorzuzeichnen habe. Hierauf beschäf­tigte sich die Kommission mit dem Projekt der Stadt­randsiedlungen; sie nahm in dieser Frage den Standpunkt ein, daß das Projekt aus verschiedenen Gründen nicht verwirklicht werden könne. Siedlungen könnten nur an der Gemarkung von Großbudapest errichtet werden. Das für die Siedlungen bestimmte Geld sollte die Hauptstadt zum Bau von Notwohnungen verwenden, wodurch mehr Erwerbsmöglichkeiten geschaffen würden als durch den Bau von Siedlungen. In der nächsten Sitzung wird die Kommission in die Verhandlung des Harrerschen Elabo­rats eingehen. Verlängerung der Fahrtbegünstigungen auf der Zahn­radbahn. Die Hauptstadt hat die Gültigkeitsdauer der ermäßigten Tarifbegünstigungen auf der Zahnradbahn bis Ende Oktober verlängert. Die ermäßigten Eahrtgebühren stellen sich wie folgt: Touristenkarte III. Klasse auf den bis halb 8 Uhr abführenden Zügen 24 Heller, für die III. Klasse sämtlicher Züge: für die Bergfahrt 44 Eleller, II. Klasse 52 Heller, für die Talfahrt III. Klasse 28 Heller, II. Klasse 36 Heller- Tour-Retourkarten III. Klasse 52 Heller, II. Klasse 68 Heller, Kinderkarten 24 Heller. Lokalnacliriclblen Ein Gattenniord? Die Polizei hat gestern den 33jäh­­rigen Pferdewärter Alexander Weisz aufgegriffen, der bei einem Schaubudenbesitzer im Stadtwäldchen einen Diebstahl verübt hatte und flüchtig geworden war. Im Evidenzbureau stellte és sich heraus, daß Weisz, der früher Kommis bei einem Spezereihändler war, wegen ähnlicher Delikte bereits vorbestraft ist. Unter diesen Umständen half ihm das Leugnen nichts und es wurde über ihn die Präventivhaft verhängt. Heute früh meldete sich nun der Häftling beim Referenten und erklärte, daß sein Gewissen ein schweres Verbrechen belaste. Er er­zählte weitläufig, daß ihn seine Frau verlassen habe und zu Verwandten nach Soroksár gezogen sei. Er ver­suchte seither wiederholt, die Frau zur Rückkehr zu be­wegen, aber vergeblich. Vor einigen Tagen willigte die Frau endlich ein, mit ihm auf. dem Donaukai unterhalb der Franz Josef-Brücke, zusammenzukonimen. Hier wie­derholte Weisz seine Bitten, wurde aber wieder abge­wiesen' In seinem Zorn faßte er die Frau und stieß sie in die Donau, wo sie sofort in den Wellen verschwand. Die Polizei läßt nun durch die Soroksáréi- Gendarmerie diese Angaben überprüfen. • Übereifer. Die Polizei richtet schon seit längerer Zeit ihr besonderes Augenmerk auf den Tisza Kálmán-tér, wo die Verhältnisse besonders in bezug auf die öffentliche Sittlichkeit viel zu wünschen übrig lassen. Seit eini­ger Zeit versehen hier Polizisten in Zivil den Inspektion.s­­dienst, die die Liebespaare streng im Auge behalten. Vor­gestern traf auf diesem Platz ein Mädchen mit einem Mittelschüler zusammen und beide gingen miteinander nach der Kun-ucca, als sie von einem Mann angeherrscht und aufgefordert wurden, ihm zu der Stadthauptmann­­fichaft des VIII. Bezirks zu folgen. Als die Beiden prote­stierten, wurden sie von dem Unbekannten, der sich als Konstabler in Zivil legitimierte, verprügelt und ziemlich unsanft zur Polizei eskortiert. Als sie auch dort gegen dieses Vorgehen protestierten, erhielten sie diesmal in der Wachstube eine Tracht Prügel. Vor dem Polizeibeamten stellte es sich heraus, daß das Mädchen 12, der Knabe 16 Jahre alt sei. Beide sind Kinder guter Eltern, die sich sofort hei der Polizei meldeten und ihre Kinder abholten. Der Zivilpolizist scheint in seinem Übereifer einen Miß­griff getan zu haben. Der Fall wurde dem-Oberstadthaupt­­mann gemeldet, der eine strenge Untersuchung angeord­net