Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1939. August (Jahrgang 66, nr. 19879-19905)

1939-08-01 / nr. 19879

« — Taxa pogtalä plätit& in numärar cont. aprob, 34.757/939 Allgemeine Volkszeitung für das Deutschtum in Rumänien Direktor: Hermann Plattner, Hauptschriftleiter: Alfred Hönig, verantwortlicher Schriftleiter: Hans P­lattner, — Eigentümer: Siebenbürgisch-Deutsche Berland-Aktien-Gejelltschaft Eingetragen in das Register der Veröffentlichungen beim Hermannstädter Gerichtshof unter Zahl 21/1938 Nr. 19879 Sibiu : Hermannstadt, Dienstag 1. August 1939 66. Jahrgang EM. der König erklärt dem Vertreter des „Gringoire” Die neue Lage in Rumänien Paris, Nador meldet: Das bekannte Wocen­­blatt „Gringoire“ bringt unter der Ueberschrift „Eine Audienz bei E. M. König Karl II. von Rumänien“ nachstehenden von M­aym­ond N­ecouly gezeichneten Auflag: Der Berichterstatter erzählt zunächst von seinen Er­­innerungen an einen ersten Empfang im Königspalast bor dem Krieg bei König Karl I. und knüpft daran seinen Eindruck von der Erscheinung des heutigen Herr­­scers, den er „ein großartiges Exemplar des Men­­schentyps“­ nennt. Er drühte dann seiner Majestät seine Ueberraschung über die Veränderungen Bukarest aus, die der Herrscher mit folgenden Worten beantwortet: „Wir haben viel gearbeitet, wir arbeiten und werden mit Gottes Hilfe noch mehr arbeiten. Ich selbst bin bereit, Beispiel zu geben. Alle Meine Bemühungen gehen dahin, Meinem ujt und, III-TM stbss MÆ beistethßem ··» ch­­manm«Det­erstwit­t geh­t wnn gleich auf" „Ich weiß“, ant­wortet der Herrscher, „Die Organisa­­tion der Wacht des Landes wird zu oft mit denen der die erste große Neuerung in Rumänien, die Jugend­­erziehung, ein und bittet Seine Majestät um. Aufklä­­rungen über diese im Ausland und besonders in Frank­­reich wenig verstandene Maßn­ahme. Der Herrscher über die Wacht des Landes­ großen Nachbarländer Frankreichs verglichen, obwohl sie ji Dodh gänzlich, im Prinzip und ihren Folgen, davon unterscheidet. Wir Haben nir getrachtet jeman­­den nachzuahmen. Ich bin, was Mich betrifft, über­­zeugt, daß was einem Volf angemessen ist, nicht not­­­wendigermweise für ein anderes paßt. Ich möchte sogar das Gegenteil sagen. Ich Habe lange Zeit dies Pro­­­tekt mit Mir herumgetragen und sobald die Verhält­­nissse es erlaubten, habe IH Mich an seine Verwick­­licung gemacht. Was Ich vor allem wollte, war die Stärkung der moralischen Werte Meines Volkes, Das zu 9 dv. H. ein Bauernpolf if. Die Menschen über ihre materiellen Bek­immernisse herauszuheben, ihrem Dasein Sinn und Nichtung zu geben, ihr Alltagsleben zu bereichern ımd zu verschönern, ihnen Ordnung und Regel beizubringen, das ist der verfolgte Zweck. Ich begann mit den Kindern. In der Rolfsschule sind Die­­ besten Helfer. Eine Reihe unwohlüberlegter Uebungen, Märsche, Arbeiten gestatten uns, die Kin­­der frühzeitig in die Hand zu nehmen und sie einer möglichst methodischen Durchbildung zu unterwerfen. Das Beispiel des Pfadfindertums, wie er Baden Bo­­well entworfen hatte, war uns natürlich sehr nüh­­ld. Was wir aber gemacht haben, ist etwas ganz an­­deres, denn das erstere hatte mehr internationalen Cha­­rakter, wir aber im Gegensaß Dazu wollen und voll­­führen etwas zutiefst und zuinnerst Nationales. Un­­sere Kinder, unsere reifen Menschen müssen sich dem rumänischen Vaterland durch vielfache starre Bermwu­r­­zelung eng verbunden fühlen, mit allem, was Dieses Land Ursprüngliches, Besonderes an