Oedenburger Zeitung, 1888. Juni (Jahrgang 21, nr. 126-149)

1888-06-02 / nr. 126

­’s«3«­­­ie Rep­ublik neue Eroberun­­gs gen­­­ee­lich Gehthet und die europäischen Beziehungen außer Acht gelassen, ist Frankreich ein großer, mächtiger, reicher Staat, Tr die französische Nation braucht mit Bezug auf ihre Hilfsmittel und Leistungen seine andere Nation zu beneiden. Den­­no­ct es wahr, daß Frankreich ich niemals in einer solchen Lage befunden hat, wie im diesem ngendliche Die Engländer beherrschten einen Theil Frankreichs und der König Karl verfügte nur über Basallen von zweifelhafter Treue. Dabei war der Schat des Königs gänzlich geleert. Allein Frank­­reich konnte kämpfen; es konnte die Befreiung von den Engländern von dem lüce der Schlachten erwarten. Die Jungfrau von Orleans konnte die kliegerische Begeisterung der entmuthigten Kriegs- Schanren entzünden; Frankreich konnte kämpfen während der Schredenszeit der Revolution ; er konnte an Kriege und Eroberungen denken. Die Nieder­­lagen des deutsch-französischen S­rieges waren schmerz­­isch, aber Frankreich konnte­ ein Gefühl innerer Genugteuung empfinden, indem es ihm gelang, den Regenerationsprozeß in unglaublich kurzer Zeit zum Abschluß zu bringen. Wenige Jahre nach dem Kriege stand die Republik glänzend und reich vor der Welt. Mit dem Auge der Hoffnung sah Franf­­reich in die Zukunft. » Sept aber kann Franfreich seinen Krieg führen und darf er seinen Krieg führen, das­s­ das Eigenthümliche der gegen­­wärtigen Situation. Frankreich verfügt über die reichsten Hilfsmittel und über ein großes Heer; dennoch mag Frankreich den Bedingungen Der Bismarcschen W Politis­­­h fügen und muß seine Leidenschaften zu bezwingen suchen. Die Zeit ist gekommen, wo Frankreich nicht mehr kämpfen kann. G3 kann nicht mehr­ Anspruch erheben, die europäische Politik zu beeinflussen, und Europa ist von mancher Störung befreit , aber es entbehrt auch den­­ fruchtbaren Anregungen, die von Frankreich ausgingen. Frankreich ist aus Europa ausgeschlossen , so lautet das Interdift, welches Die europäische Zivilisation vielleicht nicht minder schwer als Frank­­reich belastet. Nesignation, das­st das Wort, ‚welches die Zeit für Frankreich­ hat, und wenn die Republik richtigen Eingebungen zu gehorchen ver­­möchte, so wirde Sie zur Abrüstung schreiten, um ihre Designation unzweifelhaft zu .­ Das wäre ein großes Beispiel, das nicht ganz wirkungslos bleiben künnte. Allein dazu wird si die Republik nicht entschliegen, sie wird ihr großes Heer und ihr großes Armeebudget behalten. Es fehlt die Kraft einer großen Initiative. Frank­­reich fan nicht kämpfen und­­ vermag auch nicht abzurüsten. Aber der Frieden ist gesichert, Sahr, so stehen wir! «wenigstens für dieses getreten i­. Dak dieselbe aber vornehmlich die ärm­­sten Klassen treffen werde, hat auch Staatssekretär Weferle nicht in Abrede gestellt. Und darin liegt das Verfehlte der in­­­ieser Vorlage zur Geltung kommenden­­ Steuerpolitik. Wir wollen übrigens weder mit dem Staatssekretär, noch mit den an­­deren Anhängern der Spiritussteuererhöhung über den Werth der Vorlage rechten, um so weniger, da dieselbe ja mit großer Majorität angenommen wer­­den wird. Ob dies aber dem Lande zum V­ortheile geweichen wird, das möchten wir bezweifeln und auch Senen zu bedenken geben, welche troß ihrer opposi­­tionellen Stellung die Vorlage anzunehmen geson­­nen sind. Wir