Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juli (Jahrgang 11, nr. 3205-3231)

1884-07-22 / nr. 3223

· Mantou und zdininisimine Heltauergasse 23. Sefheint mit Ausmaß­e der Sonn- und Feier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 kr., vierteljährlich 251. 50­r., Halbjährig HL, ganzjährig 10 fl. t ° ims Haus, eng­­ee Abonnement mit Bestversendung: « Quirin-Humor vierteljährig 3 fl. 50 i­ TR, ganzjährig Für das Ausland, vierteljährig 7 NM. oder 10 Sred., halbjähri­­gE ber Ri Br, zurzeit 3 28 dar u Ts. Amann Unfeantiste Briefe werden nicht angenommen, R­­ek­­te nicht zur idaefiz­­iellenb­irgist seuls bsei Sermannsladt, Dienstag, 22. Juli N“ 3223. XI. Jahlgang. Gloffen. I Gloffen — so nannte man in alter Zeit die Handbemerkungen, die denkende Leser in den Schaf ihrer Handschriften eintrugen, um dadurch ein unflares Wort zu erläutern oder eine Sache, die dort vorkam, gen­auer zu bestimmen, oder in irgend­­einer anderen Nichtung künftigen Lesern das Verständnis zu erleichtern. So mögen denn die nachfolgenden Bemerkungen unter diesem Worte, das aus dem Staub der alten Schriften bis in die sächsische Mundart herabgestiegen ist, zur unseren Lesern sprechen. Die Auf­­­gabe, die sie sich sehen, in die Beleuchtung einer Anzahl von Behauptungen, die in den legten Wochen von bedeutenden magyarischen Parlamentariern im Programmreden anläßlich der Wahlen in die Welt gesandt worden sind, meist zu dem Zweck, um zu zeigen, wie so herrlich weit wir es im Staate Ungarn gebracht haben und wie Freiheit und Necht und viele andere edelste Güter, die das 19. Jahrhundert rühmt, eigentlich hier allein ihre rechte Heimat haben. E83 ist nüßlich und sehrreich, ein solches eigenes Lob, namentlich wenn es in so vollem Chore ertönt, bisweilen auf seine Wahrheit zu prüfen; wer der Ueberzeugung lebt, daß das eich der Un­wahrheit auf die Dauer nicht in fünne, mag aus solcher Prüfung auf's neue frische Kraft schöpfen zum Kampf fir’s Necht. Auch sonst verlohnt sich’s wohl, in einer Mederschau einmal ins Auge zu fassen, was jene „Rufer im Streit“ der Welt in und außer Ungarn als rettende Weisheit verkünden; lernt man doch dadurch die treibenden Grundgedanken immer mehr kennen, die in diesen Landen auf ihrem zerstörenden Gange aller geschichtlichen Ent­­­wiclung widersprechen. Wir knüpfen zunächst einige Bemerkungen an die P­rogrammrede Emerich Ivanka’s an, die dieser in Theres­opel am 22. Mai gehalten (Peter Lloyd vom 24. Mai, Nr. 143, Beilage)­­­ . Herr Emerich Ivanka liebt es, bei jeder Gelegenheit sich ostentativ als den ergebensten Kampfhelden des Herren Ministerpräsidenten Tipa zu benennen. ALs Sprecher der zur Regierungspartei gehörigen Abgeordneten, die nach Schluß des Reichstages Herrn Tipa als dem ersten unter den verantwortlichen Ratgebern der Krone fn die eben vernommene Thronrede Dank und für die Zukunft neue Dultigung in Liebe und Treue darbrachten, konnte er nicht umhin hervorzuheben, daß die Gesinnungszuverlässigkeit aller Anmwesenden Hauptsächlich dadurch markiert werde, daß er, ihr erforener Wortführer, „Sich selber wohl als den prägnantesten Ausdruck der Ber­­­ehrung und ne ag für Koloman Fißa bezeichnen dürfe." Auch seine zu Theresiopel am 22. Mai gehaltene Wahlrede hebt mit einer Prä­­­conisierung Tipa’s an, mit der sie auch, nach seiner eigenen Vereicherung, füglich schließen könnte; „denn der genannte Name ist an und fir fie ein " Programm, meine Erklärung, daß ich der Zahne Koloman Tifa’s in werde, ist eine feierliche Zusage, und der Umstand, daß Sie mich berufen haben und jeßt so freundlich aufnehmen, ist die Billigung dieses Programms und die Annahme meiner Zusage.