Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juni (Jahrgang 11, nr. 3181-3204)

1884-06-10 / nr. 3187

Widartion und Konsums­anon- Heltanetgasse 23. Dreintmttzm­atsmederzennsmidstetus M tagetaglich· Abonnement für Hermannstadtt monatlichsskk.,vierteljährlich 2fl50kr­,·halbjährig bfl.,ganzjährig 10fl.ohne Zustellung inks Haus, mit Zustellung lfl.,­­3fl.,6fl.,12fl. Abonnement mit Postversendung: Blüten-Inland­­­oicktetjährig snso kr.,4h?·lbjc­hkig 7st.,ganzjähr·­g I· Itst dassnitandg vierteljährig 7RM.oder loFrcs­,halbjährig JRM oder 20spFråFnggzjährig 28 NM. oder tc8, unmun Uinfrantiste Briefe werden nicht angenommen, Dehnskripte nicht zurückgestellt. N 3187. XI. Jahrgang. Sermannfadt, Dienstag, 10. Jumt « . Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergafsi Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Sc­hässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Karl Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, K taufmann, Broos Paul Battoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich Schalek, J. Danne­­­nber­g,Platz-V.Goldbergok,Franks-riss- G. L. Daube & C. &. Infertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile hostet beim einmaligen Einraden 7 fr., das zweitemal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 8.W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr 1884, Der Sammlung der fächrlschen Volkspartei im Bistrig- Drafoder Komitate. (Originale Korr. des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“) Bistrig, 5. Juni. Den 3. Juni tagte in Bistrig eine von circa 400 Wählern besuchte­­­ Versammlung der sächischen Volkspartei des Bistritzer-Napoder Komitates. Nachdem der Vorfigende Gottlieb Budaker die Anmwelenden im Namen des Aktionskomitee 3 begrüßt, bezeichnete derselbe als Verhandlungsgegen­­­stände: 1. die Entscheidung darüber, ob die Wählerversammlung den dritten von dem Zentralausschuß der sächsischen Volkpartei in Hermannstadt an­­­genommenen Punkt des Programmes ebenfalls zu dem ihrigen machen wolle, 2. Ob die sächsische Volkspartei dieses Wahlbezirkes für die bevor­­­stehende Reichstagswahl einen eigenen Kandidaten aufstellen solle, 3. ob sie die Programmrede des von dem Aftiong-Komits in Vorschlag gebrachten Kandidaten Friedrich Kramer entgegennehmen wolle? Alle drei in Form von Anträgen an die V­ersammlung gestellten Punkte wurden einstimmig angenommen. Nachdem hierauf Gustav Guiessch in ergreifenden Worten unter großem Beifall der Wähler Bericht über die Verhandlungen des Zentralausschusses der sächsischen Volkspartei in Her­­­mannstadt erstattet, sprach Friedrich Kramer folgendes : Hochgeehrte V­ersammlung! Gestatten Sie mir, daß ich, wie Sie eben vernommen haben, vom Aktionskomite der sächsischen Volkspartei im Bistrik- Nauder Komitat als Kandidat für die bevorstehende Reichstagswahl aufge­­­stellt worden bin,­ der Sitte zu folgen, melche in parlamentarischen Staaten herrscht, und zugleich der Forderung nachzukommen, melche mit Recht eine Wählerversammlung zu stellen hat, indem­ ich Ihnen meine Anschauungen und Ansichten über die gegenwärtige politische Lage ausspreche, ebenso aber auch aus­­­spreche die Grundfäße, von denen ich, wenn ihr Vertrauen mich zu dem Deputierten dieses Wahlkreises berufen sollte, während meiner Wirksamkeit als Abgeordneter der Wähler dieses Wahlkreises ausgehen werde. Sie werden nicht erwarten, daß, wenn ich ü­ber die gegenwärtige politische Lage, über die Aufgaben, welche ein Vertreter sächslicher Wähler hat, preche, daß ich, der ich in unabhängiger Stellung mich befinde, von der