Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Januar (Jahrgang 48, nr. 14313-14332)

1921-01-16 / nr. 14321

rn og IS er SHrif E- ee 99 a _und Verwaltung: Botipartaffatonte Mr. 1808. · - a - · z,s» - | — --«, : « , Mst«ds-sdsssssss-­­seenurlsp-EUES » Bezugsbestellungen und Anzeigeuu Bez­ug an Zi Fernsprecher: . Der ZeItungsverschleiß schwimmt-seen - E. - Anzeigenvermittlungsstelle Verwaltung Rx. RL, ” . für R­ Rumänien,Beslarabti Bezugspreis Rohrudiche u. Bukowina für Hermannstadtt Friedrich S. Bendek, sahne Buftellung ins zu Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 w monatlich) . Lei 13­69 vierteljährlich .. „ I zit Zustellung monatli­ ..... Lei 1550 vierteljährlich .. „ mit Bojtversendung für das Juland: monatlich .... Lei 15.50 vierteljährlich .. „ 6 Einzelne N­ummer . Leit I­­ Kr. 14321 Hermannstadt, ounstag 16. Januar 1921 bed In- und Auslandes­­ . Anzeigenpreis: Der Raum einer einspaltigem P­etitzeile Tostet beim jedes­ maligen Einraden Lei 1.50 Bei größeren Aufträgen Eu lweependen NRadjlap. Erscheint täglich mit Ausnahme ge ra­de 48 Jahrgang Chauvinismus und Nationalgefühl­­ .­­ (H.Pl.)In dem Aussatze eines Bukarester Blattes der sh im sehr­ überlegter Weise mit der Politik und den politischen Beziehungen unseres Volkes beschäftigte, begegne­­ten wir der Behauptung, daß ein gewisser Chauvinismus im sächsischen Volke jedenfalls vorhanden sei. Die Behaup­­tung hat uns überrascht, eben wegen der ruhigen Deufungs­­art, in der der erwähnte Aufiag sonst geschrieben war. Denn von dem, was wir unter dem MWorte Chaupinismus verstehen, fühlen wir uns in der Gesamtheit unseres Bolfes weltenweit entfernt. So liegt uns die Erwägung nahe, ob nicht eine Verschiedenheit in der Auslegung des Wortes die Ursache dessen sei, daß es uns als Vorwurf entgegengehalten werden kann. Denn ein schwerer Vorwurf bleibt das Wort Chauvinismus, wie immer es angewendet wird. Chauvini­­stische Denkungsart legt nicht nur einen Mangel an klarem und vorurteilslosem Denken in politischen Fragen voraus, ihre Wurzeln reichen hinab in die Grundlagen der allge­­meinen seelischen Berfaffung und des Charakters. Unsere deutsche Sprache besigt seinen Ausdruck, der das Wort „Chauvinismus“ vollständig deden würde Wir er­­feßen e3_ mitunter mit „Unduldsamkeit“, aber auch diesem Orte fehlt das Angreifende, das anatisierte, das dem „Schaupinisten“ eigen ist. So meinen wir auch, daß dem deutschen­ Wesen der Begriff des Chauvinismus vollkommen fremd sei. Er­it Haß um des Hafses willen, Verneinung um zu verneinen. Er sieht nicht die Ursachen und Zu­­sammenhänge, aus denen die von ihm bekämpften Dinge so wurden, wie sie sind, er denkt nicht darüber nach, was nach deren Zerstörung an ihre Stelle treten sol. Er sieht nur das Ziel seines Hafses und seines Vernichtungswillens in blindem Eifer mit gesenkten Hörnern darauf „_umb geht A Be‘ gegen Dinge, die einem nicht gefillen, einen gewissen ZTief- Hand an sittlichem W Verantwortungsgefühl und an mensc­­licher Bildung vorangfegt. Ein Mensch, der Kultur wirf­­ft in sich aufgenommen hat und der gewohnt ist, die sitt­­liche Verantwortung für seine Handlungen zu tragen, kann sein Chauvinist sein. Und was vom einzelnen Menschen ist, das gilt auch für die Gesamtheit des Wolfes. ALS ein Bett, das die Erwerbung von Bildung des Geistes und des Herzens allezeit in die erste Reihe seiner Bestrebungen stellte, weisen wir das Ansinnen mit Entschiedenheit zurück, daß im unserem Denken und Empfinden der Chauvinismus je eine Heimstätte finden könnte. Etwas völlig anderes ist das Nationalgefühl. Auch hier müssen wir das Fremdwort gebrauchen, weil unser deutscher Ausdruck Bolfsgefühl mit einer Beschränkung­ auf engste heimatliche Zusammengehörigkeit verstanden wer­­den könnte. Von nationalem Gefühl sind wir durchdrungen bis in die innersten Wurzeln unseren Seins. National empfinden in unserm Volle Männer und Frauen, empfindet jeder Sach­e in Dorf und­ Stadt. Das bekennen wir offen und ohne Sehen. Denn wir „wissen, daß unser nationales Bekenntnis nicht vorneinem Sar­bern bejahen will, daß wir nicht niederreißen sondern aufbauen wollen, eben um unseres nationalen Bekenntnisses willez, Muc, das rumänische Volk hat es richtig empfunden, daß der sicherste Selbstigug gegen soziale Zerklüftung und gegen inneren Zerfall der Gemeins­­chaft die Sammlung um den nationalen Gedanken ist. Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft verpflichtet, das läßt am Einzelmenschen sich feststellen wie am ganzen Volk. Wer einer in ihrem Kreise geachteten Familie angehört, der wird in seinem gesamten Tun und­­ von dem Be­­wußtsein begleitet, daß er die Folgen seiner Handlungs­­weise nicht allein zu tragen hat, sondern daß er dafür Pe Genjäeft schuldet auch den übrigen, die ihm nahestehen. Das ist der besondere Wert der Familientradition, der im kleinsten Eorfe ebenso sich geltend macht, wie im großen Staatsleben. Und was von der Familie gilt,­ das gilt als für das Wort Gerade Heute stünde es ander um die ge­­samten sozialen Verhältnisse, um die­ allgemeine Sittlichkeit in der Politik wie im Alltagsleben, wenn jeder Einzelne von dem Bewußtsein durchdrungen wäre, daß er für sein Verhalten Verantwortung gehuldet: nicht nur seinen Dre­­härden, s­ondern dem ganzen Lebenspreis, darin er seine Wurzeln Hat. Nein, er liegt nichts Gefährliches in einem starren Nationalgefühl, Fein EN, wird dadurch nachteilig berührt. Auf die Heranbildung der gleichen Eigen­­schaften in den ihnen Zugehörenden sind beide angewiesen, die völkische wie die staatliche Gemeinschaft. Und was die eine erhält und pflegt, das muß mittelbar­ auch der andern zugute kommen. » feiten, wir bisher im Staate einnahmen, als ein nationales Gut, das jedem Einzelnen teuer ist. Wir waren gewohnt, die Söhne unseres Volkes in der Verwaltung, im­­­ Gerichts­­wesen und in verschiedenen anderen öffentlichen Dienst­­zweigen an leitender Stelle zu sehen, nicht aus. Protestion, sondern dank ihrer eigenen Tüchtigkeit. Von diesen Beamten erwartete unser Volt auch seine durch national gefärbte Tendenz geleitete Wirksamk­eit. Er war unser Stolz, von dem unserem Wolfe entstammten Beamten nichts anderes zu erwarten als unparteilich rechtliche Denkungsart. Doc hatten wir das Vertrauen, sie bei ihm auch wirklich zu­­ finden. So bestand ein Zus­ammenhang inneren Vertrauens zwischen den Staatsbehörden und unserer Bevölkerung. Diese inneren Beziehungen sind bei gemischtnationaler Bevölkerung selbstverständli. Das haben die Verfasser der Karlsburger Beischlüsse wohl gewußt, als sie verhießen: jedes Volk soll sich in seiner eigenen Sprache dur­ Individuen aus seiner Mitte unterrichten, verwalten und rechtsprechen. Die Tüchtig­­keit und Rechts­cfeit unserer Bolfsgenossen war allgemein anerkannt. Die Staatsführung war bemüht, sächsiiche Männer zum Staatsdienste heranzuziehen, die sächsisch ge­­leiteten Komitate und Verwaltungsbezirke zählten zu den besten im Lande. Nun­ sol das alles nicht mehr gelten. Wir stehen mit einem Male vor einem Sturmlaufen, das gegen jede leitende Tätigkeit sächsischer Beamten im Staats­­und Verwaltungsdienste gerichtet ist. Hohe sächstiche Gerichts­­beamte werden ohne Behragen und ohne Untersuchung von heute auf morgen in entlegene Orttschaften versegt, aus einem Komitat mit fächsischer Mehrheit wird systematisch ein Sfächsischer Beamter yo dem anderen entfernt. Und ‚vergeben suchen wir nach einem fachlichen Grund; die Stellen der meisten dieser verlegten Verwaltungsbeamten Aber diese Forderung der Gemeinschaft an ihre Bu: bleiben Wochen und Monate gr. unbejegt, weil niemand gehörigen, si bedingungslos zu ihr zu benennen und ji da ist, der