Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Januar (Jahrgang 20, nr. 5796-5820)

1893-01-28 / nr. 5818

Reduktion und A Administration Heltauergasse. Erscheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Heiertage folgenden Wochentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Kr., vierteljährlich 2 fl. 50 kr., Halb­­jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1 fl. 5 fl., 6 fl., 12. Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Br., halbjährig 7 fl., ganze jährig 14 fl. Für das Ausland: vierteljährig 7 RM. oder 10 Fre3., halbjährig 14 RR.­­oder 20 se ganzjährig 28 Kar oder Ted. Eine einzelne Nummer fostet 5 fl. d. W. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches Nr. 5818. XX. Jahrgang Hermannftadt, Samstag 28. Januar . Pränumerafionen und Anferate gaffe Nr. 23: in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz G. Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannen­berg, Budapest A. W. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­n Liebmann. Insertionspreis Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fostet beim einmaligen Einviden 7 fr., das zweites mal je 6 fr., das drittemal je 5 kr. d. W. ex­­clusive der Stempelgebühr von je 30 kr. 1893. übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauer­­ Aus dem ungarischen Yleichstag. Budapest, 24. Sanıar. Präsident Baron Desider Banffy eröffnet die Situng des Abgeordneten­­hauses­ um 10 Uhr vormittags. Nach Erledigung der Präsidialmeldungen folgt die Tagesordnung: Sper­­ialdebatte über das Budget des Ministeriums des Innern. Koloman Thaly beschäftigt sich mit den Hebelständen beim Preßburger Landesspital, wo wegen des Raummangels skandalöse Zustände herrschen. Diesem Hebelstande könnte auch einen entsprechenden Zubau abgeholfen werden. (M­i­­nister Hieronymi begrüßt den eben eintretenden Ministerpräsidenten.) Mehner giebt seiner Entrüstung darüber Ausdruck, daß ihn der Minister nicht andhöre. Er empfiehlt schließlich die Verteilung von populären Schriften über Hygiene unter dem Dolfe. Bei der Pot „Trahoma” hält Geza Remete die Schubmaßregeln für nicht ausreichend und senft die Aufmerksamkeit des Ministers auf sein eigenes Komitat, in welchem die Epidemie heftig willte. Die Bost wird votiert. Bei der Welt „Kinderbewahrwesen” spricht Graf Eugen Zichy im ne­tereffe des Findelhaustwesens und empfiehlt die Errichtung ein­es allgemeinen Landesfindelhauses. Redner reicht einen Beschlußantrag ein, wonach die Ne­gierung ange­wiesen werde, noch im Laufe dieses Jahres eine diesbezügliche Vorlage zu unterbreiten. (Austrimmung.) Nach einigen Bemerkungen des Referenten August Pulpfy nimmt das Wort Graf Geza Teleki. Nedner empfiehlt die Durchführung des seinerzeit von ihm geplanten Systems, wornach nicht ein allgemeines Landesfindelhaus, sondern zahlreiche kleinere Anstalten in den verschiedenen Gegenden des Landes errichtet werden sollten. Redner ist kein Freund der Internierung, auch würde durch Realisierung seines Planes die Frage viel schneller gelöst werden können, indem mit der Errichtung dieser einzelnen kleineren Häuser ohne bedeutende Kosten sofort begonnen werden künnte, ferner würde der unwohlhabendere Teil des Publikums die Idee jedenfalls propagieren. Nebner hofft, daß seine­dee vom gegenwärtigen Minister des Innern durchgeführt werden wird. (Allgemeine Bestimmung.) Minister Karl Hieronymi verspricht, in den Preßburger Spitalsver­­hältnissen