Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Dezember (Jahrgang 50, nr. 15154-15177)
1923-12-01 / nr. 15154
-..—4«« W»Den-unwa- Mist-Mk Wunsch-schu Æ,«x I heraus-naht Als-MUNCF W I wit Bohvsrjerdum für dab u G S stumm. Jus-· ·Ib«jjc"laki«sdk Usir. 15154 « agebla er Ein peitigem. Derauut pa Ballen erden Le Bei scheren, ae Hermannstadt, Sonnabend 1. Dezember 1923 z wee nn Mo. ZIahrgang Der Gedenktag von Karlsburg. (H. PL.) In allen Seiten Siebenbürgens wird morgen die fünfjährige Wiederkehr des Tages festlich begangen, an dem die Nationalversammlung des siebenbürgischen Rumänentums in Karlsburg die Vereinigung mit Dem Königreich Rumänien ausgesprochen hat. &8 ist in erster Reihe ein nationales Fest des Romänentums, denn ihm bedeutet Dieser V Bereinigungstag Die Erfüllung des höheren Zieles, das ein dem Mutterlande abgetrenntes Boltgum sich erstreben kann, die Bereinigung der gesamten Ration in einem staatlichen Oberbande. In zweiter Reihe it 08 ein staatlicher Leittag, denn das Gebiet Rumäniens ist durch die Vereinigung mit Siebenbürgen weit hinausgewachsen über die bis dahin ihm gezogenen Grenzen, und wenn heute von Großrumänien in der Bedeutung gesprochen wird, daß der neue Staat die Gesamtheit der Romänen in sich schließt, so liegt Doch darin euch die andere Deutung, daß dem neugeschaffenen Staate infolge seiner Vergrößerung eine besonders geachtete Stellung im Verbande der europäischen Staaten gebührt. As Dieser staatliche Gedenktag aber müßte der 1. Dezember im ganzen Lande in gleich festlicher Weise begangen werden. Denn wenn die Feier in Siebenbürgen es zum Ausdruch bringen soll, daß Dieses Gebiet mit Freude seiner staatlichen Vereinigung mit dem Königreich gedenkt, so kann auch im Königreiche die Freude ‚ aber Diese Vereinigung und über den Daraus hervorgegangenen Machtzumachs nicht geringer sein. Es ist oftmals Die Frage erörtert worden, ob diese Vereinigung einen Anschluß Siebenbürgens an das Altreich oder den Zusammenschluß der beiden Gebiete zum einheitlichen Königreiche Großrumänien D dargestellt habe. Die Frage ist wohl nach seiner der beiden Richtungen rundweg zu bejahen oder zu verneinen. Sicherlich ist Durch Die ie der politischen und verwaltungsmäßigen Einrichtungen des Altreiches nach Siebenbürgen der Sedante des Anschlusses mehr zum Ausbruch gekommen, als der des Zusammenschlusses, und namentlich die neue Derfassung Des Landes ist auf die Gedankenielt dieses Anschlusses eingestellt. Doc wird es scheinen, als ob die formale Seite Dieser, Frage von geringerer Bedeutung sei, als die innere Einstellung des gesamten romanischen Bolfes dazu: Auch die vollendetste Durchführung des Anschlusses wird nicht die segensreichen Früchte bringen, Die man sich beiderseits der Karpathen von der Bereinigung erhoffte, wenn dieser Anschluß nicht von dem Geiste des Zusammenschlusses erfüllt ist. Der die beiden Glieder des romanischen Bolfes über dieerschiedenheit einer vielhundertjährigen Vergangenheit hinweg zu einem einheitlichen Volfsganzen verbinden soll. Auch für das Deutsche Bollstum Dieses Landes ist der Gedenktag der Vereinigung von Karlsburg von einem hohen Klang erfüllt. In dieser Feierstunde seines bölfischen Werdens hat das Romänentum Siebenbürgens in den Karlsburger Beschlüssen ein nationales und politisches Glaubensbekenntnis niedergelegt, das auch in das Bewußtsein unseres deutschen DBollstums tief und eindruchsvoll eingeschrieben ist. Wir wollen es nicht vergessen und wir werden es nicht vergessen, daß in Dieser Leserstunde das Romänentum Siebenbürgens die Beischlüsse faßte, in deren Brrittem Punkt es heißt: „DBolle nationale Frei»heit für alle zusammenwohnenden Bölfer. Jedes Bolf wird sich in seiner Muttersprache und durch Angehörige des eigenen Bollstums unterrichten, verhalten und rechtsprechen lassen.