künnen uns des Gedankens nicht erwehren, daß eine Vorlage, welche nicht allein zu Gunsten des Staates, also der Gesammtheit, son­­dern auch zu Gunsten einiger Hundert Brenner die Tasche des Stonsumenten in Anspruch nimmt, daß eine solche Vorlage nicht nur unter dem Gesichts­­punkte des Fiskalischen Erträgnisses, sondern auch unter demjenigen ihrer wirthschaftlichen Wirkung überhapt beurtheilt werden sollte. Außer den bei­­den erwähnten Rennern sprachen heute noch Bla­­sius Orban und Sars Liptay gegen, der be­­kannte Spiritusindustrielle Desider Sigmond aber für die Vorlage. 19 Riemans entgegen­ ihr k­o­nnte vor Den Abteben einer, Berson bei der Erb­c, eines mündlichen Testaments al Zeuge fungirte, muß dies bei der D Verlassenschaftsbehörde oder beim nächsten Bezirksgerichte anmelden ; wen er «8 nicht thut, ist er für die aus der Berlaummniß­ entsprin­­genden Schäden verantwortlich.­­­­bergespans-Installation. In Eperies hielt am 31. Mai der Obergespan des Sároser Komitates Eugen Szmrecsanyi seinen feierli­­chen Einzug. Staatssekretär Berczeviczy, Die Neichstagg- Abgeordneten: Dr. Gustav dv. Degen, Adam Baron Bornemissa, Ludwig Feit und Bela Gyoray, ferner Nikolaus Szmrecsänyi, Zoltan Bäano und Baron Feit Bornemissa, und über Kaschau, wo sie Säfte des Hochwür­­digsten Bischofs Sigmund Bubics waren, mittelst Separatzuges in Eperies eingetroffen, um am der Feier des Amtsantrittes t­eilzunehmen. Vom Tage, Die Spiritus-Debatte. Oedenburg, 1. Juni. Der ungarische Reichstag ist auch vor der,­­durch den legten Feiertag gebotenen parlamentarischen Nahepause mit der Spiritussteuervorlage nicht zu Ende gekommen, die Debatte über diese national­­­­wirthschaftliche Frage dürfte erst heute Samstag ab­­geschlossen werden. Das bemerkenswertheite Moment in den bis­­herigen Reden für und wider, waren wohl die mitt­­wochigen Ausführungen des Grafen Albert Apponyi, welcher hauptsächlich jener Weberzeugung Ausdruck verlieh, daß Ungarn, insolange es nicht frei und­­ unabhängig von Oesterreich über die Verzehrungs­­steuern verfügen kann, nicht in die Lage kommen werde, den bestehenden wirthschaftlichen Uebelständen in radikaler Weise abzuhelfen. Die in Verhandlung stehende Vorlage selbst nahm Graf Apponyi wohl an, doch glaubte er, daß dieselbe von proble­­matischem Werthe ist und daß sie wohl eine Besseiung der im Gehege vom Jahre 1884 geschaffenen Zu­­stände zur Folge haben werde, keineswegs aber frei von allen Fehlern sei. Ganz entgegengelegter Meinung war selbstverständlich sein Vorredner, Staatssekretär Weferle, der in einer temperamentvollen Rede wohl manche treffende Bemerkung für den Stand­­punkt der Regierung vorbrachte, uns jedoch auf manche, und zwar nicht um wichtige Einwendung gegen den Gelegentwurf die Antwort schuldig blieb. So vermissen wir in jener Rede die Ent­­krästung jenes Einwandes, daß mit dem doppelten­­ Steuertage eigentlich den Brennereien eine durch die­­­ Konsumenten zu bezahlende Prämie von 10 fl. per Hektoliter zum Geschenke gemacht werde, wie wir darüber auch nach feiner legten Nede im Unfla­­ven gelassen werden, aus welchen Gründen man nicht vorher zu dem Mittel einer, mit der Regal­­­ablösung verbundenen Schanfsteuer griff. Daß die ‚geplante Spiritussteuer nicht nur die ärmsten Klas­­sen, sondern Ba die Bemittelten belasten werde, O Allerhöchte nee Seine Ma­­jestät der König hat dem Oberstuhlrichter des