Abhilfe zu schaffen. Bezüglich des Findlingswesens bemerkt der Mi­ nister, daß er thatsächlich an der Zeit sei, in dieser Angelegenheit etwas zu tun, denn nirgends sei die Sterblichkeit der Kinder so groß, nie gerade in Ungarn. Insbesondere die unehelichen Kinder sterben in einem erschredenden Verhältnisse. Der Idee des Grafen Teleki stimmt er bei und ist bereit, dieselbe nach Möglichkeit zu al­loch sei dies noch nicht genügend, man müsse auch einen großen Teil der unehelichen Kinder in die Findelhäuser auf­­nehmen und das könne nicht durch die Gesellschaft erreicht werden. (Aus­stimmung.) Nachdem noch Koloman Thaly für den Beschlußantrag des Grafen Bihy eingetreten, erhebt sich Graf Albert Apponyi und konstatiert, daß nunmehr aus der gegen­­wärtigen Debatte über das Budget des Ministers des Innern vollkommen hat und zur Genüge Hervorgehe, daß Giß jet in Ungarn eigentlich gar nicht regiert worden sei. Sehr erst beginne man eigentlich zu regieren, denn bis jept sind, wie aus der Debatte hervorgehe, auf dem Gebiete des öffentlichen Sanitäts­­wesens nicht einmal die allerprimitivsten Anordnungen getroffen worden. Nedner hebt hervor, daß den gegenwärtigen Minister für die vielen V­ersäumnisse seiner Vorgänger sein Vorwurf treffen könne, und unwünscht, derselbe möge bezüglich des Findlingswesens das Versprechen leiten, daß er im nächstjährigen Budget dafür Sorge tragen werde, und glaubt, daß in diesem Falle Graf Eugen Zichy seinen Beschlußantrag zurückziehen werde, denn wie er sehe, sei der Minister geneigt, im nächsten Jahre diese Frage einer Lösung zuzuführen. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Minister des Innern Karl Hieronymi erklärt sich bereit, anläßlich des nächsten Budgets eine die Regelung des gesamten Zindlingswesens umfassende Vorlage dem Hause zu unterbreiten. Graf Eugen Zichy zieht seinen Beschlußantrag zurüc, worauf die Post angenommen wird. Folgt die Bost „Staatspolizei”, welche Referent August Bulpfg zur Annahme empfiehlt. Adam Horvath bringt aufs neue die Straßenkolportage der Zeitungen zur Sprache und bedauert es, daß der Minister sein, die Zurückziehung des bezüglichen V­erbotes betreffendes Verlangen so schroff zurücgewiesen habe, ohne sich über die Sachlage vorhergehend informiert zu haben. Das 1848er Preß­­gejeg habe im Biefer Hinsicht gar seine Verfügung getroffen und nur den Hausierhandel mit Produkten der Winkellitteratur unter polizeiliche Kontrolle verr­iefen. Nedner werde alljährlich seinen Beschlußantrag ern­euern, bis der Straßenverlauf der Zeitungen nicht freigegeben werden wird. (Elsenrufe äußerst lint3.) Minister des Innern Karl Hieronymi erklärt wiederholt, daß der Straßenverlauf der Zeitungen von der Erlaubnis der Polizei abhängig gemacht werden müsse (Lea Bolonyi: Sit den­ die Polizei eine Preßbehörde ?) Auch der 1848er Minister des Ianern Habe das Gejet in seiner Verordnung so aufgefaßt. (Rufe äußerst nun: 1848 wurden die Zeitungen frei verkauft! Koloman Thaly: Shokai weiß davon! Madaraf: Febt leugnet er es aber) Redner behauptet Schließlich den Standpunkt der bisherigen Regierungen in dieser Frage und bemerkt schließlich, daß diese Sache gar nicht auf der Tagesordnung stehe, nachdem das Haus in dieser Sache erit jüngst ent­­schieden habe. Dionys PBazmandy bemerkt, daß der Hansierhandel im Auslande überall von der Rettungskolportage streng unterschieden werde. (Minister Karl Hieronymi: Now in Frankreich!) Auch in Belgien und in England. Wo es eine freie Bresse giebt, dort wird Die Kolportage nicht verboten; es ist dies bloß in Oesterreich, Preußen und in der Türkei der Fall. Geza Bolonyi bemerkt, man dürfe sich im Parlamente nur auf solche Ministerialverordnungen berufen, welchen eine gejegliche Ermächtigung zu Grunde liegt. 