hat. Verkehrsunfall. In der Temesväri-ucca in Újpest ist beute nacht der Lastwagen des Kutschers Josef Kurdi mit einem Waggon der Straßenbahnrelation G zusammen­gestoßen. Der auf dem Wagen sitzende Tischler Stefan Pál wurde weit fortgeschleudert und erlitt so schwere Verletzungen, daß er in das Károlyi-Spital gebracht wer­den mußte. Zur Katastrophe des Asbóthschen Propellerwagens. Die Ingenieurkammer teilt im Zusammenhang mit der jüngsten Propellerwagenkatastrophe mit, daß der Luft­schraubentechniker Oskar Asbóth, der die Versuchsfahr­ten dieses Wagens geleitet hat, kein Ingenieur ist. Zeichenfaehiehrkurse. Am 16. Oktober d. J. be­ginnen in der staatlichen höheren Gewerbeschule fach­liche Zeiohenlehrkurse für Bau- und Möbeltischler, Bau­­und Kunstschlosser, Wagner, Gas- und Wasserleitungs­installateure sowie Maschinentechniker. Die Teilnehmer­gebühr für die 20 Wochen dauernden Lehrkurse beträgt 24.30 Pengő. Einschreibungen in der Direktionskanzlei VIII., Népszinház-ücca 8, täglich zwischen 10 und 12, ferner am 14. und 15. Oktober nachmittags zwischen 5 und halb 7 Uhr. Gottesdienst. In der evangelischen Kirche auf dem Deák­­tér finden Sonntag, 2. d., zur Feier des Erntedankfestes um halb 9 Uhr vormittags deutsche Abendmahlsfeier und um halb 10 Uhr vormittags deutscher Gottesdienst statt. Donners­tag, 6. d., um 5 Uhr nachmittags deutsche Wochenandacht. SPIELPLÄNE DER THEATER FÜR DIE NÄCHSTE WOCHE: Nationaltlieater: Montag (A-bérlet 2.) Mittwoch (D-bérlet 3.) „Két szék közt a pad alatt“. — Dienstag: „Azra“. — Donnerstag: „Ocskay brigadéros“. — Freitag: „Peleskei nótárius“. —' Samstag: „Veronika“. — Sonntag: „A tábor­nok“ (V28). — Sonntag nachmittag (Vs4): »Az aranyember. Lustspieltheater: Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sams­tag: „Jó házból való urilány“. — Dienstag, Freitag und Sonntag: „Emmy“ (8;. Ungarisches Theater s Montag, Dienstag, Mittwocn, Donners­tag und Sonntag nachmittag: „Csók a tükör előtt“. — Freitag, Samstag und Sonntag: „Harmonia“ GM—8). Innerstädter Theater s Allabendlich: „írja hadnagy“ (8). — Sonntag nachmittag *M: „Tűzmadár“. Hauptstädtisches Operettentheater: Allabendlich' „Mano­­lita“ iS). Königstheater: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag: „Üdvöske“ (8). Kammertheater: Montag, Mittwoch und Sonntag nachmittag : „Előfordulhat a legjobb családokban is“. — Dienstag und Donnerstag: „A nagy dij“. — Freitag: „Fanny“ (Öffentliche Generalprobe); Samstag: „Fanny“ (Premiere); Sonntag: „Fanny“ (Vs4—3/i8). Pester Theater: Allabendlich : „A teve“ ; Donnerstag : (Da­­méntag) (8). — Sonntag nachmittag (4): „Tavaszi álom“. Theater-Varíeté LabrioSa : Allabendlich (8) Mittwoch, Sams­tag und Sonntag nachmittag (4): Toros, spanische Revue, und das internationale Varietéprogramm. KINO FÜR HEUTE; Belvárosi (Tel.: 833—29): „Két világ szerelmese“ (Cuban Love Song [Lawrence Tibbett, Lupe Velez]); „Stan és Pan válik“ (Laughing Gravy); Wochenschau. An Wochentagen: (rechter Saal) 5, viertel 8, halb 10, (linker Saal) 8; Sonn­tag': (rechter Saal) 4, viertel 7, viertel 9, (linker Saal) 5, viertel 8, halb 10 Uhr. Capitol (Tel.: 343—37): „Gettó szive“ (No Greater Love [Alex­ander Carr]); Artur Fehér; Wochenschau. An Wochen­tagen (außer Samstag): 5, viertel 8, halb 10; Samstag, Sonntag: halb 4, halb 0, halb 8, halb 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei billigen Preisen der Plätze.) City (Tel.: 111—40): „Gettó szive'* (No Greater Love [Alexan­der Carr]); Artur Fehér; Wochenschau. An Wochentagen: 4/6, 8, 10; Sonn- und Feiertagen: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen der Plätze.) Corvin (Tel.: J. 389—88, 395—84): „Két szív, egy dobbanás“ (Zwei Herzen lind ein Schlag); „Mozgás a természetben“ (Eile mit Weile); Wochenschau. An Wochentagen: halb 6, halb 8, halb 10; Sonn- und Feiertagen: halb 4, halb 0, halb 8, halb 10 Uhr. Elit (Tel.: 161—51): „Halló! lit szerelem!