Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1931. September (Jahrgang 58, nr. 17512-17537)

1931-09-01 / nr. 17512

m —— ·,s.-—U».-,.­.·«·--»2«.-1 Huij — ;. 3 a ” Tau f nseun Sur rogaenisenhe Liyerat, tur u.kuliur N #rlicht. Sibiu-äe mean Allgemeine Dolksseitung für das Deutschtum in. Schriftleitung: :;Hermanntadt, Honternsgafse,Rrs.11. Fernspreer: Nr. 11 und Nr. 130. Verwaltung: Königin Mariafir. Vr.,25, Fernsprecher: Nr. 237. en. für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellung L %0—; mit Zustellung L 100 °; mit Rostversendbung: Inland: "Lei 100 °; Ausland: L 135 —; Einzelnummer L5 °—; Sonntagsnummer L Dez Kr. 1751207 nstads Hermannstadt, Dienstag ben 1. BTERAOHDORE 1931. ae Saargang EBENE Nochmals nie KRonstanzaer Erklärungen des Miniterpräsidenten Endlich Klarheit! Bukarest, 30. August. Der P­räfekt des Komi­­tates Konstanza hat an die Zeitung „Dobrogea Zune“, die als er­ste die bekanmten Erklärungen des Ministere­präsidenten, veröffentlicht hatte, einen ausführlichen Brief geschrieben, in dem er als Zuhörer des dama­­ligen Gespräches eine Heide von Richtigstel­­lungen macht. Der Ministerpräsident habe nie­­mals erklärt, daß man­ seinen geldlichen Verpflich­­tungen nit nachkommen solle, sondern im Ge­­­genteil zur s­trengsten Künstlichkeit er­mahnt Ferner sei niemaß von einer Drohung Auboins Die Nede geb­eten. Der ent habe erklärt, Daß der Staat augenblicklich nit im der Zage ei, Die großen Summen, die­ zur Unterftügung der Landwirtschaft notwendig sind, zur Verfügung­­ stellen. Webrigens seh­en die interessantesten Teile der Erklärungen, worin der Ministerpräsident die Lande­wirte zur Schaffung eines Syndikates und überhaupt zur Solidarität aufforderte, mit wieder­ gegeben worden. Die Presse bespricht diese Berichtigungen sehr günn­ftig und erklärt, daß fest endlich Klarheit in die Angelegenheit gebracht worden sei. Großbritannien in Lebensgefahr (G. ©) Wir haben in den festen Jahren immer öfter auf die verzweifelte Lage hingew­iesen, in der sich das britische Reich und im ihm das Mutterland England befindet. Die jüngs­te Londoner Regierungs­­frise, mag s­ie auch äußerlich außerordentlich rasch und m wenigstens vorübergehend gelöst sein, zeigt, wie weit der Zerlegungsprozeßs bereits gediehen ist. Regierungsfrisen sind gegenwärtig etivas selbstver­­ständliches, aber die legte Londoner Krise geht viel tiefer ,als etiva ein Regierungswechsel in Berlin, Paris, Ofen­­bert, Wien, tiefer selbst als z. B. bisher die N­evolution in Deadrid gegangen is. Selbst ein Umsturz in Rom oder Moskau würde für die betroffenen Staaten nicht so viel bedeuten. Dann kann, wie hier ebenfalls schon öfters dargelegt wurde, nur an die Auflösung der österreicische ungarischen Monarchie helfen. Die Ereignisse in London sind in den Tagestele­­grammen ausführlich geschildert worden. Die Wirt­­schaftsfrise mit fast drei Millionen Arbeitlosen erschüttert England Ion länger, wobei freilich betont werden muß, daß just in dem zwei Jahren der zweiten Arbeiterregi­erac Donalds,die­ Zahl der Arbeit­­sosen jic) beinahe berdreifagst hat. Die Hodstän­dig­­keit der englisjchen P­roduktion­ liegt noch weit länger — mindestens 10 Jahre — zutage und sie ist besonders in dem Verhandlungen der Genfer Wirt­­schaftstagungen sowie der völkerkundlichen Arbeiter­­organisation oft genug dargelegt worden. Alte tech­­nische und kaufmännische Methoden einerseits, über­­triebenes Wochenende und überjeste Gehalte, Löhne und Arbeitsosenrenten als Neueinführungen anderer­­seits werden heutzutage immer unmöglicher, Celbst um „weichen“ England. Von diesem Wirtschaftsverfall führt der direkte Weg zur Finanztrise In den sekten Wochen mußten Amerifa und Frankreichh der Bank von England Une­leihen von rund 35 und 70 Milliarden Lei beiwilligen, um den Zerfall der englischen Währung hints, anzuhalten; diese Riesensummen wurden zu niedrigen Zinsen zuerst kurzfristig bewilligt und sollen später in sehr langfristige Kredite umgestaltet werden. Ob sie ausreichen werden, kann nur die nächste und nahe