Oedenburger Zeitung, 1905. Dezember (Jahrgang 38, nr. 276-299)

1905-12-01 / nr. 276

Its-: Ei D. Ver ., .«.-.-.­­. VD I Es fi­ licister Gratulationen anläßlich seiner Wahl zum Präsidenten der Akademie. Die heutigen, auf die ungarischen Verhältnisse bezüglichen Erklärungen des österreichischen Ministerpräsidenten Baron Gautsch wur­­den vielfach kommentirt. Man meint, daß der österreichische Regierungschef nur in­folge volständiger Unorientirtheit über die ungari­­schen Verhältnisse, die ungarischen­­ Bestrebun­­gen total verfennt. “ Amtsenthebung. Der stellvertretende Obergespan des Bester Komitat, Graf Laß­­­berg, bat den Kastellan de­s Komitats­­baujed, Paul Gum­mer, vom Amte sus­­­pendirt, weil er den Weisungen des­­ bergespans Folge 1 geleistet hatte. OÖ Die Entwirrungsaktion. Wie man uns aus Budapest berichtet, pflegt man in ange­­sehenen hauptstädtischen Bürgerkreisen vertrau­­liche Besprechungen darüber, ob es mit Rüd­­fit auf die dur die Krise verursachten großen wirthichaftlichen Schäden und auf die anarchischen Zustände, die das ganze öffentliche Leben bedrohen, nicht zeitgemäß wäre, die dem politischen Parteigetriebe ferne stehenden Staatsmänner Szell, Weierle, &34ty u U. — zu ersuchen, das Wert der Entwirrung zu übernehmen. Sobald die Besprechung zu einem praktischen Resultate ge­­langt sein wird, beabsichtigen sich die Initia­­toren an die leitenden politiker zu wenden. OD Demonstration für die Wahlreform. Die sozialdemokratische Partei­leitung in Budapest hat beschlossen, Bei Wiederzusammentritt des­­ Reichstages am 19. Dezember eine Arbeiterdemonstra­­tion bei dem Parlamentsgebäude zu bveran­­stalten. Eine Arbeiterdeputation wird sämmt­­liche Parteileitungen ersuchen, die Vorlage der Regierung bezüglich des allgemeinen Wahl­­rechtes zu bot­ren. Ausland. — Die Vorgänge in Ausland. Gegen­­über einer aufwärts verbreiteten Meldung aus Moskau, dass der Finanzminister sich groß vielfacher an ihm gerichteter Aufforderungen gemweigert habe, die Branntweinläden in den gefährlichen Stadtvierteln zu schließen, hält es der Finanzminister für nöthig, diese Meldung als falsch zurüczumessen und erklärt, daß dem Finanzministerium keinerlei Auffor­­derung, die Branntweinläden in Moskau zu schließen, zugegangen ist. Uebrigens liegt zu solchen Aufforderungen, so erklärt der Minister weiter, auch sein Grund vor, denn die Schließung der Branntweinläden im Falle von Nubhestörungen gehört zur Zuständigkeit örtlicher­­ Behörden. In ihren Berichten melden diese Behörden, daß an verschiedenen Stellen in Moskau die Branntweinläden an den Tagen, an denen Ruhestörungen stattfanden, geschlossen waren. — Seit gestern N­achmittage find "sämmtliche telegraphische Ver­­bindungen mit Rußland unter­ Sroden. Blättermeldungen zufolge weigerten sich die Mannschaften des Leibgarde-Regiments Gjemenom und der Garde-Fäger, die Verhaftung ihrer Kameraden vorzunehmen. — Die Meu­­terei in Sebastopol, die Graf Witte als das ernsteste Ereigniß bezeichnet haben sol, das sie während der ganzen Bewegung zugetragen hat, ist noch nicht beendet. Die Aufrührer sind im Befige der Festung, in der sie als Herren auftreten und, nachdem sie die Offiziere gefangen gelebt haben, den Dienst ohne sie verrichten, während die Stadt in den Händen der Regierung ist, die zur Unterftügung der treugebliebenen oder doc zum Gehorsam zu­­rücgekehrten Truppen Verstärkungen heranzieht. Muk-Beier. S­opron, 30. November. Gestern Mittwoch, feierte der allgemein beliebte und agile städtische Forstverwalter Andreas Mu­ch, sein dreißigjähriges Jubelfest- Auf Initiative des verdienstvollen Brätes des „D. T. E.“, Herrn Franz Harpan, wurde diese finnige Feier in koleiner Weise abgehalten. Der Touristenverein in Gemeinschaft mit dem BVerschönerungsvereine, mit der Lömerkommission und mit dem Thierschugvereine, haben, die un­­vergeblichen Verdienste des Gefeierten unwürdi- Oedenburger Reifung. 