“ (Sehnsucht 202 [Magda Schneider, Fritz Schulz]); „A csókallasé“ (Der Frauendiplomat [Martha Eggerth, Max Hansen, Leo Sle­­zakj). An Wochentagen: 4, 7, 10; Sonntag: 2, halb 5, vier­tel 8, 10 Uhr. Homeros (Tel.: 961—00): „Az amerikai fiu“ (Un Fils d’Amé­­rique [Annabella, Albert Préjcan]); „öt Adam, egy Eva“ (Fünf von der Jazzband [Jenny Jugo, Theo Shall]). An Wochentagen: halb 5, 7, halb 10; Sonntag: 2, halb 5, 7, halb 10 Uhr. Kamara (Tel.: J. 440—27): „Nem kérdeni, ki vagy“ (Ich will nicht wissen, wer du bist [Gustav Fröhlich, Liane Haid, Szőke Szakáll]); Tönende Wochenschau. An Wochentagen: 4, 6, 8, 10; Sonn- und Feiertagen: 2, 4, 6, 8, ,10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen, der Plätze.) Olympia (Tel.: J. 429—47): „Quick“ [Lilian Harvey, Haus Al­bers,- Paul Hörbiger]); ,,A nagy attrakció“ (Die große Attraktion [Richard.Tauber, Siegfried Arno]). An Wochen­tagen: halb 4, dreiviertel 7, dreiviertel 10; Sonntag: halb 3, dreiviertel 4, dreiviertel 7, dreiviertel 10 Uhr fortlaufend. (Die erste Vorstelljung bei billigen Preisen der Plätze.) Orion (Tel.: 831—02j: „Fdhér rabszolganők“ (Tänzerinnen für Südamerika gesucht [Dila Parlo, Paul Otto, Harry Frank]); .„.Stan és Pan“ (Burleske); Wochenschau. Täg­lich: 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen der Plätze.) (Tel.: 220-98, 292-501: Prolongiert! „Tarzan, az őser­dők ura“ (Tarzan, dér Herr des Urwalds [Johnny Weissmüller]); Tönende Wochenschau. An Wochentagen: Von 2 bis 6 fortlau­fend, dann 6, 8, 10; Sonntag: Von 1 bis 4 fortlaufend, dann 4, 6, 8, 10 Uhr. Rialto (Tel.: 394—97): „Aranypók“ (The Spider [Edmund Lowe]); „Quick“ (Lilian Harvey, Hans Albers); Wochen­schau. An Wochentagen: 4, dreivierlei 7, halb 10; Sonn­tag: Ab 2 Uhr fortlaufend. (Die erste Vorstellung bei billi­gen Preisen der Plätze.) Ufa (Tél.: 197—68): „Hajnali merénylet“ (Schuß im Morgen­grauen [Karl Ludwig Diehl, Theodor Loos]); „A titok­zatos hajó“ (Das geheimnisvolle Schiff); Wochenschau. An Wochentagen: 4, (halbe Preise der Plätze), '6, 8, 10; Sonn- und Feiertagen: Von 2 bis 6 fortlaufend (halbe Preise der Plätze), dann 6, 8, 10 Uhr. Urania (Tel.: 1 CO—46): „Hajnali merénylet“ (Schuß im Mor­gengrauen [Karl Ludwig Diehl, Theodor Loos]); „A titokzatos hajó“ (Das geheimnisvolle Schiff); Wochen­schau. An Wochentagen: halb 4 (halbe Preise der Plätze), halb 6, halb 8, halb 10; Sonn- und Feiertagen: Von halb 2 bis halb 6 fortlaufend (halbe Preise der Plätze), dann halb 6/halb 8, halb 10 Uhr. Royal Apolio (Tel.: 419—02, 429—46): „Nem kérdem, ki vagy?!“ (Ich will nicht wissen, wer du bist [Liane Haid, Gustav Fröhlich, Szőke Szakáll]); Tönende Wo­chenschau. An Wochentagen: 4, 6, 8, 10; Sonntag: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen der Plätze.) Forum (Tel,: 897—07, 895—43): „Az érzéki száj“ (Der träumende Mund [Elisabeth Bergner, Rudolf Förster, Anton Edthofer]); Tönende Wochenschau. An Wochen­tagen 4, 6, 8, 10; Sonntag: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Prcispn der Plätze.) Décsi (Tel.: 259—52, 213—43): „Sárga passzus“ (The Yellow Ticket [Elissa Landi, Lionel Barrymore]); Tönende Wochenschau. An Wochentagen: 4, 6, 8, 