Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. Januar (Jahrgang 49, nr. 14576-14600)
1922-01-14 / nr. 14586
ET IE; Preis ” rt ER « , »C,»·..—«««». ’ - BER. () . - 8 % Besnipredes: Säriftleitung Rx. 15, Berwertung Nr. 21. Bezugspreis für Hermannstadtii ins Haus 0 Dei Sterteljährlich »« „ 0— mit Zuteilung monatlich ..« sterteljährli . „ 70— mit Bofversendung für das Inland: »ertelährli . . Lei 70— halbjähelich. .. „ 10 Einzelne Hummens Leu 1— Kr. 14586 ar 1922 Dellauengafe Be 28 Be und njeigenvermittlungsftelen . bei und Auslandeh za elitrumänien Bessarabien Dobrudicha u. Butomtr a bei Friedrich 8, Bendek, Bukarest, Str. Gen. Bernharot 19 Der na AR im einer Betttzeile ofter beim jedes a, maligen Einraden Leiy— Bei Eseren Aufträgen entsprechender Rahlak. & id mit Ausnahena "bee Bouzr auch Heine, Der Kampf um Wien. 5.18. Be) Im November vorigen Jahres hatten die PR fundgebungen und die Austerkungen der aufreizten Massen in den Straßen von Wien die Un» itbarkeit der heute im Desterreich herrschenden politischen Verhältnisse sonnenklar ertvieren. Diese Vorgänge waren der Sciulpstein unter einer endlosen ette von Entbehrungen und Wirrnissen aller Art, die in den drei Lepten Jahren das arme Desterreich heimgesucht haben. Jedem mußte 8. Eiar werben, Das nun endlich etwas gescgehen müsse, um in diesen Verhältnisen Wandel zu schaffen. Diese Renderung ist heute bereit eingetreten. Im Dezember ste zu dem Abschluffe eines Abkommens zwischen der Keoffonatei und Oesterreich gekommen. Die erste Empfindung, namentlich in deutschen Kreisen, angesichts Dieser Vereinbarung war die Befriedigung darüber, daß endlich der erste Schritt getan sei, Oesterreich aus a unerträglich qualoilen Lage herauszuhelfen, a8 aber seither geschehen und was noch heute im Auge ist, das Yäpt die Entwicklung, die durch den biälogen Vertrages von Lana angebahnt it, in ernsterem Lichte ersiheinen. In den heutigen Beiten kann es sich doch nicht darum allein handeln, ja und sovielen Menschen, und wären 8 Millionen, aus der Bedrängnis ihres Alltagslebens heraus;über Maufung Staates und des deutschen Volkes in Dälterreich heutjen Wesensart erhalten bleiben. Steht die größere Frage auf dem pie, dies zu ‚gestalten, da sie 2 für die Zukunft ihrer en enten Grafen ‘wird Baschitsch auf der Reise nach Prag sich in Wien aufhalten. Der Besuch des ungarischen Staatsmannes steht im Zusammenhang mit den Bemühungen der italienischen Diplomatie,engere Beziehungen zwischen Desterreich und Ungarn zu vermitteln. Die tagweite dieser Vorgänge scheint in deutschen Kreisen Desterreichs nicht nach ihrer vollen Bedeutung gewürdigt zu werden, in amtlichen Kreisen des Deutschen Neid listet man ihnen in unbegreiflicher Steichgiftigkeit gegenüber. Die deutsche Zukunft Öisterreichs steht bei diesen Vorgängen auf dem Spiele. Sowohl von italienisch rungartiger al auch von tschechostonatischjugoslavischer Seite besteht, das Bemühen, Westerreich und vor allem Wien wieder in die zwischenstaatlichen Beziehungen einzufügen. Dadurch will man einzıfig dem Lande selbst aus einer unhaltbaren Lage heraushelfen, andererseits aber soll Wien dem groben politischen und wirtssaftlichen Umzag zwischen dem Süd u. und dem Westen Europas verfügbar gemacht werden. » Den ersten Schritt hat mit dem Abschluß