1848 funktionierte die Polizei gleichzeitig auch als Gewwerbebehörde, was heute nicht mehr der Fall ist. Der Verkauf der Zeitungen dürfe überhaupt nicht von einer präventiven Polizeilizenz abhängig gemacht werden. (Bestimm­ung äußerst links.) Sosef Madarap war Mitglied der 1848er Gescbgebung (Eisenrufe) und weiß daher, daß die Berufung des Ministers auf das 1848er Geld­ eine irrige ist, nachden im Jahre 1848, so lange der Reichstag beisammen war, die Rettungsfolportage im ganzen Lande frei gewesen. Der Minister hätte damals auch nicht gewagt, die Preßfreiheit in irgend­einer Weile zu beein­­trächtigen. Die Nation dürfte dies auch sei nicht dulden, doch begibt jede Nation die Regierung, welche sie verdient. Der Minister möge sich daher eher auf 1867 berufen, denn von diesem Datum ab wurden alle Rechte der u­berordnungen sukzessive vernichtet.­­Lebhafter Beifall der äußersten Linien. Alos Beöthy stimmt nur in der Richtung mit dem D Vorredner nicht überein, daß er die 1867er Basis angreift, denn auch Madaras verdanfe nur 1867, daß er den Ausgleich in legaler Weise bekämpfen und eine Rede halten künne, welche nicht nur ihm, sondern auch Madaras selbst gefällt. (Heiterkeit l­nt3.) Redner führt sodann aus, daß im Auslande die Sache von einem ganz anderen Gesichtspunkte betrachtet wird und legt dem Meiniszer nahe, er möge den Straßenverlauf der Zeitungen im eigenen Wirkungskreise gestatten. (Leb­­hafter Beifall lint3 und äußerst Finke.) Aladar Toth wies darauf hin, daß die Mietverträge über solche Loya­­litäten, die als Belegräume für die Gendarmerie gemietet werden, Äußerst drücende Bestimmungen enthalten. Infolge­dessen müsse das Xerar, wenn es überhaupt Vermieter finden will, jeder hohe Mietzinse zahlen. Wenn die frag­­lichen Bestimmungen gemildert würden, könnte der Staat bedeutende Ersparnisse erzielen. Dionys Bazmandy befaßte sie in seiner Rede zunächst mit den all­­gemeinen Zuständen unserer öffentlichen Sicherheit, wobei er bemängelte, daß wir über den Stand derselben seinen Ausweis erhalten; er sprach sodann gegen die V­agabondage, insbesondere gegen die nomadisierenden Zigeuner, die wir, obztwar wir seine Kolonien besigen, trachten sollen, nach Egypten zu befördern. Auf das Thema der Gendarmerie übergehend, bemängelte Rebner den zu ges­ringen Stand derselben. Außerdem bleiben die Leute nicht lange bei der Gendarmerie, was durch folgende Umstände verursacht werde: Der Sold ist gering, die Disziplin eine überaus strenge, so daß die Gendarmen in der Kaserne, von einem Patrouillengange zurückgesehet, nicht einmal PBantoffeln anziehen dürfen ; beim Patrouillieren müssen sie oft im Galopp-Schritt laufen, ferner müssen sie einen genauen Stundenpaß haben, um nac­ht zu meisen, ob sie ihre Route auch künstlich eingehalten. Deßhalb kommen so häufig Selbst­­morde unter ihnen vor, ja die Gendarmen hießen auch manchmal aufeinander. (Bewegung links.) Der Tagesseld beträgt 93 Kreuzer, davon kann ein starker Mann bei Schwerem Dienste nicht auskommen und für dieses Geld kann man seine aufopfernden Zeistungen von ihm verlangen. Auch­ das Avancement ist lecht und die