Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. december (81. évfolyam, 272-295. szám)

1934-12-01 / 272. szám

PESTER LLOYD Haben wir kein Recht, großjährig zu sein, ohne kriege­rischer Absichten beschuldigt zu werdenf In weiterer Folge sprach Ribbentrop über die Ante­­zedentien des Berliner Besuchs des Abgeordneten Gog. Heß hatte im Juni im Namen der ehemaligen deutschen Frontkämpfer eine begeisterte Einladung an die ehema­ligen Frontkämpfer Frankreichs gerichtet. Von franzö­sischer Seite antwortete Picchot, der an der 20. Jahres­wende dér Kriegserklärung einen freundschaftlichen Be­such bei den deutschen Kameraden machte. Der gleiche Geist hat Goy und Monnier nach Berlin geführt. Paris, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.) Ribbentrop ist heute mit dem Flugzeug nach Berlin zurückgekehrt. Gestern hatte er mit dem Führer der französischen Frontkämpfer Fühlung ge­nommen. In Begleitung des Abgeordneten Goy suchte er den kriegsblinden Abgeordneten Scapily auf ,und pflog mit ihm eingehende Verhandlungen. Ferner besuchte er den ehemaligen Deputierten und gegenwärtigen Führer eines großen Frontkämpferbundes Desbonds. In der Umgebung Ribbentrops wird betont, daß sein Besuch streng privaten Charakter hatte. Trotzdem ver­lautet in der Presse, daß Ribbentrop gestern insgeheim auch im französischen Außenministerium erschienen sei. Ist das tatsächlich erfolgt — schreibt Excelsior —, so mußte Ribbentrop sehr vorsichtig vorgegangen sein, denn es ist ihm gelungen, der Aufmerksamkeit der wach­samsten Journalisten zu entgehen. Pariser Bläilerslininien zur Rede Lavals. Paris, 1. Dezember. (Havas.) Oie französische Presse nimmt die gestrige (Rede Lauais mit allgemeiner Befriedigung auf. Die Mei­nung ist vorherrschend, daß er die Stellungnahme der französischen Politik zu den großen Fragen dler Gegen­wart klar definiert iliailie. Die Blätter begrüßen besonders den Teil der Rede Lavals, der die englisch-französische Kooperation betraf. Petit Párisién meint, daß die präzisen und dezidier­ten Ausführungen Lavals ein großes Echo hatten, und zwar nicht nur in Frankreich, sondern in der ganlzen Welt. Es bleibe hinsichtlich der Absichten und des Sinnes der französischen Außenpolitik keinerlei Zweifel mehr bestehen. Es sei ein ausgezeichneter Gedanke — schreibt Petit Párisién —, daß Laval die Politik der europäischen Befriedung auf die traditionelle und bewährte Kooperation der beiden großen westlichen Demokratien gründen wolle. Le Journal schreibt, daß diese Rede in keinem besse­ren Zeitpunkte als jetzt, nach der Rede Baldwins und an­läßlich des Besuchs Ribbentrops in Paris, gehalten werden konnte. Nach Excelsior stellt die Rede des Außenministers eine klare Bestätigung der Kontinuität der französischen Außenpolitik dar. Das Blatt stimmt den Ausführungen Lavals zu daß die Sicherheit der Abrüstung vorangehe. Petit Journal stellt fest, daß Laval die deutsch­­französische Frage unter Umständen aufgeworfen habe, die geeignet seien, unüberlegte Schritte und die darauf folgenden Enttäuschungen zu vermeiden. Uaval habe diese Frage auf den sicheren Grund der Realität gegründet. Postume Auszeichnung Barthous. Paris, 1. Dezember. (Inf.) In der Nachtsitzung der Kammer wurde ein 'Antrag des Außenministers Laual angenommen, wonach „Außenminister Louis Barthou, ermordet im Dienste des Friedens, sich um sein Vaterland wohl verdient gemacht hat.“ Es ist dies die höchste Auszeichnung, die der fran­zösische Staat einem seiner Bürger verleihen kann. GROSSBRITANNÍEN. Friedensrede Simons. London, 30. November. (U. T.-K.