Schul- und Kirchenbote, 1909 (Jahrgang 44, nr. 1-24)

1909-01-15 / nr. 2

26 Wie kann dieser Erfolg erreicht werden? Dies ist jet dag A und Ö von Broos bis Draas, von der Burzen bis zur Biltrit. Schon früher hat man dem magyarischen Sprachunterricht gebü­hrende Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben uns stets bestrebt, das Beste zu Leisten. Diesem Streben hat ja auch das magyarische Sprachbuch von Schullerus sein Entstehen zu verdanken. Mit der Einführung dieses Buches hielt zu­­gleich eine neue Unterrichtsmethode ihren Einzug in unsere sächsische Schule, erfuhr also der magyarische Sprachunterricht eine gründliche Wandlung. Wir haben stets nach den besten Mitteln gegriffen, nach denen, die uns in betreff Erlernung der magyarischen Sprache den sichersten und raschesten Erfolg ver­­sprachen. Leider aber ist eine befriedigende — das heißt eine die staatlichen Aufsichtsorgane befriedigende — Erlernung der Staatssprache von Seiten der Sinder noch immer nur ein frommer Wunsch. Haben wir denn noch immer nicht das richtige, zweckentsprechende Mittel in der Hand? Die Frage, wie man überhaupt Sprachen Leicht, schnell und sicher erlernen könne, ist solcherart, daß sie mit ihrer Lösung Jahrhunderte hindurch die Kraft großer Geister, ge­wiegter Pädagogen reichlich in Anspruch genommen hat. Was heute als allein seligmachend gepriesen wurde, verfiel schon morgen seinem Schicksal. Die längste Zeit hindurch glaubte man das alleinige Heil im Sprachunterricht in der Grammatik zu finden. "Das 2o­­sungswort war: „Man muß als Grundlage zur Erlernung einer Sprache die Grammatik nehmen.“ Man nennt diese die grammatikalische Methode. Das bedeutendste Hilfsmittel sieht sie in der Ueberlegung. Auf diesem Wege ge­­schieht die Einübung und Einprägung grammatischer Formeln. Diese Me­­thode ist trocken und sch­wer. Die Kinder haben dem in ihr erteilten Unter­­richt zu seiner Zeit das gewünschte Interesse entgegengebracht. Für diese Methode hat in unseren Wolfsschulen das Totenglöcklein längst ausgeklungen. Die Erkenntnis dessen, daß selbst die vollk­ommenste Beherrschung der Gram­­matis ung noch lange nicht in den Stand seßt, den an uns gestellten For­­derungen zu genügen, hat ihr den Todesstoß gegeben. Es fehlt im Unterricht nach dieser Methode das, worauf in einem Unterricht, der auf die Erlernung einer fremden Sprache abzielt, das Hauptgewicht gelegt werden soll, nämlich die Uebung. Auch der Erwachsene muß bei Erlernung einer fremden Sprache gleich einem sprechenlernenden Kind zwei Entwwiclungsstadien durch­­machen. Er muß 1. viel hören und 2. das Gehörte immer wieder jagen. Im Grunde genommen ist ja auch die Erlernung einer Sprache im Anfang eine mechanische Sache. Denn zwischen der Wirklichkeit und den Diese be­­zeichnenden Lauten besteht ja in der Regel sein organischer Zusammenhang. Eine Sache aber, bei der er sich also verhält, kann dann auch nur auf dem Wege fortwährender Uebung zu unserem Eigentum gemacht werden. Die Er­­lernung einer Sprache baut sich also in erster Reihe nicht auf den Verstand auf, als vielmehr auf die beim Sprechen am meisten beteiligten Organe, und zwar hauptsächlich auf das Gehör. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, daß Taubgeborene groß hervorragender Geistesgaben auf diesem natürlichen Wege nie sprechen lernen, und geistige Cretins bei normal entwickltem Hörver­­mögen Sprechen lernen. Da nach der grammatikalischen Methode der gewüns­chte Erfolg immer und überall ausblieb, so fahndete man nach einer z­weckentsprechenderen. Nach manch anderem glaubte man endlich vor etwa 26 Jahren die ersehnte Nettung gefunden zu haben in der sogenannten direkten Methode, so genannt, weil

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