Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1942. május (89. évfolyam, 98-121. szám)
1942-05-01 / 98. szám
FREITAG, t. MAI 1942 FESTER LLOYD Oie Schaldfrage im deatsch-eagiischea Luftkrieg Chronologiscbe Klarstellungen - Die deutsche Luftwaffe mächtig genug, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten Tclephonbcriclit unseres Korrespondenten Berlin, 30. April Über den tragischen Charakter in der Entwicklung des zurzeit neuerlich entfesselten Luftkrieges zwischen Großbritannien und dem Reich besteht auch in Deutschland kein Zweifel. So groß auch die Entschlossenheit der deutschen Kriegsführung ist, mit unerbittlicher Härle die Angriffe der RAF auf deutsche Städte zu erwidern, so mischt sich in den deutschen Vergeltungswillen doch das Bedauern über die unersetzlichen Verluste, die dadurch für die abendländische Kultur und Zivilisation zu beklagen sind. Man hält es deshalb auf deutscher Seite für erforderlich, in der Öffentlichkeit noch einmal klarzustellen, daß die Aktionen der deutschen Luftwaffe gegen britische Städte im vorvergangenen Jahr, wie auch gegenwärtig, provoziert worden seien und vor allem einen Vergeltungscharakter hätten. Von der deutschen Presse werden die jüngsten deutschen Luftangriffe auf britische Städte, wie Bath, Norwich und York, als notwendige Repressalien gerechtfertigt, die durch die Kampfart der RAF herausgefordert worden seien. In schärfster Weise richten sich in diesem Zusammenhang neuerliche Angriffe gegen Winston Churchill, der als der eigentliche Urheber dieser Art der Luftkriegsführung bezeichnet wird. Aus verschiedenen Berliner Erklärungen und Veröffentlichungen geht hervor, daß die maßgeblichen deutschen Kreise Wert darauf legen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß Deutschland gegenüber der Entartung des Luftkrieges der herausgefordertc Teil sei. Man macht darauf aufmerksam, daß im Krieg zwischen Deutschland und Großbritannien die ersten Bomben auf nichtmilitärische Ziele in der Nacht zum 12. Januar 1940 von britischen Flugzeugen auf die Stadt Westerland auf Sylt abgeworfen worden seien, während die erste Bombe auf britisches Gcibet am 16. März 1940 während eines Kampfes deutscher Bombenflugzeuge mit britischen Kriegsschiffen bei den Orkney-Inseln gefallen sei. Am 19. und 20. März desselben Jahres seien wiederum auf der Iüsel Sylt ausschließlich nichtmilitärische Gebäude von britischen Fliegern bombardiert worden. Bei einer Wiederholung eines solchen Angriffes am $5. April auf die Stadt Heide in Schleswig-Holstein sei damals im Bericht des deutschen Oberkommandos ausdrücklich festgestellt worden, daß „der Feind damit den Luftkrieg gegen unverteidigte Orte ohne militärische Bedeutung'“ eröffnet habe. Im Frühsommer nahmen die Angriffe der RAF auf west- und norddeutsche Städte weiterhin zu, um im August erstmalig auf die Reichshauptstadt überzugreifen. Besonders schwer war der britische Luftangriff am 1. August auf das Zentrum von Hannover und in der Nacht zum 6. August auf die Innenstadt von Hamburg. Erst am 19. August begann die deutsche Luftwaffe, dann aber allerdings mit erheblicher Wirkung, englische Hafenstädte an der Kanalküste, und am 7. September London zu bombardieren. Nach deutscher Ansicht erscheint durch diese Darstellung die Schuldfrage am Luft-krieg zwischen Deutschland und Großbritannien hinreichend geklärt, wie man auch davon überzeugt ist, daß die jüngsten deutschen Vergeltungsangriffe auf britische Städte durch die Unternehmungen der RAF gegen Lübeck, Rostock und Köln gerechtfertigt sind. Die Schäden, die in diesen drei Städten durch die britischen Fliegerbomben hervorgerufen wurden, dürfen als erheblich bezeichnet werden. Besonders schwer scheint die mecklenburgische Stadt Rostock mit ihren zahlreichen alten Baudenkmälern in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Selbst der zurückhaltenden Sprache der Reriehte des deutschen Oberkommandos ist zu entnehmen, daß die Zivilbevölkerung dieser Stadt