Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1933. August (Jahrgang 60, nr. 18087-18113)

1933-08-01 / nr. 18087

+ Taxele plä­­tite in numä­­ear ord. Dir, Gen. P.T.T. 223720/926 ” Schriftleitung : Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher: Nr. 11 und Nr. 130 — Verwaltung: Königin Mariastraße Nr. 25 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einen Monat: Hermannstadt: ohne Zustellng 90 Lei; mit Zustellung 100 Lei; mit Postversendung: Anland: 100 Lei; Ausland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 18087 Hermannstadt, Dienstag den 1. August 1933 60, Sahrgang A, T Deutsch-rumänische Landelsvertrags­­verhandlungen Zweifelnde Stimmen der deutschen Presse B­ufarest, 30. Juli. Die „Diminenta” gibt die­­ Fünnen. Hierin besteht der Ziel des Besu­ches Rudolf Meldungen der Europapresse wieder über Die Verhand­­lungen, die vom Abgeordneten Rudolf Brandid in amtlicher Betrauung über einen Abschluß eines Handelsvertrages mit Deutschland geführt werden. Der Vertrag soll, so jagen die Blätter, auf neue Grundlagen gestellt werden und unter Bedingun­­gen abgeschlossen werden, die für beide Länder befrie­­d­igend sind. Bei seiner Ankunft in Berlin wurde Brandih von einem Vertreter der deutschen Regierung und der rumänischen Gesandtschaft empfangen. Die Presse nimmt seine Ankunft im allgemeinen sympa­­thisch auf, was sie aber nicht daran hindert, festzu­­stellen, dag Brandihs Mission keine Aussicht auf Erfolg h­aben wird. So schreibt die „Berliner Börsenzeitung“, da Deutsche zuständige Kreise Der Milton für Verhandlungen wegen eines neuen H­at­­delSachkommens zwischen Rumänien und Deutschland zweifelnd entgegensehen. Das Neid­ habe in seiner tspolitik eine Reihe unangenehmer Er ”­s B­i­n­derheit in Rumänien ungünstig sei. Eigen­linien­­­­­­­­be­ehrungen mit den rumänischn Regierun­gen gemacht. Rumänien sei in Wirtschaftsfragen stets an der Seite der Gegner Deutschlands gestanden und habe auch unter dem Druck Frankreichs die ‚ Ratifizierung des von Deutschland angebotenen Vor­­zugsvertrages abgelehnt. Heute suche die rumänische Negierung unter dem gebieterischen­ Druck der Not­­wendigkeiten den Abschlush eines Handelsvertrages und eine Verständigung mit dem Deutschen Markt, um die landwirtschaftlichen Erzeugnisse Rumäniens ablegen zu Brandids in Berlin. Das Blatt fügt Hinzu, das, ob­ wohl die Berson Brandide, eines alten jährlichen Bor­kämpfers aus Siebenbürgen, der deutschen öffentlichen Meinung sympathisch sei, könnten Doch die von ihm geführten Verhandlungen nu­ zübersichtlich Beuer werden. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt, Runde­nsen habe im der besten Zeit eine den Wirtschaftse­interessen­­ Deutschlands vollkommen entgegengesegte Politis betrieben und Maßnahmen zur Verringerung der Einfuhr deutscher Waren getroffen. Aus Diessem Grunde Habe die Mission Brandihs nicht viel Aussicht auf Erfolg. Indem die rumänische Regierung einen Führer der deutschen Minderheit in Rumänien nach Berlin entsandt habe, habe sie die Absicht gehabt, die deutsche öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, um auf diese Weise bedeutendere wirtschaftliche Vor­­teile zu erhalten. Brandih sei nach­ Berlin entsendet worden, obwohl die Lage der deutschen Min im gleigen Tone seien an die Ausführun der übrigen Berliner Blätter gehalten. Tuogdem 73 für die Misstion Brandihs einige Aussiiht­e stehen und seine Besprechungen durch Die Vermitt­­lung der rumänishen Gesandtschaft und mit Unter­­stüßung der rumänisch-deutschen Handelsnummer m wenig­­stens Die F­estlegung einiger grundtäglichen Be­simmungen eines Handelsabkommens zur wahrscein­­lichen Folge haben. Erste Halbjahrbilanz Des Dritten Deutschen Neices (G. ©.) Sonntag, am 30. Juli, vollendete sie Das­­erste Halbjahr des nationalsozialistischen Deutschland. N­üd- und Ausblide zu solchen Falendartschen Zeitpunk­­ten sind zwar üblich, brauchen aber mit einer zu einem Nad- und Ausblid besonders geeigneten Lage in seinem