Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. május (86. évfolyam, 99-122. szám)

1939-05-02 / 99. szám

4 Gafencu in Rom Audienzen beim König und Kaiser und bei Mussolini; bevorstehender Empfang durch den Papst — Gafencu soll seine Heimreise in Belgrad unter­­breehen 'Rom, 1. Mai (MTI) Der rumänische Außenminister Gafencu ist heute vormittags um 9 Ohr vor dem König und Kaiser Viktor - Emanuel 111. in Audienz erschienen. Nachmittag empfing Königin und Kaiserin Elena die Gemahlin Gafencus. Im Laufe des Vormittags be­sichtigte der rumänische Außenminister'die italieni­sche Berghauausstellung. Um 12 Uhr mittags wurde er vom Ministerpräsidenten Mussolini empfangen, mit dem er eine Besprechung in der Dauer von einer Stunde hatte. Mittag gab Außenminister Gafencu zu Ehren des italienischen Außenministers Grafen Ciano und seiner Gemahlin in der römischen Gesandtschaft ein Gabel­frühstück. Am Dejeuner nahmen auch der italieni­sche Kultusminister Al fieri, der italienische Gesandte in Bukarest, die Oberbeamten der rumänischen Ge­sandtschaft beim Quirinal und zahlreiche andere Persönlichkeiten teil. Dienstag vormittag werden Gafencu und seine Gemahlin vom Papst Pius XU. in Audienz empfan­gen. Sie werden voraussichtlich Mittwoch morgens die italienische Hauptstadt wieder verlassen. Wie verlautet, wird sich Gafencu nicht direkt nach Bu­karest begeben, sondern seine Reise in Belgrad unterbrechen. Die italienischen Blätter referieren eingehend über die Äußerlichkeiten des Besuchs des rumäni­schen Außenministers, knüpfen aber an den Besuch keine unmittelbaren Kommentare. Sie heben trotz­dem das große Interesse hervor, das sich im Aus­lande für diesen Besuch kundgibt. Der Pariser Berichterstatter des Lauoro Fas­el sta bemerkt, daß sich die französische Presse für den römischen Besuch Gafencus lebhafter inter­essiert als für den Pariser Besuch. Nach einer Bukarester Meldung der Gatzetta del Popolo betont man in rumänischen politischen Kreisen, daß Bukarest, nachdem es seine Beziehun­gen zu Berlin geregelt hatte, sich unbedingt auch Rom zuwenden mußte, um so mehr, als sich der Ein­fluß Italiens auf dem Balkan in der letzten Zeit außerordentlich gestärkt hat. Es liege im Interesse Bukarests, enge Beziehungen zu Rom zu finden, zu jenem Rom, das ein Freundschaftsverhältnis mit Budapest und Belgrad auf rechterhält. Rom sei heute bereits tatsächlich auf dem Balkan gegenwärtig. Messaggero über die Möglichkeit der Wiederannäherung der beiden Länder Rom, 30. April (MT!) Messaggero meint, die Romreise Gafencum weise darauf hin, daß Rumänien gezwungen war, die Bedeu­tung der Achse Rom^-Rerlin für ganz Mitteleuropa, also auch für Rumänien anzuerkennen. Gafencus Politik zeuge von einer realen Einstellung, dadurch, daß Rumänien den das warme Honiggelb eines altertümlichen Eschen­bolz-Eßzimmers zurück. Wer gestern noch völlig für die Klarheit einer vernickelten M e tall röhren­­iampe eingenommen war, wundert sich heute über die Anmut der Linien einer eisengehämmerten Glas­lampe. Hat sich der Zeitgeist verändert? Oder wollen wir uns von der ständig mahnenden Zeichensprache der Mechanismen befreien? Ich glaube, beides zu­gleich ist der Fall. Bei uns in Europa ist der Möbelarchitekt im Be­griffe, die Bühne zu verlassen. In Amerika schiebt sich aber eine heue Gestalt in den Vordergrund: der Farbenarchitekt Er meldet sich aufgeregt und mit viel Selbstbewußtsein an: er sei der Sachverständige für farbige Räume. Auf Kartotheken hat er unge­fähr dreibunderttausend Farbennuancen zusammen und er musiziert unaufhörlich auf dieser Farben­skala. Für jedes Zimmer, jedes Gemüt, jedes