“ Nun, auch Herr Ivanka treibt den in der Seele seines Volkes quellenden und sie mit dämonischer Meacht bestimmenden Personenkultur. Obenan steht nicht die Sache im Manne, sondern der Mann außerhalb der Sache, die auf der Flut der bindenden und trennenden Affekte mit Geschie steuernde Persönlichkeit, auch wenn von ihres eigenen Wesens trüiberen Stoffen das­­­ von der Sache gejeßte Ziel verschleiert oder gar gefälscht wird. Einzig und allein der Name „Koloman Tipa" ist das politische Programm Spanka’s, freilich nicht seines allein, sondern jener ganzen auserlesenen Schar, welche der Gunst genießt, an der Brust des Meisters zu liegen, und welche sich deshalb für berufen hält, die breitere und je tiefer hinab auch unselbständigere Menge für das Arium zu gewinnen, daß in Tipa „der nationale­­­ Genius“ verkörpert und derselbe­­­ Haupt der Regierung unentbehrlich und umer jeglich sei. Werum aber sehen zumal in Neden, die auch­ in die urteilsfähige Welt hinausgesprochen werden, um an für das Glaubens»­­bekenntnis geworben wird, daß alles, was von Tipa geschehen sei oder ge­­­schehen werde, für eine Frucht der größten staatsmännlschen Weisheit an­­­gen werden müsse, so sollte das doc mit dem Nüstzeuge einer tieferen­­egründung gethan werden. Jedoch die einfache Berufung auf den „Namen Tika“, dieses gedankenlose Schwören auf des Meisters Worte, dieseg Luft­­­fechten mit der Behauptung, daß alle Werke Tika’s untadelig sein müßten, weil sie aus seiner geistigen Brage hervorgegangen, ist ein allzu schulm­aben­­­mäßiger Grund. Alle Welt läßt sich doch nicht warren, und vor denen, welche selber zu prüfen und zu entscheiden gewohnt sind, spielen diejenigen, welche sie zum Besten halten wollen, doch die täglichere Rolle. Daß auch hierauf Bedacht genommen würde, hätte­ man von Männern wie Svanka und seinen übrigen Freunden, welche unter derselben Zähne in den Wahl­­­kampf eingetreten waren,­­­erwarten sollen. Freilich­ müssen sie, um stich­­­haltige Grü­nde befragt, in Verlegenheit kommen, weil sie solche­­­r aus dem Arsenale der Grundfüße und Ziele des leitenden Staatsmannes hernehmen­­önnten. Und Tipa hat über diese Grundlage und Ziele niemals eine prägnante Enunziation von sich gegeben, so oft er auch polliert und indirekt wiezu aufgefächert worden; er ist in dieser Beziehung wohl auch seinen intimen Freunden gegenü­ber das siebenfach versiegelte Buch, und diese müssen sich genügen lassen, von Fall zu Fall sein Sprachrohr zu sein. Aber was aus diesem Sprachrohr hervorfringt, ist über und über genug zur Bestätigung deisen, daß Tika, w­erwohl dies den offenkundigsten dahin zielenden Thatsachen gegenüber immer wieder in Abrede gestellt wird, bei der Uedernahme der Regierung im Jahre 1875 seine Opposition gegen die staatsrechtliche Basis des Dualismus nur figürlich an den Nagel gehängt und seit­­­her die V­erwitterung dieser Basis mit allen Mitteln seiner Stellung befördert hat, und daß er aus Ungarn je nach Erfordernis mit Syrenenklängen oder derber Gewalt einen in das frasjeite zen­­­tralistische System gezwängten magyarischen M­assenstaat­­u machen bestrebt if In der einen oder anderen Beziehung finden si auch in Zvanka’s Rede Andeutungen, die jeden Zweifel ausschließen. Davon in der nächsten Nummer­: Pränumerationen and Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Beltauergasse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg Fl. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Klaufmann, Broos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. L. Danube & C. nur Sufertiouspreis: Der Raum einer einspaltigen Barmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 kr., das zweitemal je 6 ix, dad drittemal je 5 fr. 6. W. exolusive bet &tempelaebühr non je 20 fr 1884, Politische Nebensicht.