“ Auch uns ist durch das Aussprechen dieser Verheißung der Gedenktag von Karlsburg ein Ereignis geworden, das würdig ist, festgehalten zu werden in Gegenwart und Zukunft. Als im jährlichen Bolfe Siebenbürgensiese Verheißung bekannt wurde, da ging es wie ein großes Aufatmen durch seine Reihen. Wir waren uns dessen bewußt, wohin die staatliche Entwickung führte, und in Diesen Sagen, wo so vieles zusammengebrochen war, was mir ehedem hochhielten in unseren Herzen, saben wir mit schwerer Sorge in die Zukunft. Da berührte uns Die hochherzige Kundgebung eines DVBolfes, das im Bewußtsein von der Bedeutung der Stunde diese Worte spras wie eine Verheißung hessen, daß wir Dereinst auch in dem neuen Staate unser Vaterland würden finden künnen. Und der Ruf von dieser Tat des siebenbürgischen Rumänentums ging hinaus über die Grenzen unseres Heimatlandes. Er drang in die Bukowina, nach Bessarabien und in das DBanat, und überall erhoben verjicht. "So wollen auch wir dem Gedenktag der Karlsburger Nationalversammlung ein warmes und festes Gedenken erhalten. Wohl ist heute vieses bezweht von der Stimmung, die am 1. Dezember 1918 die Bersammlung von Karlsburg erfüllte. Von den damals gefaßten Besschlüssen ist später gesagt worden, sie seien im Lieberschwang einer Stunde geschaffen worden und seien ohne Anspruch darauf, in die politische Wirklichkeit umgesetz zu werden. Wohl ist es wahr, daß ein Höhenflug der Seelen aus diesen Berchlüffen spricht und das es nicht immer Leicht ist. Die Vorläge, die man in einer Leierstunde faht, mit den Wirklichkeiten des Alltagslebens in Ginffang zu bringen. Getrade deshalb aber, weil Diese Weihe einer erhobenen Stimmung über ihnen liegt, sollte das romantische Bolf mit allen Lafern seines Herzens zu diesen Beschlüssen ji berennen und ihnen in Wort und Sat und Gesinnung die Treue halten. Denn arm an seiner Seele ist dasjenige Bolf, das die eigenen Feierstunden nicht achtet. Was zu solcher Stunde aus der Seele sich emporringt und zum feierlichen Gelöbnis wird, das ist wohl der beste und edelste Kern wölfischen Denkens, der sich eben dan in besonderer Reinheit offenbart. Mag immerhin der Werktag dann mit feinen grauen Schatten die Eden und Kanten schärfer hervortreten hajfen, die sich der Verwirflichung solcher Hochgedanken in den Weg stellen wollen, die Zukunft eines Bolfes wird nicht in fester Reihe durch die Treue entschieden, die 28 seinem eigenen Idealsmus bewahrt. Wenn auch in Dieser Hinsicht sind Die Völker nicht anders als die einzelnen Menschen. Auch wir Menschen haben unsere Sonntagsgedanken, in denen unser Wollen und Streben sich schöner per unsere Seele stellt, als wenn wir mit ict Alltags freien. “Und dudy uns füllen die hohen Zelte des Jahres mit ihrem erhabenen Gedankeninhalt die Geefe. Wir wissen es wohl, daß es sehwer ist, alles das in die Wirklichkeit umzufegen, was an solchen Tagen an Wolfen und Wünschen uns durchzieht. Wir willen es aber auch, daß Diese Weihestunden unsere besten Stunden sind, und daß unser Leben größer und Iebenswerter wäre, wenn wir die Kraft hätten, die Dorjäge solcher Tage über alle Hemmnisse hinweg zu Taten werden zu lassen. Es gehört eine Kraft dazu, auch im Alltagsleben seinen Sonntagsgedanken treu zu bleiben. Aber Diese Tat wohnt dem, Der sie tut, mehr noch als dem, der sie empfängt. Für uns wird der Gedenktag der Karlsburger Versammlung unaustilgbar verbunden bleiben mit den Verbeißungen, die an diesem Tage uns gegeben wurden. Das nationale Werk der Vereinigung, das damals beschlossen wurde, ist für uns eins mit der politischen Tat der Karlsburger Beschlüsse und wir werden niemals darein willigen, daß diese Verbindung je gelöst werde. Der Tag, der morgenfestlich begangen werden soll, ist nicht dazu angetan,Beschwerden und unerfüllte Wünsche DPRRIER gen. Es weiß es t wohl jeder, ach ohne daß es ausdrücklich gesagt wird, daß wir heute noch weit entfernt sind von der Erfüllung der Verbeifungen, die uns in Karlsburg gegeben wurden. Deshalb ist es unser Wunsch zu dem festlichen Tag, das romanische Bolf möge eingehenf bleiben der Leserstunden seiner Seele, und «8 möge den Dechanten die Treue halten, die an diesem Tage e8 erhoben haben. Wir unsererseits werden nicht aufhören darauf zu hoffen, daß einmal doch die Beschlüsse von Karlsburg zur MWirflichteit werden. Aus der Senatssigung vom 29. November. DBufarest, 29. November. In der heutigen Senatsfitung wurde die Spezialdebatte über den ©ejegentwurf betreffend die Regelung der Rechtsstellung der juristischen Bersionen fortgesetz. Es ist sein wesentlich neues Moment zu verzeichnen. Morgen wird das ©ejeb zur Generalabstimmung gelangen. Bufareft, 29. November. Präfidium Orleanu. Minifterbanf: Parlamentsberichte. Kammerfigung vom 