Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1934. Januar (Jahrgang 61, nr. 18217-18239)
1934-01-03 / nr. 18217
— Taxele pläüte in numärar ord. Dir. Ben. P.T.T. # ec - Mann eine volkszeitung fir das Danschtum in Rumänien Schriftleitung: Hermannstadt, Honterusgasse Nr. 11 Fernsprecher: Ar. 11 und Ar. 130 — Verwaltung Königin Mariestrafe Ar. 3 Fernsprecher Nr. 237 — Bezugspreis für einem Monat: Hermannstadt: ohne Zuftelung 90 Lei; mit Zuftelung 100 Lei; mit Bostversendung: Inland: 100 Lei: Wusland: 135 Lei. Einzelnummer 5 Lei Nr. 18217 Hermannstadt, Mittwoch den 3. Januar 1934 61. Iahraang Land in Trauer (9. PL) Wie ein schwarzer Schlagschatten Tiegt Die Trauer über die Bluttat von Sinaia aus dem politischen Leben unseres Landes. Sonst waren gerade die Tage zwischen dem Hocfest der Weihnachten und der Jahreswende Der Freude gewidmet, die ebenso ernst besinnlich, wie ausgelassen fröhlich war. Es sind heuer schwarze Tage des Zahresichluffes für uns geworden und im Zeichen ernster Sorge tritt das Neue Jahr 1934 in seine Nechte. Denn das ist der stärkste Wesenszug der in Geltung stehenden bürgerlichen Ordnung, dası sie Leben und Sicherheit der Angehörigen des Staates verbürgt. In tiefer Erschlitterung stehen wir vor der Tatsache, daß der oberste politische Würdenträger des Landes seines Lebens beraubt wurde, weil er auf dem Posten stand, auf den er zum Dienste fürs Vaterland berufen war. Gegen seine Rerson Hatte ji der Hof der Angehörigen der Eisernen Garde gerichtet, weil die Regierung durch Das Gebot ihrer Auflösung, duch Festnahme ihrer Mitglieder während der Kampftage der Wahlen ihr Die politische Betätigung unterbunden hatte. Die Frage drängt si auf, ob nicht eine mildere Behandlung das Z Todesihidjal vom ermordeten Ministerpräsidenten hätte abwenden können. Mbgrdas war wohl eben der Sinn ihrer Auflösung, dab dadurch Gewalttaten und Auseinanders im Wundltambf>vorgebeugt werden ‘sollte. Denn wo erregte Massen gegeneinander stehen, da Tann ein einziger Schuß dazu führen, da Scharen den Männern dem Ausbruch der politischen Leidenschaften zum Opfer fallen. Ministerpräsident Duca hat er verhindern wollen, daßs Die Geswalttat in blutigem Zeichen doch die Wahlkreise Des Landes gehe. Er hat die Vielen vor Gefahr bewehren wollen, die als Wähler ihre Pflicht taten. Für Diese Vielen Hat er selber sein Leben verloren. Und Dieser Verlust wiegt schwer; für seine Familie, für seine Freunde, für das Land. Rumänien hat in 3. &. Duca einen Politiker von staatsmännischem Format und Zuschnitt verloren. &$it bezeichnend, wie ihn Jones Bratianus schon Frühezeitig zu engster Mitarbeit heranzog, wie er ihn systematisch zum Führerberuf in der Partei heranbildete. So eignete fi Duca das universelle politische Wissen an, das für den politischen Führer unermältlich it, um alle Einzelfragen unter dem übergeordneten Gesichtspunkt des leitenden Staatsinteresses zu sehen und sie Dementsprechend untereinander auszugleichen. Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik war Duca ebenso Daheim wie in der Leitung der Innenpolitik und in den Fragen der Bolfswirtschaft. Aber niemals wurde er einseitig, wenn Der Besig eines bestimmten Westorts die besondere Betrauung eines Dieser Gebiete von ihm verlangte, immer fügten süch ihm die Sondergebiete zur staatsmännlichen Konzeption der Landespolitik zusammen. So haben an Die Minderheitsnationen des Landes in Bucastei$ einen verständniseaften Freund und Förderer gefunden, weil er in der Minderheitenfrage nicht eine Sache Der Negierungstatus, sondern eine Angelegenheit der Staatspolitik sah. Er war von der Welterzeugung duchdrungen, das zum Wohle des Staates ein Ausgleich, mit den Minderheiten im allgemeinen und mit dem Deutschtum im besondern gefunden werden müsse. Für Diesen Ausgleich hat er ji mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit eingelegt, auf wenn es Fragen betraf, Die nicht in den engeren