des Vertrages vsanana die Tschechoslowakei als Vertreterin des mitteleuropäischen Slawentums getan.Ueber die von ihr verfolgten Ziele gibt das sogenannte Memoire II--Aufschiluß,das seinerzeit von Kramarsch und Bes uesch hinsichtlich eineserridors zwischen demchcchos slowakei und Südlavien der Pariser Friedenskonferenz vorgelegt wurde per Schila diese bedeutsamen Schriftmitteleuropa ein neues politisches System aufrichten zu können das einen dauern, den Frieden sichern würde,müssen die»Deutschenun«da die Magyaren voneinander getrennt und es mußlici Nachbarschaft zwischen der Tschechoslowaken und den Südslawen hergestellt werden Das ist s ein örtliches Problem der Tschechen oder der Südslawem das ist ein europäisches Problem.«Damals glaubte allerdings Jugoslavien die AnwartschefL auf die vierdeutign Komitate in Westungarn (Wieselburg, Derenburg, Isenburg und Zala) zu haben und durch ihre Gewinne« nung die unmittelbare Verbindung zwishen Nord- und Südslaven herstellen" zu können. Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt. "Aber das Streben nach dem erwähnten Ziele ist geblieben. Man hofft «8 nun auf anderem Wege erreichen zu können. Die Verbindung weischen der Tihehoslovatei und Südflavien ist ja weiterlos über Wien noch weit günstiger al über Ostungarn. Nicht nur politisch wäre dieser Verbindungsweg , viel besser sondern auch wirtscaftlich, da Wien zugleich zum bedeutendsten Derkeitsmittelpunkt und Umschlagpfad ben ganzen Handelsquifßen Dem Westen und dem Grußdosten Europas ausgebaut werden kann. Schon im Februar 1921 veröffentlichte „Bidensty Dennis einen Aufrat, der die Bedeutung Wiens al eines ‚‚flavisten Wachpostens’ behandelt. Darin hiet&8 u. a.: „Ganz ausgeschloffen aber ist, daß Wien mit seiner weiteren Umgebung und den örtlichen Gegenden Nirderösterreichh je an Deutschland fallen könnte. Miedrigens wird das wirtshaftliche astereffe Desterreic immer mehr zur Tschechoisnafel ziehen al zu Deutscland, wo man die Sklage des Anfchluffes doch nur mehr oder weniger als eine Last betrachtet. Nach dem Miblingen der Versuche zur Errichtung eines tedjofforatifer jugoffabifigen Korridors tritt die Bedeutung Wiens, und zwar eines tschechischen, flavischen Wiens, van selbst hervor.“ Wer das Abkommen von Lana unter diesem Genre betrachtet,wird daraus die weitgestedten ‚Ziele der flavischen Politik erkennen. Die beiden vertragschließenden Zeile legen sich in Punkt 1 auf die Friedensverträge fest, garantieren einander in ihnen durch die Friedensverträge zugeteilten Gebiete und verpflichten siee einander in politischer und diplomatischer Beziehung zu unterfrügen“. Im Bunt 3 verpflichten sie ji eine neutrale Haltung‘ einzunehmen, wenn der eine Teil mit einem dritten in Konflikt geriete. (Bindung Oesterreich„ im Falle eines tschechisch- deutschen Gegenzuges.) WBunft 4 verpflichtet die beiden Staaten, „keine politischen oder militärischen Organisationen zu dulden, die gegen den Bestand oder die Sichereit des anderen B Vertragsteiles gerichtet wären‘. (Das deutet für Oesterreich ‘eine bindende Absage an die efreiungsbestrebung ‚der 4 Millionen Deutschen in n Staaten einander, a die politischen und haftlichen Verträge, die sie mit Jugoslavien, Polen und omänien abgeschlossen haben oder abschließen könnten, einander zur