Belohnungen sind prekär; die Taglien sind gering, für Feuer­­und Lebensrettung bekommen die Gendarmen beinahe gar nichts. Zu Brachial- - Diensten werden 2—3 Mann entsendet, die dann infolge dieser geringen Zahl bei aufgeregten Szenen in Lebensgefahr schweben. Us Spezielles Gravamen feiner Partei führt Redner die mit den vater­­ländischen Gefegen im Widerspruch stehenden Distinktions-Abzeichen der Gen­­darmen: das Porteepee, die Dienstshärpe und die schwarze gelbe Bershnürung an. Diese Frage sei schon vor Jahresfrist aufgeworfen worden und der damalige Regierungschef hatte diesbezüglich eine unpatriotische VAeußerung gethan, für die er sich auch bei der Regierungspartei geschadet habe. (Zustimmung auf der äußersten Linken.) Die kön. ungarische Gendarmerie sei eine von Oesterreich unabhängige, autonome Institution Ungarns und die ungarische­­ Regierung müßte für die Gendarmerie das Tragen der Nationalfarben anordnen und die schwarz-gelbe Farbe absgaffen. Gegenwärtig sei schwarz-gelb Die Farbe Dester­­reis, was suchen also die österreichischen Abzeichen bei der Gendarmerie, two doch dies weder durch­ Geieg noch durch den gesunden Menschenverstand m­oti­­viert erngeh­t? (Lebhafte Zustimmung auf der Äußersten Linken.) Denn wenn wir­ es nicht einmal so weit bringen können, daß wir unsere Gendarmerie mit den Symbolen unserer Staatlichkeit befreiden, so ist das sehr traurig. Wenn die Gendarmerie im Grenzdienste mit Rumänien, Galizien oder Serbien in Führung tritt und die ös­terreichischen Farben trägt, so ist das für uns ernie­­drigend. Die Abschaffung und Erregung der österreichischen durch Die ungarischen Farben wird durch nichts anderes vereitelt als durch die Feigheit der Regierung und die Unterwürfigkeit der Majorität (Zustimmung auf der äußersten Linken), die für Ungarn schon so viel bittere Früchte getragen. (Lebhafte Zustimmung auf der äußersten Linken. Lärm reits.) Redner empfiehlt im Namen seiner Partei folgenden Beschlußantrag zur Annahme: „Das Abgeordnetenhaus weist den Minister des Innern an, das schwarz-gelbe Borteepee der kön. ungarischen Gendarmerie durch ein nationalfarbenes und mit dem Landeswappen versehenes P­orteepee zu erregen. (Lebhafte Zustimmung der äußersten Linken.) Redner bemerkt schließlich, daß der Anhalt dieses Beschlußantrages auf Kroatien seinen Bezug habe. Minister Hieronymi sagte zunächst dem Vorredner zu, daß das nächste Budget in seiner Motivierung ausführlichere Mitteilungen über das Sicher­­heitswesen enthalten werde. In betreff der herumziehenden Zigeuner bemerkte der Minister, daß man deren Zahl nicht tenne und daß eben deshalb für den 31. Januar die Konskription derselben angeordnet wurde. Diese Zigeuner nach Egypten zu expedieren, dürfte doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein. Hinsichtlich der Gendarmerie erklärte Minister Hieronymi, daß bei einen militärisch organisierten Korps auch eine strenge Disziplin herrschen müsse; von einzelnen Chifanen habe der DV Minister seine Kenntnis. An Sold erhalten die Gendarmen bei ung allerdings nur 93 fl., in Oesterreich dagegen 1 fl. 9,6 kr., dafür aber sei bei uns die Aufbesserung für die Neengagierten bedeutend besser. Sie erhalten nämlich 20 fl. per Tag, daß Heißt in einem Jahre 73 fl. Feuilleton. „Selustrierte Zeitung“ 1843-1893 (Zum Zubildum ihres 100. Bandes.) Die mächtige Entwickklung der graphischen Künste seit den fepten De­­zennien tritt uns in lebhaften Farben vor