Fami­lienereignis und jede Gefühlsverwirrung hat er eine passende Farbe auf Lager. Er ist ein richtiger Farbkartengaukler. Erwartet die Dame zum Abend hoffnungsvolle junge Leute? Bitte, die kirschroten Lampen Nr. C 2400 auf tausend Watt ergänzt in den getarnten Leuchtkörper einzudrehen. Eine andere 'Farbe gehört zum Treffen reifer blonder Frauen und wieder eine andere zur Besprechung verzagter dun­kelbrauner Finanzleute. Der Farbenarchtiekt spielt virtuos auf jedem Gemüt. Mit verzwickten Farben verjüngt er die Frauen und die Melancholiker werden durch spezielle Tapeten gänzlich wiederhergestellt. Mißmutige verzaubert er durch den Schirm einer einfachen Stehlampe zu wilden Zechern und verwan­delt hartnäckig schlaflose Menschen durch eine be­törende Purpurlampe in Siebenschläfer. Das Wissen von den Farbwirkungen ist im Grunde eine uralte Wissenschaft; sie läßt sich für den, der sie zur Belebung seiner Wohnung verwenden will, sehr leicht kurz zusammenfassen. Ihre Grund­wahrheiten sind in den Seelen der Völker seit Jahr­tausenden eingeprägt. Jeder weiß davon, daß die grüne Farbe mit Hoffnung erfüllt, die gelbe Watid Wärme ausstrahlt, daß purpurfarbene und blaue Gläser Quellen der Andacht sind, und daß das rote Tuch zum Zorn reizt. Natürlich haben die lebhaften Vertrag mit Deutschland unterschrieben habe und den Angriffsplänen denr. demokratischen Staaten gegenüber Zurückhaltung bewahrt. Gafencu sei nicihi deshalb nach Rom gekommen, um ein Übereinkommen zu unterschrei­ben, sondern um mit den Führern der italienischen Po­litik Fühlung zu nehmen. Dadurch könne Gafencu die Beziehungen wieder hersteilen, die ohne Verschulden Roms zwischen Italien und Rumänien seit 10 Jahren ab­gebrochen sind. PESTER LLOYD Dienstag, 2. Mai 1939 ITALIEN Brauchitsch auf dem Flug nach Tripolis vom Weiter zur Landung gezwungen Catania, 1. Mai (MTI) Der Öberkommaiidaut der Armee des Deut­schen Reiches Generaloberst v. Brauchitsch, der Montag vormittag, vom Staatssekretär im italienischen Kriegs­­ministerium, General ParianL begleitet, im Flugzeuge Rom verlassen hat, um nach Tripolis zu fliegen, hat den Flug wegen des schlechten \Vetters in Catania unterbrochen. Er unternahm eine, Promenadefahrt durch die Stadt und begab sich dann nach Taormina. Die Zahl der ausgewiesenen ausländischen Juden Telegramm des Pester Lloyd Rom, 30. April Die Zahl der Juden, die Im zu dem kn faschisti­schen Rassengesetz festgelegten Stichtag, den 12. März, das italienische Staatsgebiet freiwillig verlassen haben, beläuft sieb nach amtlicher Mitteilung auf 3720. Die Zahl der ausländischen Juden, die nach dem gleichen Gesetz in Italien bleiben dürfen, weil sie entweder schon vor dem Jahre 1919 in Italien ansässig waren, mit italienischen Staatsangehörigen verheiratet oder über 65 Jahre alt sind, beträgt 933. Außerdem haben eine Anzahl ausländischer Juden um eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis an­­gesuciht. Davon wurden 128 Gesuche genehmigt. Beschränkung der Praxis jüdischer Anwälte, Ärzte und Ingenieure Rom, 1. Mai (MTI) Der Ministerrat hat die Frage der Betätigung der Juden in den freien. Berufen geregelt. Nach dem vom Ministerrat angenommenen Gesetzentwurf werden An­wälte, Ärzte und Ingenieure in drei Gruppen geteilt. Die Nanaensliste der ersten Gruppé enthält ausschließlich arische Anwälte, Ärzte und Ingenieure. Zur zweiten Gruppe gehören die Juden, auf ^die sich das Judengesetz nicht bezieht. In die dritte Gruppe wurden die jüdischen Anwälte, Arzte und Ingenieure eingeteilt. Im Finne des Gesetzentwurfes dürfen jüdische An­wälte, Ärzte und Ingenieure künftig lediglich Juden