Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. März (Jahrgang 58, nr. 17363-17389)
1931-03-01 / nr. 17363
».Pflicht. .«,fIII-S,;-.«-?Sen xirromangehe turu.Kultur2: ernarinstadt Sibiu- Stadtrat! Allgemeine Volkszeitung‚Für das Deutsch Schriftleitung:Hermannstadt, Honternagaffe Nr.11.Fernsprecher:Nr.11 und Nr.130.Bernalinna:Königin Meriastr.Nr.25.Fernsprecher:Nr.237. she für einen Monat:Hermannstadt:ohne Anstellung L90’—:mitBustellung L100 °—:mitBostversendung:Inland:Lei100—:Ausland:L135 °—;EinzelnummerLb—;SonnlandnummerLe... Rr.1736307 Erwerb Eigenes6Ren Kiftuka in Rumänien Hermannstadt,Sonntag den 1.März 1931 58.Sahrgana Die deutsche Sozialdemokratie für Brüning Sie bilden keine Ziehrheit mit denSommunisten Berlin,38.Februar.Die Lage der Reichsregierung hat eine fühlbare Erleichterung erfahren,weil die Sozialdemokraten,die zusammen mit den Kommunisten infolge des Streils der Rechhsparteien jederzeit Mehrheiten bilden und Brüning stürzen könnten,von dieser Möglichkeit seinen Gebrauch machen wollen.Sie begründen diesen mehr politisch„begreiflichen”als prinzipientreuen Standpunkt folgendermaßen:„Die Sozialdemokratie weiß,daß das Begbleiben der Rechtsparteien aus dem Reichstag des 14.Septembers eine Machsteigerung für die Sozialdemokratie bedeutet,weshalb sie sich nicht auf das„Glatteis einer sozialistisch-kommunistischen Scheinmehrheit“begeben will;auf das„Verrat!-Rufen der Kommunisten geben die Sozialisten nichts.”—Der wahre Grund für Die Haltung der Sozialdemokratie liegt noch mehr als in dem vorstehenden Gedanktengang in der Tatsache,das bei Scharf oppositioneller Haltung der Sozialdemokratie der Reichstag aufgelöst würde,worauf eine so große Mehrheit rechts zu erharten wäre,daß Die Sozialdemokratie ihre gegenwärtige Schlüsselsteilung ganz verlöre. Natürlich wirdk,.«k-k·s der sozialistischen Abgeordnetenfraktion scharf zugegen,wenn an ii sie mag die Partei den Beschluß fassen wird,für den berühmten sogenannten Panzerkreuzern zustimmen.Der Reichswehrhaushalt dürfte am Mittwoch erstmals zur Verhandlung gelangu,allerdings erst im Haushaltausschluß Zeit genug ist also für weitere Verhandlungen Wrunings mit Breitscheid und für Verhandlungen Breitscheids mit seinen Fraktionskollegen Die Annahme der Agrarforderungen fällt der Sozialdemokratie leichter. Brüning kommt jetztiicht nach Wien voraussichtlich erst im April sichtlich Bauholz in Oesterreich unangenehm empfunden werden soll Reichspräsidentenwahl Junisszs Mit den Planety Hindenburgs Mandat auf 7 big 3 Jabre oder gar lebenslänglich zu verlängern,in Hindenburg selbst,wie verlautet,uileinherstanden.Schu Deshalb nicht,weil zu solcher Verstaffungsänderung zwei Drittel Mehrheit nötig ist.Es scheint aber sicher,da erst,obwohl er zur Wahlzeit fast 85 Jahre zählen wird,der normalen Wiederwahl auf 7 Jahren stellen wird,falls der dringliche Appell wie 1925 an ihn abermals ergeht. Der Reichspräsident empfing gestern die Vertreter der drei gewerkschaftlichen Spitenverbände, die ihm den Wunsch bortrugen,er möge jegt nach Erledigung des Agrarprogrammes eine ähnliche Initiative zugunsten der Arbeiterschaft ergreifen. Der Reichspräsident gab nach längerer Aussprache der Hoffnung Ausdruck,das es gelingen werde,mit Hilfe der staatstreuen Kräfte über die Krise hinwegzukommen.Preußen und Deutscland hätten schonen2 Be,überwunden. Das Billombild Had)dem Erscheinen des 3.Bandes derCette gen des 3.Reichskanzlers Fürsten Bülow Hat ih die Empörung gegen Diesen einst vielfach budge ihäften Staatsmann so gesteigert,daß Die christlichsozialen und konservativen Reichstagsabgeordneten die Entfernung des S Bülowbildes aus dem kleinen N Reichsratzimmer forderten.Die beiden fatoliten Gruppen wären mehr für stille Beseitigung des Bildes,um dem Verfasser der„Erinnerungen“nicht„zu viel Ehre“anzutunn.Bon der Presse tritt eigentlich nur das„Berliner Tagblatt“für Bülower. InnenpotitifcheSpionage Die vorstehend geschilderten innenpolitischen Verhältnisse