Zukunft zeigen. Tatsache ist, daß sehr schnnell — an­­ders als in Deutschland 1930 — eine auf scharfe Ein­­sparungen eingestellte englische Regierung zustande kam und sie hat als erste Tat die Gehalte von 300.000­­ Staatsangestellten herabgelöst, während eine bedeutende Herablegung der Arbeitsofenrente unmittelbar folgen wird. Ein zehnprozentiger Wertzoll würde, sollte er angenommen werden, dem historischern engli­­schen Freihandelsprinzip ein Ende machen. Ob aber die Rot auch den Anstoß dafır geben wird, die vel­­asteten Wirtschafts­methoden zu ändern und die früher mustergiftige englische Arbeitssamkeit wieder herbeizuführen, wird sich erst viel später zeigen. Die Engländer lieben seine umständlichen Programme; sie verlassen sich und noch dazu voll Stolz auf ihren „praktischen Sinn“,­ der ausreichen soll, im gegebenen Fall und im legten Augenblick energie, zielbewußt und erfolgreich d­urchzugreifen. Die englischen Krisen der Nachkriegszeit liegen wie anderwärts auch im Weltkriege begründet. England hat den französischen Nahen ı und Eroberungskrieg ab 1914 bis etwa 1920 gegen Deutschland mitgemacht, um zunächst die deutsche Flotte, dann dem deutschen Handel und die deutsche Industrie zu vernichten, da alle drei Ziele im Wege ehrlichen Wettbewerbes besonders nach dem teueren Burenkriege ihm un­ erreichbar schienen. Im Kriege selbst fungierte England als Geldgeber seiner Verbündeten und nach dem Kriege zahlte er seine namens seiner europäischen Verbündeten bei­ Amerika gemachten Schulden ohne Widerstand, während es sich selbst von seinen europäischen Verbündeten große Schul­­dennachlässe abpresser lielt. Während und infolge des Krieges mußte London sogar selbsit die Hand Dazu bieten, daß js die Kolonien eigene In­dustrien schafe­fer tonnten, was sie heute zu starken Konkurrenten des Mutterlandes macht. Schließlich mußte London, um­­ die Kolonien bei guter Laub­e zu erhalten, iikien, so in politische Rechte einräumen, daß aus dem britischen ium allmählich ein jeder jederer Staatenbund tmstede, Der mir noch duch, Die Persfon des Herrschers allein zusammenhängt und in dem jedes Glied seine eigenen W­irnschaftsinteressen hat. Da aber zeigte sich ein überaus gefährlicher Umstand, der über­­sehen wurde, als Jidy England am Zentrum eines Weltreiches ü­berzaduji tufisierter­ ber englische Bau­ernstand verschwand und Altengland bedarf zu seiner Ernährung größter Zuschübe von Uebersee, wozu im Frieden eine große Handelsflotte, im Kriege außer­dem noch eine jeher starre Kriegsflotte gehört, damit das Purtterland nicht verhungere. Dierer Tetere Leber­­stand ist fest überhaupt nicht mehr abzustellen; nur eine sehr weitsichtige Politik im Frieden, auf eine starre Kriegsflotte gefragt, kann ihn etwas mildern. Aß Mac­Donald vor zwei Jahren zwede Gewinnung des amerikanischen Vertrauens gelegentlich seiner Amtes iifarette zu Hoover den Amerikanern die Flot­­tengleichheit einräumte, legte er damit England den Zwang auf, wenigstens Amerika gegenüber eine zu jeder politischen N­achgiebigkeit bereite Friedenspolitik zu führen; andererseits tößte er Das abrüstende England der französischen, eng­­lische Kolonien der japanischen Blocade aus, während England selbst ji vom Berferbunde lossagen mußte, um der von diesem am Hauptziwed seines Bestandes vorbereiteten Blocade Deutschlands und den dann möge­n­en Zusammenstößen mit Amerika zu entkommen. Doch wäre das alles noch nicht entscheidend. Die Hauptkräfte Englands lagen anderwärts. Sie bestanden zuerst in der Tatsache, daß es seine So­­zialdemokratie hatte und noch weniger den Komme­munismus nannte; sie bestanden weiters in der finan­­ziell und wirtschaftlich gleich glän­­zenden Führung der Dominien und der fi­­lonien durch das Mutterland, wobei sich, jene wie dieses stets bereicherten und einen früher unerhörten Lebens­standard erreichten. An diesen beiden Wurzeln Eng­­lands sind fest die wahrsten Todesfeine unverkennbar. Die englische Arbeitersc­haft, so weit sie mit Fone­servativ und nicht liberal wählt, folgte bisher Der