Bereich seines N Ressorts gehörten. Gerade in den Jahren der großen Geiegesschöpfungen von 1922 bis 1926 hat Duca für die Forderungen unserer deutschen Wolfspolitik wiederholt warme Befürtwortung eingelegt, namentlich als es um die nicht wertwiegenden Probleme der inneren und äußeren Freiheit unserer deutschen Schulen ging. Er nahm fr Dieser Fragen unter dem Gesichtspunkte an, daß er als Außenminister an einer znweitherzigen Politik den Minderheiten gegenüber interessiert sei, um der Staatspolitik Rumäniens eine entsprechende Grundlage in den zwischenstaatlichen LORD EIER zu sraffen. Der Kraft seiner staatspolitischen Konzeption entsprach die Geschichlichkeit der Duchführung. Duca war einer der erfolgreichsten Redner im Parlament, fachlich fest unterbaut in seinen Ausführungen, elastisch in der Anwendung auf die praktischen Bedürfnisse, schlagfertig in Angriff und Verteidigung. Seine Reden hatten nicht die Wucht eines Cogalniceanu, Ion Bratianu oder Peter Carp, seit diesen großen Tagen des rumänischen Parlamentarismus waren auch die politischen und parlamentarischen Verhältnisse vielfältiger und komplizierter geworden. Über ihn als erster Mitarbeiter Jonel Bratianus bewährte er sich glänzend al Wortführer des Standpunktes der Regierung und auch auf den zwischenstaatlichen Konferenzen hat die Vertretung durch Tuca der rumänischen Staatspolitik Ehre und Sympathie eingebracht. Die Brufung der gegenwärtigen liberalen Regierung war zum groben Teile auf die hervorragende Persönlichkeit 3. ©. Ducas eingestellt. Nun wird sich die Lüde schwer schließen, die Durch sein Hirscheiden aufgerissen worden ist. In dem neuen M Ministerpräsidenten Dr. Angelescu Tebt die Verbundenheit mit der Tradition der liberalen Partei, die Geschlossenheit und Erfahrung dieser Partei wird der Regierung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben einen starren Nachhalt bieten. Diese innere Fertigkeit unserer Landesführung wird not tun in der kommenden Zeit. Es ist zweifellos notwendig gewesen, daß unter dem Eindruck der zurstbaren Blutestat von Sinaia die Politik der starren Hand in Die Erscheinung trat, daß Belagerungszustand und Pressezensur eingefegt wurden, um Sicherheit und Ruhe des öffentlichen Lebens unbedingt zu gewährleisten. Doch besteht der Eindruck fort, das die Negierung nach Maegabe der Möglichkeit gewillt ist, den verfassungsmäßigen Zustand unseres politischen Lebens zu erhalten. Dazu im innere Fertigkeit und Gesclossenheit jener Kräfte, die auf der Grundlage aufbauender politischer Weltanerffanung stehen, die erste Voraussegung handelt sie heute nur um Machpolitik der Liberalen Partei, sondern um Die Behauptung des konservativen und konstruktiven Prinzips in unserer Landespolitik. Hiefür müßten alle Kräfte sich einfegen, die auf dem Boden dieses politischen Beknntnisses stehen. Das würde unbedingt eine Kraft Schaffen, stark genug, auch den großen Schwierigkeiten der heutigen Lage gerecht zu werden. Weder die bisherigen Leidenschaften des Parteikampfes muß sich das Gefühl der gemeinsamen Verantwortlichkeit für die Schiefale des Landes erheben. Daß Dies unserer Landespolitik beschieden sei, ist der herzliche Wunsch, den wir in unserem ersten Blatt des neuen Jahres entbieten. ”; 02 ° | -. bier “= 2 BihicıYdaen ASTA ·llllIlllll1IllllllIllMll1Illll a « » : V *21363P* "Kal » em 2 Einführung des Belagerungss zustandes Das königliche Dekret Vukaresb,31.Dezember.Mit königlichem Dekret wurde heute die Einführung des Verlagerungszustandes verkündet Darin wirdmch der üblichen Einledungsformel ausgeprochen, daß auf Grund des Art. 128 der Verjassung und auf Grund des Gesäßes über den Belagerungszustand vom 10. Dezember 1864 und unter Vorbehalt der seinerzeitigen Ratifizierung durch das Parlament verfügt wird. Art. 1. Die Regierung ist ermächtigt, den allgemeinen oder teilweisen Belagerungszustand gemäß den Bestimmungen des erwähnten Gefeges von 1864 zu