Augen, wenn wir die ersten Nummern der „Llustrierten Zeitung“ mit ihrer gegenwärtigen Gestaltung vers­gleichen. Die Schrift, das Bild, die ganze Art des Drudes, alles ist aus­­beutevoller, frü­her und lebendiger geworden, in allem offenbart si­­cer ver­­edelte Geschmach und echtes künstlerisches Streben und Können. Und zu diesen Fortschritten, zu der nun meisterlichen Ausführung des Ganzen gesellt sich eine Schnelligkeit der Aktion, die man ehedem gewiß für ebenso unmöglich ge­­halten hätte, wie die Nugan­wendung der Elektrizität im Dienste des täglichen Lebens, und die selbst der Gegenwart, welche ja bereits das Verwundern ver­­lernt hat, oft noch ein Staunen abzwingt. Wir brauchen nur an den Seiten deutsche französischen Krieg zu denken, um uns die zwundersame aktuelle und zugleich künstlerische Leistungskraft dieses Blattes zu vergegenwärtigen. Kaum war eine bedeutungsvolle Schlacht geschlagen worden, kaum der Triumph ihres Sieges im Baterlande verhallt, da zog auch schon dieses kriegern­de Ereignis in naturgetreuer und dabei plastische schöner Abbildung in diesem Weltjournal an uns vorüber. Diejenigen, welche während dieser glorreichen Zeit am hei­­mischen Herde bleiben mußten, konnten an diesen Bildern, die zum größten Teile der Meisterhand August Bed3 entstammten, den ganzen Siegeszug der deutschen Brüder in historischer Treue abgespiegelt sehen. Und Heute? Wo nur irgend in der Welt ein die Gesellschaft bewegender Akt sich abspielt oder eine That geschehen ist, welche Die allgemeine Teilnahme erregt hat, da sind auch gleich die künstlerischen und Litterarischen Mitarbeiter dieses Blattes in reger Wirksamkeit, um dies schleunigst in Wort und Bild zu fassen und so verkörpert zur Erscheinung zu bringen. Auf diese Weise empfangen denn all die zahllosen Leser der „Luftrierten Zeitung” stetig eine anschauliche und fesselnde Dar­­stellung aller wichtigen politischen Aktionen und aller bedeutsamen Begeben­­­­heiten auf dem Erdenrund, eine Schilderung von allen großen baulichen Bere änderungen der berühmtesten Städte, von der Schönheit dieser oder jener Landschaft im Vaterlande oder in der Fremde, von den Streifzügen der Er­­forschungsreisenden, von den Errungenschaften der fortschreitenden Technik, von neuen hervorragenden Werken der Malerei, Plastik und Architektur; Turz, dieses Blatt entrollt ein Universum im Kleinen. Und damit auch jeder die­­­ersönlichkeiten kennen Lerne, welche in der Welt der Politik und Wissenschaft, der Kunst und Industrie eine wichtige Rolle spielen, bringt die „Slustrierte Zeitung” fast regelmäßig die wohlgelungenen Bildnisse berühmter Männer und Frauen der Zeit. Kaum tritt irgend ein hervorragender M­ensch durch irgend ein neues Werk oder ein Jubiläum in dem öffentlichen Leben besonders hervor, da erscheint auch schon wie ein „deus ex machina“ das Porträt desselben in der „Illustrierten Zettung.” Bei ihrem Entstehen und während der Zeit ihres Daseins hatte sie in­­­folge der damaligen Verhältnisse der Buchdruck- und Holzschneidefunft ganz außerordentliche Schwierigkeiten zu überwinden. So war sie genötigt, den größten Teil der von ihr bewußten Clichees vom Auslande zu beziehen. Heute offenbart sie nun in allen ihren Einrichtungen, in dem ganzen Wesen ihrer Erscheinung eine solche Höhe der Entwickklung, daß man mehr von ihr be­­haupten darf, sie habe alle ihre Genossen älteren oder jüngeren Datums, vielleicht mit der einzigen Ausnahme der „Ilustrated London News“, bei weiten überflügelt. Duchwegs auf eigenen Füßen stehend, ist sie nunmehr in den Stand gefegt, mit ihren meisterlichen Holzschnitten den Bedürfnissen einer Menge Verleger des In- und Auslandes in weitgehender Weise Rechnung zu tragen. Ein Vergleich zwischen der „Llustrierten Zeitung” von damals und heute läßt und das unvergängliche Verdienst ihres Schöpfers im Hellsten Lichte erstrahlen, ein Verdienst, welches, wie wir zeigen werden, auch auf das Ger­samtgebiet der graphischen K­ünfte ausgedehnt werden muß. Johann Jakob Weber, der Begründer der „Llustrierten Zeitung“ und des hochangesehenen Verlages von I. 3. Weber, wurde am 3. April 1803 in Basel geboren. Obwohl seine Eltern unbemittelt waren, empfing er dennoch eine gute Erziehung, die in ihm schon frühzeitig die Erkenntnis von dem Werte der eigenen Kraft feimen ließ und ihn zu einem mutigen Träger des Selbstwillens heranbildete. Nachdem er seine Lehrzeit in der altrenommierten Buchhandlung von Emanuel Thurneysen in Basel durchgemacht hatte, ging er als Gehilfe zuerst nach Genf und dann nach Paris in das weltberühmte Haus von Firmin Didot Freres, 100 er, angeregt durch den Ver­ehr mit hochgebildeten Gesellschaftkreisen und durch die Erzeugnisse der französischen Ritteratur, eine besondere Vorliebe für den damals allerdings mit Recht ton« angebenden französischen Geschmach faßte. Diese Vorliebe kam jedoch seinen späteren deutschen Unternehmungen auf das beste zu statten und trug dazut bei, den graphischen Gewerben im Vaterlande einen neuen, belebenden Impuls zu geben. Sie verhinderte eben nicht, daß Weber Frankreich verließ und ss nach Deutschland wandte, um nit nur den deutschen Buchhandel, sondern auch deutsche Wissenschaft und Kunst und deutsches Wesen und Leben kennen zu lernen. Baerst war Weber in dem Hause Breitlopf - Härtel in Leipzig, dann in der Buchhandlung von Herder in Freiburg thätig, und 1832 ging er wiederum nach Leipzig, um die Leitung der dort don Voljange Pere in Paris errichteten Filiale zu übernehmen. Zu dieser Zeit wurde die Buch­­händlerwelt durc das Erscheinen der ersten illustrierten Zeitschrift, des von Charles Knight in London herausgegebenen „Penny Magazine“, in eine nicht geringe Aufregung versegt. De­m allgemein empfand man es, wie sehr dieses Unternehmen der Beitströmung entsprach, und daß dasselbe der Anfang einer neuen Wera auf dem Gebiete der Journalistist und des Verlages sei. Namentlich fühlte sie Weber von dieser dee so begeistert, daß er Boflange veranlaßte, durch ihn ein gleiches Unternehmen, ein deutsches „Pfennigmagazin“, ins Leben treten zu lassen. Trot aller technischen Schwierigkeiten führte er­ sein Projekt so glücklich durch, daß diese Zeitschrift schon nach kurzer Zeit die damals in Deutschland unerhörte Abonnentenzahl von 60.000 erreichte. Allein dessen ungeachtet fand er weder bei diesem Unternehmen, noch bei­ dem im Verein mit dem berühmten Nationalökonomen Fr. Lift begründeten „National-Maga­­zin“ seine Rechnung; er hatte bei beiden zu wenig die geschäftliche Seite und zu jeher seinen edlen Geschmach für künstlerische Ausstattung berücksichtigt. Beide Beitschriften gingen in den Befig des Hauses 3. A. Brodhaus über.­­ 1834 Boffange seine Filiale auflöste, eröffnete Weber mit einigen ihm von jenem überlassenen Werken unter der Firma „Z. A. Weber“ ein eigenes Verlagsgeschäft. (Schluß folgt.)

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