Kenntnis bringen werden. Und in Artitekt 8 verpflichten sich die beiden Vertragsteile,mit keinem anderen Staat irgend ein Abkommen zu‘ schließen, das mit diesem in Wiederspruch stünde. — Die Beschwerung dieses Abkommens fallen durchaus auf die Seite zerreiht. Die Tschechoslowakei hat die Zeit seit dem Zusammenbruc bewüßt, um ihr Wirtschaftsleben auf Grundlagen zu stellen, die sich auch für die Zukunft Bemühren werden. Anders ist es mit Desterwei, das noch vollommen vereinsamt dasteht. Seine voBu und vwirtschaftlichen Beziehungen drängen zum eutschen Reiche Hin. Mit dem Abschluß des Vertrages von Lana sind ihm auch nach dieser Richtung die Hände gebunden. Dagegen ist das Bestreben der Tichecoslovakei offenbar, in u. Beziehungen zu Jugoslavien und nunmehr an zu Oesterreich auch Polen einzuschließen. Gelingt diese Absicht, dann ist die Brüce vom polnischen Danzig über Prag, Wien und Belgrad nach der serbischen Küste des Mittelmeeres geschlagen. Das würde für das mitteleuropäische Slaventum Die Erfüllung seines Programmes bedeuten: die Vereinigung des Nord- und Südslaventums und Freiheit des Zuganges zum Meere im Norden und im Süoen. In Italien hat man diese Bedeutsamkeit des Verstrages von Lana erkannt und man sucht ihr entgegenszuwirken.Deshalb wird der ungarische Ministerp Präsident nach Wien fahren. Erd- und Erdflaven trifft Italien in seinem Lebensnerv. Er verliert damit jeden Einfluß auf die Gestaltung der Verhältnisse in Mitteluropa und die Erbung der slavischen Brüder von Danzig nach Cattara bedroht seine Vormachtstellung im Seitteländischen Meere) Italien muß darnach trachten, unter allen Umständen zu verhindern, daß die slavische Vereinigung in Wien verwirklicht werde. Das einzige Mittel dagegen aber ist, Oesterreich einschließlich Wiens in möglichst nahe Beziehungen zu Ungarn zu bringen. An die Stelle der lavischen Brüde Danzig—Lattaro muß nach den Wochen Italiens die Brüde Samburg— Confstanka treten. An Stelle der Verbindung von Nord nach Süd eine solche von West nach Ost, die von Deutschland über Oesterreich, Ungarn und Rumänien zu den Häfen des Schwarzen Meeres führt. E83 ist tief betrübend, daß Desterreich bei dieser Entscheidung über sein Schiesal eine durchaus unaktive Haltung einnimmt. Die überwiegende Mehrheit selbst der politischen Kreise läßt sich einfach vom Gang der Ereignisse schieben, statt mit flavem Zukunftswillen das Soidtal des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Die meisten sind durch das niederbrüdende Griechen der Ichten Jahre schon allzu stumpf geworden. Kreise, die die Sachlage überbliden, werten von besonderen Nachrichten geleitet, die nicht die deutschvölkischen [et Die Christlichsozialen haben schon bei den Tektenahlen ihr Eintreten für den Anschluß an das Deutsche Neid nur als Aushängeschild betrachtet, daß ihre Aussichten im Wahlkampf verbessern sollte! Sie glaubten, daß ein DEINEN, mit der Tschechei wirtschaftlich nüßlicher sei und politisch vielleicht das kargolische Donaureich vorbereite, auf das die einstmals schwarz-gelben Kreise: Hinarbeiten. Auch die Hoffnung auf ein Wiedererftehen Habsburgs spielt in diesen Plänen eine Rolle. € 3 kommt dazu, daß sowohl in Oesterreich als au) in Deutschland eine Bewegung noch immer einen gewissen Boden hat, die darauf