Pester Lloyd - esti kiadás. 1939. február (86. évfolyam, 26-48. szám)
1939-02-01 / 26. szám
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Julius Tenzer Unverlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt, noch zurückgestellt Briete ohne Rückporto nicht beantwortet Offerten sind Dokumente nur in Abschrift beizulegen. Für Beilagen lehnt die Administration jede Verantwortung ab. Redaktion, Administration und Druckerei Budapest Vl„ Eöivös-ucca 12. Telephom 112-350. 86. Jahrgang Budapest, Mittwoch, 1, Februar 1939 JNr. 26 Lord Baldwin über die Befriedungspolitik Chamberlains »Die ganze Menschheit wird Dich segnen...« London, 1. Februar (MTI) Der frühere Ministerpräsident Lord Baldwin hat in einer Rede, die er in einer Werbeversammlung der Frauen von Worcester hielt, bekannt gegeben, daß er noch vor seinem Rücktritt mit seinem vorgesehenen Nachfolger Neville Chamberlain die auf die persönliche Fühlungnahme unter den Regierungschefs zu gründende „neue Diplomatie“ besprochen habe, die Chamberlain dann Mussolini und Hitler gegenüber zur Beilegung der Krisen angewandt habe. Bevor ich mein Amt als Ministerpräsident übergab, erklärte Lord Baldwin, hatte ich Chamberlain gesagt, daß ich als meine Hauptaufgabe immer die Sicherung des inneren Friedens, die Beseitigung des Klassenhasses und die Sammlung des Volkes in einem gemeinsamen Lager betrachtet habe, da ich gewußt habe, daß nur eine einheitliche Nation der Gefahren Herr werden kann. Ich habe Chamberlain daran erinnert, daß wir schon wiederholt über die Möglichkeit gesprochen hatten, unmittelbar Fühlung mit jenen mächtigen Männern zu suchen, die andere Länder führen, und wir haben festgestellt, daß die Zeit nahe, da dies getan werden müsse. — Ich habe ihm gesagt: „Deine Aufgabe wird noch schwieriger sein als es meine war. Du hast nicht England, sondern Europa zu befrieden. Du mußt diese Fühlungnahme aufnehmen. Hätte ich es nur tun können! Aber ich habe schon den größten Teil meiner Bahn durchlaufen. Dieses Werk harrt deiner. Die ganze Menschheit wird dich segnen, wenn du England und Europa in den nächsten zwei, drei Jahren auf den Pfaden des Friedens wirst leiten können.“ ■' — Es wurde dies von uns mit einem Händeschütteln besiegelt, fuhr Lord Baldwin fort. Er fügte hinzu, daß sich Chamberlain mit Leib und Seele dieser Aufgabe widmet, daß diesem aber noch große Schwierigkeiten bevorstehen und daß die Befürchtungen nach nicht ihr Ende gefunden haben. — Die Fremden verstehen das englische Volk schwer, sagte Lord Baldwin weiter. Es sind über uns die * beiden sehr gefährlichen Irrglauben verbreitet, daß wir uns vor einem Krieg fürchten und daß unser Volk nie die zur Kriegsorganisierung des Landes notwendigen Opfer bringen würde. Die Wahrheit ist, daß wir einen Krieg verabscheuen, weil er eine böse, unvernünftige und unfruchtbare Sache ist, die vernichtet, zerstört, aber nichts zur Lösung bringt. Sollte aber ein Krieg unumgänglich sein und sollte England für die Freiheit des menschlichen Geistes zu kämpfen haben, dann würden alle seine Klassen, ohne Unterschied des Standes und des Ranges mit eijjer Einheitlichkeit kämpfen, wie dies in der Weltgeschichte kaum ihresgleichen findet. ten. Erst in den nächsten Monaten werde es sich zeigen, wie falsch die Berichterstattung aus Spanien in einem Teil der englischen Zeitungen gehandhabt worden sei. Der Abgeordnete stellte fest, daß die Hilfe Italiens für die Armeen General Francos verhältnismäßig gering gewesen sei. Sie mache noch keine 5 Prozent aus. Demgegenüber seien die republikanischen Behörden von einem gewissen Lande, dessen Namen er nicht nennen wollte, mit einer großen Zahl Tanks, Maschinengewehren und Munition ausgerüstet worden. Er könne dem Unterhause versichern, daß von einem Hafen, in dem ein diensttuender Offizier des Nichteinmischungsausschusses stationiert gewesen sei, am 