10; Sonntag: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstel­lung bei halben Preisen der Plätze)' Corso (Tel.: 874—02): „A sárga passzus“ (The Yellow Ticket [Lionel Barrymore, Elissa Landij); Wochen­schau. Täglich: dreiviertel 4, dreiviertel 6, dreivier­­tel 8, dreiviertel 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen der Plätze.) Omnia (Tel.: J. 301—25): „A sárga passzus“ (The Yel­low Ticket [Elissa Landi, Lionel Barrymore]!; Wochenschau. An Wochentagen: 4, 6, 8, 10; Sonn­­und Feiertagen: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vor­stellung bei halben Preisen der Plätze.) Palace (Tel.: 365—23): „Piri mindent tud" (Margit Dayk.i, Gyula Kabos, Martin Rátkai, Anton Páger, Erzsi Eöry); Tönende Wochenschau. An Wochentagen: 4, 6, 8, 10; Sonntag: 2, 4, 6, 8, 10 Uhr. (Die erste Vorstellung bei halben Preisen der Plätze.) Literarische Rundschau Ein neuer Roman von Franz Körmendi. In einem Abteil zweiter Klasse des Schnellzuges Budapest—Berlin sitzen vier Personen: eine junge, hübsche Dame, ein eleganter Herr, Fünfziger, wohLbeleitot, aber immerhin noch stramm und empfänglich für weibliche Schönheiten, sein dreizehnjähriger Sohn im gefährlichen Aller der Pubertät, und Herr Kovács, Elektrotechniker, dreiunddreißig Jahre alt, unverheiratet, zum leidenden Helden des Romans auserkoren. Drei Männer gegen eine Frau. Das ungefähr ist das skizzenhaft entworfene Situationsbild, die strategische Aufstellung in dem Roman „Ind. 7.15 via Bodenbach“ („Ab 7.15 via Bodenbach“) von Franz Körmendi, der soeben im Athenäum-Verlag erschienen ist. Franz Körmendi bedeutet für die ungarische Er­zähl ungsliteratur eine Verheißung. Seine Laufbahn als Schriftsteller hat der begabte junge Mann allerdings unter den denkwürdigsten und glücklichsten Auspizien be­gonnen, mit einem internationalen Preis, der ihm für sein Erstlingswerk „Budapesti kaland“ zugeteilt wurde. Der Roman wurde an dieser Stelle ausführlich und mit viel Anerkennung besprochen. Nun folgt nach dem ersten der zweite Roman. Nach dem Versprechen die Erfüllung. Für den Autor ist die Situation äußerst bedenklich. Es wird von ihm viel mehr als von allen anderen gefordert. Das Halten des Niveaus wenigstens. Womöglich ein Fort­schritt, eine Entwicklung, die Abstreifung der natürlichen Fehler und Makel des Anfängers, die Befreiung von den Schlacken und Bnüchen des im finstern Herumtappenden. Nun muß vorausgesagt werden: sein Reiseroman „Ab 7.15 via Bodenbach“ ist nicht so großzügig, nicht so umfangreich, natürlich auch nicht so ü’beraschend wie der erste. Zweimal hintereinander überraschen, das wäre zu viel verlangt. Hingegen ist die jüngste Erzählung Körmendis straffer, einheitlicher, dramatischer und öko­nomischer. In knappen Zügen versteht er menschliche Charaktere und Schicksale zu schildern; an seinem Humor merkt man die zunehmende Reife, die Tiefe des Denkens, den Niederschlag trauriger Erfahrungen. Noch Hat er das Unruhige, das Zappelige des Stils, das an amerikanische Vorbilder, vorzüglich an den genialen Dos Passos, er­innert nicht abgestreift. Aber es ist ebensogut möglich, daß diese Hast, dieses heftige Atmen seine Eigenheiten sind, seinem Temperament, seiner physischen und psychischen Beschaffenheit entspringen. „In einem Eiscnbahnkupee ...