-B.) Sir John Simon brachte in seiner Rede in Dumfries den unerschütterlichen Willen des englischen Volkes zum Frieden zum Ausdruck, den die ganze Welt gut kenne. Die englische Regierung setze ihre Friedens­politik fort, deren Ziel die Beseitigung der Ursachen der Zwietracht und der- Angst der Völker untereinander sei. Der Sache des Friedens nütze das. ständige Geschwätz über die Unvermeidlichkeit des Krieges nicht. Das wichtigste Instrument zur Sicherung des Friedens sei der Völker­bund, der oft internationale Reibungen und Mißverständ­nisse gemildert habe. DEUTSCHLAND. Goebbels über die Abrüstung. Stettin, 1. Dezember. (DNB) Reichsminister Dr. Goebbels erklärte in einer großen Kundgebung zur Abrüstungsfrage: — Wenn die anderen Armeen halben, um Kriege zu führen, so wollen wir eine Armee haben, um den Krieg zu verhindern. Solange es mitten in Europa ein 66-Mil­­iionen-VoIk gibt, das keine Waffen besitzt, stellt es nichts anderes dar als eine Einladung an seine Nachbarn, es mit Krieg zu überziehen. Die Welt wird auch nicht zur Ruhe kommen, wenn nicht auch wir waffenmäßig gleichberech­tigt sind. Dann können wir uns miteinander unterhalten. Dann würde auch die Abrüstung ganz brauchbaren Ge­sprächsstoff abgeben. Aber heute fragen wir: Warum sol­len wir abrüsten? Wenn ihr einmal bis zu unserem Stande ebgerüstet habt und ihr weitere Abrüstungsverhandlungen führen wollt und wenn ihr uns in diese weiteren Ab­­riistungsverhandlungen mit hineinziehen wollt — Tele­phonruf genügt! Zur Kirchenfrage bemerkte der Minister u. a.; Wir haben nicht den Ehrgeiz, auf die Kanzeln der Kirchen zu steigen, aber wir dulden auch nicht, daß sie auf unsere Rednertribünen kommen. Ein 66-Millionen-Volk kann nicht 28 Landeskirchen halben; es ist an der Zeit, diese zu einer eroßen Reichskirche zu vereinigen. • 4t • BULGARIEN. Die kommunistische Verschwörung in der Philippopoler Garnison. Sophia, 30. November. (Inf.) Schon seit Tagen wird in der bulgarischen Öffentlichkeit mit größter Aufregung die Frage des Schicksal der sechs Kommunisten behandelt, die seiner­zeit vom Philippopoler Militärgericht wegen einer kom­munistischen Verschwörung in der dortigen Garnison zum Tode verurteilt worden sind. In den letzten Tagen waren sogar schon Gerüchte verbreitet, daß die Todes­urteile bereits vollzogen worden seien. Journalisten rich­teten heute an den Kriegsminister Zlatew eine Frage über das Schicksal der zum Tode Verurteilten. Der Kriegsminister erklärte, es sei für sie kein Gnadengesuch eingereicht worden, und das Gericht, das sie verurteilte, habe ihre Begnadigung nicht empfohlen. Die oberste In­stanz hat die Urteile schon bestätigt, so daß nur noch übrig bleibt, die Urteile zu Vollstreckern. Zwölf Todesurteile gegen Angehörige der „Imro“, Sofia, 1. Dezember. (DNB.) Nach einer Aufsehen erregenden Meldung des Regierungsblattes Nowi Dni haben dieser Tage die Miiltärgerichtshöfe in den mazedonischen Städten New­­rolcop und Gorna-Djumaja gegen eine größere Anzahl von Mitgliedern der aufgelösten inneren mazedonischen Revolutionärenorganisation (IMRO) verhandelt, die sicli wegen mehrerer im Jahr 1932 begangenen Morde zu vér­­antworten hatten. In Newrokop verurteilte das Gericht neun Angeklagte wegen Ermordung des früheren Bürger­meisters von Dolen und eines Architekten zum Tode durch den Strang. In Gorna-Djumaja wurden drei Maze­donier zum Tode und zwei zii lebenslänglichen Kerker verurteilt. Unter dem Verurteilten befanden sich einige bekannte Führer der IMRO. Wie die „Nowi Dni“ meldet, werden sicli die Militär­gerichte in Mazedonien in die nächsten Tage noch mit zahlreichen weiteren Fämemorden zu beschäftigen haben. Bei Grippe, Bronchitis, Mandelentzündung, Lungen­spitzenkatarrh sorge man dafür, daß Magen und Darm durch öfteren Gebrauch des „Franz-Josef“-Bitterwassers gründlich gereinigt werden. Universitätskliniken bezeugen, daß das Franz-Josef-Wasser, besonders bei Leuten im mitt­leren und vorgerückten Lebensalter, ein vorzügliches Magen- und Darmreinigungsmittel ist. RUMÄNIEN. Die Vereinigungsfeier. Bukarest, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) In den heutigen Blättern würdigen die Führer der verschiedenen Parteien und vaterländischen Vereine in langen Artikeln den heutigen Tag der Vereinigungsfeier Großrumäniens. Die Feier be­ginnt in Bukarest um 10 Uhr vormittags, darauf folgt die Demonstration gegen die Revision. Bukarest ist im Fah­nenschmuck. Die Behörden schließen uni 10 Uhr, um den Beamten die Möglichkeit zu geben, an der Kundgebung teilzu nehmen. Die Sprachprüfung der ungarischen Lehrer. Bukarest, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Ivorr.