lassen es begreiflich erscheinen,daß Brüning den Besuch des Reichsaußenministers am» 4.und 5.März in Wien überhaupt nicht mitmacht.An Stelle Brünings reist sein Staat-Weibetär Püchner.Die Mitnahme des Ministerialdirektors Ritter läßt an handelspolitische Verhandlungen schließen,die angesichts der Zollpläne Schieleship Der nationalsozialistische Stadtrat Bonn Bochum Hat von Der preußischen Polizei ein „Honorar“von 2400 Mark bezogen,wofür er Der Polizei Material über die nationalsozialistische Partei lieferte.Der Streit geht sei u.a.auch darum,ob das bonnslei Materialeht oder nur Täus« schamgwat « Proletarisierung en.Zu den mannigfachen Gefahren,die unter Bolf in der Gegenwart bedrohen,hat sich neuesteng auch noch eine gesellt,der wirno nicht gelernt haben ins Auge zu jeher.€ ist die Gefahr,dagein großer Teil unseres Bolfes proletarisiert werde Sie ist uns durch die im Augenblick»Herrschende Wirtschaftsnot infurätbare Nähe gerüct worden.Eine genaue Zählung der jähriichen Arbeitslosen gibt«es zwar unseres Wissens nicht.Doch kann die Zahl der Bollsgenossen,die dur die Arbeitslosigfeit ihrer Ernährer heute dem Hunger preisgegeben und auf Die Mildtätigkeit angewiesen sind,ohne Lebertreibung schon mit Tausenden angenommen werden.Hier ist also die Proletarisierung im Grunde genommen schon eingetreten. Was das unter nationalem Gesichtspunkt bedeutet, darüber müssen wir uns ins Klare kommen.In diesen Tagen wurde in einer Bespreung hilfsbereiter jadhiiicher Frauen mit Ummwillen über den derben(Ausspruch eines jahjitischen Arbeitslosen berichtet.Der ungefähr den Sinn hatte,daß ers das Essenfomme und dann die Moral.Wir würden uns nicht darüberm wundern,wenn der Ausspruch auch gelautet hätte,erst fonıme Das Essen und dami dasB Wolfstum © trium,einmal,nicht anders,als daß bei den allermeisten Menschen einem geivissen BradleiblerFat gegenüber aller Soealismus verfagt und alle edleren Negungen erlahmen.Wer nicht zu essen hat,werden ursprünglicsten und unausweichlichsten Bedürfnissen seines Leibes nicht Genüge reiften kann,mehrmoc: t er mitansehen muß,wie Die Seinigen,wie Frau und Kinder ungern,ohne ihnen helfen zu können,von dem fällt mit erschrecender Raschheit alles ab,was er bis dahin alsZeien menschlicher Würde hochgehalten und was ihm seelischen Halt gegeben hat.Der bekannte Spruch,Armutshände nicht,wird leider zur Unwahrheit,wenn die Armut bis zu einer Grenze gestiegen ist,wo sie der Mensch nicht mehr ertragen kan. Dann wird ein anderes,ein lateinisches Sprichwort zur Wahrheit,das Die Armut Die größte Dirnerei. Uns Sadie ist ein stolzes,zähes Volksbewußtsein eigen,aber auch diese Mitgift unserer Art und unserer Geschichte zerbrödelt,wenn die Sorge um das tägige Brot—im wörtlichsten Sinne—unser ganzes Denken befangen hält.Wie ist es denngenommen, dab © Heute in unsserem deutschen Mutterland Millionen von Menscen gibt,die im Bolletum nit nur sein teures Gut sehen,sondern es mit Hohn und Haß benschweisen?Die moderne soziale Entwicklung hat die Deutschen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts solöglich in ihre Kreise gezogen,Daß sie sie weder in demurinieren,no in den oberen Schichten vorbereitet und gerüstet gefunden hat.Zu den Jahrzehnten vor dem Krieg hat sie das Deutsche Bolt in der traurigsten Weise auseinandergelebt.Es ist in zwei Teile zerrissen worden,zwischen denen eine tiefe,bis heute noch nicht überbrühte Kluft gähnt. Unten hat man gelernt,die oberen Kreise als Ausbeuter,als Sklavenhalter,als Feinde anzusehen,und mas ihnen am Herzen liegt,die hohen Güter der Nation,Bollstum und Kultur,das ist unten erst ein Gegenstand des Neides und schließlich des Hasses geworden.Oben hat man dieser leider nur zu Natürlichen Entwicklung sein Verständnis entgegengebracht und hat sich berechtigt geglaubt,die„vaterlandslosen Gesellen”zu verachten und als Abtrünnige zu verfolgen.Man hat nicht versucht,die Lage der unteren Bollschichten zu verbessern,um sie seelich instandzujegen,es