an die Stelle der Verfegten treten soll. Heute in Allem ihr ee­ch zu, Fühl­t eilt ‚der Gemein­­de kaum die Hälfte der Beamtenstellen des Komitates be­­­­­völklichen Leben gibt es seine einseitigen Verbindlich Der Einzelne hat ein Recht zu fordern, daß sein Einstehen für die Gesamtheit durch die Achtung honoriert werde, welche die Gesamtheit seinen eigenen­ Angelegenheiten ent­­gegenbringt Das ist ein Naturgesäß jeder Politik. Eine Partei, die vornehmlich feudalwirtschaftliche oder großkapi­­talistische Interessen vertritt, hat seinen inneren Anspruch darauf, in den Kreisen der Kleinbauern oder der Arbeiter auf stärkere Gefolgschaft zu reinen. Und wie es in­ wirts­­chaftlichen Fragen ist, so ist es auch bei solchen Gemeins­­chaften, die sich auf nationale Zusammengehörigkeit gründen. Der Einzelne muß wissen, daß die Gemeinschaft sich, eben­­sosehr für die nationalen Güter einlegt, die ihm teuer sind,­­wie er selber fest zur Gesamtheit steht Bleibt diese Vor­­auslegung unerfüllt, dann fühlt auch er sich seiner inneren Verbindlichkeit ledig, dann muß der­­ Zusammenhang ge­­locert werden, bis er schließlich ganz auseinanderfällt. Unser ganzes Vort betrachtet heute die Stellung, Die a2 -K­enntnis und ohne Erfahrung ihren Einzug in die unbe­­­­­­­­­­­­de­vel­erung wi­d dur­­cha­n der dr­nftführung schwer ‚benachteiligt. Und. Die­ m­eeralige Sorge dieses Zustandes teht nahe bevor, daß unqualifizierte Bewerber ohne Sachh­ festen Stellen halten werden. ‚Wir fragen: ist, das nicht Verneinung um der Ver­­neinung, Zerstörung um der Zerstörung willen? Nur fort sollen die sächsischen Beamten, nur verschwinden sollen sie aus den Augen derer, die in ihrem Vorhandensein schon eine Herausforderung sehen — nach ihnen die Sintflut! Das ist Chauvinismus, der um des Hafses willen hast. " Und uns wird er zum Vorwurf gemacht, wenn wir durch fachliche Aufklärung, durch Berufung auf den Rechtsstand­­­punkt den Befug verteidigen, den wir bisher innehatten. Wir leugnen es nicht, daß uns unser Befig an politischem Gewicht und an völfischen Gütern ebenso teuer­ ist als der Grund­­befig unserer Bauern und die Ge­werbstüchtigkeit unserer Bürger. Unsere Leistungen berechtigten uns dazu, Ansprüche a Erich v. Falkenhayn: Die oberste Heeresleitung 1914—16. Berlin, 1920. Mittler und Sohn. Großottav. VIIL u 252. Seiten. Eine Spätere Zeit, die einmal daran gehen wird, die vorurteilslose Geschichte des Weltkrieges zu schreiben, wird in der gläckischen Lage sein, neben den amtlichen Aktenstücen, die zur Verfügung stehen, auch iie Fale Material zu ver­­werten, das von den unmittelbar Beteiligten herrührt, davon in erster Reihe den­ Führern selbt. Zu Ludendorff und Hinden­­burg ist nun an Salkenhayn gekommen, der bekanntlich eine Zeit lang Preußens Kriegsminister und von 1914—16 deutscher Generalstabschef war, in dessen Händen also die eigentliche entscheidende Kriegsleitung nach Moltkes Rücktritt lag. Die Aufgabe die­ss das Buch stellt, ist: „Die ope­­rativen Gedanken in allgemein verständlicher Weise darzulegen, mit denen jene Besten von uns in Kampf und Sieg während der beiden Kriegsjahre geführt wurden, in denen Sallenhayn an der Sorge der Obersten Heereseistung fand. Ess ist also seine Geschichte des Krieges, sondern es handelt sich darum, die leitenden Gedanken, die maßgebend waren bei den Ent­­schlüssen der Obersten Heeresleitung, zur Darstellung zu Bringen.