17. November und am 16. Dezember 1938 elf Schiffe mit Munition nach dem republikanischen Spanien ausgelaufen seien. Weiter wies der konservative Abgeordnete die Falschmeldungen über die Zerstörung Barcelonas durch die nationalistische Luftwaffe zurück. Nach seinen guten Informationen seien nur die Häuser in den Hafenanlagen von Barcelona zerstört worden. Im übrigen habe dio Einnahme Barcelonas keine tiefen Spuren hinterlassen. Die Labour-Abgeordneten Bellinger und Oberst Fletcher versuchten hierauf die Darlegungen Sir Henry Page-Crofts zu entkräften und ergingen sich in leidenschaftlichen Angriffen! gégéd die Regierung Chamberlain und die autoritären Staaten. Im Namen der Regierung sprach der parlamentarische Unterstaatssekretär im auswärtigen Amt Butler das Schlußwort. Er befaßte sich in erster Linie mit der Frage der Flüchtlinge hinter der republikanisch-spanischen Front. Er war bemüht, die Vorwürfe der Opposition zurückzuweisen, wonach die Regierung nicht genügendes Interesse für die Flüchtlinge gezeigt habe. Butler stellte in diesem Zusammenhang fest, daß nach den letzten der Regierung zugegangenem Informationen die Errichtung einer neutralen Zone auf der spanischen Seite der Pyrenäengrenze unzweckmäßig erscheine, Es sei angesichts der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich, die nötigen Vorbereitungen für die Unterbringung det Flüchtlinge in einer solchen Zone zu treffen. Der Staatssekretär versicherte dem Hause, daß die englische Regierung an der Lösung der Flüchtlingsfrage weiter mitcirbeitcn werde. Mit dieser Rede war die außenpolitische Aussprache beendet, und das Haus schritt in den spülen Nachtstunden zur Abstimmung über den Vertagungsantrag der Regierung. Die Regierung erhielt 258, die Oppositionsparteien 133 Stimmen. Englische Kommentare i Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Februar Die politischen Feststellungen Chamberlains in der außenpolitischen Aussprache im Unterhaus geben der Presse Gelegenheit zu ausführlichen Kommentaren. Besonders diejenigen Stellen dop Rede, die sich mit der Hoffnung auf Rüstungsbegrenzung befassen, werden eingehend besprochen. Die Times erklären, nachdem der Versuch, einseitig abzuriisteji, nicht dasi wünschenswerte Ergebnis erzielt habe, könne England jetzt nichts vorgeworfen werden, wenn es auf die Methode der Verhandlung über diese Frage zurückgreifen wolle, Um aber über die Begrenzung der Rüstungen anderer verhandeln können, müsse England mindestens gleichwertige eigene Rüstungen als Verhandlungsgrundlage besitzen. Daily Telegraph schreibt zur Frage der Rüstungsbegrenzung, daß der Führer gleiche Gecjankengänge erwähnt habe, aber wenn es überhaupt Erfolgaussichten geben soll, müßten die Vorbereitungen viel sorgfältiger sein, als sie es bei der unglückseligen Abrüstungskonferenz im Jahre 1932 waren. Schluß der außenpolitischen Debatte im enslischen Unterhause Große Mehrheit für die Regierung Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Fgbruar Der konservative Abgeordnete Sir Henry Page- Croft wandte sich im Unterhaus in scharfen Worten gegen die Ausführungen, die im Laufe der Aussprache von der Opposition gemacht worden waren. Er beschäftigte sich mit der Spanienfrage und wandte sich gegen die Meldungen einer gewissen Presse, die völlig falsche Angaben über die Einmischung ausländischer Mächte in Spanien enthiel AUSLANDSCHAU 1 FEBRUAR -..............