mitzuempfinden,daß nach dem Worte Feliz Dahns das höchste Gut des Mannes sein Boll ist.Und heute stehen wir in Deutschland Millionen deutscher Männer und Frauen,Die mit Bewußtsein alle weichen Ideale abweisen und verwerfen und Denen der Proletarier anderer Völter nähersteht,al der Bolfgenosse besserer sogialerQage. In unserem Heinen jährlichen Volt Hat diese Zeriegung erst nach dem Krieg angefangen.Bis dahin hat es Proletarier im eigentlichen Sinne,bei unsfaum gegeben.Der Unterschied zwisgen Arm und Neid war bei uns noch nit so groß,daß er den uns alle umfliegenden„heiligen Ring“sprengen konnte.Das Gespinst der Arbeitslosigkeit ist noch nicht durch unsere Reihen gewandelt,jetzt erst haben wir es mit Grauen kennengelern.Wir können im Augenblick noch gar nicht die Hoffnung haben daß es sich in Wälde wieder werde bannen lassen. Die Arbeitslosigkeit ist da und wa e tun wig um sie,wenn wir sie auch nicht beheben könnsem so doch mindestens zu mildern.Noch nicht einmal das Mikleid mit erwerbslosem hungernden Volksgenossen ist in voller Stärke unter uns erwacht.Sammlungen,die in unseren Sreifen veranstaltet worden sind,haben ein im Verhältnis zu der Größe der zuLindernden Kot dürftiges Ergebnis gehabt.Es kann und wird, so müssen wir hoffen,besser werden,unser Mitgefühl wird sicherlic noch viel Lebendiger entfalten und betätigen.Aber der sozialen Not breiter sollsichichten kann mit milden Gaben allein noch lange nicht begegnet werden,E mußjist ei gern zum Bewußtsein der Pflicht,um unserer Volfserhaltung selbst willen Vorkehrungen zu treffen,daß Die Arbeitslosig-keit allmählich beseitigt und vor allem,daß ihr nach Möglichkeit vorgebeugt werde,Es darf gar nicht exit dazu kommen,Daß arbeitsfähige und arbeitswillige Bolligenossen unversehens der Tatsache gegenüberstehen,daß ihre Arbeitskraft nicht gesucht und nit fruchtbringend verwendet werde,Und wenn sich dies bob nit vermeiden läßt,so muß schon vorher etwas gejgehen sein,Daß Der arbeitlos Gewordene für Die Bettlen Schredenzeinen,wenn auch noch so geringen Anhalt Habe,Staatliche Arbeitslosenunterftügung gibt &3 in Rumänien begreiflicherweise noch nicht,da ja Die Frage Hier ganz neu ist.Möglich,daß man sich über furz oder Yang dazu wird entschliegen müssen.Leider aber haben wir auch eine Altersversicherung nicht,wiesie in Deutschland schon seit Jahrzehnten besteht,einzig und allein die SKrantenkassen stellen den Anteil des Staates an sozialer Hilfe dar.Dagemwa wir Sacien allein eine Versicherung gegen die Arbeitslosigkeit,wie wie eine Altersversicherung schaffen könnten,daran ist natürlich nicht zuventen.Wohl aber könnte einigermaßen ein Erlag für beides gefunden werden. Wir denken dabei in der Hauptjache nur an Wetersversicherung,mit Der im Zusammenhang vielleicht als Notbehelf an gegen Die Arbeitlosige Zeit etwas geschehen konnte.Weiterfassen wir die eigentlie Arbeiterflafse aus dem Grunde nicht ins Auge,weil diese in ihrer Gewerfigeitsorganisationchon ihre,allerdings herzlich schwache Unterftügung hat, sondern nur die Klasse derjenigen Privatbeamten,die seine Pensionsbezeugung haben,und zu deren Gunsten wir schon vor einigen Wochen unsere Stimme erhalten haben.Hier wäre es,wie wir glauben,möglich),mit Hilfe unserer heimigen Bersicherungsanstalt„Transsylvania”eine Möglichheit zu finden,wiejs Private beamte unter Mitwirkung Der Arbeit geben eine Altersversicherung schaffen sollen.Die dann zeit«eweilig und unter bestimmten Bedingungen auchh bei Arbeitlosigkeit irgendwie aushilfsweise einspringen könnte.Unseres Wissens besteht bei der genannten Bereicherungsanstalt Jon seit lange der gute Wille, diesem Bedürfnis entgegenzukommen und die Berwhrflishung der Idee ist bisher nur daran gescheitert,u fich die Arbeitgeber dagegen ablehnend oder mindestens jeder Tau verhalten haben.Wir glauben ale, daß in dieser Hinsicht dochin Bälde etwas geschehen muß.Unser Bolk kann und darf nit ruhig ansehen, Alien Jahre SENBRN, - —a 5 £ = s SR