-Bureau.) Dimineata beschäftigt sich mit den Sprach,Prüfungen der Lehrer der ungarischen Minderheit, bei denen mehr als 600 die Prüfung nicht bestanden haben. Nach dem Blatte hat diese« Ergebnis in Siebenbürgen eine Panik ausgelöst. Daraus ergehen sich zwei Folgewinkungen: erstens bleiben die konfessionellen Schulen ohne Lehrkräfte, zweitens werden von ’heute auf morgen die Lehrer und ihre Familien auf die Straße ge­worfen. Der Standpunkt des Unterrichtsministers Anghe­­lescu sei noch nicht bekannt, unbekannt ist, ob das Ge­setz in seiner wörtlichen Bedeutung angewandt oder ob die Durchgefallenen nochmals zur Prüfung zugelassen wer­den. In diesem Zusammenhänge zitiert Dimineata das Blatt Keleti Újság, das schreibt, daß die Kultur der Minder­heiten vor einer Katastrophe stünde. Auch das Staatsinter­esse verlange vom Minister wohlwollende Behandlung und Verständnis. ___________ TSCHECHQ-S10WAKEI. Die Rüstungen. London, 30. November. (U. T.-K.-B.) Der Prager Korrespondent der Morning Post erörtert die tschechischen Rüstungen und bepierkt, daß die Tschechen gegen jedwede militärische Betätigung sind und die taktische Lage der Tschecho-Slowakei außer­ordentlich schwach sei. Infolge der jüngsten außenpoli­tischen Entwicklungen — Hitlerismus, tschechenfeindliche Pressekampagne und Marseiller Attentat — hat sich die Tschecho-Slowakei zu folgenden Vorbereitungen für-den Krieg entschlossen: sie verstärkt die gefährdeten Gienz­­punkte, baut neue Tra n s versa le i se nbah n 1 i n ien, errichtet für ihre Luftflotte Reservestellungen und ein technisches Mate­riallager, macht ihre Armee durch Mechanisierung mobiler und erhöht den Militärdienst auf zwei Jahre. GRIECHENLAND. Schwerer Zwischenfall an der bulgarischen Grenze. Saloniki, 1. Dezember. (DNB) Nach Meldungen aus Drama überschritten einige Tomaiken-Familien —- so werden die bulgarischen Mohammedaner genannt — die griechisch-bulgarische Grenze bei Thermia, wurden aber von bulgarischen Sol­daten 9 Kilometer lief bis auf griechisches Gebiet ver­folgt. Neun Tomaken wurden hiebei getötet, mehrere Frauen und Kinder verwundet. Die Überlebenden Torná­kén sollen von den bulgarischen Soldaten unter Zurück­lassung der Leichen nach Bulgarien zurüokgeführt wer­den sein. Heute findet wegen dieser schweren Grenzverletzung eine Zusammenkunft des griechischen und des bulgari­schen iGrenizkommandanten statt. Samstag, 1. Dezember 1934 ESTLAND. Das Urteil gegen die deutsch-baltischen National­sozialisten. Reval, 1. Dezember. (DNiB.) Gestern wurde im Prozeß gegen die Führer der deutsch-baltischen nationalsozialistischen Bewegung das Urteil gefällt. Der ehemalige Leiter der Bewegung v. zur Mühlen wurde zu 150 Kronen Geldstrafe, ersatz­weise zu eineinhalb Monaten Arrest verurteilt. 17 weitere •Angeklagte erhielten Geldstrafen von 50 bis 100 Kronen. 8 Angeklagte wurden freigesprochen. Das Verhältnis, mäßig niedrige Strafmaß erklärt sieh daraus, daß, wie auch der Staatsanwalt in seiner Anklagerede feststellte, die baltische nationalsozialistische Bewegung dem estnischen Staat nicht feindlich gegenübersfand, noch unerlaubte Beziehungen zu ausländischen Stellen unterhielt. Der Staatsanwalt beantragte daher leidiglich wegen Nicht­eintragung der Bewegung Arreststrafen bis zu drei Mo­naten. Dem Antrag der Verteidigung, die Angeklagten frei­­zusprechen, entsprach das Gericht zwar nicht in vollem Umfange, beschränkte sieh aber darauf, wie aus dem Strafmaß hervorgeht, die Anklage als formales Ver. gehen zu betrachten. JAPAN. Die japunfeindlieheu Ausschreitungen in Amerika. Tokio, 1. Dezember. (DNB.) Der japanische Generalkonsul in Los Angeles telegraphierte dem japanischen