1. Dezember 1905, sondern auf den Vorabend seines N­amens­­tages feierte, nahm man Abschied von ihm und zog in sein Heim zurück. Dem Gastwirth Herıin Rupanopvits gebührt für das schöne Arrangement der Ta­­fel und die ausgezeichnete Küche volles Zob. Der Rationaltapele Bela Makkai ebenso für die Tafel mitfil­­gend, beschlossen, dem Feste ein feierliches Ge­­präge zu geben. Aus Anlaß dieses Beschlusses erging an das P­ublikum der Stadt Sopron ein warmer Aufruf, sich recht zahlreich an dem seltenen elle zu betheiligen. Der Aufruf verfehlte sein Ziel nicht! Viele Freunde, Bekannte des Gefeierten beseelte der Gedanke, daß ein Mann, welcher nicht nur in seinem schwerem Berufe Hervorragendes leistet, son­­dern auch in seinen freien Stunden für das allgemeine Wohl sein ganzes Können und BWıffen opferte, welcher zur Berjchönerung der städtischen Waldungen und de3 Ertrapillang nicht nur viel beitrug, sondern für den Auf­­sch­wung die­­ Triebfeder, die belebende Seele war, verdient da allgemeine Lob, verdient jene Auszeichnung, die ihm gestern zu Theil wurde. Schon in den Nachmittagsstunden pil­­gerten viele W Bereiter und Freunde des Subitanten in die Billen-Restauration, so daß Abende, als das Test seinen Anfang nahm, weit über hundert Gäste, Damen und Herren, aus allen Schichten der Bevölkerung Sopron’s an­wesend waren. Unter den Bersammelten jaben wir die Vertreter der Kommune Sopron Vizebürgermeister Dr. Franz Bring, Ober­­stadthauptmann Dr. Karl Nessel, Wagistrats­­rath Dr. Alexander Krstichy, Forstmeister N. Keller und wo mehrere Beamten, den Präses der „D. T. E“ P­rofessor Franz Harpan, den Präses der Lömwerkommission Advokat Sosef Nelky, den Gefreiär des Thierschußvereines Johann Krump, Architekt Ullein und noch viele Andere hervor­­tragende Mitglieder der hiesigen Gesellschaft. Als der verdienitvofe Jubilar, die mit‘ Reitern und Blumen schön dekorirte Veranda und Gastzimmer der Billen-Restauration be­­trat, wurde er mit donnernden Elfen-Rufen und Musik­längen empfangen. Beim zweiten Gange des Bankettes erhob sich Professor Franz Hatvan, der Präses des „D.T. E.“, als Leiter des Trestes und hielt eine wo­hldurchdachte, formvollendete Rede, in welcher er besonders die unsterblichen Ver­­dienste des Jubilars um unsere herrlichen Wal­­dungen herberhob und mit markanten Zügen seine Wirksamkeit und rastlose Thätigkeit um die Touristik unserer Wälder schilderte ; er schloß seine mit begeisterten Eisentufen oft unter­­brochene Rede mit der Neußerung, daß der „8. T. E.“ in Würdigung seiner großen Ver­­dienste, ihn zum Ehrenmitgliede wählte. Als dann zum Schluffe Professor Har van den Aubilanten das Ehrendiplom überreichte, wurde er von allen Seiten mit enthusiostiichen Eisen’n begrüßt. Bald darauf erhob sich Vize­­bürgermeister Dr. Franz Prinz, als Präses der D Verschönerungsvereines, vom Site und hielt ebenfalls eine gediegene und auf das Test bezughabende Rede. Zum Schlusse übergab er ihm im Namen des Vereines ein Ehren­­diplom und ein silbernes, sehr nett aufge­­führtes Angebinde. Es sprachen noch Advokat Sofef Nelky, als Obmann der Lömnerkom­­mission, Johann Krump, als Gelretär des Thierschugvereines und übergab ihm ebenfalls ein Ehrendiplom, Möpofat Szigethy, Forstmeister Keller, Jan Dobrovit, Dr. Josef Müller, Pfarrer Menghbart saß ein hochpoetisch, von ihm selbst verfaßtes Gedicht vor ; alle hoben in treffenden Zügen die vielen Verdienste des Jubilanten um den Aufschwung unserer Wälder hervor. Zum Schlusse bedankte sich in warmen Worten der Jubilant und versprach auch in Zukunft, so weit es seine Kräfte erlauben, weiter mitzu­­wirken. Auch sein Sohn Andor Mucci, absol­­bieter Forstakademiter, bedankte sich in Berz­­k­en Worten für die vielen gütigen N­emeise der Liebe, die ihm aus Anlasse des Säbelfestes seines innigstgeliebten Vaters zu theil wurden. Zum Schluffe sprach noch der Bureauchef der „Oedenburger Sparkasse” Josef Dobropily und brachte einen sinnigen Toast dem verdienst­­­vollen Präses des „S. T. E.