ursächlichen Zusammenhang zu stehen; hin­­sichtlich des Hitlerregimes und des abgelaufenen ersten Halbjahres ist dies jedoch der Fall. Ganz große Dinge haben sich in diesem Halbjahr und Dann wieder beson­­ders in dessen zweiter Hälfte zugetragen, so daß der zwischen dem Ende des ersten­­ und dem Beginn des zweiten nationalsozialistischen Vierteljahres gelegene, so überaus wirkungsvoll verlaufene Tag des 1. Mai als dem „Festtage der Nationalen Arbeit” einen sozialen Auftakt darstellt, der nur wenig hinter dem natio­­nalen Beginn am 30. Januar zurücksteht. Wenn es am 30. April gelingen konnte, das Ergeb­­nis Der Drei ersten Monate des jungen Deutschland ziemlich vollinhaltlich an Dieser Stelle in einem ein­­steht Der Schreiber dieser Zeilen heute angesichts Der Große unme . der Ewigm­ie. bar einem _reier Vefer mm nicht mehr allein a auf erde sondern an auf falsche Analyse verhe yrsigen Rettungsaufsatz zusammenzufassen, ‚rüdgetreten war, glaubte die Welt, wen müssen. Die drei ersten Hitlermonate glichen der Eilmachung der Armee zum Kriege; sie brachten Ernennungen, Aufmärsche,­ Reden, Pläne, Womärsce, wobei Freude und Zuversicht wohl am Plage waren. Tanıı aber hat der Feldzug begonnen und er besteht, wie Die vielen Kriegsteilnehmer es­mod wissen, aus endlosen ermüdenden Märsc­hen, aus harten heimischen Arbeiten, aus sch­weren Kämpfen, Verlusten, Entbeh­­rungen, unüberflächien Leiden und selbst aus unver­­meidlichen Miterfolgen da und dort. Freude und Zu­­versicht sind auch da unentbehrlich, aber erst ein abs­chnittweiser Erfolg entscheidet, wobei öfter eine Ge­­samtübersicht auch noch lange vor erweichtem Endsiege nötig it, um zu wisser, was erreicht wırd­e. Hitler hat bei Regierungsübernahme die Heber­­windung der Arbeitlosigkeit und der Bau­ernwvderschuldung innerhalb von vier Jahren als ‚Hauptziele sich gerebt. Schon der alte Nömer sagte, man müßte exit leben, um philosophieren zu künmen. Am 1. Mai ist das großzügige Arbeitsprogramm auf­gestellt worden, das von der ganzen Welt mistrauisch­, übelmollend, aber zugleich auch neugierig angehört wurde. Da viele sich sagen mußten, es fönme vielleicht „Do etwas Dahinterstehen, was nachahmensnwert wäre. Handelte es si­ch darum, den kompliziertesten, also empfindlich­en Wirtschaftsapparat der Welt gru­nde­legend umzubauen, ohne nach bequemem ssozialistischen Vorbild, namentlich der russischen Revolution, einfach zu zerstören und dann auf gut und alles meuzuschhaf­ Er Ueberraschend für die ganze Welt hat da Hitler am 6. Zul das Ende der Revolution verkündet und Be Beginn der Evolution BILIERTUN­EN Nie­­mand erwartete d­erlei und als am 29. Juni der hier­­fache wirtschaftliche­­ Reichsminister Hug­­eb erg zu dad nun auch in Deutschland eine national gefärbte Sozialisierung mar­­eistischen Grundwesens beginnen müsse Die Ernen­­­nung des neuen Reichswirtschaftsministers Schmidt zeigte aber sofort, das Hitler die Begriffe „sozial“ und „sozialistisch“ wohl unterscheide; er begann die Aus­merzung der Nichtfachleute und der Appell an die Tüchtigkeit erscholl in just in Deutschland auch Dar dem Kriege unerhörter Klarheit. Der neue­­ Reichsbauernminister Darree, der neben Schmidt­ Die Erbschaft Hugenbergs übernahm, leitete sofort einen zwar auch zialen, aber doc evolutionären Landwirt­schaftskurs ein und am 10. Juli wurde der Reichswirt­­schaftkommissar Dr. Otto Wagener, einer der ertren­­nten revolutionären V­orkämpfer Sozialistischer Rich­­tung, enthoben. Ihm folgten bald da, bald dort bis in die legten Tage zahlreiche Abberufungen ähnlich ra­­dikaler Persönlichkeiten. Wohl blieb dabei stets die Ge­­nerallinie erhalten und die ständische Organisa­tion der deutschen Erzeugung bleibt auch weiterhin das Biel; einstweilen wird es jedoch in langsamerem Tempo angestrebt und die Vermittler zwischen Arbeit­geber und Arbeitnehmer, denen der schöne Name der „Treuhänder Der Arbeit“ verliehen ward, wer­­den doch noch länger als vielleicht anfangs geplant die Bedingungen