Verluste jeder Art erlitten hat, die anscheinend die Verluste anderer deutscher Städte bisher absolut und relativ übertreffen. Die deutschen Veröffentlichungen lassen keinen Zweifel übrig, daß die deutsche Luftwaffe die. Kraft und die Härte besitzt, um Gleiches mit Gleichem vergelten zu können. Die deutsche Pressekampagne zu der Entwicklung des deutsch-englischen Luftkrieges der jüngsten Zeit darf als eine Warnung an die Engländer verstanden werden. Ernst Leinnier Spiel mit dem Feuer A on S. G. S. Sie war blond. AVie hätte sie auch anders sein können, um ihm zu gefallen. Ihre Haut atmete Jugend, ihr Gang war schwebendes Schreiten und der strahlende Glanz ihrer blauen Augen erzählte überzeugend von einem angeborenen Verständnis für die Freuden des Daseins. Es war also durchaus nicht das bläuliche Dämmerlicht in der kriegsmäßig abgedunkelten Straßenbahn daran schuld, daß seine Augen länger als notwendig und vor allem länger als schicklich auf seinem erfreulichen Gegenüber haften blieben. Sein unverhohlen zur Schau getragenes Wohlgefallen tat ihr sichtlich -wohl und da sie anscheinend für die enggezogenen Schranken einer vormärzlichen Etikette nicht viel übrig halte, ermutigte sie ihren selbstvergessenen Bewunderer durch ein bezauberndes Lächeln, an dem vorbeizugehen Sünde gewesen wäre. Ein Ahnen vom Frühling lag in der Luft, beschwingend und hilfreich, und so fanden sich denn auch die beiden an jenem Abend. Die Bekanntschaft war bald geschlossen, wrie eben Bekanntschaften in großen Städten oft geschlossen werden. Ein wenig unvermittelt und kurz entschlossen. So kurz wie die Zeit, die zur Verfügung, stand, denn er war ein Fremder auf der Durchreise und mußte am nächsten Tag schon wieder weiter. Irgendwo kehrten sie ein. Bei einem Glas Wein kamen sie ins Gespräch. Die stimmungsvolle Umgebung, das milde Licht des Raumes und die gedämpfte Musik sorgten dafür, daß man c.ie Klippe der konventionellen Redewendungen bald überwunden hatte. Unversehens war man hei dem Thema angelangt, das sich zwei Menschen aufdräng!, deren Entschluß sich kennen zu lernen einzig und allein vom gegenseitigen Gefallen aneinander diktiert wird. „Ich mag die sentimentalen Schwärmer nicht!“ stellte das Mädchen treuherzig fest. „Sie sind so kitschig in ihrer tragisch zur Schau getragenen Verliebtheit, mit der meist sowieso nicht viel los ist. Ihren genormten Stoßseufzer: Ich möcht mit dir allein sein! kann ich nicht hören. Wozu auch dieses heisere Geständnis schlecht verhüllter Erregung. Hält man uns moderne Frauen denn für so dumm oder für so harmlos, daß die Mehrzahl der Männer noch immer meint, mit den verstaubten Requisiten aus Marlitts Zeiten uns weich machen zu können? Oder sind die Männer heutzutage so ideenlos, daß ihnen seither noch immer nichts besseres eingefallen ist?“ Er bejahte mehr aus Höflichkeit, denn um beim« pflichten, und dann, weil er ihren kämpferischen Redeschwall nicht unterbrechen wollte. „Na, also,“ fuhr sie fort, „hab ich nicht recht? Wozu das alles? Schließlich kann ja ein Mann bei einer Frau nur dann auf den ersehnten grünen Zweig kommen, wenn sie will: und ob sie will oder nicht, darüber ist sie sich schon meist im klaren, noch bevor die plumpe Werbung ausgesprochen wurde. Bringt also der unbegabte Casanova — und glauben Sie mir. je unbegabter sich einer bei den Frauen anstellt, um so durchdrungener ist er von seiner Unwiderstehlichkeit als Herzensbrecher —, bringt also so einer seine hilflos ungelenken Werbungen hervor, so verrät er dabei meist auch noch ein derart gerüttelt Maß von Instinktlosigkeit, daß man am liebsten enttäuscht die Segel seiner vielleicht gerade aufkeiinenden Zuneigung wieder streichen möchte, um im ungestörten Hafen beschaulicher Resignation vor Anker zu gehen. Was mir zum Beispiel einen Mann reizvoll macht, 1st das Maß, in dem er meine Neugier anzufachen vermag. Nun sagen Sie mir doch, warum versteht ihr Männer euch ebenfalls noch darauf, unsere Neugier zu erregen, aber nicht mehr darauf, sie auch wachzuhaltcn?