“ Professor Franz Hatvan. Das äußerst gelungene Teil, wobei sich sämmtliche erschienenen Gäste besonders wohl fühlten und vorzüglich belustigten, endete erst in den Morgenstunden. Mit vielen warmen Händebrüchen und Glühwünschen an den Jubilanten, der eigentlich ein doppeltes Test beging, da er nicht nur sein Yubelfest, Telegramm der ‚Oed. Big. Eine neue Aera für Ungarn. Budapest, 30. November. Während einerseits die Zerfahrenheit­ der Situation, besonders in Folge der renitenten Haltung und der in den Dechmantel unwill­ür­­licher Gefegesauslegung gehüllten, offenen Gefegeemirachtung einzelner Munizipien ein von Tag zu Tag ver­worreneres Bild zeigt, wird andererseits von o­ffiziöser Seite auf solche Symptome hinge­wiesen, welche am­ Vor­­boten einer Besseiung der Zustände betrachtet werden können. Zu diesen Symptomen gehört zunächs­t die Eidesablegung des Komaromer Dobergespang, welche namentlich bei der Stadt in ziemlicher Ordnung verlaufen ist. Interessant­­ ist es auch, daß in Juristenfrei­en die Auf­­fassung immer mehr an Boden gewinnt, der im heutigen „BP. jLI.“ an Dr. Franz Ke- Leti Auedruch verleigt, daß der Amtseid seine Bedingung und Begründung der Amts­­rechte und Amtspflichten bildet. Der Amtseid ist seinem Wessen nach eigentlich nur ein Ueberbleibsel des Einflusses der Kirche auf den Staat. Von dem Momente an, wo der König die Ernennung unterschrieben hat, ist der be­­treffende Funktionär nicht nur berechtigt, son­­dern verpflichtet seine amtlichen Agenden zu vollziehen. Großen Eindrurf macht auch der Artikel den heutigen „Budapesti Napló“, welcher die an den König adressirte Erklärung eines Bänffyischen Blattes festnagelt, wonach alle hoffähigen Elemente sie in Opposition gegen den König befinden, während nur der Pöbel an der Seite des Monarchen steht. Sie berennen also endlich ein, daß nicht das Bolt kämpft, sondern die Agenten und Gimpel der bevor­­zugten Klasse. Der Kampf konzentrirt sich des­­halb gegen die Obergespane, weil diese die Geltendmachung der Bolfßrechte, die Politik des allgemeinen Stimmrechtes mit sich bringen. Die neue Idee sei aber ihren Eroberungszug fort. In Oesterreich wird das allgemeine Stimm­­recht schon nach einigen Wochen­­ Geiegeskraft erlangen. Niemand kann nunmehr daran zweifen, daß Seine Majestät von der Uebertragung der gejeßgeberischen Gewalt auf den Bollswillen nicht die Zerlegung des Staates, sondern im Gegentheil die Kräftigung des Staatswesens erwartet. Diese Thatsache kennzeichnet die Si­­tuation und zeichnet ganz deutlich die weitere Haltung der Regierung vor. Ingesberict aus Sopron und Weltingern. Tageskalender. Freitag, 1. Dezember. Katho­ lifen : Eligius F. — Protestanten : Longinus. — Griec­hen, 18. November. Platon Roman. Hopron, 30. November. * Das Ultimatum der Regierung. Der Minister des Innern hat in einem gestern an das Briegeipanzamte herabgelangten Restripte den neuerlichen Beschluß de Munizipiums betreffend die passive Resisten, neuerdings tausirt und den Bizegespan Dr. Bafkn in energischem XQone angewiesen, Binnen drei Tagen den Anordnungen der Regie­­rung Rechnung zu tragen und hierüber Bericht zu erstatten. Wir zweifeln nicht, daß Dr. Bain sich den zu unternehmenden Schritt wohl überlegen wird. Sollte er — was nicht zu erwarten ist — sich dennoch renitent benehmen, dann ist in wenigen Tagen jene Suspendirung vom Amte zu gewärtigen. Wer Dr. v. Bain’s A­rbeiteluft kennt, der seiner gewohnten Be­­schäftigung pünktlich nachzukommen pflegt, wird leicht erkennen, daß si Here dr. Bain sehr schwer in diese neue Lage finden und fügen können wird. € dauert, Daß gerade Dr. v. Bain, Pflichtbewußtsein den der an Beamten fst? d­& wird vielfach be-

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