hinzielt, die österreichischen Läne der von Wien abzutrennen ‚und Bayern anzuschließen. Dann bliebe Wien ganz je selbst ‚gestellt und müßte dem’ folgen, der in dem Streit zwischen Italien und Slaventum der Stärkere bleibt. Heute hat sich die Tschechoslowakei die Vorhand bereits . Der flavische Bo ist starr und namentlich bei Frankreich gut angeschrieben, auf dessen Untersrügung jedes Bestreben rechnen kann, das die Zerneigung deutschen Bollstums zum Ziele hat, denn darum geht doch der ganze Kampf um Wien. SOesterreich, dessen äußeres Selbstbejüins ‚mungsrecht durch den Riedensvertrag bereits unterbunden ist, soll nun auch in seinem Boltswillen so ger Grwächt werden, daß er schlichlich eine Deo ‚Beute remdoöltlicher Nachbarn werde. Aus diesem Gesichtsdunfte ist 8 unbegreiflich, wie dieser Frage von der Bote des Deutschen Reiches so wenig Beachtung geschenkt wird. . ; « -’ -·U us-"eineinks·g"r«die"nHaduwsplatz«Mrd.z Romanien jedenfalls zugute kommen, ob das, nun auf dem Wege über ngarn, oder über die slavischen‘ Länder geschieht.. Im weiterer Sicht aber wird ‚Rumänien von der Entscheidung ‚bo stark berührt, Die ji um den, Bejig von ien vorbereitet. . Eine Herrschaft des Slaventums in Mitteleuropa könnte nicht ohne Rückwirkung auf Rumäniens zwischenstaatliche Stellung bleiben. Eingereiht wischen Rußland, die Tichechoslowakei und die jünflaviere Staaten sieht er sich dann wieder der Schicfald“tage gegenüber, die so oft schon schwer auf dem Lande lastete: der Gefahr des Unterganges im flavischen Meere, ! « | en ung gebracht. F Bewem Brimatit. | a Nrn .. WBethlen‘ in Wien angefagt, im Februar » ftüdes lautet: „Um in | on Bunft 2 die, Die aeder d Wichtige Beischlüffe des Ministerrates. sButarefhlzsannarz Teramiliche Bericht" fiber den geitrigen Ministerrat enthält nichts über die hinsichtlich der Zensur gefaßten Beischlüsse. Justizminister Stelian Popescu berief indessen alle Oberstaatsanwälte des Reiches nach Bukarest, um ihnen größte Vorsicht bei der Anwendung des Zensurdikktes nahezu legen. Der Angriff der Justiz fol lediglic in Fällen direkter Herausforderungen gegen die Sicheren und Ordnung des Staates erfolgen. „Adenzruf bemerkt hiezu, daß nicht diese Maßnahme von der Pressevereinigung und der gesamten Demokratiscen Presse geordert wurde, sondern die Aufhebung jeglicher Zensur, Mietgefeh und Steuern — DieBermögenssteuer erledigt, Bukarest, 12. Januar. Der gestrige Ministererat gab der Auffassung des Justizministers Stelian Popescu, mwonach, der neue Meiergefegent Kwurf den Einzug in das eigene Haus möglich machen soll, seine Bustimmung. E 3 wurde weiter grundsäklich ausgesprochen, daß Diese Begünstigung auch den Eigentümern solcher Häuser, die nach 1916 angetauft worden sind, zuteil werden soll. Eine weitere Verlängerung für die Steuerbefentsnisse über den 20. Januar hinaus wird nicht gewährt werden. Die Negierung hat die vollständige Aufhebung der Vermögensteuer endgültig be«schlossen. Das diesbezügliche Dekreigejeg wird dem Regierungsmitgliedern Ddemnacst zur Unterfertigun vorgefegt werden. Die Steuerbstennnisse müssen jdog im Sinne des wi Titulesens und zum festgefeßten Termin gemacht werden. Was die Einkommensturrans belangt, so wird der Steuerfaß Titulosus das HöhemodeB anwendbaren darstellen. Die Sensurfrage. I- « :