“ . Verblüfft, aber auch ein wenig belustigt über soviel belőnie, beinahe männlich anmutende Selbstsicherheit, sah sieb der Mann seine Begleiterin genauer an. Die burschikosen Worte paßten so gar nicht zur ganzen Erscheinung: Hübsch ist sie — «lachte er —, sogar sehr hübsch, und sieht liier hei weitem besser aus als draußen in der halbverdunkellen Straße. Was doch vorteilhafte Beleuchtung nicht ausmacht! Ihr Alter? Etwa 23. Alle Achtung! Dafür weiß sie alier allerhand Bescheid um das, was sie will. Vorsicht alter Junge, laß dir nicht in die Parade fahren. Vorerst mal fleißig Deckung nehmen, Kampfstil erkunden. Anscheinend hat sie eine Vorliebe für Finten. Und während er so überlegte, begann er: „Sie haben es aber den Männern soeben reichlich gegeben. Es kann einem dabei richtig angst und bange werden. Kein Dünkel vermag diesem Trommelfeuer ihrer Geringschätzung slandzuhalten und der Größenwahn selbst müßte klein und häßlich \yerden. wohnte er gerade in einem Manne, der ihnen jetzt zugehört hat. Sie stört, wenn ich recht verstanden habe, nicht allein die von ihnen soeben bemängelte unzulängliche Art und Weise, wie Männer ihre verliebten Gefühle zur Schau tragen vor den nach ihrer Darstellung stets bedauernswerten weiblichen Objekten ihrer Zuneigung, sondern das Verlieblsein als solches ebenfalls. Denn Sie sagten ja selbst, Sie ließen bloß die Neugier gelten als Maßstab für ihre Zuneigung den Männern gegenüber.“ „Richtig“, warf sie eifrig ein. „Ich will nicht verliebt sein, denn ich empfinde diesen Zustand als Belastung. Er stört mich beim Flirt und flirten tu ich — ich leugne es nicht-— für mein Leben gern. Treu war ich nur einem einzigen Mann. Er hat.es mir schlecht vergolten und seither habe ich genug von der treuen Liebe. Ich will frei sein und unbeschwert. Beides bin ich aber nicht mehr, sobald ich mich verliebt habe, rienn dann machen mir die anderen Männer keinen Spaß, weil ich nur Sehnsucht habe nach dem einen und veil mich außerdem noch die Eifersucht plagt.“ .Und sind sie bei dieser Planwirtschaft ihrer Gefühle, die doch nichts an leves ist als die durchsichtige Tarnung für die Feigheit des Herzens, glücklich geworden, seit jener einzigen Liebe, in der sie treu sein mußten aus einem inneren Zwang heraus?“ Weil sie ihm die Antwort schuldig blieb, sprach er weiter: „Denn sie leugnen doch nicht, daß es Feigheit ist, die sie so vorsichtig macht. Sio spielen zwar gern mit dem Feuer, fürchten aber die Glut. Sie naschen zwar gern, denken aber dabei schon an den verdorbenen Magen nachher und es schmeckt ihnen nicht mehr. Wasch mir den Pelz und mach mich nicht naß, ist eine billige Weisheit; schade, daß sie auf die Beziehung der Geschlechter zueinander gar nicht anzuwenden ist. Oder sind Sie anderer Ansicht?“ Sie antwortete nicht, also fuhr er fort: „Der unverbindliche Flirt, selbst wenn er bis zum letzten durcbexe.rziert wird, bleibt immer nur vergleichbar einem gefräßigen Naschen. Di? Liebe aber, bei der das Herz beteiligt ist. ist das festliche Mahl für den Hungrigen Wie alles Schöne auf der Welt, -so will auch die Liebe verdient sein. Sie fordert den m«:i'gen Einsatz zweier ganzer Herzen. Erst dann öffnet sie das reiche Füllhorn ii've:: Glücks und überhäuft die beiden, d:e ofme inneren Vorbehalt zu einander g fu -d -n haben.“ „Ich könnte Ihnen lange noch so zuhören. Es Et aber inzwischen spät geworden," sagte s'e. „ich muß nach Hause." I Oas GHW berichtet: Feindlicher Luftangriff auf Vorstädte von Paris U-Soole versenkten an der amerikanischen Ostküste sechs Handelsschiffe Bcrlin, 30. April Aus dem Führerhauptquartier wird dem I)NB gemeldet: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im mittleren und nördlichen Abschnitt der Ostfront wurden eigene Angriffs- und Stoßtruppunternehmungen mit Erfolg durchgeführt. Vereinzelte schwächere Angriffe des Feindes wurden abgeschlagen. Durch Angriffe der Luftwaffe auf Bahnanlagen und rückwärtige Verbindungen