­­­ Hermannstad­t, 21. Juli. In Prag haben Magyaren und Tschechen aus Anlaß der Er­­­öffnung des tschechischen Nationaltheaters ein Verbrüderungsfest gefeiert! Wer hätte Dieses vor Zeiten für möglich gehalten? Unter die Verbrüderungs­­­urkunde drückt man die Prager deutsch geschriebene „Wolitif“ ihr großes Staatssiegel. Zuerst wird die Kulturgemeinschaft zwischen Magyaren und Tschechen hervorgehoben, und dann gesagt, daß sich die politischen Bezie­­­hungen zwischen Ungarn und Tschechen allerdings nicht immer gleich freund­­­lich gestaltet haben, daß das Gespenst der Bach-Hußaren sie noch immer wie Banquo’s Geist zwischen beide Völker stelle. Die „Bolitif“ erwartet aber von der Nitterlichkeit der Magyaren, daß sie das tschechische Volk nicht für die Sünden Einzelner büßen lassen würden, denn gar viel hätten die Führer dieses Volkes dann gethan, um die Verirrungen dieser unglüc­­­keligen Nenegaten ihres Stammes gutzumachen. Die „Bolitit" zählt rarativ auf, wie die tschechischen Wolfsvertreter das ungarische Staatsrecht im öster­­reichischen Parlamente gegen die Rechtsverwirkungs-Theorie der Zentralisten verteidigten, in die Fundamental-Artikel die Anerkennung des Ausgleiches mit Ungarn aufnahmen und wie seither Dr. Rieger jederzeit den loyalen Gesinnungen gegen Ungarn Ausdruck gab. In diesen Thatsachen liege so viel Beweiskraft, daß man sie in objektiven Streifen Ungarns unmöglich ignorieren künne und sie bei einigermaßen gutem Willen als Korrektiv des Urteils über Menschen und Dinge in Böhmen verwenden müüsse. Die natür­­­lichen Bundesgenossen der Magyaren seien die Förderalisten oder Autono­­­misten, da die Autonomie jede Expansion ausschließe. Auf den Antrag der tschechischen Freundschaft hat man in Veit noch nicht geantwortet. Der Verwaltungsausschuß des Cfiker Komitates hat, über Ans­­trag des D Vizegespans, seine Stimme für die Revision des Wahlge­­­säßes erhoben. Der Minister des Innern wird mittelst einer Adresse er­­­sucht werden, eine diesbezügliche Vorlage dem Abgeordnetenhause einzureichen. In Seifer Komitate müssen freilich recht traurige Zustände herrschen, haben doch, wie der Herr Vizegespan für die Revision argumentiert, die auftreten­­­den Kandidaten fremder Auständigkeit es nicht einmal für der Mühe wert­­­ges­­tunden, sie beim Herrn Obergespan oder sonst einem Komitats­­­beamten zu präsentieren, und auch die Gutsdefiker der Gegend ignoriert. Gegen die Agramer Studenten ist wegen des Manifestes an die „Kroatische Nation“ die Untersuchung eingeleitet worden. Die einver­­­nommenen Studenten geben alle zu, an der Versammlung teilgenommen zu haben, in welcher das bekannte Manifest zu­­stande kam, sie weigern sich jedoch, den Verfasser und denjenigen, welcher­ dasselbe vorlag, zu nennen. An die „dalmatinische Jugend“ wurde von den Agramer Studenten eben­­­falls ein Aufruf erlassen, im welchem Ddieselbe aufgefordert wird, nach Fa zu kommen, um gemeinsam an der Befreiung des Vaterlandes zu wirken. Der Tiroler Landtag hat den Antrag der Walsch-Tiroler Ab­­­geordneten auf die Zweiteilung Tirols in namentlicher Abstimmung ab­­­gelehnt. Der Statthalter wies aus dem Antrage nach, daß derselbe nicht plun auf die administrative, sondern auch auf die politische und staats­­­rechtliche Teilung des Landes abziele und daß in der Erklärung der Antragsteller selbst durch Genehmigung des Antrages erst ein Teil ihrer Bestrebungen erfüllt wäre. Der Statthalter mahnte von so