■"■■■ ■ i ■ Entspannung Nach den zwei Reden, die in den letzten Tagen die Öffentlichkeit der Welt über die Ansichten Deutschlands und Englands in den wichtigsten Fragen der internationalen Politik aufgeklärt haben, der Reichstagsrede Adolf Hitlers und der außenpolitischen Erklärung Neville Chamberlains, zeigt die internationale Öffentlichkeit ein wesentlich beruhigtes Bild. Aus London treffen Meldungen ein, wonach politische und City-Kreise übereinstimmend eine weitgehende Entspannung feststellen, so daß der heutige englische Ministerrat eine gebesserte internationale Lage überblicken kann. Nach Schätzungen der Blätter hat sich der Gesamtwert der an der Londoner Börse notierten Papiere in den vergangenen vierundzwanzig Stunden um mehr als 200 Millionen Pfund erhöht infolge der massenhaften Kaufaufträge, die den Markt zum Zeichen des erstarkten Vertrauens überschwemmt haben. Dabei bleiben die Fragen der Aufrüstung und Landesverteidigung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des englischen Kabinetts; mit diesen Fragen wird sich morgen ein außerordentlicher Ministerrat befassen. Nach Daily Telegraph gedenkt die Regierung in erster Reihe die strategische Lage im Mittelmeer zu prüfen. Schatzkanzler Sir John Simon machte im Unterhause bereits ausführliche Mitteilungen über den Ausbau des Systems der Versicherung gegen Kriegsverluste. Für die Handelsmarine und die Zivilbevölkerung wird eine allgemeine Versicherung gegen Todesfälle und materielle Verluste infolge von Kriegsoperationen in Erwägung gezogen. Der Plan einer allgemeinen Immobilienversicherung gegen Kriegsschäden wurde fallengeiassen. Auch das Ausland reagierte auf die gestrigen Ausführungen Chamberlains mit großer Beruhigung. Die französische Presse stellt mit großer Freude die volle Einigkeit zwischen London und Paris fest. Nur jene Blätter, die gegen die Münchner Politik Stellung nehmen, schlagen mißtrauische Töne an, so meint Epoque, daß im Falle einer neuen internationalen Konferenz wieder Frankreich und England alle Opfer zu tragen hätten. Die deutsche Presse konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf die Kolonialfrage. Wir wissen es zweifellos als einen Fortschritt zu schätzen, daß heute weithin ein Verständnis dafür aufgekeimt ist, man niü-se nur entschlossen an die Lösung des Kolonialproblems herangehen. erklärt der Völkische Beobachter. Das Kolonialproblem sei in Wirklichkeit sehr einfach zu lösen, meint das amtliche Organ, da der Umfang der deutschen Forderungen grundsätzlich durch die allen überseeischen B'esitf rechte Deutschlands umgrenzt sei. Das Blatt lehnt Formulierungen wie „Zugang zu den Rohstoffen, allgemeine Lösung und deutsche Beiträge'1 im Zusammenhang mit der Rückgabe des deutschen Kolouial. besitzes ab. Mit der Kolonialfrage befaßt sich auch der diplomatische Korrespondent der Berliner Börsenzeitung, der u. a. erklärt, England seien aus gewissen Epochen der deutscheil Geschichte und aus den Kriegen der preußischen Truppen auf dem Kontinent nicht geringe koloniale Chancen zugefallen. Es habe im übrigen wiederholt nach gewonnenen Kriegen bereits annektierte Kolonien an frühere Besitzer, z. B. Frankreich wieder zurückgegeben und sei damit nicht schlecht gefahren. Heute dem mächtigen Deutschland, das durch den Flotlenvertrag freiwillig die Lehensinteressen des Empire anerkannt hat, verwehren zu wollen, was man dem schwachen Deutschland der Nachkriegszeit vorenthalten hat, wäre eine Kurzsichtigkeit, die sich nicht einmal wirtschaftlich rentieren würde. Sehr bemerkenswert ist ein Artikel, in dem das Blatt Popolo di Roma den italienischen Standpunkt im Zusammenhang mit der Rede Chamberlains zusammenfaßt. Chamberlain habe hinsichtlich seiner römischen Verhandlungen voi allein vier Punkte hervorgehoben: 1. Mussolini werde nötigenfalls wieder für den Frieden eintreten. 2. Daß die Achse Berlin- Rom die Grundlage der italienischen Politik ist, bedeutet nicht, daß Italien mit England und anderen Mächten keine freundschaftlichen Beziehungen unterhalten könne, soweit die Umstände dies erlauben. 3. Hinsichtlich der Lage im Mittelmeer habe Mussolini Chamberlain versichert, daß er sich nach wie vor an die im englisch-italienischen Abkommen enthaltenen Verpflichtungen halten werde. 4. Italien und Frankreich würden voneinander durch die spanische