der Industriearbeit fallsweise und frei zu regeln haben. Damit ist eine starre Beruhigung der Erzeugung eingetreten und als Haupterfolg ist dem neuen Reich Die Verminderung der arbeitlosenzahl um 1,7 Millionen, von über 6 auf rund 45 Millionen Men­­schen, zuteil geworden, wovon ein großer Teil gewiß nur ratsonmäßig bedingt ist, eine ganze Million jedoch dauernd gerettet zu sein scheint. Auf landwirtschaftlichen Gebiete liegen Die Erfolge noch nicht to Har zutage; die Zeiten der Ernte mögen sie auch zu Reformen nicht so gut eignen, aber von­der sie- Dante des Erbhofrechhes, einer Anpassung des his­torischen Adelsfideikommisses auf den einfachen Bauern, der damit selbst geadelt wird, mus­­sr Früchte tragen. Natürlich Liegt der Einwurf nahe, warum denn die Revolution abgebrochen wurde? Noch kurz vorher hat Hitler den großen Barteierfolg damit erklärt, es habe im Kampfe um die Macht nicht ein­en, sondern Zehntausende Diktatoren gegeben, die bekanntlich als Kommissare und Beauftragte nicht bloß die Wirtschaft, sondern auch Verbände, Länder, Ge­­meinden und sogar die Evangelische Kirche in Besitz ge­­nommen hatten. Die Antwort ist einfach genug. Der politische Kampf um die Mac, der den Negeln des Waffenkrieges Häufig genug folgt, war entschieden und wenn man nach Eroberung eines­ Gebietes ‚anfangs Generale, Oberste und selbst jüngere Offiziere die bür­­gerliche Verwaltung übernehmen läßt) trägt man den­­noch­ Sorge, sie bald duch Sachmänner zu erregen und die Krieger wieder auf ihr Fachgebiet — Kriegfüh­­rung, aber auch Kriegsorbereitung — zu begrenzen. Von einer Auflehnung Höchster, höherer und niederer Unterführer gegen Hitler, wie vielfach erwartet, ist aber ganz und gar nit die Rede! In bewun­­derungwürdiger Disziplin haben ss zunächst die beiden wichtigsten Organe Hitlers, der so vielfach beamtete preus­sische Ministerpräsident Goering und der Propag­gandaminister Goebbels, völlig umgestellt, obzwar auch sie überrascht gew­esen zu sein scheinen. Goverings standrechtäh­nliche Gelege, die er in Syl ent­worfen und vor wenigen Tagen in Berlin verlautbart hat, sind seineswegs revolutionär, wie Die feindliche Presse sie aufgefaßt haben möchte; sie [hüsgen vielmehr­­ in noch nie erlebter Tatkraft Die verfassungsmäßigen Ergebnisse der bisherige Nebolution. Goering und Goebbels hätte Deutschland im Kriege haben sollen je der Bolizifer und Der verschiedenen­ Aufklärungs- und Propagandaleute von damals; es hat nicht an Hinden­­burg und an der Armee bis zum Soldaten hinab ge­fehlt und nit Soc hat den Weltkrieg gewonnen, son­­dern Clemenckau . Die Revolution ist zu Ende, hat Hitler gesagt. Die Parteien, verbündete und feindliche, sin­ d­er Seder Koalitionskrieg hat Die tahlichen Mängel Des Koalitionssystems gezeigt. Und zwei weitere Groß­taten, würdig der Beseitigung der früheren Staaten durch 08 N Reichs statt Haltersystem, geschahen dann kurz hintereinander. &3 ist dies das fathn= lishe Reichstonflordat und die abstimmunge­mäßig wenigstens vorübergehend erfolgte Berein­­­heitlichung der evangelischen Kirche. a hat viel preisgegebsen aber Rom weiß,wa­ oestut Wohl war das katholische Zentrum samt seiner bay­e­rischen Spielart ein für unbestiegbar gehaltener»Turm aber die glaubenslose Jugenw und Volkserziehung des Nachkriegsystems mußte es dQ Nachwuchses bezaubetr und das um sie mehr,als sich die Zentrumsleute als Poliker nicht sc­eutem mit den glaubenslosen Roten und mit der golden­en Internationaler paktievendt Hitler bringt die Religwn in diese Schule zurü­ck und in weniger als zwei Jahrz­ehnten wü­rde seine gesü­n­­dere Jugend als die heutige’ geben. Dann wird es wohl neuerlich zum Kampf z­wischen nationalem Staat und übernationaler Kirche kommen, wobei es Sade dau­­ernder nationaler Erziehung sein muß, die Jugend für diesen Kampf vorzubereiten. Glänzgende Leiträte für den Gescrätsunterrigt — ähnlic­hen neuen Rechtsanschaunungen — sind der ki ; # ug ? &

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