ver­­tretenl bezw. behandeln,bezw. von Juden Aufträge über­nehmen. Desgleichen verbietet das Gesetz arischen Staats­bürgern, steh an jüdische Anwälte, Ärzte und Ingenieure zu wenden. \ Diejenigen Juden, auf die sich das Judengesetz nicht bezieht, können im Sinne des Gesetzentwurfes ihre Tätig­keit als Anwälte, Ärzte und Ingenieure frei entfalten. und kräftigen Farben, wie Röt, warmes Gelb und Grün eine belebende und anregende Wirkung. Ach­ten wir also auf die heitere Stimmung der Wände, dér Vorhänge, der Möbelstoffe und der Tapeten. Passen wir aber auch auf den im Halbdunkel sich bescheiden zurückziehenden Lampenschirm auf. Er kann uns nämlich sehr täuschen. Ist er z. B. aus grüner oder roter Seide, oder aus solchem Papier, dann werden in seinem Licht die Gesichter er­schreckend. Bleiben wir also bei einem bescheiden farblosen Glas- oder Papierschirm. Wir möchten in unserer Wohnung nicht frösteln oder mißmutig sein, sondern sehnen uns nach Heiterkeit. Nach einem klugen englischen Spruch setzen Erfolge im-Leben ein gemütliches Heim voraus. Deshalb sammle jeden Tag frische Kraft und Ersatzwärme für deine Muskeln, bevor du dich morgens auf den Kampfplatz begibst.., Die Schutz wache der heutigen Wohnungsein­richtung, der Architekt, läßt seine 'Bildersturm- und Schmuckabwehrkanonen recht oft erdröhnen. Um so nachsichtiger ist er dem äRfesten Elenient der heite­ren Atmosphäre der Wohnung: den Blumen gegen­über. Wenn die nächste Epoche der Wohnkultur das Inventar der unter Liquidation stehenden modernen Sachlichkeit übernehmen wird, so wird sie deren Verdienste hinsichtlich der Liebe zu den Blumen mit gebührender Verehrung anerkennen. Was war nun die Triebfeder dieser verbreiteten, schönen, zarten und doch kraftvollen Blumenliebe? Verlangt die kalte Möbellinie unwillkürlich nach ergänzendem Schmuck und hält sie dazu nur die instinktive Linienführung der Natur für geeignet? Die schlichte und leichte Zeichnung, die eine Blume im Topf, ein Kaktus oder Immergrün zeigen, paßt vortrefflich zu deh auf Draht herabhüngenden Blumentöpfen, zu den metallen schimmernden Blumentischchen. Vielleicht gab es nur zur Zeit der gefühlvollen Schönen vom vergangenen Jahrhundert solche von Duft schwänge­ren Wintergärten, wie sie heutzutage auf den ver­glasten Balkons städtischer Wohnungen zu sehen sind. Diese stellen richtige Versuchstätten der Blu­menbiologie dar, mit sonnigen, von Dunst angeläüfe-— DER BRUDER DES RUMÄNISCHEN KÖNIGS PRINZ NIKOLAUS und seine Gemahlin sind aus Deutschland koni-a mend am Sonntag in Paris eingetroffen und werden etwa 10 Tage hier verbringen. Das Ehepaar, das aus Rumänien verbannt ist, verbringt jedes Jahr um die gleiche Zeit einige Tage in Paris. — DAS IN BUKAREST IN FRANZÖSISCHER SPRACHE ERSCHEINENDE BLATT LE MOMENT wurde für zehn Tage verboten. Der Grund für diese Maßnahme, war ein ja­­panfeindücher Artikel des Blattes. — GENERAL JOSÉ FELIX ESTIGARRIBIA, der Sieger des Chaco-Krieges, der derzeit Paraguay als Botschafter in Washington vertritt, Wurde zum Präsidenten von Paraguay gewählt. Der Gegenkandidat war Mitglied der republikanischen Partei. Vizepräsident wurde Albert Piart, der nach dem Cbaco-Krieg im Namen Paraguays die Friedensvérhandlungea geführt hatte. nen Fenstern, mit Vogelgesang und Glasglocken, Abends leuchten dann die verzwicktesten Lampen unter den Blumengläsem auf. Das blatte Licht strahlt durch die Gerippe des Pflanzenkörpers hindurch, wirft ein reizvolles Schattenspiel an die Wand, das­selbe blaue Licht beschleunigt aber auch das Kno­spen der Pflanzen und drängt sie dazu, die Blüten ihrer Jugend zu entfalten. Der Mensch tritt