Wahrheit abweichen, sie verh­üllen oder färben werde. Sie werden mir gestatten, der gegenwärtigen politischen Lage, den nun bevorstehenden Aufgaben Har ins Auge zu bilden und unverhüllt beide zuw>­eigen, wie sie einem Manne erscheinen, der­­ sein Leben bisher in den­ Dienst der Wahrheit gestellt hat, der er jagen kann, daß er mit jeder Saser seines Herzens an seinem Volke hängt. (Langandauernder Beifall.) Die fächsliche Nation, die einmal in diesem Lande war, wenn wir nach ihr sehen im Lande, wir finden sie nicht mehr. Das kommt daher, daß jenes einigende Band, welches die Sachen in diesem unserem V­aterlande durch Jahrhunderte zusammengehalten hat, zerschnitten worden, daß das Sachsenland, das eines war vom Süden, den Notenturmpaß an bis zum Borgoer Pak, von Broos bis zum Burgenland, daß dieses zersplittert und zerschlagen ist in hier und noch mehr Teile! Gestatten Sie mir, geehrte Versammlung, Ihren Blick zu senfen auf die Vorgänge, die diese Thatsache zum Ergebnis gehabt haben. Die meisten von ihnen werden sich erinnern an jene Zeit, wo nach jahr­­­zehnte langem absolutem Zustande, unter dem wir mit einander schmachteten, das alte Sachsenrecht auflebte, mit ihm das alte Sachs­enland erstand und mit ihm seine rechtliche und geiegliche Vertretung, die sächsische Nationsuni­­­versität, wie an die Spike derselben trat der Sachsengraf, wie aus dem Kreise der absoluten Herrschaft die Stühle und Distrikte mit ihren altgewohnten Rechten und Freiheiten erstanden. Doch als das Sachsenland eingefügt werden sollte dem ungarischen Staatsganzen, da zeigte es sich, daß die Führer der herrschenden Nation, die in Jahrzente langem Kampfe um ihr historisches Recht gerungen und gesiegt, zugleich Die Versprechungen vergessen hatten, welche sie auch den Sadissen gaben, als es ss darum handelte, im Kampfe fr ihr eigenes Recht auch von unserem Volke Unterfragung zu suchen und zu finden. So fand er, daß der 43. Gefebartikel ex 1868, der die Regelung des Anschlusses von Siebenbürgen an Ungarn enthält, ermangelt jener An­­­erkennung für das auf Gehegen und Verträgen beruhende Recht des Sachsen­­­wolfes, so fam_es, daß jener wie­­der den Namen Nationalitätengefeß führt, auf den größten Teil der sächslic­hen Rechte vergaß, was seither ge­­­schehen ist, als das Gemeindegejet geschaffen und auf unsere Gemeinden aus­­­gedehnt wurde, was geschehen ist, als das Munizipalgefeb erlassen und endlich auch auf u­nser Sachsenland ausgedehnt wurde, wir haben es alle erlebt. Unser altes Sachenrecht hörte auf, das Sachsenland wurde in vier Stiche zerschlagen, wie wir es heute noch finden. Und nun folgte, nachdem der Damm unserer vaterländischen Gehege durchbrochen war, Flut auf Flut und That auf That. Durch die Akte der Gefeßgebung, durch Verordnungen und Verfügungen der Minister fiel und fanf ein lieb geb­wordenes Recht nach dem anderen. Sie erinnern fn alle jener Vorgänge, welche der Nationsuniver­­­sität verwehrt haben, frei zu verfügen über das von unseren Vätern ererbte Nationalvermögen, von dessen Verwendung der Bestand unserer Gymnasien und Seminarien und damit die Zukunft unserer deutschen Kultur im Lande abhängt. Sie erinnern in jener Geseche, wie gig wurden, um unsere Volksschulen und Mittelschulen dienstbar zu machen fremden Zwecken, die nicht die Zwecke deutscher Bildung und deutscher Kultur sind: Sie sehen überall einen Zug, von welchem alle Akte, seien es Gesebe oder Verfügungen, getragen werden.