Oedenburger Zeitung, 1899. Juni (Jahrgang 32, nr. 124-147)

1899-06-01 / nr. 124

F Be x F E % Br h «­­ — Oedenburger Rettung, und in deren Schatten die konfessionellen Bedenken Beruhigung finden, die Eifersucht in den Hintergrund tritt, weil auf dem Pfade, auf welchem wir vorwärts schreiten wollen, Niemand auf S Hindernisse stoßen, Jedermann in gleicher Weise ein getreuer Anhänger seiner Konfession, seiner Welter­­zeugung und ein thätiges Mitglied dieser fi erneuernden­­ Regierungspartei sein kann. Das von Koloman v. SZELIL gegebene Programm kann alle vereinigen, welche im Frieden an der Förderung der großen Interessen des Landes arbeiten und im Frieden im Interesse des Komitats thätig sein wollen. Dies war auch bisher unser Programm und wir müssen uns in Zukunft zur Sani­­­ung der­en Hebelstände des Komitats und zur Forderung der speziellen Interessen desselben vereinigen. Ungarn muß aufblühen wenn Jedermann in seinen Wirkungskreis seine Pflicht that; thun denn auch wir in diesem Komitat was in unseren Kräften steht, trügen wir mit festen Händen die Fahne des Friedens, damit die Bevölkerung unseres Komitats im Schatten derselben ruhig und im Vertrauen auf die Unverleglichkeit der Rechtsordnung an der Sicherung der Zukunft arbeiten kann. Ich glaube,“ verehrte Herren, daß alle Mitglieder dieser Liberalen Partei mit der neuen Nichtung dieser Versammlung in Medereinstimmung sind und ich­ kann es frei sagen, daß der erbliche Obergespan unsere ® Komitat3 ® Se. Durchlaucht Fürst Nikolaus Esterházy mit derselben ein­­verstanden ist und mit voller Bereitwillig­­keit die politische Thätigkeit dieser Regierung unterstützen wird;gerade das hat mir den Muth verliehen, indem ich noch vor der Tagesordnung das Wort erhebe, den Antrag zu stellen, anläßlich dieser unserer Neu­­organisation zur entschiedenen und offenen Manifestation die Gelegenheit zu ergreifen, daß mir zum Führer, dessen Fahne wir Heerfolge leisten wollen u­nd der gerade jebt einen harten Kampf um die nteressen Ungarns in Wien ausficht, vom vollsten ‚Vertrauen erfüllt sind. Richten wir daher aus dieser V­ersammlung eine Begrüßung?­­Adresse an Koloman vd. Szell (Stürmischer Beifall). O Beunruhigende Gerüchte kamen und in Bezug auf den Ausgleich heute Wiittwoch aus Budapest zu; es heißt: Da allem Anscheine nach die Entscheidung der Krone für seine der Regierungen schroff einzustehen beabsichtigt, so bleibt nichts Anderes übrig, als daß Sz­EL­ seine Demission gibt. Voraus­­sichtlich wird die Demission nicht angenommen werden, sondern es soll Sz&lL die Möglichkeit geboten werden, mit dem am Freitag wieder zusammentretenden Parlament, be­­ziehungsweise mit der großen liberalen Partei Fühlung zu nehmen, um dennoch eventuelle Konzessionen vereinbaren zu können. Iu Streifen der liberalen Partei glaubt man jedoch, daß das gegenwärtige Abgeordnetenhaus auf Kon­­zessionen jie nicht einlassen werde wollen, und daß in dem­­ Falle, wenn ohne eine solche eine Lösung unmöglich wäre, die Auflösung des Hauses eintreteten müßte. Oel.-Ung. Monarchie. OD Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Elte in Berlin. Nach einem Ausflug­­ nach Potsdam, wo der Herr Erzherzog seine Schwester, die Herzogin Margarethe von Württemberg besuchte, wohnte gestern Dienstag Seine f. u. k. Hoheit der Frühjah­rsparade des Gardekorps in Berlin bei. Die Truppe war unter dem Kommando des General der­nfanterie 2». Bod gestellt, Kaiser Wilhelm erschien in der Generalsuniform, Kaiserin Augusta Ristoria in der Uniform ihrer Kürassiere mit dem Dreispig. Der Parade wohnten außer dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oeisterreich-Este, noch Prinz Johann Georg von Sachsen, Herzog Nikolaus von Württemberg, die in Berlin anwetenden Prinzen, viele fremde, namentlich österreichisch­­­ungarische Offiziere, sowie ein glänzendes Gefolge bei. Kaiser Wilhelm führte das zweite Garde - Regiment und Erzherzog Franz Ferdinand das K­aiser Franz - Garde­­­­­grenadier-Regiment vor, worauf der Erz­­herzog mit dem Kaiser nochmals Die Front des Kaiser Franz - Gardegrenadier- Regiments abritt.