weitgehenden nationalen Bestrebungen ab, die keinen anderen Erfolg haben, als den inneren Frieden zu beeinträchtigen. Ein längerer Artikel der „Leipziger Grenzboten“­­­über deutsche Kolonial- Politik eröffnet­­­ eine weite Perspektive auf die diesbezü­g­­­lichen Pläne und Absichten der deutschen Regierung. Die „Grenzboten“ konstatieren vor allem, daß Fürst Bismarc heute zur Kolonialfrage eine ganz andere Stellung einnehme, wie vor Zahren. Allerdings wolle der Kanzler auch seine Kolonien von Reichswegen gründen, wohl aber Privat-Unters­­nehmungen in dieser Richtung Hin vom Neid­e fördern und schüten waffen. Die „Grenzboten“ deuten dann an, daß der deutsche Unternehmungsgeist sich zuerst Neu-Guinea und anderen Punkten in Polynesien zuwenden dürfte. „In einigen Jahren“. Heißt es weiter, „wird die Dak­ische Landenge durchstochen und damit die reiche Inselwelt des Stillen Ozeans und der Südsee, die jehr noch größtenteils herrenloses Land ist, fir­ Europa verhältnismäßig nahe gerückt sein. Es wird ein Wettstreit der Nationen um diese Gebiete beg­­innen, und wenn Deutschland mit seiner Handelsflotte, der dritten im auge, in dieser Beziehung nur schwächer als Großbritannien und die amerikanische Union, davon nicht ausgeschlossen sein will, muß es sich in der Zeit, wo der Wettstreit beginnt, wie andere Mächte dort schon an ° *­­­- Feuilleton. Briefe aus der neuen Welt. Von einem siebenbürgischen Gewerbegehilfen an seine Eltern in Hermannstadt. Mit deren Erlaubnis veröffentlicht von 9. 2. (2. Fortlegung.) Zweiter Brief. St. Louis, den 8. Oktober 1882. „Liebe Eltern!“ Euer Schreiben vom 28./8. habe ich richtig erhalten. Ich bedauere ihr, daß zu Hause immer Krankheiten vorkommen. · Was mich anbelangt,bin ich frisch und gesund,ich arbeite noch in der­­­selben Fabrik und geht es mir sehr gut. Die Arbeitszeit ist hier im allgemeinen von morgens 7 bis abends 6 Uhr.Eine Stunde ist Mittag.An Samstagen wird bloss bis 5 Uhr, an manchen Stellen auch nur bis 3 oder 4 Uhr nachmittags gearbeitet. Nachdem die Tage jetzt kürzer sind,haben wir blos eine halbe Stunde Mittag,machen dafür aber schon um halb Sechs-Feierabend Es wird hier viel früher dunkel als in Europa. Wir haben hier sehr heiße Tage,im August war es bedeutend küh­­­ler als jetzt Die Witterung ist überhaupt sehr veränderlich. " Der Amerikaner lebt sehr gut.Morgensehe­ man an die Arbeit geht, wird gefrühstückt,da wird auf den Tisch gegeben­ Kaffee,Kuchen und zwei bis drei Sorten Braten,dann Eier,Kompote u,s.w.Ebenso werden mit­­­tags sind abends mehrere Speisen aufgetragen. Dann ist hier überall in den Gast-und Wirtshäusern der sogenannte Punsch,den der reichste YankeeJs ebenso als der ärmste Taglöhner trinkt. In den öffentlichen Restaurant’s,Gasthäusernec,wird vormittags von 9 bis 11 Uhr aufgetragen Suppe,verschiedenes Fleisch,Gemüse und Brod. Da Tann jeder, der Speisen will, si von dem aufgetragenen bedienen. An kalten Speisen erhält man blos Würste und Käse.­­­ Das Glas Bier kostet 5 Zentimer. Der Punsch ist bisfig, in vielen Gasthäusern wird derselbe gratis serviert. St. Louis zählt gegen 600.000 Einwohner; er ist am Flußufer 18', Meilen lang und hat eine Breite von Y,—6'­, Meilen. *) Nanlee, (sprich: Sankih,) der Spottname der Neuengländer in Nordamerika. Sechszehn verschiedene Pferdebahnen durchkreuzen die Stadt, die eine Gesamtlänge von 170 englischen Meilen haben. Ich zögerte mit dem Schreiben deshalb so lange, um Euch von dem Teste, welches jed­e Woche hier stattfand, etwas mitzuteilen. In St. Louis ist vom 1. bis 8. Oktober die sogenannte Fallzeit, während derselben findet eine Ausstellung statt, die