Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)
1842-09-16 / nr. 73
SF SSS 310 bei uns daheim die Nationalität — uns den nationalsten Zustand des wackern und mächtigen deutschen Volkes freiwillig auf den Hals laden , ehe will nicht sagen festgewurzelt, sondern an vielen Orten nur der Same dazu gestreut worden ist? Und S. 23. „So wie wir sind , haben wir, ausgenommen die täglich mehr walachisirte Körperschaft der Sachsen in Siebenbürgen, keine Ursache, das deutsche Element im Vaterlande als ein feindliches zu betrachten ; indessen können wir unmöglich vergessen , daß die industrielle Bürgerschaft Ungarns dem größten Theile nach allerdings’ deutsch ist , und daß, wenn unser Vaterland ein Glied des deutschen Zollvereins würde , und nahe an 40 Millionen Deutscher in finanziellen und Handelsinteressen mit uns zu einem Volke verschmelzend , dem deutschen Elemente unsers Landes die Gravitation eines ungeheuern moralischen Gewichtes als Stüße böten, sein Gott den Ungar vor der Gefahr absorbirt zu werden retten könnte.“ Deutlich genug hat der Verf. in diesen Worten die Natur und die Größe der Gefahr, welche er in dem Anschlusse Ungarns an den deutschen Zollverein für die magyarische Nationalität erblickt, bezeichnet. Nicht daß der ungarische Edelmann durch den Verkauf seiner Wolle an den deutschen Fabricanten zum Deutschen werde , sondern daß jener Anschluß die zur Entwickelung des Vaterlandes unumgängliche Bildung eines magyarischen Mittelstandes unmöglich machen werde, das ist es, was er besorgt. Aus den Bürgern der k. Freistädte müßte seiner Ansicht nach jener Mittelstand sich bilden. „Unser Städte sind aber, bemerkt der Verf. S. 48, dem größten Theile nach deutsch, und zwar so deutsch , Daß sie kaum noch irgend ein Merkmal der Magyarisirung verrathen ; die Industrie in unserm Vaterlande ist deutsch , der Handel seinem Wesen nach deutsch, und muß es durch den Anschluß an den deutschen Zollverband natürlicherweise noch immer mehr werden“, und so würde denn aus diesem Anschlusse unausweichbar sogen , daß unsere deutschen Städte, unsere deutsche Industrie, unser deutscher Handel nie und nimmermehr ungarisch würden. Und darum wäre unsere Nationalität gefährdet, nicht weil der Ungar zum Deutschen würde, sondern weil die Magyarisirung der deutschen Bürgerschaft unserer Städte und mit ihr die Begründung eines ungaririschen Mittelstandes verhindert würde““ (Fortsehung folgt.) Die Slaven. (Aus dem Pesti hirlap) In der vor Kurzem zu Pesth abgehaltenen öffentlichen Superintendential-Versammlung der A. C. V. kam in Verfolg der Verhandlungen über die slavischen Bewegungen, unter mehreren andern auch ein Factum zur Sprache, dessen Mittheilung in unsern Blättern wir, da es ohnehin der Oeffentlichkeit übergeben worden , aus zwei Gründen nöthig erachten : erstens damit nicht das Gerücht der geringfügigen Sache eine Nierengestalt gebe, zweitens weil Baron Niklas Wesselenyi vollkommen Recht hat, wenn er in seinem, von uns in Nr. 155 mitgetheilten Briefe sagt , daß er es für die erste Nothwendigkeit halte, die National-Bestrebungen der um und unter uns wohnenden Völker kennen zu lernen, und immer aufs Neue kennen zu lernen.“ Es möge also hier das Factum an sich ohne allen Commentar folgen. Gegen Ende des Landtags 1840 circulirte in Arwa unter den evangelischen Seelsorgern und Schullehrern eine Bittschrift , welche aus Liptau dahin gekommen war und dem dermaligen Landtage überreicht werden sollte. Die Bittschrift war deutsch abgefaßt , unter dem Titel : „Eine an pl. t. Landtag zu Preßburg von den Slowaken eingereichte Petition wegen der Annullirung der Gefege, welche die magyarische Sprache, in Kirche, Schule und Justizbehörde in slowakischen Gespanschaften zum Nachtheile der Nationalsprache gewaltsam einführen.’ — Diese Schrift, welche in Arva in Berschlag genommen worden und noch vorliegt, enthält in ihrem sehr lang gedehnten Eingange leidenschaft? lims Ausbrüche und Verläumdungen gegen das Ungarthum , betrauert die gewaltsame Unterdrückung der slavischen Nationalität, erhebt den hohen Rang und die Bildung der slavischen Sprache in Ungarn, läugnet die Russomanie der Slaven u. s. w. Ihre Schlußzeilen aber lauten folgendermaßen : „Aus diesen Gründen treten wir mit unserer wohlbegründeten und aus unserer tiefsten Ueberzeugung geschöpften Bitte vor die Versammlung der Deputirten Ungarns, Kroatiens und Slawoniens , sie mögen uns unserm König und unserer Verfassung treu anhängenden Slaven unsere Nationalsprache in unsern Schulen , Kirchen, gerichtlichen und politischen Behörden beibelassen , mögen nicht weiter die uns und dem Lande gefährlichen Arbeiten fortsehen , indem sie unsere unverjährbaren Volksrechte achten, uns nicht starrsinnig in der Verfolgung der Laufbahn unserer eigenthümlichen Entwicklung hindern, und uns end zu ich as