29. Aovember. Bintila Bratianu, General Mojotu und Zapadatu. Abgeordneter Leone Moldopan (2iberaler) wendet sich gegen die Beschuldigungen, welche seitens der Opposition in den letten Tagen über angebliche Mißbräuche bei der Bodenzuteilung erhoben wurden. Abgeordneter Dumitrescu macht den Finanzminister Darji die Herzen Des dortigen Deutschtums zu neuer Zulauf aufmerksam, daß die Liste, in der die Kriegsgeschädigten Ufer und Drängen des Gemeinden aufgeführt sind, unvollständig sei. Abgeordneter Zupas interpelliert den Außenminister wegen des Abbruches der Verhandlungen zwischen Südslawien und Rumänien bezüglicher Behandlung der beiderseitigen Minderheiten und schreibt diese Satsache der Unfähigkeit der Regierung zu. Die Interessen der Kultur und der Religion der unter serbischer Herrschaft befindlichen Romäner seien von der Regierung nicht mit genügender Energie vertreten w worden. Bintilla Brattanı erklärt, er wegen Abwesenheit des Außenministers die Anfrage des Abgeordneten Zupas nicht ausführlic beantworten könne. Er möge jedoch sicher sein, daß Die Interessen des Staates wie des Bolfes von der Regierung‘ entsprechend vertreten worden sind. Lupas bestreitet dies. Die Beantwortung seiner Anfrage wird in den nächsten Tagen dur Außenminister Dirca persönlich erfolgen. Brilie. Bratianu bringt den ©efegentwurf zur Ergä g des Moratoriumgejeges ein, welcher, wie bereits , gerne vor wenigen Tagen im Senat angenommen ferden 68 wird hierauf zur Tagesordnung übergegangen. Adreßdebatte. Iorga ergreift das Wort. Er befragt sie vor allen Dingen über den unsachgemäßen und ‚agressiven Son, welcher während der gegenwärtigen "Barlamentis" figungen herrsche. Er kritisiert sodann eingehend die Agrar reform: Dieselbe sei seiner Ansicht nach von: der verflossenen und der gegenwärtigen Regierung) nicht mit dem notwendigen Gruft durchgeführt worden; es seien zu nie persönliche ea er im „Spiele En a Iofen Reformen und Gefeßentu ihifen jet nicht genug. “ tan. Der wahre Fortschritt könne nur durch nationalen Greift, welcher ei auf kulturellen Grundlagen entwickelt habe, erreicht werden. Per Geist sei überhaupt die Quelle jeden Fortschrittes. Es hat seinen Sinn, neue Schulen zu bauen, wenn den Schüler Nichtandy der echtnationale Geist darin uren werde. Er führt als Beispiel die STichechoflopatet at, melde Heute Das fürturelle Zentrum des Sludentums sei, und Deutschland, welches durch seine nationale Politik amtliche alldeutschen Siemente von überall an sich reifele. Durch den Geist und nicht duch Zoaung müsse man die Minderheiten zur Mitarbeit veranlassen. Er fordert schließlich die Parteien auf, in dem von ihm ausgeführten edhitationalen Seift _ Wohle der Landes zusammenzuarbeiten. Iin Zwischenfall zwischen Jorga und Silipescu. Während der Pause kommt es zwischen den Abgeordneten Silipescu und Forga zu einem Swischenfall. Grjterer glaubt, in einer Regierung Iorgas eine Beleidigung gegen seinen verstorbenen DBater zu erbliden und fordert von Iorga Genugtuung. Nach Wiederaufnahme der Sigung erklärt Iorga, daß er den Bater Silipescus mit seinem Wort erwähnt und gemeint habe. Gr Tehne auch prinzipiell eine Austragung parlamentarischer Debatten durch ein Duell ab, weil sonst die Parlamentarier nichts anderes zu tun hätten als sich ständig gegenseitig zu fordern. Abgeordneter Oroveanu erklärt sie bereit, sich für Vorga mit Filipescu zu schlagen. Der Zwischenfall wird vom Kammerpräsidenten unter großen Optationen für Sorga beigelegt. Fortlegung der Adreßdebatte Abgeordneter. Emil Dan (Ziberaler), Berichterstatter der Antwortadresse, beginnt sodann die Reden der Opposiitionsführer der legten Lage Punkt für Bunst zu widerlegen. Die Sagung wird wegen Beschlagunfähigkeit aufgehoben. Emil Dan wird seine Nede morgen fortlegen. Duca über den serbisch-rumänischen Streit. Bukarest, 29. November.. Im heutigen Ministerrat berichtete Außenminister Duca eingehend über den Abbruch der Verhandlungen zielfehen Südklawien und Rumänien bezüglich der Kirchen- und Schulfrage im serbischen bezw. romänischen. Banat. Er sei nicht in der Lage, die Forderungen der Serben zu erfüllen. Er schlägt vor, den Serben im romänischen. Banat Die "gleiche Behandlung angedeihen zu lassen, wie sie Die Rumänen im serbischen Banat erfahren. “ &