erklären. Art. 2. Sämtliche Befugnisse, die infolge der Gesee und Verordnungen bezüglich Aufreterhaltung der öffentlichen Ordnung und der Sicherheit des Staates bestehen, gehen in Die Hand des Militärs über. Die Obliegenheiten der Polizei und der Sicherheitspolizei werden nach den Weisungen der Korpskommandanten in Zusammenarbeit mit beim Damenminiteehim ausgeübt. Art. 3. Die Militärgerichte untersuchen und urteilen ab alle Straftaten, Die Die Verfassung, Die Öffentliche Ordnung und die Sicherheit Des Staates betreffen, ungeachtet Des Standes des Verbrecher und seiner Helfer, nach den Bestimmmungen der militärischen Geseche. Art. 4 Die Militärbehörden Haben nach Art. 6 des erwähnten Geseches Das Recht, a) alle Art Unterführen sowie über jeden von Den zivilen Iuftanzen und Organen vorgenommenen Unterfüchtungs- und sonstigen Akt, der Dielen ihren Wirtungstreis betrifft, nachträgliche Berichterstattung zu fordern und Die weitere Bearbeitung D,. Falles . zu übernehmen, 5) die Ablieferung aller Waffen und Munitionen zu verfügen, bzw. Hautsuhungen (danach) abzuhalten und Beschlagnahmen vorzunehmen, c) die Presse und alle Veröffentlichungen "zu zentrieren und ‚das Erscheinen” von Zeitungen oder Teile zu verhindern, d) Berfaminkngen unabhängig von der Zahl der Teilnehmer und Deven Dit zu verhindern oder aufzulesen, sobald sie geeignet sind, Unordnung hervorzurufen. Art. heben, wenn er den Anschein hat, Dan Ruhe und Ordnung wieder hergestellt sind.5. Der Belagerungszustand ft wieder aufzus. # Art. 6. Nach Aufhebung des Belagerungszustandes wie die Militärgerichte die begonnenen Strafe taten bis zur endgültigen Erledigung weiter. Der Ministerrat wendet Das Debeigeseh an Bufarest, 31. Dezember. Ueber den zweiten Ministersrat wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: Der Ministerrat hat nach Prüfung der dur Die Testen Ereignisse geschaffenen Lage folgendes beschlaffen: %3 wird der Belagerungszustand mit Beginn vom 30. Dezember 12 Uhr nachts erklärt in dem Städten: Bukarest,Klausenburg, Czernowis, Zajig, Kiihinew, Galag, Konstanza, Tenesvar, Grigwardein und in den Komitaten PBrahova und Dambovite. Er kann je nach Bedarf erweitert oder eingeschränkt werden. Auf Grund der Beschlüsse des Ministerratprotokolles vom 9. Dezember werden sämtli Staatsbeamten aller Art einschließlicher Geistlichkeit und Lehrerschaft ihres Amtes enthoben, wenn nachgewiesen wird, daß sie an politischen Vereinigungen terroristischen Charakters sie als Mitglieder beteiligen. Tiefe Vereinigungen sind in dem erwähnten Ministerrat protsloff aufgezählt. Die Regierung toird in den ersten Tagen der manchen Parlamentsarbeit ein Gefett zur Ratifizierung Dieser Maßnahmen vorlegen. Der Innenminister und der Justizminister werden bis zur Parlamentseröffnung das Geiet zum Schug des Staates ausarbeiten. Der Minister für Unterrit wird entsprechende Maßnahmen zur strengen Anwendung der neuen Burgführungg- Verordnung über Die MEN an den Universitäten der studentischen Vereinigungen und Die Tätigkeit treffen. Pressezensur im ganzen Land . Bukarest, 31. Dezember. Im Art. 2 des Ministerratsprotokolles über Die Einführung des Belagerungszustandes heißt e8 nd), dag im ganzen Land die Zensur Der Breite und aller Veröffentlichungen eingef führt wird. Die Behörden haben das Necht, das Erscheinen jedes ‚Blattes oder oder teilsweise „zu verhindern. In Verfolg der neuen Maßnahmen wurden die Pressevertreter heute vormittag zum Korpskommando gerufen, wo ihnen die BWeifungen für Die Zensur, die in der Hauptstadt erstweilen von Oberleutnant Hatineanu, dem Chef der Militärenwalthaft ausgeübt wird, bekanntgegeben war . Die Zensur selbst wird den des Innenministeriums und des Ministers besorgt. Schriftteil ee Hotiums Blatt „Calenda uf“ und Die Beit„Srante” und vampus Row” finden ,:;j ‚ Tudungen zu einzelner der Veröffentlichung ganz Beam | Ar5 Ah $ ® E Sa ERÒ N ® e = % AR „ en BERN, Fr Tan. : * - > N u DR