­­ Die Ausgleichskrise ist auch heute noch nicht überwunden. Gestern empfing Seine Majestät den österr­­ ung Minister des Reußern Grafen Goluhomski, den Neich?­­Finanzminister vdl. Kallay und den ungari­­­schen Ministerpräsidenten Koloman v. Szell. Nach der Audienz beim Monarchen trat der­­ Ministerpräsident Szell mit den übrigen in­­ Wien weilenden ungarischen M­inistern zu einer Konferenz zusammen. Eine Entscheidung­­ in der Ausgleichskrise ist jedoch nicht erfolgt und es scheint, daß die Lösung noch um einige Tage Hinausgeschoben­­ werden dürfte. Die ungarischen Minister bleiben bis heute Abends noch in Wien. Alterthümer in Balf. Bei einem Ausfluge nach dem Lieblichen Kurorte Balf, dessen Bad durch die Energie und Umsicht des Eigenthümers, Herrn Dr. Wojinsky zu einem feinen P­aradiese umgewandelt wurde, hatten ıw­r Gelegenheit einige Alterthümer in Augenschein nehmen zu können. Gleich in der Nähe der Station fallen und am südöstlichen Nam­e des herrlichen Eichenwaldes einige Hünengräber auf, welche jener Zeit auch Heren Prof. &. Bella als Tumuli der Hallstätter-Periode bestimmt worden sind. Diese Grabhügel gehören daher in dieselbe Zeit, aus welcher die mächtigen Wallbauten und Nekropolen unserer Karlshöhe und des P Burgstalls stammen, das ist die Zeit von 1000-400 v. Chr. Am östlichen Rande des schünen Waldes finden ich auch mehrere Hügel vor, welche aber ihrem Inhalte nach einer viel älteren Zeit, der Steinzeit angehören. Auf einen d­ieser Hügel wurden vor einigen Jahren sieben Skelette zu Tage gefordert, welche in der­­Benge des rechten Armes je zwei ineinander gestellte kleine Urnen hatte, von welchen die Stleinere stets einige Stücke rother Farbe enthielt, ein Zeichen dafür, daß die Menschen jener grauen Barzeit zur Be­­malung ihres Körpers sich mit Vorliebe der rothen Farbe bedienten. Gleiche Fälle wurden auch in anderen Nekropolen des steinzeitlichen Europas beobachtet. Steigt man nun den Weg zwischen den Weingärten zum Orte Hinab, so trifft man allenthalben in den Halden der Weingärten verschiedene Z Topfscherben an, welche zumeist der Steinzeit angehören. Die Lehmmwand Hinter den Häusern am Fuße des Berges weist mehrere Kulturschichten auf, welche auch der Steinzeit entstammen Doch wurden Hier auch Gräber aus der Bronzezeit gefunden und wanderte von hier manches Objekt in das Städt. Museum. In den Weingärten gegenüber der ev. Kirche wurden nebst Brandgräbern der Hall­­stattzeit, auch Skelettgräber gefunden, von welchen das Volk die Meinung hegt sie rührten von dem­ranzosenkriege her. Es sind dies aber durchwegs Römergräber. Nieber­­haupt kommen in den am südlichen und westlichen Ufer des Sees gelegenen Weingärten römische Funde ziemlich zahlreich vor, so daß man getrost den Schluß ziehen kann, daß zur Zeit der­­ Römerherrschaft an der Stelle des heutigen Balf eine bedeutendere Ansiedlung bestand. Hiefür spricht auch der Umstand, daß an der nördlichen Seite des Ortes, paralell zum heutigen Wege, die deutlichen Spuren eines römischen Weges in der Tiefe von zirka 80 cm, angetroffen wurden. Dieser Weg führte dem G Seeufer entlang über Nasos, an dem be­­rühmten Mithraeum vorbei, nach Neusiedl, wo noch heute die Ruinen einer römischen Befestigung deutlich erkennbar sind. Aus dem Vorhandensein der vielen römischen Ueberreste in Balf konnte an leicht auf die Vermuthung kommen, daß schon die Römer, welche stets eine besondere Vor­­liebe für balneologische Anlagen hatten, mit ihrem feinen Spürsinn den hohen Werth der Heilquellen Balf’s