Hunyader Komitats Sigmund Buy, in Anerken­­nung seiner auf dem Gebiete des Schulwesens er­­worbenen Berdienste, das Ritterkreuz des Franz Sofief-Ordens, und dem Grundbesiger im Hunyader Komitat Stefan Nagy aus demsel­­ben Anlasse das goldene Berdienstfreuge mit der Krone verliehen. Ferner verlieh der Monarch dem Kustos des maturhistorischen Hofmuseums August von Belzeln anläßlich der von ihm erbetenen Verie­ Bung in den Ruhestand, das Ritterkreuz des Franz Dosfer-Ordens, dem österreichischen Staatsangehörigen John Bostovics in Smyrna dieselbe hohe Auszeichnung, und endlich dem S­om­­mandanten der Feuerwehr in Mijtek Adolf Großmann in Anerkennung seines belobten Wir­­ren, das goldene Verdienstkreuz.­­ Ein allerhöchstes Handschreiben hat der Monarch an den Patriarchen Angyelics gerichtet. Er lautet: „Lieber Batriarch Angyelics! Em­­pfangen Sie zu der 40. Jahreswende Ihrer Briefter­­schaft Meine aufrichtigen Glücwünsche. Ich habe immer mit Befriedigung Ihr von unerschütterlicher Irene, reinen Batriotismus und wahren christ­­lichen Geiste geleitetes, heilsames Wirken verfolgt und mit Freuden bewühte Ich auch diesen Anlag, Söhnen für Ihre um Kirche, Thron und Vaterland eriworbenen vielseitigen Verdienste Meine volle Aır­­erkennung auszusprechen. Der Himmel erhalte Sie noch durch eine lange Reihe von Jahren zum Wohle der griechische orientalischen serbischen Stiche und des Vaterlandes. Franz Sofeim.p. O Aus dem Armee-Verordnungsblatte. Se. Majestät hat den Großfürsten Paul neun Rittmeister 1. Klasse im U.R. 11 („Kaiser Alexander II.“) zum Obersten in allfen Regimente ernannt und dem Herrn Erz­­herzog Leopold Ferdinand, Seefadeten­­, 2. Klasse, die Bewilligung zur Annahme und zum Tragen des königlich baierischen St. Hubertus-Or­­dens ertheilt. O Die Abreise Ihrer Majestät der Köni­­gn. Allerhöchst dieselbe und Erzherzogin Marie alerie reifen heute Samstag um 10 Uhr Vormittags von der Station Penzing bei Wien mittelst Separat-Hofzuges der Westbahn zu einem mehrwöchentlichen Sommer-Aufenthalte nach Lich.­­ Der neue Bischof von Veßprim. Die Ernennung des Sektionsrathes im Kultusministerium, Baron Karl Hornig, zum Bischof von Veßprim wird in den nächsten Tagen im Amtsblatte publizirt werden. © Meber den Schluß der Reichstags-­­Sesion. Dienstag den 5. Juni dürfte die erste Session des 1887 — 1892er­ Reichstags ge­schlossen und die zweite Session am Mitt­­woch, 6. Juni, eröffnet werden. Die Neubildung des­­ Bureaus des Abgeordnetenhauses — nur der Präsident wird nicht neugewählt — sowie die Wahl der verschiedenen Ausschüsse und der Delegations- Mitglieder wird, wie dies bereits einmal der Fall gewesen, in drei Ligungen durchgeführt werden können.­ Das Abgeordnetenhaus wird auch während der Delegationssession seine Berathungen fortlegen. ee REINE · O Die Rechtskommission des­ Abgeord­­netenh­auses hat am letzten Mittwoch wieder einige Paragraphe des Gesetzentwurfes über das Erb­­recht erledigt.Erwähnenswerth ist,daß heute in den Gesetzentwurf die folgende Bestimmung einge­­ Aus den Comitaten, Winpt, am 29. Mai. (V­ersc­hiedenes.) War das. ein Wogen und Treiben als ob wahr­­haftig der Himmel voll Bußgeigen binge. Da spricht man noch von Noth, schlechten Zeiten, Geschäfts­­findungen! Rußt strafte dieses Alles am vergan­­genen Sonntag Lügen. Da gab es­ hier Ningel­­ipie d­ie Kunsthalle mit den sensationellen Bildern, als da sind: Begräbnis