Außenministerium, daß es im Salt River-Tal in Arizona erneut zu japanfeindlichen Ausschreitungen gekommen sei. Mehrere Amerikaner hätten zwei Bomben in die Nähe von japanischen Farmen geworfen, ohne daß die amerikanische Polizei eingeschrit­­ten sei, soweit sich aus den bisher vorliegenden Berich, ten ersehen lasse. Der japanische Generalkonsul hat bej Gouverneur Moore einen Protest eingelegt. Das japanische Außenministerium teilt dazu mit, daß nach dem Eintreffen des Berichts des japanischen Bot. Schalters Saito die Regierung einen scharfen Protest in Washington einlegen werde. Die japanfeindlichen Aus. schreiluiigcn in den Vereinigten Staaten haben in japani­schen politischen Kreisen große Beunruhigung ausgelöst, Frankreich gegen Japans Vorschlag in der Flottenfrage. London, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Der französische Botschaf­ter in Tokio teilte heute dem japanischen Außenminister mit, daß die französische Regierung zu ihrem größten Bo. dauern den japanischen Vorschlag ablehnen müsse, da* Washingtoner Abkommen gemeinsam zu kündigen. Der Baltische Staafenhimd. Tallin, 30. November. (Havas.) Die Konferenz des Baltischen Staatenbundes hat heute begonnen. Der estnische Außenminister Schel­­jamaa führte unter anderem aus: •— Unsere Bestrebungen richten sich nicht gegen dritte Staaten. Wir wollen mit allen unseren Nachbarn in Frieden und in Eintracht leben. Die Außenminister Lettlands und Litauens haben sich dieser Erklärung angeschlosaen. T agesieuigksiien Der polnische Gesandte Lepkowski beim Minister­präsidenten Gömbös. Der polnische Gesandte in Buda­pest Stanislaw Lepkowski, der jetzt von seinem Urlaub aus Polen in unsere Hauptstadt zurückgekehrt ist, hat die erste Gelegenheit benützt, um dem Ministerpräsiden­ten Gömbös zu seiner Ernennung zum Feldmarschall- Leutnant seine herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen. Prinzregent Paul auf Reisen. Daily Express schreibt: Die Scotland Yard wurde von einer der schwersten Span­nungen der letzten Jahre frei, als gestern nachmittag die telephonische Mitteilung eimgelangt war, wonach Prinz­regent Paul von Jugoslawien, einer der am sorgsamsten betreuten Gäste der fürstlichen Hochzeit, von den Orga­nen der englischen Polizei der Obhut ihrei französischen Kollegen überantwortet -wurde. Prinzreigent Paul wurde von drei englischen Polizeiinspektoren, dem Belgrader Polizeichef und seinem Stellvertreter seit einer Woche auf Schritt und Tritt begleitet. Unablässig hollétén sich an seine Spuren zwei breitschultrige, riesenhafte, finster dreinblickende jugoslawische Polizisten, die erst dann •ihre wohlverdiente Ruhe werden genießen können, wenn Prinzregent Paul wieder wohlbehalten in Belgrad einigetroffen sein wird. Tag und Nacht betreuten diese beiden Gefolgsmänner ihren königlichen Herrn und nie­mals zogen sie die Hände aus den Taschen ihrer Über­röcke. Die jugoslawischen Polizisten begleiteten den Prinzregenten überall hin und nur, wenn dieser sich in seine Appartements im Buckingham-Palais einschloß, konnten sie für einige Stunden der Ruhe pflegen und ver­bargen den Inhalt ihrer Taschen sorgfältig unter ihrem Kissen. Anläßlich des Hochzeitszuges wachten die beiden Zerberusse am Hauptportal der Westrninsterahtei, während in unmittelbarer Nähe des PrinEiregenten Oberinspektor Cannings, Chef der politischen Abteilung von Scotland Yard, den persönlichen Sicherheitsdienst versah. Ehrcnangelegenheit des Grafen Draskovich. in unserer Nummer vom 30. vorigen Monats brachten wir in Angelegenheit einer Ehrenaffäre des Grafen Draskovich ein Kommunique des Präsidiums des österreichischen Otfiziersverbandes. Wir sind heute in der Lage, dieses zu ergänzen. Das zwecks Rehabilitierung des Grafen Dras­kovich erbrachte Urteil des Ehrengerichts des öster­reichischen Offiziersverbandes ist nicht jüngeren Datums, sondern wurde bereits am 6. Juni 1929 erbracht.

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