sichh hat, mit feinem Temperament, feiner Geschichte, feinen Legenden. Wir haben natürlich Hemmungen begegnet, die je mehrten, je größer­­ die Kinder wurden, und beson­­ders im Mittelschulunterricht. Die Professoren haben nir immer erfaßt, was wir von ihnen wollten. Aber mit Tatkraft, gutem Willen und entsprec­hender Vers­anlagung werden wir schließlich Doch dahin gelangen unsere Emwede zu erreichen.” Die Umwandlung in Rumänien Nach entsprechenden Bemerkungen über seine Ein­­drücke von­­ diesen Erklärungen geht der Zeitun­gsmenn Dazu über, von der Volitis zu sprechen.. end. bp! dem Verfall des parlamentarischen Systems in den bei­­ten Ländern, sowie den notwendigen Korrekturen be­­merkt er, daß in Rumänien, wo eine sehr volkstüm­­liche Dynastie besteht, die im Lande tief verwurzelt ist, solche Umwandlungen natürlich dem König zu verdanten sind. „Wir waren gezwungen“, sagte der Herrscher, „die un­­aufgendtigten Entschliegungen zu­fen. Die Machlosigkeit des parlamentarischen Shystems (Fortlegung auf Seite 2.) al­s Wirtschaftsminister Bujovi in Hermannstadt Besuch der Siebenten Minstermesse — Begrühung und Besichtigung der Stände — Das Leitmahl Da 8 dem Wirtschaftsminister nicht möglich ge­­wesen war, der Einladung der Hermannstädter Han­­delskammer zur Eröffnung der 7. Mustermesse am 23. Juli d. 3. Folge­ zu leiten, hatte er gleich von vorneherein in Aussicht gestellt, Daß er trog dem der Mesje eine Woche später seinen Besuch abstatten werde. So kam Minister Ing. 3. Bujoiu Sonntag in Her­­mannstadt an und wurde um 11 Uhr vormittag auf dem Mesjegelände von den Vertretern der Stadt und der Handelskammer bezw. der Mustermesse herzlichst begrüßt. Zu­­ diesem Empfang waren auch die Seiten der Behörden, zahlreiche Vertreter der wirtschaftli­­chen Organisationen, Abgeordnete und Senatoren, Ver­­treter des Heeres, Vertreter der Presse und zahlreiche Aussteller erschienen. Bürgermeister Dr. Sever Pop hielt die erste Be­­grüßungsansprache im Namen der Bevölkerung von Hermannstadt. Er fand anerkennende Worte für Prä­­sidenten und Abgeordneten Nicolae Martin und Haupt­­sekretär bezw. Messedirektor V­ater Bozdoe und sprach den Wunsch aus, daß die bisherige auf der Messe ge­­leistete Arbeit in der Anerkennung der Messe als offi­­zielle Landesmesse ihre Krönung finde. Handelskammerpräsident Nicolae Martin be­grüßte den Minister im Namen der Kaufleute und Industriellen und wies insbesondere darauf hin, daß diesje Mejje ein kleiner Ausschnitt aus der wichtigen und weitverz­weigten Tätigkeit der Handelskammern Die­­ses Landes sei. Er zeigte, daß die Mejje ja bis zum Jahre 1939 seiner sonderlichen Förderung von Seiten öffentlicher Stellen erfreut habe und daß erst in Die­­sem Jahre eine erhebliche Förderung der Unterstü­­gungen vom Wirtschaftsministerium, dem Landesver­­band der Handelskammern und der Bukarester Han­delskammer zu verzeichnen sei, für die er ebenso wie den örtlichen Behörden im Namen der Kammer D danfte. Messedirektor Baler Bozodoc wies zuerst darauf hin, daß die unklare allgemeine Lage eine Zeit lang die Messe dieses Jahres überhaupt in Frage zu stel­­len schien. Er nannte die Zahl der inländischen und ausländischen Besucher und zeigte gewisse Abschnitte der Entwicklung der Messe auf. Mit einigen Worten erläuterte er, warum Hermannstadt als Standort einer Mustermesse geographisch günstig gelegen sei und warum er diesen Gedanken der Mustermesse mit Energie verfolge. Zum Schluß Drücte auch er den