erkannten und hier Bäder errichteten, welche gegenwärtig von einer mächtigen Schichte .angeschwemmter Erde be­­deckt sind. Daß in der unmittelbaren Um­­gebung des heutigen Bades eine mächtige Erdbewegung stattfand, ersieht man am besten daraus, Daß an der Lehne oberhalb der er­­weiterten Straße, gegenüber dem Kurbad- Hotel, die Aufschüttung einer Straße sichtbar it, welche den darin vorkommenden diversen Fragmenten nach, höchstwahrscheinlich aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts herstam­mt und gegenwärtig von einer 2 Meter starren Erdschichte bedeckt ist. Derartige Erdbewegungen finden ins besonders an solchen Abhängen statt, welche ihrer Hauptmaße nach, aus Lehm be­­­stehen. Ein schlagendes Beispiel hiefür lieferten die Nömergräber am Neuberg’schen Ziegelofen am Warijch, welche ursprünglich im Humus gegraben im­­ Laufe der Jahrhunderte von einer 3,4 Meter starren Lehmschichte bedeckt wurden. Es würde uns daher nicht Wunder nehmen, wenn man nu­r bei eventuellen Grabungen auf römische Badeanlagen jragen würde. Denn daß den Römern der Quellen­­reihhthum des Balfer Bodens entgangen wäre, ist nahezu undenkbar. Hochinteressant wäre es zu missen, von­ wem die Zementplatte am Grunde der Maria­­forrds (Marienquelle) gelegt wurde. Als man an die Reinigung dieser als Brunnen benüsten Duelle schritt, fand man nach Auspumpen des Wassers und Entfernung des Schlammes in der Tiefe von 7,5 Meter eine starre Cement­­platte, nach deren Durchstoßen das Wasser in solcher Menge emporquoll, daß jedes weitere Pumpen vergeblich war. Mit größter Kraft­­anstrengung bemü­hten sich drei Meister,­ die Duelle in eine Zementfassung einzuzwängen, was endlich nach schweren Opfern auch gelang. Diese Quelle allein liefert für das Bad täglich 110 Kubikmeter, das sind 1100 S Hektoliter Schwefelmaster und zwar viel stärkerer Heil­­kraft noch, al das der bisher einzig benügten Istvánforräs (Stefansquelle). Hält man sich nun­­ diese Gementplatte, von deren Vorhandensein Niemand etwas wußte, lebhaft vor Augen und denkt hiebei an die Funde aus der Römerzeit von Bali, so drängt sich einem um missführlich­ der Gedanke auf, ob die erwähnte Cementplatte nicht etwa selbst von den Numern h­erstamme, die be­­kanntermaßen große Meister in Cementbauten waren ? Vielleicht wird die Zukunft dieses Problem lösen, so viel it aber aus dem bisher Gesagten ersichtlich, daß Ralf und seine Umgebung zu den längst bewohnten Stätten unseres Gaues zählt: . Dr ., tert RT a­m 1. Juni 1899. *), Schiller, Karner und Hilo. Tagesbericht aus Oedenburg und Wehungern. Tageskalender. Donnerstag 1. Juni. Katholiken : Srohnl. Gr. — Protestanten: Nikomedes. — Griechen 20. Mai: Thalliläus. — Israeliten: 23. — Freitag 2. Juni. Katholiken: Erasmus. — Protestanten: Ephraim. — Griechen 21. Mai: Const. u. 9. — Israeliten: 24. Wedenburger Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Bei uns sind im Laufe des heutigen Tages nachfolgende Spenden überreicht w­orden: Wir bitten alle guten Menschen für diesen edlen Zweck um recht viele Spenden, damit das „Rettungshaus von Oedenburg“ je eher eröffnet werden k­önne! Die ein­­laufenden Gaben werden täglich öffentlich quittirt. Administration d. „Dedbg. Ztg.“ u. „Hopron“, . Grabenrunde Nr. 121. * Seniorats-Enquete. Heute Vormittag fand in Angelegenheit der Belegung der Inspektorstelle des Dedenburger Seniorat unter dem Borsite des Seniors Heinrich Renner eine vertrauliche Enquste statt. Die Mitglieder beschlossen insgesammt, den bisherigen verdienstvollen Inspektor fün­ Rath Dr. Karl Schreiner zur Rücknahme seiner Resignation aufzufordern. Zum größten Be- Ferdinand Bor . .» 2... Ar 60. Bereits ausgemwiesen Sa Busammen . Kr. 2181.— Fa ie & 4 ö­z­­ = a 2 EIRREN TE he REES E Zi SE re ee !

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