näher an die Natur heran, möchte diese neben sich wissen und die Flammen sonderbarer Zärtlichkeiten spüren. Dies hat von der Welt der Technik hinweg auch zu einer anderen Rührung geführt; zur Romantik des Kamins. Es ist recht sonderbar: in England werden in den Groß­städten an Stelle der alten gemütlichen Familien­wohnhäuser zu Zehntausenden Mietshäuser errichtet, mit solidem technischen Komfort und modernen Heizkörpern. Aber in jeder Wohnung gibt es einen — mindestens einen! — Krtnin, wenn es anders nicht geht, mit einem durch elektrischen Strom gespeisten Feuerkasten. Und zur selben Zeit lassen sich in den Ländern des europäischen Kontinents, die früher den englischen Spießbürger Dickensscher Prägung wegen seines Konservatismus verhöhnt haben, die Vor­kämpfer der Technik selbst herbei, den Kamin ein­zubürgern. Mindestens ein Kamin soll gebaut werden neben den Luft-, Wasser- und Fernheizungen aller Art, einer äus schönen gebrannten roten Ziegeln, auf dessen marmorner Deckplatte Armleuchter brennen und in dessen eisernen! Schlund im Halbdunkel Holz­scheite glimmen. So ein sonderbares Geschöpf ist der Mensch. Auch aus einer Welt der technischen Spitzen­leistungen sehnt er sich in eine verschollene klein­städtische Gefühlswelt zurück, die 'kaum mehr Wärme ausstrahlt und kaum mehr einen Sinn hat. Der Innenarchitekt meint dazu, das sei unglaublicher Unsinn, unser Zeitgenosse scheut aber weder Kosten not h Mühe und der Innenarchitekt setzt den Wunsch in Wirklichkeit um. Der Zuschnitt unseres Lebens ist heute ganz anders als vor dreißig Jahren, und unsere Woh­nungssituation weicht noch stärker von der alten Achse ab, als das alltägliche Leben. Haushalt, Küche, Aufräumen und das ganze Familienleben haben seii BRITISCHES REICH Die irischen Nationalisten Ulsters protestieren gegen die Wehrpflicht London, 1. Mai (MTI) Der Ministerpräsident Nordirlands Lord Craigavon reist nach einer aus Belfast stammenden offiziellen Mitteilung heute abend auf Einladung des Ministerpräsidenten Chamberlain und des Ministers des Innern Sir Samuel Haare nach London, um übet die Beziehungen des Werbegesetzentwurjes auf Nordirland Beratungen zu pflegen. Lord Craigavon hat erst vor kurzem die engli­sche Regierung gedrängt, die Wirksamkeit des Werbegesetzes auch auf Nordirland auszUdehnen. Dagegen protestieren aber die irischen nationalisti­schen Kreise Ulsters. Sie betonen, daß sie nicht ge­neigt seien, in der englischen Atmee zu dienén und daß sie auch De Valera eine in dicsein Sinne gehal­tene Botschaft zukommen ließen. In dieser Botschaft urgieren sie die Mobilisierung der irischen Nation gegen die Gefahr des Einreihern in die englische Armee. Evening Standard wird die Lügenkampagne zu bunt Telegramm des Pester Lloyd London, 1. Mai Der Evening Standard weist heute Lügennachrichten zurück, die in den letzten Tagen in der Préssé verbreitet Worden waren. Das Blatt stellt fest, daß Hitler über das Wochenende nicht die Voraussagen der Frau Tabouis wahrgemacht und Liberia nicht besetzt habe. Dewbsoh­­land habe noch nicht einmal ein Ultimatum an Polen ge* richtet, wie früher behauptet worden sei. Schließlich prangert das Blatt die FalsebmeDdluing am, wonach Musso­lini am Sonntag Tanger zu besetzen beabsichtigte. Dies seien alles Feststellungen der Presse gewesen, die auf den Straßen unter dem auf peil seih enden Stichwort „Schlimme Nachrichten“ verkauft worden seien. Das Bl&tt bemerkt abschließend, daß der seit Tagen über England nieder­gehende Regen die einzige schlimme Nachricht des Wochenendes gewesen sei. KLEINE MELDUNGEN

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