erlitten die Sowjets empfindliche Verluste an rollendem Material. An der Front in Lappland und an der Murman-Front scheiterten erneute feindliche Angriffe unter hohen blutigen Verlusten für den Gegner. Tn Nordafrika infolge starker Sandstiirme nur rege beiderseitige Aufklärungstätigkeit. Im östlichen Mittelmcer versenkte ein deutsches Unterseeboot einen Transportsegler des britischen Nachschubverkehrs. Flugplätze der Insel Malta wurden bei Tag und Nacht mit guter Wirkung bombardiert. Unterseeboote versenkten an der Ostkiiste von Amerika sechs feindliche Handelsschiffe mit zusammen 33.000 BRT und beschädigten ein weiteres größeres Schiff durch Torpedotreffer. Die Vcrgeltungsangriffe der deutschen Luftwaffe gegen Großbritannien wurden fortgesetzt. In der Nacht zum 30.' April griffen Kampffliegerverbände bei guten Sichtverhältnissen die englische Stadt Norwich an. In der Stadtmitte und in Industrieanlagen wurden umfangreiche Brände und starke Explosionen beobachtet. Bei einem feindlichen Luftangriff auf die Vorstädte von Paris entstanden größere Gebäudeschäden und Verluste unter der Zivilbevölkerung. Einzelne britische Flugzeuge führten Störungsflüge an der norddeutschen Küste durch. Zwei britische Flugzeuge wurden abgeschossen. (MTI) Clermont-Ferrand, 30. April (OFF) Britische Flieger warfen Mittwoch abend auf den nordwestlichen Teil von Paris Bomben. Zahlreiche Häuser stürzten teils ein. Auch ein Krankenhaus wurde getroffen. Nach den ersten Meldungen kamen 3 etwa 40 Personen ums Leben, zahlreiche wurden verwundet. Ein britisches Flugzeug wurde abgeschossen. Die beiden Piloten fanden den Tod. (MTI) Vichy, 30. April (OFI) über die Zahl der Opfer des gegen die Umgebung von Paris gerichteten britischen Fliegerangriffes wurden bisher folgende Daten bekannt: Im Departement Seine IS Tote und 60 Verwundete, im Departement Seine et Oise 34 Tote und 40 Verwundete. (MTI) Erbitterte Luftkämpfe über der Eismeerkiists ^ Berlin, 30. April (DNB) Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, kam cs auch am gestrigen Tage über der Eismeerküste zu erbitterten Luftkämpfen, aus denen die deutschen Jäger siegreich hervorgingen. Nach bisher vorliegenden Meldungen wurden 7 bolschewistische Jagdflugzeuge abgeschossen. Ein weiteres sowjetisches Jagdflugzeug fiel der deutschen Flakartillerie zum Opfer. (MTI) Berlin. 30. April (DNB) Nach den bisher beim Oberkommando der Wehrmacht vorliegenden Meldungen wurden gestern allein über der Ilmensee-Front von deutschen Jägern 17 sowjetische Flugzeuge ohne eigene Verluste in Luftkämpf eh abgeschossen. Weitere zwölf sowjetische Flugzeuge brachten deutsche Jäger im Südabschnitt der Ostfront zum Absturz. Mit den im hohen Norden abgeschossenen sieben bolschewistischen Jägern verlor die sowjetische Luftwaffe gestern wiederum 30 Flugzeuge. (MTI) Eine bewußte Fälschung der britischen Fißpagsstila in Zusammenhang mit den Vergeftenpangriifeu Berlin, 30. April (INB) Die deutschen Vcrgeltungsangriffe gegen die englischen Städte, die ausgeführt werden, weil die englische Luftwaffe werlvolle deutsche Kulturstätten grundlos zerstört, werden nun von der englischen Propaganda dazu benützt, um Vorwürfe gegen die deutsche Kriegsführung zu erheben. Die englische Propaganda stellt es nun, wie in der Wilhelmstraße hervorgehoben wird, so dar, ah seien von deutscher Seite besondere Verzeichnisse der wichtigen englischen Kultureinrichtungen au/gestellt worden, um gerade diese Institutionen zu treffen. Der Sprecher der Wilhelmstraße erklärte, daß es sich bei dieser englischen Behauptung um eine bewußte Fälschung und Verdrehung einer vor einigen Tagen abgegebenen Erklärung handle. Der Sprecher der Wilhelmstraße hatte damals erklärt, wenn England fortfahre, wie in den Fällen Lübeck und Eoslock, deutsche Kulturstätten und Baudenkmäler zu zerstöi*en, dann .würden die deutschen Flieger auch die im internationalen Baedeker mit zwei oder drei Sternen verzeichneten Einrichtungen zu finden wissen. Es sei also