“ Der Verfasser verspricht in der Einleitung, seine „Sonstige amtliche Tätigkeit“ abgesondert später zu behandeln. &3 kann hier nicht­ die Aufgabe sein, den Inhalt des Buches im einzelnen zu besprechen. . Am tiefsten ist der E­ndruch, wie gigantisch das Ringen um den Sieg ist und wie die Unzahl der Feinde zuletht die Niederlage der Mittelmächte verschuldete, abgesehen von anderen schweren Ursachen. Immer­­ wieder ist die Lage, die allein die Oberste Heeresleitung über­­sehen konnte, wenn irgendwo zum entscheidenden Schlag alles vorbereitet war, wenn er schon eingefegt hatte, dann bewugte der Feind die Gelegenheit, an einer anderen Stelle der vielen Fronten zu einem Schlag von seiner Seite und nun mußte der andere unterbrochen werden oder unterbleiben, weil man Truppen w­egziehen und an die neu bedrohte Front fehiden mu te. Denn das Kräfteverhältnis verschob si, je länger der Krieg dauerte, umso mehr zu Ungunsten der Mittelmächte. Am Westen standen sich entgegen Mitte Oktober 1914 1­7 Millionen Deutsche und 23 Millionen Feinde; Mitte September 1915 1,97 Millionen Deutsche und 3,25 Mil­­lionen­­ Feinde. Anfang Juli 1916 war das Verhältnis 226 zu 384 Millionen. Vom Osten war es ähnlich: Mitte September 1914 an der ost­preußischen Grenze 140.00 Deutsche, 160.000 Russen; an der deutsch-polnischen Grenze 40.000 Deutsche, 138.000 Russen; in Galizien 16.000 Deutsche, 367.000 Oesterreich-Ungarn gegen 652.000 Russen. Anfang 1916 gegen Rußland 1.076.000 Mittelmächtetruppen gegen 2.240.000 Rusen. Schon am 14. September 1914 wurde Fallenhayn an Stelle des erkrankten Moltte zum Chef des Generalstabes­­ ernannt, doch blieb er zugleich Kriegsminister, wobei die Bereinigung beider Nemter in einer Hand sich als sehr vor­­teilhaft herausstellte; am 3. November erst wurde die Er­­nennung veröffentlicht. Formel war die Führung der gesamten Wehrmacht in der Hand des Kaisers, aber der­ General­­stabschef trug die ganze Verantwortung, denn wenn auch an der Spite der Seestreitkräfte der Chef des Admiralstabes stand, so war in Fragen, die die Kriegführung zu Wasser und zu Lande berührten, die Stimme des Generalstabächers aus­­schlaggebend. Die Frage, wie im Bundeskrieg die Leitung beschaffen sein sollte, war bei Ausbruch des Krieges nicht geregelt. So blieben die beiden Heeresleitungen darauf angewiesen, von Fallan alsBereinbarungen zu treffen.,,Daß dabei die deutsche O.D.L.in der»Tat das Uebergewicht hatte,twar bei den Kräfteverhältnissen nur natürlich.«Später kam man doch aus die­ Einsetzung einer»Obersten Kriegsleitung«. Der entscheidende Gesichtspunkt bei allen Fragen war, wird die geplante Unternehmung zur Entscheidung des Krieges beitragen oder nicht im zweiten Fall wurde sig wenn sich auch augenblickliche Erfolge versprach,abgelehnt.Das hat mehr wie einmal zu ernsten Konflikten mit den Führern auf ein­­zelnen Kriegsschauplätzen geführt,öfter mithindenburg,nicht weniger mit dem österreichischen Bundesgenossen,besonders auch in der Frage des Krieges mit Italien Aly Falkenhayn die Führung übernahm—es war nach der Marneschlacht,die den ersten Wendepunkt in dem Krieg bezeichnet, — mußte noch einmal erwogen werden, ob der Grundgedanke des Kriegsplanes, den Krieg im Westen zur Entscheidung zu bringen, beizubehalten oder aufzugeben sei. Falkenhayn war der Meinung, er sei der einzig richtige ge­­wesen und entschied für Beibehaltung. „Bei der fast unbe­­grenzten Möglichkeit für die Auffen, fi der endgiltigen W­affenentscheidung beliebig lange zu entziehen, bestand seine Hoffnung, mit ihnen fertig zu werden,­ bevor die Feinde im Westen einen entscheidenden Erfolg davongetragen, oder doch ich aus ihren nahezu­ unbeschränkten Mitteln so verstärkt hatten, daß auf einen deutschen Erfolg gegen sie wenig mehr Aussicht blieb.“ Die Lage war im Herbst 1914 eine sehr ernste. Das Urteil ging davon aus, „daß sein Anlaß vorläge, an einem befriedigenden Kriegsende zu verzweifeln, daß aber der Kriegs­­ausgang doch die Ereignisse an der Marne und in Galizien ganz und Ungewisse gerücht sei.‘ Die Absicht, eine schnelle Entscheidung zu erzwingen, die der deutschen Kriegführung bisher zugrunde gelegen hatte, war zunichte geworden —­­ + in Ki . « " i - szä

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