Wunsch­aus, da die Messe offiziellen Charakter er­­halte. Wirtschaftsminister Bujo­u dankte für die Be­­grüßung und sprach seine Anerkennung für das bisher Geleistete aus. Er sagte gleichzeitig, Dad er immer bestrebt sein werde, Der Meije für­ verlich zu sein und Dah er ein Fürsprec der zur V­erwirflichung Des wiederholt geänderten Wun­sches zur amtlichen Anerkennung der Hermanns­städter Messe sein werde. Es folgte dann die eingehende aufmerksame Be­­sichtigung der Ausstellungsstände dur den Minister und die zum Empfang erschienenen Gäste. Nach 1 Uhr versammelten sich die Gäste, ferner Vertreter der ürm­­­ten Behörden und Wirtschaftsorganisationen, sowie eine Anzahl von Ausstellern zu einem Mittagessen im Mesje- Spreijejaus, das zu Ehren des Wirtschafts­­ministers vorbereitet war. Nachdem der Minister selber den Königstoaft ausgebracht hatte, nahm P­räfekt Oberst Tocineanu das Wort. Er entwickelte nach aner­­kennenden Worten zugleich als Anregung den Ge­­danken, daß man, wenn die Messe eine weitere räum­­liche Entfaltung notwendig habe, als zukünftiges Messe­­gelände ein zwischen Hermannstadt und Schellenberg gelegenes Gelände gebrauchen solle. Präsident Nicolae Martin sprach in Tauriger Weise auf den Wirtschaftsminister, dessen möglichst lan­­ges Verbleiben im Amt er erhofft. Dr. Slie Beu, der Präsident der „Albina‘”, wies auf die Lage der rumänischen Kreditinstitutionen "Der angeschlossenen Gebiete hin. Er bat, daß man Diesen Kreditinstitutionen gegenüber, die so notwendig seien, auch weiter guten Willen befunden. Dr. Otto Herzog sprach im Namen der Ortsgruppe Hermannstadt des Bundes der Industriellen und der deutsch-jächjiichen Aussteller. Er erwähnte die alten gewerblichen Traditionen Dieser Stadt und betonte, das Wirtschaftsminister 37.Bujoiu al ein erstflasti­­ger Sachmann für gewerbliche Fragen Ansehen und Vertrauen genieße. Abgeordneter und ehemaliger Minister Gaius Bre­dDiceanu, wies auf den Beitrag hin, den das Banater Rumänentum für die Entwicklung der Wirtschaft in den angesclos­fenen Gebieten Rumäniens geleistet habe. Interessant war insbesondere die Mitteilung, daß bei der Gründung der „Albina” die Mehrheit des Kapi­­tal von Banater Rumänen, die zum Teil der ge­werblichen Wirtschaft angehörten, aufgebracht worden sei. In seiner Rede lobte er die Tätigkeit und Energie des gegenwärtigen Ministerpräsidenten Armand Ca­linescu. Der Prä­­ident des Kaufmannsrates ("Sfatul Negu­­storesc") aus Bitershi sprach im Namen einer Abord­­nung von Kaufleuten, die von Dort gekommen war, über die alten Handelsbeziehungen zwischen Hermannstadt und den Gebieten um Argesdh und beglackwünschte gleich­­zeitig die Hermannstädter Kammer zu ihren Zei­­tungen. Das Schlußwort des Ministers Zum Schluß sprach wieder Wirtschaftsminister 9. Bujo­u. Er würdigte, die Leistu­ngen der Aussteller und der Organisatoren der Ausstellung, insbesondere aber die Bemühungen, aus den kleinen Handwerkern Vorwärts zu helfen. Er unterstrich die Bedeutung der Handelskammern und erklärte, daß er bestrebt sein wolle, diese Einrichtungen weiter zur stärken, weil sie die Wirts­chaftsstände vertreten, die in der Hauptsache die Lasten des Staates tragen. Eine Anerkennung der Hermannstädter Messe als offizielle werde er anstreben, aber so, daßs die freie Arbeitsmöglichkeit der­­ Her­­mannstädter Handelskammer erhalten bleibe. Die Rede wurde mit allgemeinem großem Beifall aufges­nommen. 4 $ PN

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