­­­ Dieses ist immer derselbe und bleibt derselbe. E3 ist der, die Nationalitäten, die im Königreich Ungarn friedlich beisammen­­leben wollen, in der freien Entwicklung ihres Volkstums, ihrer Rechte und Verhältnisse einzuschränken, einzudämmen. In e3 wird die Zeit von vielen fon herausgesehen, wo man e3 bedauern wird, daß man das Leben nicht von einer magyarischen Mutter erhalten hat, und sehr vielen wird es nahe gelegt, Hinzugehen und um den 50 Kreuzer-Stempel, den man umsonst erhält, den angestammten Namen Hin­­­zugeben und damit auch das eigene V­olfstum, die eigene Sprache. Sehen Sie, das ist ein Teil unserer politischen Lage! Doch bilden wir vom Gebiet der Politik und Verwaltung Hin auf andere Gebiete! Nehmen Sie das wirtschaftliche Gebiet! Seit vielen Jahren her, besonders seit ein Mann zu Einfluß in der Regierung gelangt ist, der jeit unbesc­hränkten Ein­­­fluß ausübt, finden Sie die Hauptthätigkeit des Reichstages darauf gerichtet, daß die Steuerschraube fort und fort in Bewegung gejeßt werde, um, was der Bürger in friedlicher, emsiger Arbeit erwirbt und der Bauer im Schweiß seines Angesichtes verdient, wandern zu laf­fen in Hände, wo er eine Ver­­­wendung findet, die in unseren Augen­­sicht die richtigste Verwendung ist. Sie finden jährlich neue Steuervorlagen, ‚die Konsumsteuer, die ung alle schwer bedinhct. Sie finden durch die neue sogenannte Regelung der Grundsteuer die leitere um einen namhaften Prozentral erhöht. Sie finden endlich diese Steuern, die fort und fort von Jahr zu Jahr erhöht und vermehrt werden, so daß es kaum mehr zu tragen ist, um nachsichtlich eingetrieben. Jener Ort im Herefcher K­omitate, den neilich seine Bevölkerung verlassen hat, um dem Steuererofitor zu entkommen, er wird nicht der einzige Det bleiben. So sehen Sie den legten Ast der Gefeßgebung darin bestehen, daß ein Parlamentshaus für 15 Millionen gebaut werden sol, was einer Binsenlast von 800.000 Gulden entspricht. Bilden Sie auf die gewerbliche Frage Hin! Leder von unseren Bürgern weiß e8 und hat es erfahren, wie schwer gerade in der neuesten Zeit die Ernährung feiner selbst und feiner Samm­ie durch die Arbeit feiner Hände wird, wie schwer gerade unserem Ge­werbestande die Existenz durch jenes von der Regierung geschaffene Gewerbegesäß gemacht worden ist, durch welches das Gewerbe für jedermann freigestellt wurde. Da erlag der Ge­­­werbsmann, der seine Ehre suchte in ordentlicher und zuverlässiger Arbeit; und daß unser Ge­werbestand so zurückgegangen, wie e3 leider der Fall ist, das liegt, wie e3 der Gewerbestand selbst empfindet und e3 wiederholt aus­­­gesprochen hat, in jener unglückichen Getwerbegesehgebung begründet. In der neu­esten Zeit ist ein neues Gewerbegefeß geschaffen worden! Ich bin weit entfernt, dieses für das denkbar beste zu Halten, von dem mir eine durch­­­greifende Renderung in der Not unserer gewerbetreibenden Bevölkerung zu erwarten haben! Wie ist aber die Regierung zu diesem Gefeß gekommen ? Nur durch das fortwährende Drängen der außerhalb der Regierungskreise stehenden Parteien; nur diesen haben wir die Erleichterungen zu verdanken, welche das neue Gesäß geschaffen hat und nicht den Vertretern der Regierungs­­­partei, die in den Gängen des Parlamentshauses umhergingen, sondern jenen Männern, welche nicht zur Regierungspartei gehörten und dort saßen und Anträge stellten, um leider von den herbeieilenden Gliedern der Regierungs­­­partei in der Regel niedergestimmt zu werden. Es ist nun die Frage, was können wir als die Vertreter eines säch­­­sischen Wahlbezirkes thun, damit diese Lage eine andere werde? Sie haben die Antwort auf diese Frage gehört und die Liegt hier vor in einem Aufrufe, es ist dies der aufliegende Aufruf der Regierungspartei, in welchen die Wähler neben vielem anderen aufgefordert werden, zu ihrer Rettung einen R­egierungs­­­kandidaten aufzustellen.