des deutschen Skatjers, Revolution in Paris, im ge­­heimen Sabinett konnte man sogar die Rumpfdane bewundern! Von allen D­iesen eben geschilderten Genüßen müssen wir schon dem Kunstsalon den Preis zu erkennen. Denn die Ningelspiele hätte Schreiber dieser Zeilen, wenn er Minister des Ins , nern wäre, schon längst aus dem Lande verbannt. Dieses der Gesundheit nur nachtheilige Vergnügen it doch nur zur Ausbeutung des ärmeren Theiles des Bublikums ersonnen. Auch das Theater fan recht schön sein. Doch Direktor Dorn scheint den Nußtern wenig De­­schmach zuzimmuchen, ansonst er Denselben gewähl­­tere Städte vorgeführt hätte. Unsere Einwohner­­schaft hat Kunstsinn­ Beweis dafü­r, daß sich hier eine 10- bis 12=gliederige Gesellschaft 4 bis 6 Wochen ganz gut hält. Mit 3 bis 4 Personen fan man eben blutwenig richten. Die Frau Direstrice leistete ja ganz Gutes und­­ erntete auch allgemeinen Beifall, allein Ge­­dichte Aa la „Der schwarze Nadi, und Die gelbe Rub'n“ sind doch zu abgedroschen, und deshalb darf es uns auch nicht wundern, Daß Diese Gesell­­schaft es 8 mur zu einer einzigen Vorstellung brachte. _ Schwamm drüber! Die Badeanstalt am Ufer des Neusiedlersees it wieder eingerichtet, und wird am 4. Juni der Deffentlichkeit übergeben werden. Zahlreiche An­­fragen wegen Quartiere für Gäste laufen ein, lei ,­der kann den Wiünschen des Badepublikum’s noch­ immer nicht ordentlich entsprochen werden. Die Parkanlagen prangen im Blüthenschmuck, und sind selche für uns ein sehr frequentirtes Erholungspläß­­chen. Die Anstalt part aber auch weder Zeit noch Kräften, um die Anpflanzungen von Jahr zu Jahr , zu verschönern. Es braucht beim Seeufer viele Jahre bis ein Baum gezogen wird, da die untere Erd-­schichte nur Steingerölle ist. Kastanienbäume wur­­den vor mehreren Jahren dort gepflanzt, welche schön gedeihen. Man war natürlich im Publikum sehr erbittert, als vor einigen Tagen Nachts sieben Stück dieser Bäume mittelst einer scharfen Hade arg beschädigt wurden, und einer sogar total abge­­hact gefunden ward. Man fahndet natürlich nach den Thätern. Es ist auch ein sehr charakteristisches, aber sehr trauriges Zeichen der Zeit, dieser immer mehr zunehmende Vandalismus. Die freiwillige Feuerwehr Nußts hat in ihrer gestern abgehaltenen Ausschupfigung beschlossen, fünfzigen Sonntag, den 3. Juni einen Webungs­­marsch nach St.­Margarethen mit der Mann­­schaft zu machen, und hat dazu die Brüdervereine Eisenstadt und Siegendorf geladen. J. H. Ang.-Skalis, 30. Mai. (Todesfall. 4 Eine sensationelle Schlußverhandlung. — Ein greiser Kirchenfürst. — Selbst­­mord.) Die an den Baron Stummer’schen Ver­­walter in Holitssch, Herrn Gustav Marek, verhei­­rathete Tochter des hiesigen Thierarztes, Helene, geborne Kuba, ist im 25. Lebensjahre, nach kurzem Leiden dortselbst gestorben. Die irdischen Ueberreste der Verblichenen wurden hieher überführt und unter außergewöhnlich großer Betheiligung der Bevölke­­rung amt bierartigen römisch - katholischen Fried­­höfe zur ewigen MWuhe bestattet. Die früh verstorbene junge Frau erfreute si­­e vermöge ihrer sozialen Stellung, Liebenswürdigkeit und Be­­scheidenheit der ausgebreitetsten Sympathie und To­it 03 leicht begreiflich, daß sie allgemein besintert wird. Dem würdigen Schmerz ihres tiefbetrübten­­ ci N RE! Berti ,. ..«.(«.-.·. « ) & 2 ’-’ er PR 2 SR | BEE

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