mit allerlei Vergnügungen verbunden ist. Am 3. Oktober war das Bett der „verschleierten Propheten”, das sind die reichsten Leute der Stadt. Abends wurde ein Festzug veranstaltet, zuf welchem zweiundzwanzig prachtvolle Wagen verfertigt wurden. Bei diesen Festzug waren alle Nationen in ihren Nationalforu­men vertreten. Derselbe erinnerte sich ganz an den Wiener­ Festzug zu Ehren des Kaiserpaares. Ferner war die Stadt die Woche Hindisch­ von vielen taufenden Gas­­­flammen beleuchtet, welche mit verschiedenfarbigen Glaskugeln bewedt waren und einen imposanten Anblic gewährten. Viele tausende von Fremden waren dieser Tage da, Settlichkeiten anzusehen. So Habe Hier in St. Louis nicht einen einzigen Ungarn oder G Sieben­­­bürger angetroffen, noch weniger aber einen Hermannstädter. Auf dem Schiffe bei der Heberfahrt da waren etliche Ungarn, darunter auch Mädchen, mit denen ich mich in ungarischer Sprache sehr gut amiü­­­sierte. Ich sprach noch so forrest ungarisch, daß die Ungarinen mir unmög­­­lich glauben wollten, ich sei drei Jahre in Deutschland gemwesen. So Ich liege mit Herzlichen Gruß und Ruß an Alle. Euer gehorsamer Sohn Johann. P. S. &ä bitte die Adresse genau so zu schreiben, wie ich Euch die­­­selbe hier angebe, um sich die Mafter (Herrn). Sohn Hermann. South 5, Street Nr. 714. St. Louis. (Mo. Nord-Amerifa.) Dritter Brief, St. Louis, den 3. Dezember 1882, Liebe Eltern! Euer Schreiben vom 31. Oktober I. $. habe ich erhalten. Ich habe mit großer Freude gelesen, daß zu Hause alles gesund ist. Vor allem unwünsche ich allerseits glückliche Weihnachten und glückliches Neujahr. Bruder Georg erfundigte sich, ob er in Amerika täglich Punsch in den Wirtshäusern giebt. E 3 giebt in den meisten Wirtschaften täglich warmen Punsch, in New­ York Habe ich aber blos Falten gefunden; wie ich gehört habe, giebt es in den meisten amerikanischen Städten: nur falten. Heute find es acht Jahre, daß ich in die Fremde zog. Den 30. November­­­ habe ich das 25. Lebensjahr überschritten. Sr E3 freute mich, Daß ich denselben gesund und frisch erlebt habe, , ics2 habe aber auch diesen Geburtstag recht „zünftig” gefeiert. Seid zum Schluffe alle gegrüßt und gefüßt von Eurem Johann. Vierter Brief. St. Louis, den 20. März 1883, Liebe Eltern! Euer Schreiben vom 12./2. habe ich den 7./3. rihlig erhalten. Sreute mich, daß alles wohlauf ist; auch ich bin gottlob gesund. So bin unlängst dem ersten Gesangvereine in St. Louis als ordent­­­liches Mitglied beigetreten. Der Verein hat oft schöne Bälle, zahlreiche Konzerte, und im Sommer verschiedene Ausflüge. Ende Januar machte ich einen großen Massenball mit, wobei ich als Tiroler, die Dame, die ich einführte, als Nococo verkleidet waren. Wir amüsierten uns vortrefflich, nur­­­ foften solche Unterhaltungen hier sehr viel Geld. « In Deutschland braucht man zu einem solchen Balle nicht so viele Mark als hier Dollars,das kommt wohl daher,daß die Leute in Deutschland in dieser Beziehu­ng viel sparsamer und reservierter sind,als in Amerika,wo man hingegen auch das Geld schneller und leichter verdient. Die Witterung wechselt hier sehr schnell;den 18.März nachmittags 2 Uhr Hatten wir 79 Grad Hite (Fahrenheit) im Schatten. Nachmittags 5 Uhr hatten wir Hingegen blos 23 Grad, und heute den 20. März haben wir schon 5 Zoll Hohen Schnee liegen. Gruß und Kuß von Eurem Johann. P.S.­­ch bitte die Briefe an mich unter folgender Wodreffe zu senden: (Die vorige war falsch.) Mitr. Fohn Hermann caro of Mitr. H. Broichlovsty. PVenros avenne Nr. 826 North. Nord-Amerifa. St. Louis. Mo, (Fortfegung folgt.)

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