­­ch stelle die Frage, wer hat denn diese jenige, nach allen Richtungen ein­­drückende politische­ und wirtschaftliche Lage geschaffen als die Regierung? Wird der Mann, den Sie in die Regierungspartei ent­­­senden, wird er gegen die Regierung, der er als P­arteimann angehört, auf­­­treten, wird er das sächsische Volk in seinen Rechten und Freiheiten beschüßen,­­­ wird­ er den fächsischen Steuerträger vor Niederbürdung bewahren, wird er den fächsischen Bauern und Gewerbsmann in den wichtigsten Lebensfragen unterstoßen können, wenn er Mitglied dieser Regierungspartei ist? Sie willen es alle wohl, was das heißt, einer Partei anzugehören. Der Regierungspartei anzugehören heißt nichts anderes, als Hinauszugehen, der Regierung sich mit­ allem Wissen und Können zur Verfügung zu stellen; was die Regierung ge­­­rn bietet, das muß das Mitglied der Regierungspartei im Reichstage durchlegen n­ fügt e3 sich dem Gebot nicht, so hat es aufgehört, Mitglied der Partei zu sein. Wenn nun an Sie ein Mann mit dem Versprechen herantritt, „ich werde für die Regierung eintreten, ich werde aber auch sächsiiche und deutsche Sprache und Sitte, ich werde unsere Rechte in Kirche und Schule, ich werde unsere Forderungen in gewerblicher und wirtschaftlicher Hinsicht vertreten“, so werden Sie wohl wissen, was Sie davon zu halten haben, wenn er Ihnen sagt, „ich werde in die Negierungspartei eintreten.“ Gestatten Sie mir nun zur eigentlichen Frage zu sprechen! Ich habe Ihnen mein Programm zu entwickeln! Mein Programm ist bald entwicelt! Ich stehe, wie Sie wissen, als der vom Allianzkomite der fächsi­chen Wolfs­­­partei aufgestellte Kandidat voll und ganz und unmwandelbar mit al­ meinem bescheidenen Wissen und Können auf dem Standpunkt der sächsischen Volfe­­­partei und auf dem Programm derselben. Da unterscheide ich nicht den Punkt Ich werde, mein das Vertrauen der Wähler Dieses Wahl­­­bezirkes mich in den ungarischen Reichstag entsendet, dort nach meinen be­­­scheidenen Kräften zuerst eintreten für die gegenwärtig zu­­recht bestehende staatsrechtliche Basis und werde alles anwenden, damit das Verhältnis unserer Monarchie gegenüber dem Gesamtstaate nicht geliefert werde, sondern fort­­­bestehe. ALs Bürger der sächsischen Nation, deren staatliche und dynastische Treue über allem Zweifel erhaben ist, kann ich wohl nicht anders! Ich werde aber auch eintreten, so weit meine bescheidenen Kräfte reichen, dafür, daß die noch emporgebliebenen Rechte des sächsischen Volkes nicht weiter verringert und geschmälert werden, und werde dafür eintreten können, da ich mit den übrigen sächsischen Brüdern zusammengehen werde (Bravo), ich werde dafü­r eintreten mit der vollen Kraft, welche der Mut der Ueberzeugung giebt. Ich werde endlich, wenn ihr Vertrauen mich in den ungarischen Reichstag entsenden sollte, nicht einer von jenen Männern sein, ich möchte sie die Z­wei­­­männer-Partei der Sachsen nennen, welche sich ab sondern von ihren Stammes­­­brüdern und ihren eigenen Weg gehen, ich werde unter allen Umständen fein ein Mitglied der Sächsischen Volkspartei und werde im Sinne des Punktes III des Programmes einmütig in allen unser Volk berührenden Fragen mit den übrigen sächsischen Volksdeputierten zusammengehen. Nun, geehrte Versammlung, erübrigt mir noch eines! Dieses ist eine persönliche Frage! Gestatten Sie mir auch diese persönliche Frage zu berühren! Ich habe das, was ich fest bin, nämlich der von der sächsiichen Volkspartei zur Reichstagswahl aufgestellte Kandidat, ich habe diese Ehre nicht gesucht! I, Hund II. Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum des Kronstädter W­annergesangvereins. In der Leftgalle fand abends ein Seftkonzert statt, welches bis nach Mitternacht dauerte und — wir müssen es gestehen — für die­ Aufnahms­­­fähigkeit der Zuhörer fast zu viel des Schönen bot, obwohl für Abwechselung reichlich­ gesolgt von dhester lag. Bouilleron. Anton Brandner, vorgetragen don Die Rolle der Mutter sang Fräulein Julie &iesel, die der der Wolff- philharmonischen Geselle haft, gab dem trefflichen Dorchester abermals Gelegenheit, seine Vorzüge zu zeigen. Neu waren die jugendlichen Mädchengestalten unter den Streichern und die Harfe, gespielt von zarter, aber fundiger Frauenhand. Diese reizvolle Ergänzung des Orchesters bezeichnet einen Fortschritt, um den Kronstadt von der Schwesterstadt in der alten provincia eibiniensis aufrichtig beneidet wird. Der Kronstädter Märnmnergesang verein­­sam endlich auch an die Reihe zunächst mit zwei a capella gesungenen Männerchören von W. Geh­de: „DO Welt, dur bist so wunderschön” “ und „Wache auf, schöne Träumerin“, dann mit „Brinzeffin Slfe“, Dichtung von Eberhard von Lüneburg für Männerchor, Soli und­ Klavierbegleitung, komponiert von U. Schuß. Der Kronstädter Männergesangverein gebietet über ein respertables Stimm-Material und über ganz vorzügliche Solokräfte. Nebst diesen liegt seine Hauptkraft in der Intelligenz, die sich treu und werkthätig in seinen Dienst stellt und duchschlagende Erfolge, wie „Osiris wieder in Kronen” und andere größere szenische Darstellungen ermöglicht. Wo aber die Weihe des Liedes sich vereinigt mit der duftigen Blüte des Geistes, da steht auch die sittfich-soziale Legitimation des Vereins nicht mehr in Trage. Alle Auffüh­­­rungen dirigierte der Chormeister 9. Geisrig, dessen schwierigste Aufgabe diesmal in der Leitung der Wiedergabe der von Niels W. Gade in Musik gefaßten Ballade „Erlkönige Tochter” für gemischten Chor, Solo und Dr­­­Tochter Fräulein Ida Hiemerch sehr ansprechend und die Partie des Dlaf fand in Hören Ernst Hind einen ausgezeichneten Interpreten, Chor und Orchester hielten sich musterhaft. Eine wahre Perle der Männergesangd-Litteratur hatte sich der jubi­­­sierende Verein auf den Schluß des Programmes aufgespart: Sechs alte niederländische Volkslieder aus der Sammlung des Adrianus Valerius, vom Jahre 1626, überrußt von F. Werl, für Männerchor mit Tenor und Bariton­­­foto nebst Orchesterbegleitung bearbeitet von Herrn E. Kremser, dem jüngster Ehrenmitglied des Vereins. Terz und Musik der „Niederländischen“ ist in weiteren Kreisen des sächsischen Volkes bekannt und gefeiert. Man singt sie mit einer heiligen Begeisterung, als ob sie für uns geschrieben wären, viel­­­leicht weil in unseren Adern niederrheinisches Blut wollt und — — — Das Tenorsolo sang Here Adolf Orendi, das Baritonsoto Herr Gustav Eitel. Ein etwas lebhafteres Tempo des „Wilhelmus von Nas­­­sauen”, des „Kriegsliedes” und des „Berg op Zoom” wille der anfeuernden Wirkung der herrlichen Lieder, nach unserer Empfindung, sehr zuträglich ge­­­wesen sein. An der rauschende Beifall, der dem Vortrag gefolgt war, si gelegt hatte, wurde vom Proscenium aus verkündet, daß auch die Bukarester deutschen Sänger und der Hermannstädter Männerchor „Hermania“ singen würden. Allgemeine Freude. Alles rafft den rechten Rest von U­rvermögen zusammen, den die Genüsse des Tages und das lange Konzert des Abends noch übrig gelassen hatten, um dem