Arbeiterpartei, Die nicht auf den blinden und antinationalen Revolutionär Marr, sondern auf den ‚umsichtigen und nati­nalen Fortschrittsmann Owen aufbaute und es daher schon Längst begriffen Hatte, daß der ebenso wie der Bauer an die Heimat gebune­dene Arbeiter nur innerhalb seines Volkes fortkommen künne, in der heutigen Krise haben. Dies wohl Pac Donad, Snowden und Thomas begriffen, ist aber Henderson und die Mehrheit der Arbeiter­­minister. Von den 286 Arbeiterabgeordnneten des Untere­hauses — erst 308 wären Die absolute Mehrheit ge­­­wesen — ließen 250 den Parteiführer im Stiche, als er nach dem erfolgreichen Beispiel der Kriegszeit ein überparteiliches Kabinett mit den beiden im alten Sinne „bürgerlichen Parteien bildete und so eine Unterhausmehrheit erzielt, die allen Enge Ländern die zur wirtscaftlichen und finanziellen Rete u des Staates nötigen Opfer auferlegen soll. Kaum 40 Arbeiterabgeordnete sceinen Mac­Donald treu zu bleiben. Die große Gefahr liegt natürlich mit Darin, dag eine sonterpatideliberale Unterhausmehr­­heit Den Arbeitern fest schwerere Opfer auferlegen könnte als ein zu bestimmten Zied überparteil­icch einiges Unterhaus; die wahre Gefahr liegt darin, daß die so Stroff in Die Opposition gedrängte Arbeiterpartei zu einem mnnerlichen Anschluß an die Internationale gelangt­e und sozialdemokras­tisch wird! Sozialdemokratem aber sind aß­ine konsequente Margitten die sicheren Schrittmacher zum Bolsshhewismus, dessen Kultur und Zivilisations­feindlichkeit sich in Nußland tägli erweislt Ein wirt­schaftlich und finanziell schwaches England weiters völlig außerstande, Die Leitung der Dominien beizubehalten. Wern die in den Kolonien jeder Art, namentlich in Indien, China, Aegypten und vertierten Milliarden Pfund verloren gehen sollten, bricht England auf seiner überbelferten Insel völlig zusammen. Die Entwicklung beginnt hier völlig nie übersehbar zu t werden. Wir ahnen sie, wenn wir Dem amerikanisch - englis­chen Kampf um Die Borherrs­chaft im Angeljahrentum mit dem preußisch österreichischen Kampf um die Borherrschaft im Deutschtum vergleichen, was hier jahlid) Den Preue­­ßen gehörte, steht Dort schon lange Amerika wm.... Am Schiffe Dieser Ausführungen si nur Die Hoffnung gestattet, dag Mitengland m wenigstens solange voll erhalten bleibe, bis der fest doch endlich anhebende Kampf der von Franfreid bedrohten Sta­ten und Bölterschaften, zu denen ja auch England gehört, erfolgreich gew­orden. Dann bekäme auch Enge­land wieder Luft. Nur dürfte­­ nicht abermals fran­­zösische Politik nach dem Beispiel Chamberlaing machen. 2eidber ist Lord Burton tot, aber Mac­Donald und Lloyd George verfügen auch ü­ber die nötige Einsicht und zwar ersterer schon seit der Vorkriegszeit, Leßterer allerdings in seit den erste Radkkriegsjahren. Der S­ee ——— . SEEEEEEENESBESEEISGEGSEENEEESEEEREEESBSEEBEBNGEENEEEEEEEEENEEEEEEEE ü m { ar Fusionsverhandlungen zwischen Nationalzaranisten und Averescanern Ein siebenbürgischer Block Bukarest, 30. August. Der heutige „Gurenius“ will wisen, daß die F­usionsverhandlungen an der nationalzaranistiten und der Upverescupartei wei­­ter fortgeschritten sind, als man gemeinhin annimmt. Mit Beginn des Herbstes sollen formelle Verbendkun­­nen beginnen. Der fiebenbürgische Blond wird nur der Anfang an der Verwirklichung eines politischen Instrumentes sein. Da$­ohme­n den Regionalismus Die Wirtscheft und Kultur Siebenbürgens verteidigen wird, Versammlung der N­ationalzaranisten von Ile Buflarest, 30. August. Gestern fand in der Hauptr­­tadt die Versammlung der nationalzaranistiigen Para­teiorganisation des Komitates Ilfov statt. Zum Barsis­tenden wurde D. R. Spoanitescu gewählt. Die Er Märung, da man allgemein die Rückkehr Manind zur Parteipräsidentschaft wünsche, wurde mit begeister­­tem Beifall aufgenommen. Ein Erfolg des Minderheitengedankens. x in Ezernowiß In Ezernomwig ist vor kurzem der Stadtrat aufgelöst worden und an seine Stelle sollte eine Zwishentom­­ \ TER 2, A in 4 4 N

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