“, so beginnen wohl einige tausend Anekdoten. Körmendis Anekdote gehört zu den spannendsten, wenn auch nicht zu den lustigsten. Die drei Männer möchten die hübsche Alice Morék ver­schlingen. Vater und Sohn sind stille Nebenbuhler des dritten Herrn um die augenblickliche Gunst des Mäd­chens. Sie erreichen nichts, denn sie steigen schon in Prag aus. Allein bleibt mit inr Herr György Kovács, der sich wahnsinnig in die schöne Reisegefährtin verliebt. So wahnsinnig, daß er imstande wäre, alles für sie zu opfern, die wichtige Geschäftsreise nach Berlin zu unter­brechen, nur um eine Nacht in ihren Armen zu verbrin­gen. Die Frau hat Bodentoach, die Grenzstation zwischen der Tschecho-Slowakei und Deutschland, zum Reiseziel, da ist sie zu Hause. Kovács steigt ebenfalls in Boden­bach ab, versäumt die Weiterfahrt, ist im Begriff, die Morék zu verfolgen. Da erfährt er, daß sie eine Dirne ist, eine gefährliche Hetäre, die ihrer armen Familie nur Schande und Kummer bringt. Mit dem nächsten Zug fährt er ernüchtert weiter. Die Alice Morék, die- sich als Tochier vornehmer Eltern, als Malerin, als schöne Seele und keusche Jungfrau aufführte, war nur ein böser Traum... „Um einen Traum weniger...“ Es ist eine nicht nur moderne, es ist eine heutige Geschichte. Aller jüngsten Datums ihre Figuren; sie be­wegen sich in einer unheildrohenden krankheiterregen­den Atmosphäre. Ganz besonders der junge Mann, des­sen intimste Gedanken, Sorgen. Leidenschaften und Schwächen der Autor so genau kennt wie die eigenen, so daß er oft in erster Person von diesem Kovács Gyuri spricht. Wir haben eine einzige Einwendung gegen den Roman: zum Schluß ist die arme Anna Alice Morék zu grell, zu düster gemalt. Wozu ihre schmutzigen Aben­teuer in ihrer ganzen Breite vorgelegt werden, will uns nicht einleuchten. Man versteht endlich und schließlich: der Autor wollte den Kontrast zwischen Lüge und Wahr­heit, Traum und Wirklichkeit in seiner ganzen Dynamik klar machen. Er tut des Guten zu viel. Im übrigen ein Buch, das jeder, dem der Name des jungen Romanciers bereits bekannt ist, unbedingt lesen wird. Und hat er es gelesen, so wird er das Buch nicht mit Enttäuschung aus der Hand geben. Es ist in jeder Beziehung für das Publikum lesenswert, für den Kritiker lobenswert. K. S. Szirmai Rezső: Gyilkos vagyok! Budapest. Ein ge­schickt und mit wirksamen Mitteln durohgeführter Ver­such, Berichterstattung in die Sphäre der Literatur zu erheben. Der Verfasser verfügt über eine Beobachtungs­gabe, die man beinahe schöpferisch nennen kann. Er läßt die Wirklichkeit in ihren kleinsten Einzelheiten vor unse­ren Augen erstellen. Umriß drängt sich an Umriß, Szene en Szene, dramatische Spannung und Entspannung fol­gen einander unvermittelt mit atemberaubender Schnellig­keit. Es ist erstaunlich, was hier an Sensation, Bewegung, an Frage und Antwort in den Rahmen einer Gerichtsver­handlung gepreßt wird. Richter, Staatsanwalt, Verteidiger, Angeklagter, Zeugen, Publikum — sie leben ein eindrucks­volles Leben: man hat das Gefühl, als sähe man alles mit eigenen Augen, höre man alles mit eigenen Ohren. Und als schließlich der Schuldige entlarvt wird und unterliegt, die Unschuld aber triumlphiert, kommt auch das mora­lische Gefühl voll zu seinem Recht. t. t. „Ismeretlen uton.“ (Jugendroman von Rolla Walles­hausen, Singer u. Wolfner-Veriag.) In der Serie der „Százszorszép könyvek“ ist dieses niedliche Buch aus der Feder der Jugendschriftstellerin Rolla Walleshausen er­schienen. Ein anmutiges, jugendfrisches Werkchen, das die Schicksale der kleinen Betti schildert, die nach schwe­ren, unheilvollen Zeiten endlich das ruhige Glück an der Seite ihrer Eltern kennenlernt. Ein gemütvolles Buch, nicht nur für die Jugend, sondern auch für die reiferen Jahrgänge inhaltsreich und lesenswert.

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