Sange der Gäste zu Tauschen. Die Bujarester treten auf, eine tüchtige Schaar, meist strammer Norddeutscher, und singen unter Chormeister Milde’s Leitung zwei sentimentale Männer­­­chöre, „Wie die wilde Nase von Mair, und „Waldweise” von Engelsberg, fein nuanzierend, mit überaus geschmackvollem Vortrag. Neicher Beifall lohnt ihre Leistung. Belegt tritt der vollzählig ausgerückte „Männerchor Hermania”, freundlich begrüßt von den Gastfreunden, auf. Sein Chormeister Wilhelm Weiß hatte mit Gesc­iet zwei Chöre gewählt, welche duch ihre Extreme die Kunst des Vortrags zeigen sollten. Der erste „Neuer Frühling“ (von Petschke) wurde — troß der völligen Abspannung der Sänger — mit der Frische und dem Schwung gesungen, zu dem das mwegende Leben und Treiben in Wort und lang die Sänger un­willferlich mitreißt; im zweiten Chor „Spinn, spinn“ von Süngst zeigt der Chor sein Können in der Behandlung feinster Abstu­­­fungen des Piano. Stürmischer Beifall zwingt die „Hermania“ zu einer Zugabe. Sie singt noch zwei schwedische Lieder: „Abendständchen“ von Ahlström und „Suomis Sarg“ von Paccius. Dann schloß si der­ Vor­­­hang und die Menge zerstreute fi­­­chlos die Sänger rühten zusammen, um si von den heißen Mühen des Abends zu erholen. Am nächsten Morgen erfolgte programmgemäß von der eithalle aus der Aufstieg zur Zinne. Eine wahre Böfferwanderung war es, wie in den Frühstunden die langen Serpentinen hinaufiwandelte, um von dem schroffen Felsgrat der Zinne eine der schönsten Aussichten unseres mit Naturschönheiten so reich gesegneten Vaterlandes zu genießen. Viele waren aber auch mit dem Frühzug nach Predeal und Sinaia gefahren, wohin sie der Ruf von der märchenhaften Schönheit von König Karls Luftschloß in der zauberisch schönen Waldidylle am südlichen Abhang des Wutschetich gelobt hatte. Andere wieder zogen zu Wagen in die umliegenden stattlichen Gemeinden des Burzenlandes, um Land und Leute flüchtig in Augenschein zu nehmen. Das Ziel der­ meisten Ausflügler im Inland war die „Mustergemeinde Neustadt“ mit dem palast­­­ähnlichen Schulgebäude und der großen Spiritusbrennerei, da nur das reiche Rosenau mit seiner romantisch gelegenen Burg am Fuß des schneebedeckten Butichetich. Eine entzügende Aussicht eröffnet sich von dem Hohen Burgfegel auf die düsteren Häupter des Schulergebirges, den majestätischen Butschetich und den abfallenden Königsstein, dann auf die dörferbefrete Ebene des Ober­­­landes mit dem Zeidener Berg und dem Geisterwald. Die scharfe, klare Berg­­­luft der Karpathen scheint auch auf den Charakter der Oberländer Bauern einen günstigen, stählenden Einfluß geübt zu haben, denn das DVBolk Hier erscheint munterer, beweglicher und strammer, als im „alten Land“. Aber die für den Abend festgelebte „Heitere Liedertafel” mahnt zur Rückkehr und zwingt zur Unterbrechung der ethnographischen Studien­. In­­­zwischen hat der zweite Pfingsttag sein Historisches Recht auf Störung der Volksbelustigung im Freien mit einen kleinen, glücklicherweise vorübergehenden Pfanregen geltend gemacht, und es ergab sich auch später Hin und wieder die Gelegenheit, die unwasserdichte Eindactung der Festhalle zu prüfen. Leicht war diesmal der Eintritt in die geweihten Räume dieses Tempels nicht, denn an seinem P­ortal hatte sich vor der Eröffnung eine fürchterliche Keilerei ent­­­sponnen, wie sie aus den „Anstellungen” bei der „Burg“ und der Wiener Hofoper manchem in böser Erinnerung ist. Wer fünf Minuten nach Yieder war, all, Eine Zeit-Ouvertüre über siebenbürgische · - & : x f -

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